Uniper Aktie zittert sich durch die letzten Wochen und Monate. Es musste eine Lösung her – mit staatlicher Unterstützung, wie auch immer, wenn die Uniper SE (ISIN:DE000UNSE018) die Folgen der explodierenden Gaspreise in Kombination mit den reduzierten Gasprom-Lieferungen überleben soll.Und seit die grobe Lösung bekannt war, scheint der Markt langsam wieder seine Liebe zur Uniper Aktie zu entdecken – von einem Tief bei 2,55 EUR geht es kräftig nach oben. Und wenn man die von Charttechnikern geschriebenen Artikel über „Bodenbildung“, „Silberstreif am Horizont“ oder“weitere Kaufwelle sei möglich“ liest, fragt man sich, ob denn fundamentale Daten, Verlustanzeigen von mehr als der Hälfte des Grundkapitals und eine erste von weiteren geplanten extrem verwässernden Kapitalerhöhung, die am 19.12. auf einer a.o. Hauptversammlung abgesegnet werden muss. „Muss“, weil ohne diese erste und weitere Kapitalerhöhungen die Uniper ganz einfach pleite ist.
Und die 8 Mrd werden nicht reichen – weitere Kapitalerhöhungen bis zu 25 Mrd EUR sind möglich.
Heute wird es konkretisiert, was notwendig ist, um die Uniper „am Leben zu erhalten“: Neben der bereits bekannten „Barkapitalerhöhung in Höhe von EUR 8 Mrd. zu einem Ausgabepreis von EUR 1,70 je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre(…), die ausschließlich vom Bund gezeichnet werden soll.“ kommt ein genehmigtes Kapital von sage und schreibe 25 Mrd EUR, dass sukzessive ausgenutzt werden soll. Denn die 8 Mrd EUR Kapitalerhöhung seien „allein nicht ausreichend, um Uniper zu stabilisieren. Das Genehmigte Kapital soll genutzt werden, um das durch weitere Verluste in 2022, 2023 und 2024 insbesondere im Zusammenhang mit Gasersatzbeschaffungen in Folge russischer Gaslieferbeschränkungen geschwächte Eigenkapital teilweise wiederherzustellen.“
Steinhoff Aktie auf dem Weg zur Normalität? Dazwischen stehen 10 Mrd Schulden plus zu hohe Zinssätze. Update zu Pepkor Bilanz, stark.
Kleiner Hoffnungsschimmer bei Corestate – aber wie hoch ist der Preis für die Aktionäre?
Weiterhin soll wie bereits bekannt das Fortum-Aktienpaket von gut 77% der bestehenden Uniper Aktien für 1,70 EUR je Aktie an den Bund gehen. Und es ist jetzt schon klar:
Die 8 Mrd EUR Kapitlaerhöhung ist dieses Jahr nicht die letzte! Also bereits weitere Verwässerung absehbar – im Milliarden-EUR-Bereich
„Das Genehmigte Kapital (von 25 Mrd EUR)soll in Tranchen ausgenutzt werden. Es ist beabsichtigt, die erste Tranche noch vor Jahresende 2022 für eine Barkapitalerhöhung zu nutzen. Die hieraus resultierenden neuen Aktien werden ebenfalls zu einem Ausgabebetrag von EUR 1,70 je Aktie an den Bund oder eine Einheit des Bundes ausgegeben.“
Implizite Volatilität der EUREX-Optionen sagt alles aus – „Erwartung“ auf stark fallende Kurse ist im Markt vorherrschend – zumindest lässt man sich das Risiko dafür fürstlcih bezahlen…
Beim aktuellen Kursniveau der Uniper Aktie könnte man nun eine gute Chance sehen, an fallenden Kursen zu profitieren. – Warum die aktuellen Kurse auf Dauer als sehr, sehr ambitioniert erscheinen, dazu später ein einfaches Rechenexempel. – Aber die EUREX-Optionspreise, respektive Bid-Ask-Kurse sprechen eine klare Sprache und machen eine solche Spekulation unattraktiv. So steht beispielsweise eine tief-im-Geld liegende 20er Put-Option, Laufzeit 03/23, die die implizite Volatilität in der Prämie normalerweise „gegen Null bringen könnte“ bei 13,55 auf 14,80. Hebelwirkung sieht anders aus. Und eine am Geld liegende 6,40er Put, gleiche Laufzeit liegt bei 1,10 auf 3,30.
SFC Energy nimmt den 15 Mio USD-Auftrag für Brennstoffzellen als Antrieb zum Aufbau einer starken US-Prösenz. Alternativlos. Wie Nel…
H2-Update: Nel Ballard Power SFC Energy Bloom Energy NIKOLA- Wasserstoffs diese Woche operativ aktiv. Kurssteigerungen eine Frage der Zeit?
Bedingungen der Kapitalerhöhung durchgerechnet – was bleibt der heutigen Uniper-Aktie an Unternehmensanteil nachher noch?
Aktuell besteht das Grundkapital der Uniper SE aus 365,96 Mio Aktien, von denen rund 77,96 % – also rund 285,3 Mio. Aktien – der finnischen Fortum gehören. Und aufgrund der aktuellen Schieflage wird es einen ersten Einstieg des Bundes geben: 8 Mrd EUR Kapitalerhöhung zu 1,70 EUR je Aktie – sprich 4,7 Mrd (!) neue Aktien, die neben dem Fortum-Anteil, der für ebenfalls 1,70 EUR an den Bund geht, dann zumindest bis zu einer wirtschaftlichen Stabiliserung der Uniper SE im Staatsbesitz bleiben werden. Und zu verdauen gibt es einen Verlust von – nach derzeitigen Annahmen – allein in 2022 von rund 27 Mrd EUR. Hierfür werden DARLEHEN der KfW zur Deckung der Liquiditätslücke zur Verfügung gestellt. Wohlgemerkt Darlehen, nicht Zuschüsse.
Gesamt-Aktienzahl | Aktion | Kapitalisierung bei einem Kurs von 6,55 EUR (aktuell) | theoretischer Aktienkurs bei einer Kapitalisierung von 15,5 Mrd EUR zum historischen Höchststand (vor Ukrainekrieg) | |
365,96 Mio | Status Quo | 2,39 Mrd EUR | 42,45 EUR | |
5.065,96 Mio | 8 Mrd EUR Kapitalerhöhung | 33,18 Mrd EUR | 3,06 EUR | |
9.765,96 Mio | Annahme weitere 8 Mrd. KE | 63,96 Mrd EUR | 1,59 EUR | |
19.771,35 Mio | Vollausschöpfung des genehmigten Kapitals von 25 Mrd EUR | 129,51 Mrd EUR | 0,78 EUR | |
Und jetzt Klartext –
Wenn allein der heutige Aktienkurs dauerhaft gehalten würde, wäre die Uniper in ihrem aktuellen Zustand – mit den höchsten Verlusten eines Energieversorgers ever. Mit einer Bilanz, die in 2021 noch durch wesentliche Erträge des russischen Kraftwerksparks positiv beeinflusst wurde. Die von fünf Gas- und Kohlekraftwerken in den wichtigen Industrieregionen Zentralrusslands, dem Ural und Westsibiriens ,geprägt war und damit rund 5 Prozent von Russlands Strombedarfs deckte. Die Bewertung und Entwicklung dieser ehemals wichtigen Assets ist höchst ungewiss.
Beim absoluten Höchstkurs der Uniper Aktie von 42,45 EUR am 27. Dezember 2021 wurde der Konzern ohne das die Russlandsassets damals zweifelhaft waren, ohne Multimilliardenschulden bei der KfW wegen der Liefereinstellung Gasproms und ohne rekordmässige Multimilliardenverluste mit gut 15 Milliarden EUR bewertet – und jetzt wäre er 33 Mrd wert? So sähe es aus, wenn der aktuelle Kurs auch nur gehalten würde und die erste Kapitalerhöhung wie geplant durchgezogen wird. Und diese Kapitalerhöhung und auch weitere sind wohl alternativlos.
Das alte Erfolgssrezept ist tot – auf Dauer
Das alte Erfolgsrezept: Langfristige, „billige“ Erdgasbelieferungsverträge mit Gazprom und Weiterverkauf in langfristigen Lieferverträgen mit festen Preisen, sicheren Margen, an Stadtwerke, Zwischenhändler und teilweise Endkunden. VORBEI. Seit Gazprom den Gashahn immer mehr zudrehte, musste sich Uniper am weltweiten Spotmarkt zu wesentlich höheren Preisen mit Erdgas eindecken, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Milliardenlöcher, die immer bedrohlichere Ausmasse annehmen.
Denn hohe Schulden werden die „neue Uniper“ drücken. Und die Uniper Aktie wird für die aktuellen Aktionäre extremst verwässert sein. Also viel zu viele Fragezeichen für einen Einstieg…
Heisst: Uniper wird nicht Insolvenz anmelden müssen, die bestehenden freien Aktionäre könnten über einen Squeeze-Out nach Vollzug des 99%-Mehrheitserwerbs durch den Bund „hinausgekauft“ werden. Oder man bietet den Aktionären „freiwillig“ die 1,70 EUR je Aktie, die auch der ehemalige Hauptaktionär Fortum erhält. Oder „der verschwindende Streubesitz“ bleibt und nach einer Normalisierung der Lage wird die Bundesbeteiligung an Uniper wieder „privatisiert“ – mit offenem Ausgang, wie dann die Kraftwerksbeteiligungen, die „Erdgashandelsabteilung“, die russischen Beteiligungen und die „Wasserstoffprojekte“ bewertet werden könnten.
Und? Was tun?
Neueinstiege drängen sich bei der Vielzahl offener Fragen bestimmt nicht auf – sollte die Verstaatlichung scheitern, wäre eine Insolvenz eine mögliche Variante. Und selbst wenn in einiger Zeit die Kostenbombe der Erdgaslieferverträge im „Buch“ der Uniper entschärft wäre – durch wieder sinkende Einkaufspreise oder steigende Verkaufspreise – wie viel die stark verwässerte Uniper-Aktie dann wirklich „wert“ sein könnte, lässt sich nicht einschätzen. Und wer investiert ist? Schrecken mit Ende? Oder „zocken“ auf die restlichen Teile von Uniper inklusive starker Wasserstoff-Aktivitäten? Und was wird mit den umfangreichen russischen Beteiligungen? Zu viele Fragezeichen – deren Lösung oder Beantwortung erst in Wochen, Monaten oder Jahren möglich scheint.