thyssenKrupp – Wasserstofftochter nucera soll an die Börse, noch vor der Sommerpause. So weit, so klar. Dazu sind bisher folgende Eckdaten bekannt: Um die geplanten Investitionen zu stemmen, soll der Gesellschaft aus dem Listing ein Betrag von 500 bis 600 Mio EUR zufliessen. Und im geringeren Umfang sollen auch bestehende Aktien platziert werden. Und dabei will thyssenKrupp „dauerhaft“ die Mehrheit an nucera halten – Ausgangsbasis ist ein Anteil von derzeit 66%. Aktuell kursieren in den einschlägigen Medien, Diskussionsforen relativ konkrete Zahlen zur angestrebten Bewertung. Reuters wurde gestern noch mit einem Betrag von „mehr als 3 Milliarden EUR“ zitiert. Voriges Jahr – vor der Absage an einen eigentlcih für den Sommer2022 erwarteten Börsengang der nucera – wurde noch über eine Startbewertung von 5 bis 6 Milliarden EUR fabuliert.
Aber das war zu einer Zeit, als Wasserstoffaktien wie Plug Power, ITM Power oder Nel noch zu ganz anderen Multiples gehandelt wurden. Und heute konkretes:
Zeichnungsspanne 19,00 bis 21.50 EUR für bis zu 30.262.250 Aktien. Börsenwert von 2,4 bis 2,7 Mrd EUR, weniger als erwartet.
Vom 26. Juni 2023 und voraussichtlich bis zum 5. Juli 2023 werden Zeichnungen entgegengenommen – am 7. Juli soll dann der erste Handle stattfinden. Hiermit liegen die beiden Altgesellschafter De Nora und thyssenKrupp unter den Erwartungen der“eigentlich gut informierten Kreise“. Sollte dem Börsengang helfen, die notwendige „Begeisterung“ bei den Anlegern zu finden. Wie erwartet ist auch der potentielle Zufluss für die Wasserstofftochter in einer Range von 500 bis 566 Mio EUR (bei 26.315.000 neu ausgegebenen Aktien). Und im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption würden den Altaktionären maximal 84,8 Mio EUR zufliessen.
Werner Ponikwar, CEO von thyssenkrupp nucera, sagte: „Wir sind auf Kurs und glauben, dass thyssenkrupp nucera mit seinem attraktiven Geschäftsmodell und seiner Technologie zur Herstellung von grünem Wasserstoff in großem Maßstab für den Börsengang bereit ist.“
FinLab und Heliad, wenn die beiden Aktionariate zustimmen, demnächst eins. Tauschverhältnis 12:5 für die Heliad Aktionäre.
Steinhoff Update. Aktie wird „aufgelöst“, sicher. Sonderprüfung scheint laut SdK wenig erfolgversprechend, Verstösse gegen ad-hoc könnten…
Uniper Aktie Kurs, wohl geringem Freefloat geschuldet, immer noch sehr hoch. Start des 30 MW-H2-Projekts in Bad Lauchstädt steht für Zukunft
Angekommen in der Realität – oder sind die genannten „2,4 bis 2,7 Milliarden EUR“ Börsenwert für eine thyssenKrupp nucera immer noch überzogen?
Zuerst zum Fundamentalen des Börsenaspiranten. Wo steht das Unternehmen operativ? Woher soll die Phantasieffür die Investoren kommen? Gestern lieferte thyssenKrupp nucera eine Meldung ganz nach dem Geschmack aller an einem erfolgreichen IPO der Gesellschaft interessierten Kreisen: Zum zweiten Mal überhaupt – von uns beim ersten Mal als Zeitenwende eingestuft („ThyssenKrupp: Wasserstofftochter nucera leitet Zeitenwende ein. Erstmals „Produktionskapazitäten“ gesichert….„, nwm 1.03.2023) – sicherte sich ein weiteres, noch ungenanntes, Unternehmen Produktionskapazitäten bei einem Elektrolyseurhersteller. Dazu ein selten gehörtes „potentielles“ Auftragsvolumen von Elektrolyseuren „im hohen dreistelligen MW-Bereich“. Damit wird sich wohl thyssenKrupp nucera demnächst wohl einen weiteren „Megaauftrag“ im dreistelligen Millionenbereich sichern können.
Orderbacklog von mehr als 3 GW – thyssenKrupp nucera ist damit ziemlich weit vorne…
Bisher sieht es auch nicht ganz so schlecht aus. Denn man hat feste Aufträge über mehr als 3 Gigawatt Kapazität alkalischer Wasserelektrolyse bereits verbindlich abgeschlossen. Dazu zählen eine über 2-GW-Elektrolyseanlage für Air Products in Saudi-Arabien und damit das aktuell größte Projekt für grünen Wasserstoff, das bereits im Bau ist. Dazu die Lieferung der neuen 200-MW-Wasserstoffanlage von Shell im Hafen von Rotterdam. Und das grüne Stahlwerk von H2 Green Steel in Schweden mit 700 MW. More to come? Nach der Reservierung von Kapazitäten im oberen dreistelligen MW-Bereich wahrscheinlich sogar in überschaubarer Zeit…
Im ersten Halbjahr 2022/23 beträgt der Auftragsbestand für das AWE-Geschäft rund 1 Mrd EUR. Und das bei einem Gesamtauftragsbestand von rund 1,4 Mrd EUR. Dabei kann der 700 MW Auftrag von H2 Green Steel noch nicht berücksichtigt sein.
Umsatzziel im Geschäftsjahr 2023/24 500 bis 600 Mio EUR in der Sparte alkalische Elektrolyse…
….plus das angestammte Chlor-Alkali Geschäft würde knapp 1 Milliarde EUR Jahresumsatz möglich machen. Bisher konnte thyssenKrupp nucera mit dem lukrativen und im letzten Geschäftsjahr 2021/22 noch umsatztechnisch bestimmenden klassischen Chlor-Alkal Geschäft (davon 50% wiederkehrende Serviceumsätze) das Wachstum der Wasserstoffsparte finanzieren. Und das grosse Orderbuch für die Elektrolyse-Module aufbauen.
Derzeit verfügt thyssenKrupp über eine Produktionskapazität für alkalische Elektrolyserue, die als 20 MW-Module ausgeliefert werden, von mehr als 1 GW jährlich. Und es ist geplant diese kurzfristig auf 5 GW auszubauen.
Tubesolar muss Insolvenz anmelden. Aktionäre wollten nicht noch mehr Geld ins Risiko setzen. Angebotene Wandelanleihe.durchgefallen.
Pyrum Innovation AG – Pyrolyseverfahren für nachhaltiges“Reifenrecycling“. Wie riskant ist die Wette auf die Technologie für Anleger? Grosse Namen scheinen etwas davon zu halten: BASF, Continental, Mercedes Benz, SUEZ,…
Chlor -Alkali war der Startpunkt.
Mit mehr als 600 abgeschlossenen Projekten, 240.000 produzierten Elektrolysezellen und über 10 Gigawatt installierter Elektrolyse-Leistung ist das Unternehmen ein Marktführer im Chlor-Alkali-Geschäft. Die Projekterfahrung im Bereich Chlor-Alkali erstreckt sich über fünf Dekaden. Auf dieser starken Expertise gründete die Entwicklung und der Ausbau der alkalischen Wasserelektrolyse (AWE), die grünen Wasserstoff in großem Stil erzeugen kann.
Dabei hat das Chlor-Alkali-Geschäft in den vergangenen Jahren den Aufbau der alkalischen Elektrolyse-Sparte (AWE) finanziert. Und das erklärt auch das EBIT im ersten Halbjahr 2022/23 von „nur“ 13,3 Mio EUR. Wobei das skalierbare „Elektrolysegeschäft“ steigende Umsatzanteile erringen konnte: In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2022/2023 steigerte das Unternehmen seinen Umsatz auf 306 Mio EUR (H1 2021/2022: 176 Mio EUR). Und ausgelöst wurde dieser Schub vor allem durch eine Verneunfachung des AWE-Umsatzes.
Und jetzt die anderen – im Vergleich. Angefangen mit Nel vs. thyssenKrupp nucera.
Natürlich vergleichen wir Äpfel mit Birnen. Nel hat zwei Sparten: Einmal die derzeit kräftig wachsende Elektrolyseurproduktion von PEM und AEL (alkalische Elektrolyse) und eine derzeit schwächelnde Sparte, die H2-Tankstellen plus notwendige Applikationen herstellt. Aktuell fehlen die operativen Meldungen, die dem Aktienkurs Schwung geben könnten. Letzte „grosse Meldung“ war die „grundsätzliche“ Entscheidung eine bis zu 4 GW Jahreskapazität ausgelegte Elektrolyseurproduktionsstätte in Michigan zu errichten – mit einer Investitionssumme von bis zu 400 Mio USD.
Orderbacklog – Nel/nucera: 1:4,6
Zum 31.03.2023 der Nel Elektrolyseur-Sparte in Höhe von 2,55 Mrd NOK – rund 219 Mio EUR — rund 1 Mrd EUR – zum 31.12.22 plus 700 MW H2 Steel Auftrag.
Umsatzerwartung – Nel/nucera: 1:4,6
Analytenkonsensus bei Nel für 2023: 1,57 Mrd NOK (138 Mio EUR)/ für 2024:2,5 Mrd NOK – ca. 218 Mio EUR — knapp 1 Mrd EUR – für 2023/24, allein 500 bis 600 Mio EUR in der alkalischen Elektrolyse.
Produktionskapazität aktuell –Nel/nucera: 1:2
Produktionslinie in Heroya 500 MW, USA ca. 30 MW – 530 MW — rund 1 GW
Produktionskapazität konkret geplant/im Bau –Nel/nucera: 1:1
Erweiterung in Heroya auf 1 GW im Bau, USA Umstellung auf automatisierte Produktion 500 MW, neues Werk in Michigan bis zu 4 GW (bisher ohne Investitionsentscheidung) – 1,5 GW bis 5,5 GW — 5 GW – so wird ua. in Saudi Arabien eine lokale Produktion eingerichtet, was Bedingung für den 2 GW NEOM-Auftrag gewesen ist. Ähnliches ist für die USA zu erwarten, wenn man vollumfänglich die Voraussetzungen für Förderarbeit nach IRA erfüllen will
Börsenbewertung Nel zum Schlusskurs Oslo 22.06.2023: 12,90 NOK, MarketCap 21,54 Mrd NOK rund 1,85 Mrd EUR.
Plug Power vs. thyssenKrupp nucera.
Natürlich vergleichen wir Äpfel mit Birnen. Plug Power setzt neben der Produktion von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen auf die Produktion un dVerteilung von Wasserstoff im grossindustriellen Masstab.Bei den Elektrolyseuren setzt man ausschliesslich auf PEM-Elektrolyseure. Letzte „grosse Meldungen“ waren „um den Analyst Day gruppiert“ – neuer Pedestial Kunde, Auftrag, neues Produkt plus Prognosekonkretisierung.
Orderbacklog Elektrolyseure – Plug Power/nucera: 1:1,5
Q1/23: Our backlog is in excess of 2GW across large-scale projects and 1-5MW containerized solutions -über 2 GW — über 3 GW – inclusive des 700 MW H2 Steel Auftrag. Die aktuelle Reservierung für „im hohen dreistelligen MW-Bereich“ ist natürlich noch nciht berücksichtigt.
Umsatzerwartung Gesamtkonzern –Plug Power/nucera: 1:0,8
Letzte Aussage von Andy Marsh auf dem Analyst Day ist ein Umsatz von 1,4 Mrd USD in 2023 – ca. 1,27 Mrd EUR — knapp 1 Mrd EUR – für 2023/24, allein 500 bis 600 Mio EUR in der alkalischen Elektrolyse.
Produktionskapazität aktuell –Plug Power/nucera: 1:0,8 bis 1:0,4
Hochfahren der Gigafactory in Rochester- „Plug is on track to ramp its 2.5GW gigafactory in Rochester„, im Q2 soll 100 MW je Monat Kapazitäterreicht werden – 1,2 GW bis 2,5 GW — rund 1 GW – unbekannt welche Ausbaustufen bereits initiiert sind und so möglicherweise bereits Kapazität erhöhen.
Produktionskapazität konkret geplant/im Bau –Plug Power/nucera: 1:1,4 (für ca. 2025) bis zu 1:0,5 (für 2030)
Langfristig strebt Plug Power eine Kapazität von 10 GW Produktionskapazität bis 2030 für Elektrolyseure und Brennstoffzellen gemeinsam an. wobei konkret von der Produktionsstätte in Südkorea im JV mit der SK Group die Rede ist von einer Gigafactory (also mindestens 1 GW) mit Investitionskosten von insgesamt 763 Mio USD, Produktionsbeginn 2025 geplant – 3,5 GW bis 10 GW (vage) — 5 GW – so wird ua. in Saudi Arabien eine lokale Produktion eingerichtet, was Bedingung für den 2 GW NEOM-Auftrag gewesen ist. Ähnliches ist für die USA zu erwarten, wenn man vollumfänglich die Voraussetzungen für Förderarbeit nach IRA erfüllen will
Börsenbewertung Plug Power zum Schlusskurs NASDAQ 22.06.2023: 9,68 USD, MarketCap 5,81 Mrd USD rund 5,3 Mrd EUR.
Und Immobilienaktien mit teilweise desaströsen Kursentwicklungen. Nun Einstiege erreicht? Dabei FFO-Multiple und Zinsbindungsdauer als Messlatte.
- Teil 1: alstria, Aroundtown, DEFAMA
- Teil 2: DEMIRE, Deutsche Euroshop, Deutsche Konsum REIT, Deutsche Wohnen.
- Teil 3: DIC Asset, FCR Immobilien, Grand City Properties.
- Teil 4: Hamborner REIT, LEG Immobilien, Noratis.
- Teil 5: TAG Immobilien, Vonovia
thyssenKrupp nucera trommelte – auffällig laut und auffällig häufig in letzter Zeit – klare Vorboten des erwarteten Börsengangs.Und jetzt entscheidet im Endeffekt das nun vorliegende Pricing darüber, wie interessant der Börsengang ist. Zukunftsbranche? Ja. Kräftiges Wachstum? Ja. Perspektiven? Scheinen sehr gross. De Nora machte es letztes Jahr vor: Moderate Preisfestlegung, die unter den eigentlichen Erwartungen lag, aber genügend Geld für Investitionen einspielte – und den Aktionären bereits jetzt eine schöne Kursperformance lieferte. Und das trotz eines bisweilen ruppigen Marktumfeldes für Wasserstoffaktien.
Und bei thyssenKrupp in Abstimmung mit De Nora scheint man auch beim thyssenKrupp nucera Listing eine eher moderate Bewertung gewählt zu haben. Damit noch Luft nach oben? So dass auch Erstzeichner „Spass“ an ihrem Investment haben können. Oder sind selbst die 2,4 bis 2,7 Mrd EUR überzogen? Für einen Konzern, der in 2023/24 einen Umsatz von „nur“ rund 1 Milliarde EUR erreichen könnte? Und natürlich Ansichtssache. Dazu könnte der Vergleich mit Nel und Plug Power vielleicht gewisse Anhaltspunkte liefern.
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