Uniper Aktie – Operativ Wow, aber kaufen zu diesen Kursen sinnvoll? Eher das Gegenteil!

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Uniper Aktie war nach dem Gasembargo gegen Russland nur noch Spielball der Spekulation, wann das Unternehmen „endlich“ pleite geht. Die Uniper SE (ISIN:DE000UNSE018 brauchte viele Milliarden EUR vom Staat, der schlussendlich 99,12 % der Aktien der Gesellschaft hält.Durch Kapitalerhöhungen in Höhe von 8 Mrd EUR, durch Übernahme der Aktien des ehemaligen Hauptaktionärs Fortum – jeweils zu 1,70 EUR je Aktie. Und aktuell wird die Aktie der Uniper hochvolatil an den Märkten gehandelt – bei 0,88% Freefloat kein Wunder. Dabei setzen die Anleger auf die operative Erholung Unipers, die sich allein im Q1/2023 in einem EBIT von PLUS 749 Mio EUR ausdrückte. Zwischendurch war der Kurs bis auf 8,63 EUR geschossen – MarketCap 73 Milliarden EUR. Dass war dann selbst den grössten Optimisten zu viel. Und auch die vorläufigen Q2-Zahlen in Verbindung mit einer kräftigen Prognoseerhöhung boten eine mehr als positive Überraschung:

Im Q2 lassen Absicherungsgeschäfte den Gewinn förmlich explodieren – Prognose hochgesetzt – Aktie hochgesprungen auf 6,68 EUR am Mittwoch – Volumen allein 2.873.721 Aktien auf XETRA, normalerweise im Schnitt gut 100.000 Stück täglich.

Bei insgesamt 8.329.506.651 Stück Aktien ausstehend, von denen jedoch „nur“ 0,87% NICHT dem Bund gehören, gibt es einen Freefloat von rund 73 Mio Aktien. Hiervon werden rund 60% Privatanlegern zugerechnet – knapp 44 Mio Aktien. Bei der grossen Aufmerksamkeit die Uniper geniesst ein derartig geringer freefloat, dass so gute Nachrichten, wie sie am Dienstag um 20:47 Uhr veröffentlicht wurde zu extremen Kursausschlägen führen muss.

Sind die Uniper Kurse fundamental nachvollziehbar? Durch den geringen Freefloat entstehen Übertreibungen, Kaufdruck trifft auf geringes Angebot…

Zuerst einmal die definitiv überzeugende Unternehmensmeldung von Dienstag Abend: „Auf Basis vorläufiger und ungeprüfter Zahlen erwartet Uniper für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2023 ein bereinigtes EBIT von EUR 3.701 Mio. (Vorjahr: EUR -757 Mio.) und einen bereinigten Jahresüberschuss von EUR 2.487 Mio.
(Vorjahr: -490 Mio.).“ Wobei die Gewinnexplosion nicht dauerhaft zu erwarten ist, sondern durch einmalige Faktoren sehr positiv beeinflusst wurde:

Denn Uniper profitiert in hohem Maße von profitablen Absicherungsgeschäften in den Bereichen der Stromerzeugung aus Kohle- und Gaskraftwerken sowie im Gas-Midstream-Geschäft. Bereits im Mai hatte Uniper über die erfolgreiche Absicherung über Termingeschäfte von offenen Gaslieferverpflichtungen infolge der Kürzung russischer Gaslieferungen berichtet. Dieser positive Einmaleffekt hat sich bereits in den Ergebnissen der ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2023 niedergeschlagen.

Wohlgemerkt „positiver Einmaleffekt“ bei Uniper’s Bilanzwunder.

Und so ist auch die für 2023 erhöhte Prognose natürlich ein Grund zur Freude für die Aktionäre: So erwartet Uniper für das Gesamtjahr 2023 eine „außergewöhnliche Ergebnisentwicklung“ und passt seinen finanziellen Ausblick entsprechend an. Uniper erwartet für das Gesamtjahr ein bereinigtes EBIT und einen bereinigten Jahresüberschuss in der Größenordnung eines mittleren einstelligen Milliardenbetrags.

Aber ein Kurs von 6,68 EUR steht für eine MarketCap von 55,6 Mrd EUR – Nonsense?

Scheint zumindest auch bei den Spekulanten angekommen zu sein – mittlerweile handelt die Uniper Aktie „nur noch“ bei 5,60 EUR – eine MarketCap von 47,4 Mrd EUR. Erscheint immer noch mehr als ambitioniert. Gerade wenn man sich vor Augen hält, dass der Bund im Rahmen des Beihilfeverfahrens auf Dauer seine 99,12% Aktienbeteiligung an Uniper veräussern muss/soll.

So kann man die Aussage Unipers, dass man daher seine Verpflichtung zur Rückzahlung überschüssiger Beträge im Rahmen der Beihilfegenehmigung der EU-Kommission prüfe und man werde diese Angelegenheit weiterhin mit der Bundesregierung diskutieren, auch als Hinweis für die Aktionäre sehen. Sollte es dabei bleiben, dass die 99,12% Unipers in dieser Grössenordnung „am Kapitalmarkt“ platziert werden sollen, dann scheinen Kurse von über 5,00 EUR eher unwahrscheinlich. Beispielsweise erreichte die kerngesunde Uniper vor der Ukrainekrise, mit bedeutend weniger Schulden, einem damals noch werthaltigen und ertragsstarken Russlandgeschäft, eine maximale Börsenbewertung von 15,5 Mrd EUR bei einem damaligen Kurs von 42,45 EUR je Aktie.

Analysten sind realistischer – mittleres Kursziel liegt bei 2,25 EUR. Höchstes Kursziel liegt bei 3,30 EUR, niedrigstes bei 1,50 EUR. Alle Analysten kommen deshalb zu SELL, bzw. einer zu HOLD – bei seinem Kursziel von 3,30 EUR eher exotisch anmutend.
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Es bleibt dabei. Wachstum in grünen Sektoren möglich und von EU erlaubt. Ja gewünscht. Aber die Auflagen der EU für die Genehmigung der Staatshilfe lassen Uniper schrumpfen. Auch beim derzeit noch gute Erträge bringenden Geschäft.

In Deutschland muss Uniper das 2020 in Betrieb genommene 1,1 GW-Steinkohlekraftwerk GW Datteln 4 und das Fernwärmegeschäft abgeben – bis 2026. Außerdem muss das Stromgeschäft in Nordamerika, das Geschäft mit Schiffstreibstoffen im Mittleren Osten, das internationale Helium-Geschäft und ein Gaskraftwerk im ungarischen Gönyu veräußert werden.

Weiterhin muss Uniper seine Beteiligungen an zwei Erdgas-Pipelines veräußern: Betroffen ist die Opal-Leitung zwischen Lubmin in Vorpommern und südlicheren Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen sowie die BBL-Pipeline, eine Verbindung zwischen den Niederlanden und Großbritannien. Auch die Beteiligungen an einer lettischen Gasgesellschaft und sein Geschäft in Russland unter der Marke Unipro muss Uniper abgeben – was sowieso schon geplant war und politisch gewollt und gefordert wurde.

Das alte Erfolgssrezept ist tot – auf Dauer

Das alte Erfolgsrezept: Langfristige, „billige“ Erdgasbelieferungsverträge mit Gazprom und Weiterverkauf in langfristigen Lieferverträgen mit festen Preisen, sicheren Margen, an Stadtwerke, Zwischenhändler und teilweise Endkunden. VORBEI. Seit Gazprom den Gashahn immer mehr zudrehte, musste sich Uniper am weltweiten Spotmarkt zu wesentlich höheren Preisen mit Erdgas eindecken, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Milliardenlöcher, die immer bedrohlichere Ausmasse annahmen. Mittlerweile hat sich zwar die Lage an den Spotmärkten beruhigt – aber die Zeiten des billigen russischen Erdgases sind vorbei.

Aber für die Jahre 2023/24 keine Unsicherheiten mehr in der Bilanz – Milliardengewinne winken – wieder.

Im Hinblick auf die russischen Gaslieferkürzungen erwartet Uniper für die Jahre 2023 und 2024 insgesamt keine Mehrkosten aus der Ersatzbeschaffung von Gasmengen. Uniper hat seine diesbezüglichen Gaslieferverpflichtungen für diesen Zeitraum nahezu vollständig unter anderem über Termingeschäfte abgesichert. Weitere Eigenkapitalerhöhungen des Bundes werden daher nicht mehr erforderlich sein. Auf Basis vorläufiger ungeprüfter Zahlen werden aus den Absicherungsgeschäften Gewinne vor Steuern von über 2 Mrd. Euro erwartet. Die Verwendung der Gewinne aus der Ersatzbeschaffung von Gasmengen wird mit dem Bund im Einklang mit den Vorgaben der EU-Beihilfegenehmigung abgestimmt.

Uniper bestätigt den Ausblick für das Jahr 2023 und rechnet weiterhin mit einer starken Ergebniserholung gegenüber dem Vorjahr, die zu einem positiven bereinigten EBIT und bereinigten Jahresüberschuss des Konzerns führen wird.“ (Ad-hoc Uniper 23.05.203)

Gute Nachrichten – der Bund spart viel Geld,.Die Privatisierung der Uniper scheint näher zu kommen, zu welchem Preis auch immer. Wobei über 5,00 EUR zwar den Finanzminister freuen würde, aber wohl eher nicht realistisch erscheint.

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Und? Was tun? Uniper Aktie – wie geht’s weiter?
Neueinstiege drängen sich beim aktuellen Kursniveau definitiv nicht auf. Wie viel die stark verwässerte Uniper-Aktie wirklich „wert“ sein könnte, lässt sich schwer einschätzen. Vielleicht die gezahlten 1,70 EUR je Aktie? Aufgrund der starken Zahlen für das erste Halbjahr sollte es wohl mehr werden, vielleicht die durchschnittliche Analystenerwartung von 2,25 EUR? Oder das höchste aufgerufene Kursziel von 3,30 EUR?
Und Wasserstoff als Hoffnungsträger der gescheiterten Uniper? Ja. Reicht das, um den aktuellen Aktienkurs zu rechtfertigen? NEIN, dafür ist Wasserstoff noch zu viel Zukunft, zu wenig in Bilanzzahlen zu bemessen. Aber zumindest Hoffnung irgendwann die extremen Schulden der Gas-Aera loswerden zu können. Vielleicht. Beobachten: Klar. Aber mehr drängt sich nicht auf. Zumindest derzeit…

Chart. Uniper SE | Powered by GOYAX.de

 

 

 

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