Prime Standard | HolidayCheck-Interview: „Unser Ziel ist es langfristig zweistellig im Umsatz zu wachsen…“

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Vielen Dank, dass Sie so kurz vor Weihnachten noch Zeit für unsere Fragen gefunden haben.

Vielleicht stellen Sie sich unseren Lesern am besten kurz vor und erläutern wie lange Sie bereits bei der HolidayCheck Group AG (ISIN: DE0005495329) tätig sind?

Mein Name ist Georg Hesse, ich bin 47 Jahre alt und seit 2016 CEO der HolidayCheck Group AG. Zuvor war ich 16 Jahre in verschiedenen Positionen bei Amazon tätig. Bei HolidayCheck stellen wir uns außerdem immer mit unserem persönlichen Urlauberversprechen vor, also dem persönlichen Ziel, dass wir für unsere Urlauber erreichen wollen. Meins lautet, dass ich das urlauberfreundlichste Unternehmen der Welt bauen will und jeder soll es wissen.

Wenn Sie die HolidayCheck Group AG beschreiben müssten, was ist für Sie das Besondere?

Wirklich besonders ist unsere Urlauberorientierung. Es ist unsere Vision, das urlauberfreundlichste Unternehmen der Welt zu werden. Ich bin schon sehr lange im Online-Geschäft tätig und bin bisher kaum einer Branche begegnet, die so wenig kundenorientiert ist, wie es die Online-Reisebranche ist. Der Urlauber wird bombardiert mit einer Vielzahl von Angeboten und dann aber beim Auswahlprozess im Stich gelassen oder gar mit übertriebenen Versprechungen verwirrt. Intransparenz dem Kunden gegenüber wird von vielen Marktteilnehmern regelrecht gefeiert.

Bei Amazon habe ich gelernt, wie bedingungslose Kundenorientierung systematisch im Unternehmen verankert werden kann – und wie das zum Erfolg führt. Wir wollen und können deshalb ein anderes Spiel spielen. Wir stehen für Transparenz und haben einen riesigen Datenschatz von 8 Millionen Hotelbewertungen. Mithilfe dieser Daten und modernster Technologien, wie etwa maschinellem Lernen, können wir besser als jeder Reisebüromitarbeiter empfehlen, welcher der passende Urlaub für unsere Urlauber ist.
Wir sind aber nicht nur eine Bewertungsplattform, sondern auch ein Online-Reisebüro. Das ist in dieser Kombination einmalig. Wir bieten unseren Kunden das volle Pauschalreisespektrum von über 100 Reiseveranstaltern. Neben der reinen Online-Buchung bieten wir unseren Kunden übrigens ein großes Service-Center mit ausgebildeten Reisekaufleuten, die unseren Urlaubern mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie gerne individuell beraten.

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HolidayCheck konzentriert sich auf den deutschsprachigen Raum und Benelux, gibt es dafür einen Grund?

Ja, wir sind der Spezialist für Erholungsurlaub und hier besonders für Pauschalreisen. Die Pauschalreise ist vor allem im Raum DACH sehr beliebt. Hier besetzen wir eine attraktive Nische, die für die großen, internationalen Reiseportale aufgrund ihrer Komplexität und Beratungsintensität weniger attraktiv ist. Der deutsche Pauschalreisemarkt wächst jährlich um 2-3 Prozent. Zwei Drittel der Pauschalreisen werden jedoch noch bei Frau Müller im Reisebüro in der Fußgängerzone gebucht. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Onlineanteil an den Reisebuchungen damit noch vergleichsweise niedrig. Es gibt also ein starkes Wachstumspotential für Onlinereisebüros wie HolidayCheck.

Wie gelingt es Ihnen zwischen den ganzen Urlaubsportalen, Vergleichsseiten und Foren wahrgenommen zu werden?

Wir haben durch unser Plattformgeschäft als Bewertungsportal bereits sehr hohe Besucherzahlen auf Holidaycheck.de, durchschnittlich mehr als 18 Millionen Visits pro Monat. Es gilt nun, diese Besucher in Kunden zu konvertieren. Das ist gewissermaßen ein Luxusproblem, da wir die Besucher, den „Traffic“ wie man im E-Commerce sagt, bereits auf der Plattform haben. Unser Ziel ist es daher, das Bewusstsein zu schärfen, dass man bei HolidayCheck nicht nur bewerten, sondern auch buchen kann. Das erreichen wir beispielsweise mit unserer Markenkampagne „Buch dein Ding!“

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Sie haben ja noch einiges vor bei HolidayCheck bezüglich neuer Produkte und Dienstleistungen, was sind denn aktuell Ihre beiden letzten Neuerungen respektive Zusatzservices und wie werden diese angenommen?

Wir fokussieren uns voll und ganz auf das Thema Erholungsurlaub. Hier wollen und können wir die besten sein. Wenn Sie hingegen einen Abenteuerurlaub oder eine Geschäftsreise planen, dann sind Sie bei uns falsch. Für unser Kerngeschäft – die Pauschalreise – stehen wir immer noch erst am Anfang der Möglichkeiten und haben viel vor, um die Einkaufserfahrung urlauberfreundlicher und intuitiver zu machen.

Allerdings gibt es neben der Pauschalreise im Bereich Erholungsurlaub durchaus noch einige weitere Themenfelder, die wir langfristig erschließen wollen.
Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel unsere eigene Kreuzfahrtplattform auf den Weg gebracht. Das ist ein immer beliebteres, hochpreisiges und kompliziertes Produkt – und damit perfekt geeignet, damit wir mithilfe von Technologie und Reiseexperten den Urlaubern Ihre Entscheidung erleichtern.

Außerdem haben wir einen eigenen Reiseveranstalter gegründet. Das Geschäftsmodell steht noch am Anfang, aber entwickelt sich bislang hervorragend. Mit unserem eigenen Veranstalter können wir dem Kunden maßgeschneiderte Pauschalreisen anbieten, dabei die Datenqualität auf unserer Plattform steigern und so schlussendlich die Einkaufserfahrung für unsere Urlauber verbessern.

Wie soll es weitergehen mit HolidayCheck: Sind Kooperationen oder ähnliches denkbar? Sind auch Zukäufe geplant oder vorstellbar?

Zukäufe kommen für uns nur in Frage, wenn Sie uns helfen, eine bessere Urlaubererfahrung zu erreichen und unser Geschäftsmodell sinnvoll ergänzen. Das können neue Technologien sein, die es uns ermöglichen unsere bestehenden Services zu verbessern oder zu erweitern. Am reinen Zukauf von Marktanteilen sind wir hingegen nicht interessiert.

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Bei Reisen muss man auch an DAS Ereignis der Thomas Cook Pleite erinnern. Wie hat es Sie getroffen? Wie wurde damit umgegangen? Erwarten Sie Auswirkungen auf das zukünftige Geschäft?

Das Jahr 2019 war definitiv kein gutes Jahr für die deutsche Reisebranche – und für die Urlauber. Die Thomas Cook-Insolvenz war neben der Germania-Insolvenz im Frühjahr bereits der zweite große Schlag. Allein bei HolidayCheck waren rund 50.000 Urlauber betroffen. Auch hier haben wir an unserer Vision festgehalten und alles unternommen, um den betroffenen Urlaubern zu helfen.

Wir haben ein Experten-Team zusammengestellt, das 24 Stunden im Einsatz war und stetig alle Informationen von Veranstaltern, Hoteliers und Kunden gesammelt hat. So konnten wir unsere Urlauber kontinuierlich per Mail, per Telefon und über eine eigens gebaute Website mit Liveticker auf dem Laufenden halten. Um hier ein paar Dimensionen aufzuzeigen: in der Woche nach der Thomas Cook Krise hatten wir über 25.000 Anrufe in unserem Service-Center und über 30.000 E-Mails zu beantworten. Gleichzeitig haben unsere Entwickler eine Microsite gebaut mit einem intelligenten Algorithmus die es betroffenen Urlaubern einfach ermöglicht hat, eine passende Alternative für ihren entfallenen Urlaub zu finden. Finanziell gesehen mussten wir im dritten Quartal Wertberichtigungen auf Forderungen in Höhe von 3 Millionen Euro vornehmen.

Bilanziell zeigt Ihre relativ führende Stellung im Markt noch keinen direkten Niederschlag. Wann erwarten sie ein Durchstarten auch bilanziell? Oder geht es erstmal um Wachstum und Marktanteile und weniger um Gewinn?

Unser Ziel ist es langfristig zweistellig im Umsatz zu wachsen und eine operative EBITDA-Marge von 15 Prozent zu erreichen. Wir haben bereits ein profitables und wachsendes Kerngeschäft. Aber zusätzlich setzen wir einzelne Samen in den Boden, die noch einige Zeit brauchen werden, bis sie aufgehen und als große Geschäfte mit positiven Ergebnisbeiträgen in der Bilanz sichtbar werden. Solche Investitionen brauchen etwas Geduld und strategische Klarheit. Beides haben wir – deshalb ändern wir dann auch in einem schlechteren Reisejahr zum Beispiel nicht plötzlich unsere Strategie.

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Schaut man auf andere börsennotierte Unternehmen, die Ähnliches tun – korrigieren Sie uns wenn wir da falsch liegen – sieht man relativ negative Kursentwicklungen, beispielsweise TripAdvisor musste kräftig Rückschläge an der Börse hinnehmen. Bietet das Reisegeschäft in Verbindung mit Bewertungen zu wenig Marge und Gewinnmöglichkeiten oder gibt es einfach zu viele Anbieter?

Für Geschäfte, die lediglich Information oder Angebote aggregieren, wird es sicher nicht leicht. Nicht zuletzt Google macht ihnen – gerade im Reisebereich – das Geschäftsmodell zunehmend streitig. Wir haben als HolidayCheck ein etwas komplexeres Modell gewählt, das aber besser verteidigbar ist: die Kombination des Kundenzugangs aus unserem Plattform-Geschäft mit der Monetarisierung eines E-Commerce Anbieters. Außerdem haben wir uns bewusst dafür entschieden, uns gerade in beratungsintensiven Bereichen wie Pauschalreise und Kreuzfahrten zu differenzieren. Hier bieten sich uns in den kommenden Jahren durch die stetige Verschiebung der Marktanteile in Richtung Onlineanbieter gute Wachstumschancen, die sich langfristig auch positiv auf unsere Profitabilität auswirken.

Zum Schluss würden wir Ihnen gerne 9 Stichworte nennen, die Sie bitte kurz kommentieren möchten:

HolidayCheck 2025: einen großen Schritt weiter auf dem Weg hin zum urlauberfreundlichsten Unternehmen der Welt. Ein Leuchtturm weltweit für Kundenorientierung in der Reisebranche. Eine Freude für unsere langfristigen Investoren. Das beste Team der Reiseindustrie.

Aktienkurs: langfristig zahlt sich Orientierung am Kunden auch für den Aktionär aus.

Wichtigstes Ereignis in den letzten 12 Monaten für HolidayCheck: die Gründung des eigenen Reiseveranstalters HolidayCheck Reisen

Kapitalerhöhung: …ist aktuell kein Thema

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Konkurrenz: Inspiration. Wir konzentrieren uns dabei nicht auf die Konkurrenz, sondern auf unsere Urlauber. Wenn wir deren Bedürfnisse besser befriedigen, dann machen wir meist auch das Richtige im Wettbewerbsumfeld. Wettbewerber kaufen schließlich nicht bei uns ein, die Kunden tun es.

Wichtigstes Projekt für die Zukunft: Unseren Datenschatz nutzbar machen und damit unseren Urlaubern schnell und einfach passende Empfehlungen zu geben, damit sie ihren perfekten Urlaub noch einfacher finden.
Das stärkste Wachstum in 2020 wird wohl: …HolidayCheck Reisen zeigen

HolidayChecks Aktie ist eher ein Investment für: …langfristig orientierte Aktionäre.

Das größte Risiko für die zukünftige Entwicklung: dass wir den Fokus auf den Kunden verlieren. Erst dann folgen: Konjunktur, Insolvenzen in der Reisebranche, die geopolitische Lage.

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Zum Schluss vielleicht noch die Frage, wie Sie Ihre eigene Zukunft im Unternehmen planen?

Ich habe meinen Vorstandsvertrag bis 2023 verlängert. Auch meine Vorstandskollegen Nate Glissmeyer und Markus Scheurmann haben 2019 ihre Verträge verlängert. Wir haben eine große Vision für dieses Unternehmen und die wollen wir auch in die Tat umsetzen.

Herr Hesse, vielen Dank für das Interview.

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Herr Georg Hesse, Vorstandsvorsitzender (CEO) | HolidayCheck Group AG

foto georg hesse 200

Georg Hesse ist ein erfahrener E-Commerce- und Consumer-Brand-Experte. Vor seinem Wechsel zur HolidayCheck Group AG (ehemals TOMORROW FOCUS AG) im Januar 2016, verantwortet er bei Amazon Deutschland, als Director den Bereich ‚Home Living, Home Appliances, Major Appliances und Toys‘. Hesse begann seine berufliche Laufbahn in der Musik- und Medienbranche als Musikchef beim Radiosender Energy München und wechselte 1999 zu Amazon, wo er in verschiedenen Führungsfunktionen für den Auf- und Ausbau zentraler Produktlinien verantwortlich war. Georg Hesse besitzt ein Diplom in Medienmarketing sowie einen Master of Business Administration (MBA) des Henley Management Colleges in London. Er wurde 1972 in München geboren.

 
Kurzinfo zum Unternehmen
 

Die HolidayCheck Group AG (ISIN DE0005495329), München, ist eines der führenden europäischen Digitalunternehmen für Urlauber. Die rund 490 Mitarbeiter zählende Gesellschaft vereint unter ihrem Dach die HolidayCheck AG (Betreiberin der gleichnamigen Hotelbewertungs- und Reisebuchungsportale), die HC Touristik GmbH (Betreiberin des Reiseveranstalters HolidayCheck Reisen), die Driveboo AG (Betreiberin des Mietwagenportals MietwagenCheck/DACH und Driveboo/international) sowie die WebAssets B.V. (Betreiberin der Zoover-Hotelbewertungsportale und der Meteovista-/Weeronline-Wetterportale). Die Vision der HolidayCheck Group ist, das urlauberfreundlichste Unternehmen der Welt zu werden.

Den Vorstand des Unternehmens bilden Georg Hesse (CEO), Nate Glissmeyer (CPO) und Markus Scheuermann (CFO). Hauptaktionär der HolidayCheck Group AG ist die Burda Digital SE. Das Unternehmen entstand im Zuge einer Fokussierung des Internetkonzerns TOMORROW FOCUS AG auf das Thema Reise und einem damit einhergehenden Verkauf aller nicht zum Segment Reise gehörenden Geschäftsmodelle im Jahr 2015. Im Jahr 2016 änderte die TOMORROW FOCUS AG Ihren Namen in HolidayCheck Group AG

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