VARTA – Aktie am Montag auf 0,00? Freitagsschluss 3,87 EUR – Samstag Sargnagel für Aktionäre gefixt. Rettung? Unwahrscheinlich.

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VARTA AG: VARTA AG blickt auf Herausforderungen und startet Neuausrichtung
Varta Aktie – es kommt einem wie Ewigkeiten vor, als die Aktie über 160,00 EUR handelte. Und seitdem klar ist, dass über das StaRUG das Unternehmen entschuldet und mit frischem Geld saniert werden soll, muss jeder Altaktionär davon ausgehen, dass seine Aktien nach dem geplanten Kapitalschnitt auf Null „nullwertig“ sind.
Nachdem vor einigen Wochen noch durch den geplanten Einstieg von Porsche im „Autobatteriesegment“ eine halbwegs glimpfliche Rettung auch für die Altaktionäre möglich schien, muss man seit dem 21.07.2024 zumindest für die Kleinaktionäre vom Schlimmsten ausgehen. Denn seitdem scheint der Weg vorgezeichnet: „Die VARTA AG („Gesellschaft“) hat heute entschieden, kurzfristig beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (kurz: StaRUG) anzuzeigen. “ (ad-hoc, 21.07.2024, Varta). Um so erstaunlicher, dass die Varta Aktie am letzten Dienstag bis auf 5,10 EUR hochgehandelt wurde und selbst Freitag noch mit 3,87 EUR aus dem Markt ging.

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Wahnsinn mit Methode? Kalte Dusche für alle Spekulanten heute, am Samstag, um 15:35 Uhr. Todesanzeige für die Varta Aktie mit der ISIN DE000A0TGJ55.

Nüchterne Worte „… eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der VARTA AG auf 0 Euro vor, die zum kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre der VARTA und zum Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der VARTA führt.“ So hört es sich an, wenn im Rahmen einer ad-hoc-Meldung die Enteignung aller Aktionäre der Varta angekündigt wird. Eigentlich beginnt die Meldung mit einer positiven Botschaft:

VARTA AG: VARTA AG gibt kommerzielle Einigung über Sanierungskonzept bekannt

Wie bereits angekündigt soll die Varta AG durch einen Schuldenschnitt und neues Kapital „Überlebensfähigkeit“ erlangen. Hierfür wird der bisherige (mittelbare) Mehrheitsaktionär der Gesellschaft, DDr. Michael Tojner, mit einer von ihm  kontrollierten Gesellschaft („MT InvestCo“) und eine Beteiligungsgesellschaft der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG als neue und alleinige Aktionäre der Varta AG die neue Varta AG lenken. Die „Ausbuchung“der bisherigen Aktien zu Null geht natürlich nur unter Anwendung des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG). Natürlich liegt die letztendliche Entscheidung bei den Gerichten über die Anwendung des StaRUG, aber formal werden die Kriterien erfüllt. Die Zustimmung der Aktionäre ist nicht notwendig. So will es das StaRUG.

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Seit Leoni ist es klar, was StaRUG für die Minderheitsaktionäre bedeutet: Varta’s mögliche Rettung und eventuelle Erholung wird ohne Beteiligung der Altaktionäre stattfinden:

Varta Aktie auf Null ist Bestandteil der Lösung.

Bei Leoni wurde es erstmals öffentlichkeitswirksam vorgemacht, bei anderen, wie Endor, stand es vor der Tür – mit heftigem Widerstand der Altaktionäre – Ende dann schliesslich die Insolvenz mit ähnlichen Effekten für die Aktionäre. Bei Varta wird die Fremdkapitalseite entspannt: Reduktion der bestehenden Schuldenlast von 485 Mio EUR um insgesamt ca. 285 Mio EUR auf ca. 200 Mio EUR durch einen Schuldenschnitt und eine Verlängerung der verbleibenden Kreditforderungen bis 31. Dezember 2027 vor. Zur Deckung des Liquiditätsbedarfs sei darüber hinaus ein neuer vorrangiger Kredit in Höhe von 60 Mio EUR mit Laufzeit bis 31. Dezember 2027 vorgesehen, der entsprechend der kommerziellen Einigung von sämtlichen der bisherigen Finanzierer (Konsortialkreditgeber und Schuldscheindarlehensgeber), die dem Restrukturierungsplan zustimmen, pro rata zu ihren bestehenden Kreditengagements zur Verfügung gestellt werden kann. Dafür gibt es ein „eine virtuelle Beteiligung an der VARTA AG im Sinne eines Wertaufholungsinstruments eingeräumt wird, die eine signifikante Beteiligung am wirtschaftlichen Eigenkapital der Gesellschaft darstellt. “

Schritt 2 – Kapitalherabsetzung der Varta Aktien auf Null – dann…

Unmittelbar im Anschluss an die Kapitalherabsetzung würden die MT InvestCo und eine Beteiligungsgesellschaft von Porsche zum Zwecke der Stabilisierung der VARTA im Wege einer Kapitalerhöhung unter Bezugsrechtsausschluss in bar mit Sachagio (in Form von Betriebsimmobilien, die von VARTA derzeit gemietet werden) einen Betrag von insgesamt 60 Mio. Euro gegen Ausgabe neuer Aktien der VARTA AG einbringen.

Anmerkung: Kapitalzufluss nicht einschätzbar, Immobilien plus Cash summieren sich auf 60 Mio EUR – kein hoher Preis für nominal 100% des Aktienkapitals.

Nach Abschluss der Kapitalmaßnahmen würden wirtschaftlich am Eigenkapital der VARTA AG die Super Senior Finanzierer zu 36 %, MT InvestCo zu 32 % und Porsche zu 32 % beteiligt sein. Rechtlich würden die Beteiligungen an der VARTA AG zunächst von MT InvestCo und Porsche zu je 50 % gehalten, wobei bei der Ausgestaltung darauf geachtet würde, dass weder MT InvestCo noch Porsche noch beide gemeinsam die Kontrolle hätten.

Anmerkung: Interessante Konstruktion die Varta neu aufzustellen – keiner hat das Sagen?  Hört sich interessant an.

Die kommerzielle Einigung sieht zudem die Möglichkeit vor, dass ein weiterer Investor innerhalb eines Jahres nach Abschluss des StaRUG-Verfahrens über eine Barkapitalerhöhung von bis zu weiteren 30 Mio. Euro einsteigt, wodurch sich die Beteiligungen der Super Senior Finanzierer, MT InvestCo und Porsche verwässern würden. Im Zuge des Restrukturierungsverfahrens kann die VARTA AG zudem in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt werden.“ (ad-hoc Varta, 17.08.2024)

Gibt jetzt kaum einen nachvollziehbaren Grund, dass die Varta Aktie sich am Montag den 0,00 EUR nicht nähern sollte…

Selbst für ewige Optimisten, aber nur hoffnungslose Optimisten bleibt kaum ein Grund für eine Wertigkeit der Varta Aktie: Einmal besteht natürlich immer noch die Möglichkeit, dass das StaRUG nicht zur Anwendung kommen könnte, wobei derzeit die Wahrscheinlichkeit eher gering erscheint – wie gesagt vor gericht geht es um eine formale Prüfung, die man wohl besteht. Und natürlich versuchen die derzeitigen Aktionäre (der Hauptaktionär als geplanter StaRUG-Profiteur natürlich nicht) ein solches Verfahren zu verhindern. In erster Front hier wieder die SdK, die versucht die Interessen zu bündeln:

SdK lehnt Restrukturierung der VARTA AG mittels StaRUG ab und ruft Aktionäre dazu auf, gegen den Restrukturierungsplan zu stimmen

Restrukturierungsplan sieht vollständigen Verlust für Aktionäre vor ohne Möglichkeit der Wertaufholung

Am 21. Juli 2024 hat der Vorstand der VARTA AG bekanntgegeben, (…)“ (Presseerklärung SdK, 23.07.2024, HIER DER VOLLSTÄNDIGE SDK-AUFRUF) – Hiermit versucht man eine gemeinsame Front der Streubesitzaktionäre gegen die Pläne des Varta Management’s zu bilden – Erfolgsaussichten? Wer nicht kämpft hat schon verloren, aber…

Egal warum, jetzt die Varta Aktie zu kaufen, ist ein reines Vabanque-Spiel. Wobei wahrscheinlich bei 6 aus 49 grössere Chancen auf den Jackpot bestehen…

Varta-Aktie als Kapitalanlage, als Investment auf die zukünftige Entwicklung des Ellwanger Unternehmens, scheint derzeit nicht vorstellbar. Einzig eine Spekulation auf Verhinderung des StaRUG-Verfahrens ohne eine Insolvenz wäre für die Varta-Aktie ein Argument. Und dass hierbei die Chancen swehr schlecht stehen, muss man nicht betonen. Deshalb erscheint die heutige förmliche „Kursexplosion“, die sich gerade wieder relativiert, eher ein irrationales Spekulationsfieber ohne langfristige Perspektive.

FAZIT: Derzeit ist die Varta-Aktie ein reiner Zock auf Durchführung des StaRUG oder nicht. Alles andere – wirtschaftliche Perspektiven, Restrukturierungschancen oder Chancen aus E-Mobilität oder neue Energiespeicher – kann aktuell nicht durch den Kauf der Varta-Aktie abgebildet werden. Unsicherheit pur. Und wer engagiert ist? Spatz in der Hand besser als Taube auf dem Dach? Oder ist es jetzt auch noch egal, wenn die letzten Werte auch noch auf Null gehen? Auch eine Frage des Einstiegs? Bei 160,00 EUR oder bei 10,00 EUR – zumindest als Kopfsache.

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