Uniper Aktie zittert sich durch die letzten Wochen und Monate. Es musste eine Lösung her – mit staatlicher Unterstützung, wie auch immer, wenn die Uniper SE (ISIN:DE000UNSE018) die Folgen der explodierenden Gaspreise in Kombination mit den reduzierten Gasprom-Lieferungen überleben soll.Und seit die Lösung bekannt ist, scheint der Markt langsam wieder seine Liebe zur Uniper Aktie zu entdecken – von einem Tief bei 2,55 EUR geht es kräftig nach oben. Und wenn man die von Charttechnikern geschriebenen Artikel über „Bodenbildung“, „Silberstreif am Horizont“ oder“weitere Kaufwelle sei möglich“ liest, fragt man sich, ob denn fundamentale Daten, Verlustanzeigen von mehr als der Hälfte des Grundkapitals und eine extrem verwässernde Kapitalerhöhung, die am 19.12. wohl auf einer a.o. Hauptversammlung abgesegnet werden muss. „Muss“, weil ohne Kapitalerhöhung die Uniper ganz einfach pleite ist.
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Bedingungen der Kapitalerhöhung durchgerechnet – was bleibt der heutigen Uniper-Aktie an Unternehmensanteil nachher noch?
Aktuell besteht das Grundkapital der Uniper SE aus 365,96 Mio Aktien, von denen rund 77,96 % – also rund 285,3 Mio. Aktien – der finnischen Fortum gehören. Und aufgrund der aktuellen Schieflage wird es einen Einstieg des Bundes geben: 8 Mrd EUR Kapitalerhöhung zu 1,70 EUR je Aktie – sprich 4,7 Mrd (!) neue Aktien, die neben dem Fortum-Anteil, der für ebenfalls 1,70 EUR an den Bund geht, dann zumindest bis zu einer wirtschaftlichen Stabiliserung der Uniper SE im Staatsbesitz bleiben werden. Und zu verdauen gibt es einen Verlust von – nach derzeitigen Annahmen – allein in 2022 von rund 27 Mrd EUR. Hierfür werden DARLEHEN der KfW zur Deckung der Liquiditätslücke zur Verfügung gestellt. Wohlgemerkt Darlehen, nicht Zuschüsse.
Und jetzt gerechnet: rund 5,4 Mrd Aktien (korrigiert: rund 5 Mrd Aktien) der Uniper nach Kapitalerhöhung würden nach derzeitigem Kurs von – nachbörslich – sogar 7,09 EUR eine Market-Cap von rund 35 Mrd EUR bedeuten!
Also wenn allein der heutige Aktienkurs dauerhaft gehalten würde, wäre die Uniper in ihrem aktuellen Zustand – mit den höchsten Verlusten eines Energieversorgers ever. Mit einer Bilanz, die in 2021 noch durch wesentliche Erträge des russischen Kraftwerksparks von fünf Gas- und Kohlekraftwerken in den wichtigen Industrieregionen Zentralrusslands, dem Ural und Westsibiriens geprägt war – rund 5 Prozent des landesweiten Strombedarfs kommen und kamen von Uniper. Entwicklung ungewiss.
Beim absoluten Höchstkurs der Uniper Aktie von 42,45 EUR am 27. Dezember 2021 wurde der Konzern ohne das die Russlandsassets damals zwiefelhaft waren, ohne Multimilliardenschulden bei der KfW wegen der Liefereinstellung Gasproms und ohne rekordmässige Multimilliardenverluste mit gut 15 Milliarden EUR bewertet – und jetzt wäre er 35 Mrd wert? So sähe es aus, wenn der aktuelle Kurs auch nur gehalten würde und die Kapitalerhöhung wie geplant durchgezogen wird. Und diese Kapitlaerhöhung scheint alternativlos.
Das alte Erfolgssrezept ist tot – auf Dauer
Das alte Erfolgsrezept: Langfristige, „billige“ Erdgasbelieferungsverträge mit Gazprom und Weiterverkauf in langfristigen Lieferverträgen mit festen Preisen, sicheren Margen, an Stadtwerke, Zwischenhändler und teilweise Endkunden. VORBEI. Seit Gazprom den Gashahn immer mehr zudrehte, musste sich Uniper am weltweiten Spotmarkt zu wesentlich höheren Preisen mit Erdgas eindecken, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Milliardenlöcher, die immer bedrohlichere Ausmasse annehmen.
Offiziell liest sich die „Verstaatlichung“ mit einer Zahlung von 1,70 EUR je Aktie an Fortum folgendermassen: „Die deutsche Bundesregierung, Uniper und Fortum haben sich am 21. September 2022 auf eine Änderung des im Juli 2022 angekündigten Maßnahmenpakets geeinigt, das Uniper in Anbetracht der sich seitdem weiter verschärften Lage auf den Energiemärkten nachhaltig stabilisieren wird.
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Nun soll die Sicherung der finanziellen Stabilität Unipers in einem Schritt erfolgen. Dazu ist eine Kapitalerhöhung in Höhe von 8 Mrd. € zum Ausgabepreis von 1,70 € je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vorgesehen. Die im Rahmen der Kapitalerhöhung auszugebenden Aktien werden ausschließlich vom Bund gezeichnet. Darüber hinaus wird der Bund die derzeit von Fortum gehaltenen Uniper-Aktien für 1,70 € je Aktie erwerben. Dies wird zu einer Beteiligung des Bundes an Uniper von rund 99% führen.
Die Stabilisierungsmaßnahmen stehen unter anderem unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen in verschiedenen Jurisdiktionen, unter anderem der beihilferechtlichen und fusionskontrollrechtlichen Genehmigungen der EU-Kommission. Uniper sieht vor im vierten Quartal 2022 eine außerordentliche Hauptversammlung abzuhalten, um die Zustimmung der Aktionäre zu den Stabilisierungsmaßnahmen einzuholen.
Derzeit ist der finnische Energieversorger Fortum Oyj – über seine indirekte Holdinggesellschaft Fortum Deutschland SE, Düsseldorf – Hauptaktionär von Uniper. Nach den Uniper vorliegenden Informationen hatte Fortum zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2021 einen Anteil von 77,96 %.“
Hohe Schulden werden die „neue Uniper“ drücken, die Uniper Aktie wird für die aktuellen Aktionäre stark verwässert sein – viel zu viele Fragezeichen für einen Einstieg…
Heisst: Uniper wird nicht Insolvenz anmelden müssen, die bestehenden freien Aktionäre könnten über einen Squeeze-Out nach Vollzug des 99%-Mehrheitserwerbs durch den Bund „hinausgekauft“ werden. Oder man bietet den Aktionären „freiwillig“ die 1,70 EUR je Aktie, die auch der ehemalige Hauptaktionär Fortum erhält. Oder „der verschwindende Streubesitz“ bleibt und nach einer Normalisierung der Lage wird die Bundesbeteiligung an Uniper wieder „privatisiert“ – mit offenem Ausgang, wie dann die Kraftwerksbeteiligungen, die „Erdgashandelsabteilung“, die russischen Beteiligungen und die „Wasserstoffprojekte“ bewertet werden könnten.
Was tun?
Neueinstiege drängen sich bei der Vielzahl offener Fragen bestimmt nicht auf – sollte die Verstaatlichung scheitern wäre eine Insolvenz eine mögliche Variante. Und selbst wenn in einiger Zeit die Kostenbombe der Erdgaslieferverträge im „Buch“ der Uniper entschärft wäre – durch wieder sinkende Einkaufspreise oder steigende Verkaufspreise – wie viel die stark verwässerte Uniper-Aktie dann wirklich „wert“ sein könnte, lässt sich nicht einschätzen. Und wer investiert ist? Schrecken mit Ende? Oder „zocken“ auf die restlichen Teile von Uniper inklusive starker Wasserstoff-Aktivitäten? Und was wird mit den umfangreichen russischen Beteiligungen? Zu viele Fragezeichen – deren Lösung oder Beantwortung erst in Wochen, Monaten oder Jahren möglich scheint.