Martin Kögel, Vorstand der VOQUZ Labs AG (ISIN: DE000A3CSTW4), im Exklusivinterview über Wettbewerbsvorteile im SAP-Umfeld, EBITDA-Margen von 30 % und ein Börsenlisting in Deutschland. Also noch etwas Zeit sich näher mit dem Unternehmen zu befassen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Dabei hilft ein „Blick auf die Macher“ hinter dem Namen.
Die in Berlin ansässige VOQUZ Labs AG ist seit Juli 2021 an der Wiener Börse notiert. Der führende Spezialist für SAP-Lizenz-Management, der im Geschäftsjahr 2021 um 33% gewachsen ist und dabei eine EBIT-Marge von 21% erzielte, hat ehrgeizige M&A-Pläne. Auch ein Listing an einem deutschen Börsenplatz steht auf der Agenda. Die Analysten von SMC Research sehen den fairen Wert der VOQUZ-Labs-Aktie bei 81,50 Euro und trauen der Gesellschaft bis 2025 einen Umsatzsprung auf knapp 29 Mio. Euro zu. Das Nebenwerte-Magazin sprach mit VOQUZ-Labs-Vorstand Martin Kögel.
Herr Kögel, VOQUZ Labs ist ein Berliner Software-Hersteller, der smarte Lösungen für SAP-Kunden entwickelt und vertreibt. Was ist das Besondere an Ihrem Angebot?
Martin Kögel: Kurz gesagt: Wir sparen unseren Kunden viel Geld. Und das ist weit mehr als eine reine Marketingfloskel. Wir sorgen für die beste und verlässlichste vollautomatische Lizenzoptimierung am Markt – letztlich also dafür, dass der SAP-Kunde sein Investment in das ERP-System effizienter gestaltet.
SAP ist zurecht einer der größten Player in der IT und dadurch bei vielen unserer Kunden auch der größte Posten im IT-Budget – da geht es schnell um äußerst hohe Beträge. Wir identifizieren exakt, welche Lizenzen ein Kunde tatsächlich benötigt. Durch uns kann er das so freigewordene Budget anders nutzen und geht gleichzeitig kein Compliance-Risiko ein.
Wie sieht der typische VOQUZ-Labs-Kunde aus? Und wie schnell amortisiert sich für ihn der Einsatz Ihrer Software?
Martin Kögel: Jedes Unternehmen, das SAP-Software einsetzt, liegt in unserem Fokus. Wir haben bereits mit Kunden aus ca. 50 Ländern der Welt zusammengearbeitet – vom Mittelständler bis zum internationalen Großkonzern. Interessant ist unsere Statistik über die Lizenzsituation, die wir dort vorgefunden haben: Ca. 60 % unserer Kunden waren überlizensiert – ohne es zu wissen. Im Durchschnitt sprechen wir hier von einem Betrag von rund 2 Mio. Euro. Das bedeutet circa 400.000 Euro jährliche, leicht vermeidbare Wartungskosten. Auf der anderen Seite waren circa 30 % der Kunden unterlizensiert. Das durchschnittliche Compliance-Risiko dieser Kundengruppe lag bei 1,5 Mio. Euro. Dies zeigt eindrucksvoll, um welch hohen Beträge es hier geht. Entsprechend schnell amortisiert sich auch der Einsatz unserer Software.
Im Bereich Lizenzmanagement sind Sie der einzige Anbieter, der sich auf rein auf SAP fokussiert. Honorieren Ihre Kunden diese Spezialisierung?
Martin Kögel: Die Antwort ist ein ganz klares: Ja! Wir haben ja nicht nur unsere Lösung samQ im Angebot. Wir bieten unseren Kunden darüber hinaus Beratungsleistungen an. Aufbauend auf den Ergebnissen von samQ sorgen wir dafür, dass der Kunde auch das beste kommerzielle Ergebnis erzielt. Und das ist es, was uns von allen anderen Herstellern unterscheidet. Unsere Fokussierung macht unser Tool zum effizientesten am Markt und unsere Berater gehören zu den besten Spezialisten auf ihrem Gebiet.
Die Kundennachfrage ist hoch, wenn man die vorläufigen Geschäftszahlen für 2021 als Maßstab nimmt: Umsatz +33%, bereinigtes EBIT +84%, EBIT-Marge 21%. Wie zufrieden waren Sie persönlich mit dem operativen Abschneiden in 2021? Woher kamen die größten Wachstumsimpulse?
Martin Kögel: Mit dem Erreichten in 2021 bin ich sehr zufrieden. Dabei ist der Umsatzzuwachs von 33% nur die halbe Wahrheit. Gleichzeitig haben wir auch den Anteil der Recurring-Aufträge fast verdoppelt (+91%). Diese Recurring-Aufträge, die dank der damit verbundenen wiederkehrenden Erlöse die Planbarkeit deutlich erhöhen, haben inzwischen einen Anteil von ca. 54% am Gesamtvolumen.
Und gleichzeitig haben wir bewiesen, dass wir effiziente Kostenstrukturen haben und die Skaleneffekte eines dynamisch wachsenden Softwareherstellers voll ausnützen können. Eine EBITDA-Marge auf bereinigter Basis in Höhe von 28% ist der Beweis dafür. Ein deutlich über dem Markt liegendes Wachstum und dabei den Anteil der Recurring-Aufträge und die EBIT-Marge fast verdoppelt: Das war eine starke Leistung vom gesamten VOQUZ-Labs-Team.
Hat sich die dynamische Entwicklung in den ersten Monaten 2022 fortgesetzt? Welche Ziele haben Sie für das laufende Geschäftsjahr?
Martin Kögel: Auch im laufenden Jahr sind wir voll auf Kurs. Allerdings spielt sich bei uns traditionell ein Großteil des Geschäfts im vierten Quartal ab, bis dahin ist vieles Vorbereitung und Entwicklung von Projekten gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden. Unsere Ziele für die organische Entwicklung sind unverändert. Wir wollen jedes Jahr ca. 30% wachsen und eine EBITDA-Marge von mehr als 20% erreichen – sprich den Rule50 Score erfüllen.
Welches EBITDA-Ziel peilen Sie mittelfristig an?
Martin Kögel: Als mittelfristiges Margenziel sehe ich am unteren Ende die Marke von 30% beim EBITDA. Das ist im Minimum drin und in 2021 waren wir ja bereits kurz davor.
Sie haben Ihre ambitionierten Wachstumspläne angesprochen. Wie wollen Sie diese umsetzen?
Martin Kögel: Der erste Wachstumstreiber ist die organische Entwicklung. Wir werden dieses Jahr neue Produkte an den Start bringen, die unser heutiges samQ ergänzen und uns zusätzliches Upsell-Potenzial liefern. Eine weitere wesentliche Säule unserer Expansionspläne ist die Internationalisierung. Vor kurzem haben wir einen Standort in Singapur eröffnet, von dem aus wir nun die gesamte APAC-Region bedienen. Mit Tony Wise haben wir dabei einen der bekanntesten Experten aus unserer Brache für uns gewonnen. Zuletzt war Tony Wise für SoftwareONE tätig, für die er den weltweiten SAP-Lizenzservice aufgebaut hat. Davor hat er das SAP-Lizenz-Audit-Team in APAC geleitet.
Gleichzeitig bauen wir laufend die Teams in den USA und Europa aus und entwickeln diese Märkte weiter. Gerade das Geschäft mit Partnern, das derzeit ca. 40% der Aufträge ausmacht, wollen wir besonders anschieben. Wir haben einen Partner Manager installiert und entwickeln gezielt die Zusammenarbeit mit einigen strategischen Partner weiter.
Welche Rolle spielen Zukäufe in Ihren Plänen?
Martin Kögel: Eine große Rolle! Denn parallel zu den angesprochenen organischen Maßnahmen treiben wir unsere M&A-Strategie konsequent voran. Mit samQ haben wir einen unglaublich effektiven Door Opener zu SAP-Kunden weltweit. Diese Plattform wollen wir für weitere Produkte nutzen. Diese wollen wir nicht selbst entwickeln, sondern per Übernahme hinzunehmen. Das SAP-Umfeld ist ideal dafür. Es gibt eine Vielzahl von lediglich lokal tätigen Produktanbietern, für die das ein sehr gute Gelegenheit ist, international zu wachsen.
Wie sind Sie intern aufgestellt, um die geplanten Zukäufe erfolgreich durchführen und auch integrieren zu können?
Martin Kögel: Die Grundvoraussetzung ist, dass die eigene Organisation stabil ist und nicht laufend Aufmerksamkeit vom Topmanagement benötigt. Das ist bei uns klar der Fall. Wir haben Kompetenz und Eigenverantwortung in allen Bereichen aufgebaut. Mit Victor Bredo haben wir einen CFO an Bord genommen, der während der Due Diligence und später im laufenden Betrieb die Zahlen und das Reporting im Griff hat.
Und dann ist, neben der Auswahl der passenden Unternehmen, die Integration die Hauptaufgabe. Das habe ich in meiner Laufbahn schon mehrfach umgesetzt, sowohl auf Käufer- als auch auf Verkäufer-Seite. Das wird also eine meiner Hautaufgaben sein. Insgesamt ein komplexer Prozess, auf den wir gut vorbereitet sind. Bei uns brennt das gesamte Team auf die Aufgabe!
Haben Sie bereits konkrete Übernahmeziele im Visier? Welche Kriterien muss ein potenzielles Target erfüllen?
Martin Kögel: Was wir suchen, sind Produkte, die für unsere bestehenden Ansprechpartner bei unseren Kunden interessant sind. Zum einen arbeiten wir mit der SAP-Administration, der sog. SAP-Basis, zusammen. Alle Produkte die den technischen Betrieb, die User Verwaltung, Security, Daten-Migration etc. betreffen, sind in diesem Bereich interessant.
Zum anderen arbeiten wir auf der kaufmännischen Ebene mit dem Einkauf und den Lizenzmanagern zusammen. Also Lösungen, die diese Bereiche unterstützen und zu Kosteneinsparungen führen, sind hier besonders interessant.
Wie gehen Sie bei der Suche nach einem Übernahmekandidaten vor?
Martin Kögel: Wir arbeiten mit einem mir aus früheren Projekten bekannten M&A-Berater zusammen. Er ist spezialisiert auf Buy-Side-Beratung und kleinere Unternehmen. Ein laufender Research-Prozess ist angestoßen, eine Short-List erstellt und die ersten Gespräche laufen bereits. Ich durfte das schon einige Male begleiten und umsetzen. Aber es ist jedes Mal aufs Neue ein wirklich sehr spannender Prozess.
Hier drängt sich natürlich die obligatorische Frage nach der Finanzierung auf: Wie wollen Sie Ihre ehrgeizigen Wachstumspläne stemmen?
Martin Kögel: Das ist genau der Grund, warum wir an die Börse gegangen sind. Um eine M&A-Serie umzusetzen, benötigen wir Zugang zum Kapitalmarkt, um uns u. a. auch über Kapitalerhöhungen finanzieren zu können. Trotz des derzeit schwierigen Marktumfeldes glaube ich, dass unsere Performance in 2021 eine gute Basis dafür ist.
Aber natürlich ist Eigenkapital nur eine Säule der Finanzierung. Wir haben eine gesunde Bilanz und können daher auch mit Fremdkapital finanzieren. Eigene Aktien sind die dritte Säule der Finanzierung. Wir suchen keine Gründer, die verkaufen und danach gehen, sondern zukünftige Mitstreiter, die an unsere Wachstumsstory glauben und ein Teil davon sein wollen.
Was versprechen Sie sich von der neu abgeschlossenen strategischen Partnerschaft mit Scalue?
Martin Kögel: Scalue ist ein Kontakt, den ich – unabhängig von unseren M&A-Aktivitäten – aus dem Netzwerk knüpfen konnte. Einkaufsabteilungen können mit Scalue schnell Verbesserungspotenziale ausmachen. Scalue analysiert die relevanten Daten aus dem SAP-System des Kunden und liefert out of the box eine Vielzahl von vordefinierten Use Cases. Und nicht nur einer liefert regelmäßig sehr schnell umsetzbare Verbesserungspotenziale. Das passt perfekt zu uns. Derzeit sprechen wir die ersten Kunden an und haben schon sehr positives Feedback. Bleibt das so, planen wir Scalue weltweit zu vermarkten.
Wann steht ein Börsenlisting der VOQUZ-Labs-Aktie in Deutschland an?
Martin Kögel: Wir haben uns dazu committed, unsere Börsennotiz ständig weiterzuentwickeln. Derzeit ist die VOQUZ-Labs-Aktie an der Wiener Börse, wobei die Börsenumsätze bisher noch gering sind. Im Zuge der nächsten Kapitalerhöhung planen wir auch ein Listing an einer Deutschen Börse herzustellen.
In einem weiteren Schritt wollen wir dann die Zulassungskriterien für höher regulierte Segmente wie den Münchner m:access erfüllen. Damit bekommen wir dann auch Zugang zum deutschen XETRA-Handel.
Herr Kögel, vielen Dank für das Interview.
Martin Kögel | CEO der VOQUZ Labs AG
Martin Kögel war Mitgründer und Geschäftsführer von Cloud 7, das 2014 mit DV Ratio zu VOQUZ fusionierte. Zuvor war er IR Manager und CFO Deutschland bei Brain Force. Davor hatte er mehrere internationale Positionen (Dublin, New York, Yokohama) bei BOWNE inne und war CFO bei der NSE AG.
Über die VOQUZ Labs AG:
Das Unternehmen ist ein führender Softwarehersteller für SAP Lizenz-, Berechtigungs- & Compliance Management. Dazu entwickelt es Standardsoftware für das Lizenz- und Benutzermanagement im SAP Bereich und bietet die Lösungen samQ License Optimizer for SAP® Software, setQ Authorization Manager for SAP® Softwaregebündelt mit hochwertigen Advisory Services zum Thema Lizenzberatung weltweit an.