VEGANZ Group AG Interview: „…weltweit den Zugang zu veganen Lebensmitteln zu ermöglichen.“ CMO M.Möller gibt Einblicke.

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veganz group ag: CMO Moritz Möller, blickt auf viele Jahre Marketingerfahrung in den Bereichen Kultur und Unterhaltung, Reise- und Technologiebranche zurück
VEGANZ AG (ISIN: DE000A3E5ED2) ein deutscher Vertreter eines Nachhaltigkeitsunternehmens par exellence. Vegane Ernährung, CO2-Bilanz und Klimafreundlichkeit – die VEGANZ AG kombiniert den ökologischen Zeitgeist mit einer klaren Wachstumsstrategie. Im Interview mit Moritz Möller, CMO der VEGANZ AG konnten wir über Pläne, Status Quo und Strategien reden. Spannende Aussichten in einem steitg wachsenden Martksegment mit weltweiten Ambitionen:

„Hallo wir sind VEGANZ“, so begrüßen Sie auf Ihrer Homepage. Wer ist denn die Veganz Group AG?

Moritz Möller: Wir sind die Marke, die den Kulturwandel der Ernährung begleitet, denn bereits 32 Millionen Deutsche ernähren sich alternativ, der Großteil von ihnen flexitarisch. Flexitarier essen nur noch gelegentlich Fleisch, Fisch und Käse und greifen auf vegane Alternativen in ihrem Alltag zurück. Der Hauptgrund dafür ist, dass tierische Lebensmittelproduktion 30 % des globalen CO2-Ausstoßes ausmacht und 70 % des Biodiversitätsverlustes. Unsere Ernährung ist ein Haupttreiber für globale Erwärmung. Mit unseren geschmackvollen, veganen Produkten  sind wir die Marke für klimafreundliche Ernährung. Wir bieten 120 vegane Produkte von Keksen bis zur Entenalternative an. Absolut lecker und in 28 Ländern verfügbar.

Die Veganz Group AG ist seit November letzten Jahres an der Börse. Für Sie eine Erfolgsstory? Was reizte Sie an einem Börsengang? Und wurden diese Erwartungen erfüllt?

Moritz Möller: Unser Börsengang war definitiv ein Erfolg. Ziel war es, neues Eigenkapital zu sammeln, um das weitere Wachstum und unsere zweite Produktionsstätte zu finanzieren. Die Veganz Food Factory in Werder an der Havel wird mit einer Größe von über 11.000 qm die größte rein pflanzliche Produktion Europas sein. Dort werden wir vor allem Alternativen zu Käse, Fleisch und Fisch herstellen. Im Rahmen dessen arbeiten wir auch gemeinsam mit der TU Berlin an einem Forschungsprojekt zur Produktion pflanzlicher Fleischalternativen.

Die Veganz Group AG verfolgt einen kräftigen Wachstumskurs. Wie ist denn 2021 bei Ihnen gelaufen und was erwarten Sie für 2022? Es sollte ja zu einem kräftigen Umsatzschub kommen können?

Moritz Möller: 2021 war für uns ein sehr ereignisreiches Jahr: Wir haben es trotz der fortgesetzten Coronavirus-Pandemie geschafft, unsere Vertriebskanäle und die Produktpalette zu erweitern, die Grundlage für die größte europäische vegane Lebensmittelproduktion zu schaffen und unsere Finanzierungssituation mit dem Börsengang auf ein stabiles Fundament zu stellen. Die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 werden wir im Mai 2022 veröffentlichen. Natürlich wollen wir auch in Zukunft weiterwachsen. Bitte haben Sie aber Verständnis, dass wir eine etwaige Prognose für das laufende Geschäftsjahr erst sinnvoll auf Basis der finalen Vorjahreszahlen abgeben können.

Derzeit verdienen Sie, üblich für Unternehmen mit Ihrem Strategieansatz, noch kein Geld. Vielmehr laufen steigende Verluste auf. Wann erwarten Sie den Break-Even zu erreichen? Ab welchem Umsatzvolumen?

Moritz Möller: Wir haben in den letzten zehn Jahren sehr viel geschafft und uns vom kleinen Supermarkt um die Ecke zum Vollsortimenter mit eigener Produktion entwickelt. Auch wenn wir mit dem Börsengang und der größten europäischen veganen Lebensmittelproduktion zwei weitere Meilensteine erreicht haben, haben wir noch viel zu tun. So rechnen wir beispielsweise damit, schon im Jahr 2022 erste eigene, margenstärkere Produkte in unserer neuen Produktionsstätte fertigen zu können, eine volle Kapazitätsauslastung erwarten wir allerdings nicht vor dem Jahr 2026. Insofern wird die Erreichung des Break-Even noch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen.

Wie sehen Ihre Investitionspläne in den nächsten Jahren aus? Planen Sie Kapitalmassnahmen zur Wachstumsfinanzierung? Oder eine weitere Aufstockung Ihrer Anleihe? Respektive die Ausgabe anderer Finanzinstrumente?

Moritz Möller: Natürlich planen wir, weiter zu wachsen, um unserem Anspruch, Menschen weltweit den Zugang zu veganen Lebensmitteln zu ermöglichen, gerecht zu werden. Hierfür müssen wir uns auch international noch breiter aufzustellen. Aktuell sind hier beispielsweise die skandinavischen Länder und Frankreich für uns sehr interessant. Ob und wann wir aber so stark wachsen, dass wir zusätzliches Kapital oder eine weitere Finanzierungsrunde benötigen, ist aus heutiger Sicht noch nicht absehbar.

Wie setzt sich derzeit Ihr Aktionariat zusammen? Gibt es langfristige Commitments einzelner Aktionäre?

Moritz Möller: Unsere Aktien werden in Form von Inhaberaktien im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse im Segment “Scale” gehandelt. Dazu sollte man wissen, dass hier unter anderem die Bestimmungen des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes keine Anwendung finden. Das bedeutet, dass nur ein Anteilsbesitz von mehr als 25 Prozent der Aktien offengelegt wird. Insofern haben wir keine Detailkenntnis unserer Aktionärsstruktur. Unser Gründer und Vorstandsvorsitzender Jan Bredack ist aber nach wie vor der größte Einzelaktionär und hat sich im Rahmen des IPOs zu einer Lock-Up-Periode von 36 Monaten ab dem ersten Handelstag der Veganz-Aktie im November 2021 “committed”.

Denken Sie auch über anorganisches Wachstum nach? Wären da eher Vertriebswege oder Produzenten oder „Rohstoffhersteller“ interessant?

Moritz Möller: Im Rahmen der Mittelverwendung des IPO planen wir auch anorganisch zu wachsen, neben der jüngsten Sicherung eines Patents für eine vegane Ei-Alternative sind für uns schwerpunktmäßig Investitionen im Bereich Produzenten interessant, aber anorganisches Wachstum in anderen Bereichen ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Und umgekehrt: Das Interesse an „gesunden, nachhaltigen Lebensmitteln“ besteht bei einigen der großen Konzerne, die sich umorientieren, weg von austauschbaren Massenprodukten mit geringen Margen. Könnte da Veganz nicht interessant sein?

Moritz Möller: Mit der tierischen Lebensmittelproduktion als weltweit größtem Verursacher von CO2-Emissionen ist und sollte die Entwicklung hin zu nachhaltigen Lebensmitteln im Interesse aller Menschen – und entsprechend auch aller Unternehmen – liegen. Wir haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, die Welt in dem von uns beeinflussbaren Bereich ein bisschen besser zu machen. Und das planen wir, auch in Zukunft zu tun. Über Dinge, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen, machen wir uns daher aktuell keine Gedanken.

Mit ihren Produkten treffen Sie den Zeitgeist. Mit welchen Produkten haben Sie angefangen? Wie sieht Ihr Sortiment derzeit aus und wo sehen Sie weitere Produktideen?

Moritz Möller: Zu unseren ersten Veganz Produkte zählen unsere Herzkekse und der Doppelkeks Kakao. Damals lag der Fokus noch verstärkt auf Sweets und wir hatten viele Produkte mit Superfoods wie z.B. Goji-Beere im Angebot. Mittlerweile sind wir Vollsortimenter und bieten Alternativen zu Fisch, Fleisch und Käse, aber auch Fertigprodukte wie unsere Pizzen, Snacks und ganz neu auch vegane Backwaren an. Vom Frühstück bis zum Abendbrot und vom Supermarkt bis ins Fußballstadium bedienen wir alle Bedürfnisse. Unser Schwerpunkt in der Produktentwicklung liegt aktuell wie schon erwähnt auf Käse-, Fleisch- und Fischalternativen.

Gibt es ein „Highlight“-Produkt oder einen Verkaufsrenner im Sortiment? Oder sehen Sie hier ein potentielles „Highlight“ in der Pipeline?

Moritz Möller: Wir haben in jeder Kategorie Topseller, im Bereich Pizzen sind wir Marktführer unter den veganen Herstellermarken und gehören zu den Top 5-Marken im vegetarischen Bereich, aber auch in den Bereichen Süßigkeiten, Fischalternativen oder Weichkäse haben wir absatzstarke Produkte.

Erst letzte Woche konnten wir das Patent für “das Ei” erwerben. Die Alternative für ein gekochtes Ei kommt noch dieses Jahr gemeinsam mit einem pflanzlichen Rührei auf dem Markt.

Die Veganz AG betreibt eigene Supermärkte und einen Online-Shop neben Onlinevertrieb über Amazon und andere Onlinemarktplätze. Wie wichtig sind diese beiden Distributionswege? Gibt es Expansionspläne für die „eigenen Supermärkte“? Wie groß sind die Märkte derzeit durchschnittlich? Werden nur eigene Produkte angeboten?

Moritz Möller: Auch durch die Coronavirus-Pandemie nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, Lebensmittel online zu kaufen. Auch für uns gewinnt dieser Distributionsweg daher an Wichtigkeit. Wir investieren in die digitalen Marktplätze, so sind wir beispielsweise bei Gorillas oder Flink inzwischen verfügbar.

Von unseren ehemals 10 Filialen haben wir aktuell noch drei in Berlin geöffnet, dort findet man neben unseren Veganz-Produkten auch ein breites Sortiment an veganen Produkten von anderen Marken. Es gibt momentan keine Pläne, neue Filialen dauerhaft zu eröffnen, da wir uns schon vor einigen Jahren zu einem Strategiewechsel – weg von der Supermarktkette hin zum Hersteller – entschieden haben.  

Sehr wichtig für das weitere Wachstum der Veganz Group AG scheint die Zahl der Verkaufsstellen zu sein, die Ihre Produkte anbieten. Wo kann man denn derzeit Ihre Produkte finden? Auf Ihrer Homepage finden sich ja die Namen der „Großen“, wie Aldi, Rewe oder Edeka. Wie sehen Sie die Entwicklung der POS in den nächsten Monaten? Gibt es feste Zielsetzungen? Wie sieht die Entwicklung aus?

Moritz Möller: Weltweit sind unsere Produkte aktuell in über 22.000 POS erhältlich. Dazu zählen die großen Drogerien und Supermärkte in Deutschland, Veganz-Produkte sind aber auch in Ländern wie Australien, Japan und in halb Europa erhältlich. Unser Ziel ist es, Menschen weltweit den Zugang zu veganen Lebensmitteln zu ermöglichen. Auch dieses Jahr werden wir dafür Partnerschaften mit neuen Handelspartnern eingehen und es werden einige neue POS dazu kommen.

Gibt es regionale Schwerpunkte? Wie verteilen sich Ihre Umsätze auf die verschiedenen Distributionswege?

Moritz Möller: Unser Kernmarkt ist aktuell die DACH Region, dort erzielen wir den größten Umsatzanteil. Den größten Umsatzanteil erreichen wir im LEH und Drogeriekanal, der ergänzt wird durch Aktionen im Discount. Aber auch im Bereich eFood sehen wir rasant steigende Umsätze, auch wenn diese nominell im Vergleich zu den großen Handelsketten noch geringer sind.

Wo sehen Sie die Veganz in 5 Jahren? Oder wo würden Sie sie gerne sehen?

Moritz Möller: Hoffentlich in einer Welt, die noch besser verstanden und verinnerlicht hat, wie wichtig Klima- und Umweltschutz für jeden einzelnen von uns ist. Wir jedenfalls werden als dann bekannteste Marke für vegane Lebensmittel Europas auch weiterhin mit ressourcenschonenden Innovationen und kreativen Vertriebswegen das Unsere dazu getan haben, noch mehr Menschen in noch mehr Ländern den Zugang zu veganen Lebensmitteln zu ermöglichen und damit die CO2-Emissionen deutlich und nachhaltig zu reduzieren.

Zum Abschluss möchten wir Sie bitten einige Stichworte kurz zu kommentieren:

Vegetarisch – In Deutschland ernähren sich schon über 4 Prozent aller Personen vegetarisch und im Veganuary sind über eine halbe Million Deutsche zu dieser Ernährungsform hinzu gekommen.

Klimaziele – Vegane Lebensmittel spielen eine wichtige Rolle, um die Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Rund 1/3 der CO2 Emissionen entstehen in der Lebensmittelindustrie.

CO2 – Eine vegane Lebensweise verursacht pro Jahr und Kopf ca. 940kg CO2. Im Vergleich dazu ist es bei einer omnivoren Ernährung mit 1760kg fast das doppelte

Wettbewerber – Wir sind in einem spannenden Marktumfeld unterwegs. Konsument:innen brauchen unterschiedliche Marken, da diese verschiedene Ziele erfüllen. Wir freuen uns, dass die Marke Veganz die bekannteste rein vegane Marke Deutschlands ist und wir die Bedürfnisse erfolgreich erfüllen.

Investor Relations – Seit dem 1. Februar 2022 haben wir eine Investor Relations Managerin mit langjähriger Erfahrung an Bord, um nach dem jüngst erfolgten Börsengang auch in diesem Bereich so professionell wie möglich aufgestellt zu sein.

Kapitalmarktkommunikation – siehe Investor Relations…

Herr Möller, vielen Dank für das Interview!
veganz group ag: CMO Moritz Möller, blickt auf viele Jahre Marketingerfahrung in den Bereichen Kultur und Unterhaltung, Reise- und Technologiebranche zurück Moritz Möller | CMO der Veganz Group AG

Moritz Möller, blickt auf viele Jahre Marketingerfahrung in den Bereichen Kultur und Unterhaltung, Reise- und Technologiebranche zurück. Vor seiner Tätigkeit bei der Veganz Group AG war er über 16 Jahre im Kulturmanagement, sowie als freier Marketingberater tätig. Er baute einen deutschlandweit einzigartigen Museumsdienstleister mit über 160 Mitarbeiter:innen und den Bereichen Besucherservice, Call-Center, Shopbetrieb, Sortimentsentwicklung, Events, Tourismus und Marktforschung mit auf und platzierte die Berliner Verlagsmarke Verlag M erfolgreich am Markt.

Er ist Preisträger des Apps4Berlin Awards 2011 und des Marketing4Future Awards 2020 und 2021. In seiner Beratertätigkeit verantwortete er unter anderem die Skalierung der Schweizer eCommerce Marke Einfach Weniger und organisierte Influencer Events für Marken wie Leica, EyeEm, Huawei und Meininger Hotels.
Im April 2018 nahm er seine Tätigkeit als Leiter Marketing und eCommerce bei Veganz auf und ist heute als CMO für die Bereiche Marketing und Produktmanagement verantwortlich.

Firmendarstellung

Veganz – Gut für dich, besser für alle – ist die Marke für pflanzliche Lebensmittel. 2011 in Berlin gegründet, wurde das Unternehmen als erste vegane Supermarktkette Europas bekannt. Mit einer bunten und lebensbejahenden Unternehmensphilosophie schaffte es Veganz, die vegane Nische aufzubrechen und den pflanzlichen Ernährungstrend am Markt zu etablieren. Das aktuelle Produktportfolio umfasst rund 120 Produkte in 17 Kategorien und ist in mehr als der Hälfte aller europäischen Länder und in mehr als 22.000 Points of Sale (POS) weltweit erhältlich (exklusive der drei Veganz Filialen in Berlin). Daneben wird das Veganz Produktportfolio kontinuierlich um hochwertige, innovative Artikel erweitert und die nachhaltige Wertschöpfungskette stetig verbessert. Für dieses Engagement wurde Veganz in einem exklusiven Handelsblatt-Ranking 2021 zur innovativsten Lebensmittelmarke Deutschlands gewählt.


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