SDAX | Dermapharm: „… die Konkurrenz sollte mit uns rechnen.“

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In unserem heutigen Interview konnten wir unsere Fragen an Herrn Dr. Hans-Georg Feldmeier, Vorstandsvorsitzender der Dermapharm Holding SE (ISIN: DE000A2GS5D8), stellen.

Vielen Dank, dass Sie so kurz vor Weihnachten noch Zeit für unsere Fragen gefunden haben. Vielleicht stellen Sie sich unseren Lesern am besten kurz vor und erläutern wie lange Sie bereits bei Dermapharm tätig sind?

Mein Name ist Dr. Hans-Georg Feldmeier. Ich bin Vorstandsvorsitzender der Dermapharm Holding SE. Ich kam 2003 als Projektleiter ins Unternehmen, um am Standort Brehna bei Leipzig das neue Produktions- und Logistikzentrum der Firmengruppe zu errichten und zu führen. Seit 2009 verantworte ich in meiner Funktion als Vorstand die Bereiche Produktion, Logistik, IT, Forschung & Entwicklung sowie Investitionen der Dermapharm Gruppe.

Wenn Sie Dermapharm beschreiben müssten, was ist für Sie das Besondere?

Die Unternehmensgruppe ist außerordentlich dynamisch und wachstumsorientiert.
Wir haben uns durch eine zielgerichtete Akquisitionsstrategie und eine intelligente Produktentwicklung ein breites Produkteportfolio an patentfreien Markenarzneimitteln in ertragsstarken Nischenmärkten erarbeitet. Als mittelständische Unternehmensgruppe fühlen wir uns ganz besonders unseren mittelständischen Partnern (Ärzten und Apothekern) und natürlich unseren Patienten verpflichtet. Unser umfangreiches Sortiment an Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten bestehend aus ca. 250 pharmazeutischen Wirkstoffen und mehr als 900 nationalen und internationalen Arzneimittelzulassungen wollen wir ständig und ohne Lieferengpässe vorrätig halten. Deshalb haben wir bereits vor Jahren ein Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland abgegeben und ständig investiert. Mehr als 90 % aller Produkte werden in unseren Produktionsstätten gefertigt.

Nun aber zu den sehr guten Zahlen der ersten neun Monate. Wie erklären Sie die starke Umsatzsteigerung und können wir für die nächste Zeit ähnliche Raten erwarten? Hat das Weihnachtsquartal besondere Bedeutung für Ihr Sortiment?

Unsere Umsätze konnten wir zum einen durch organisches Wachstum, im Wesentlichen getrieben durch Volumengewinne im Bestandsportfolio, unterstützt durch Neueinführungen von eigenentwickelten Präparaten und zum anderen durch Akquisitionstätigkeiten steigern.

Auf Basis dieses stabilen Portfolios und in Abhängigkeit von weiteren Akquisitionsmöglichkeiten könnten sich die Raten auch zukünftig ähnlich stark entwickeln.
Saisonale Effekte sehen wir auf Produktebene, besonders im Bereich der Allergiemedikamente, der hyperthermischen Medizinprodukte, z. B. bite away® zur Behandlung von Insektenstichen oder der Vitamin-D-Präparate für die „sonnenarmen Monate“ im Jahr. Durch unsere breite Portfolioaufstellung können wir diese Schwankungen jedoch relativ gut ausgleichen, sodass die einzelnen Quartale keine signifikanten Schwankungen aufweisen.

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Wie gelingt es Ihnen am Markt „Ihre Produkte“ derartig erfolgreich zu platzieren? Ist Ihre Mehrmarkenstrategie ein Erfolgsgarant? Wo sehen Sie Risiken?

Der erste und wichtigste Schritt dafür ist eine gute Analyse der Märkte und der eigenen Stärken und Schwächen. Wir haben uns entschieden, in einigen Therapiegebieten, wie z.B. Dermatologie, Schmerzbehandlung, Gynäkologie, Kortikoidtherapie zielgerichtet zu investieren. Unsere Anstrengungen beginnen bereits mit der zielgerichteten Produktentwicklung. In den vergangenen Jahren haben wir starke Vertriebsplattformen errichtet. Unser pharmazeutischer und kaufmännischer Außendienst hat stabile Kundenbeziehungen zu Ärzten und Apotheken aufgebaut. Über Key Accounter betreuen wir zudem Krankenhäuser, Großhändler und Reformhäuser sowie Drogerien.
Ein weiterer Erfolgsgarant ist auch unsere Markenstrategie. Wir bieten unseren Patienten unverwechselbare Produkte mit einem hohen Nutzen, bestmöglicher Qualität „Made in Germany“ und fairen Preisen.
Auf Basis unseres diversifizierten und etablierten Produktportfolios sehen wir uns insgesamt gut positioniert, um eventuellen Risiken im Pharmamarkt zu begegnen.

Wo sehen Sie zukünftiges Wachstum organisch und wo sehen Sie Zukäufe?

Unser organisches Wachstum erzielen wir vorrangig durch Volumengewinne bei bestehenden Produkten und durch die ergänzende Einführung neuer Produkte und Produktvarianten aus unserer eigenen Entwicklung. Derzeit umfasst die Entwicklungspipeline von Dermapharm ca. 50 laufende Entwicklungsprojekte die in den nächsten Jahren in ausgewählte Nischenmarkte eingeführt werden können.
Zukäufe sind für uns dann interessant, wenn sie in unsere Nischenmarktstrategie passen, Synergien im Firmenverbund zulassen oder uns perspektivisch beim Ausbau unserer Internationalisierungsbemühungen unterstützen.

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Sind sie eigentlich nur in Deutschland tätig? Sehen Sie eher Wachstum auf dem „Heimatmarkt“ oder denken Sie auch über anderes nach? Wo sind Sie sonst noch tätig?

Nein, Dermapharm ist neben unserem Kernmarkt Deutschland seit vielen Jahren mit eigenen Vertriebsorganisationen auch in Österreich, in der Schweiz, Polen, Kroatien und der Ukraine vertreten.
Daneben haben wir in den letzten zwei Jahren Niederlassungen in Italien, Großbritannien und Spanien gegründet.
Zudem generiert ein Teil unserer Tochtergesellschaften über Kooperationsverträge mit Distributoren auch „Exportumsätze“ in über 40 Ländern weltweit.
Darüber hinaus wird das Portfolio der hyperthermischen Medizinprodukte bite away® und Herpotherm® über internationale Vertriebspartner angeboten. Diese Produkte werden ab 2020 in 17 europäischen Ländern erhältlich sein. Ergänzend hierzu wurden zwei eigene Vertriebsgesellschaften in den USA und Japan gegründet, um diese Produkte auch außerhalb Europas anbieten zu können. Die Aufnahme von Vertriebstätigkeiten in weiteren Ländern ist in Planung.

Wie stark sind Sie bereits in Spanien?

Durch die Akquisition der spanischen Euromed, einem führenden Hersteller pflanzlicher Extrakte für die Herstellung von Phytopharmaka, Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika, haben wir uns Zugang zu pflanzlichen Rohstoffen und natürlichen Wirkstoffen erschlossen. Das Geschäftsmodell der Euromed ist auf „B2B–Business“ ausgelegt und Euromed generiert mehr als 90% ihres Umsatzes im Ausland.
Ergänzend dazu haben wir im Oktober 2019 mit der mibe Pharma España eine weitere Tochter gegründet, die unser pharmazeutisches Markenportfolio und anderen Gesundheitsprodukten im spanischen Gesundheitsmarkt etablieren soll.

Die Guidance für 2019 werden Sie wohl „leicht“ einhalten? Waren die Ziele zu konservativ oder was lief bisher besser als erwartet?

Nein, unter Berücksichtigung einer gewissen Saisonalität unserer Umsätze ist unsere Planung nicht zu konservativ, sondern durchaus ambitioniert. Wir hoffen den sehr positiven Trend der ersten neun Monate fortsetzen zu können. Deshalb sehen derzeit große Chancen das Geschäftsjahr 2019 am oberen Ende der kommunizierten Guidance abschließen zu können.

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Wie verwendet Dermapharm seine Bilanzgewinne? Gibt es feste Verteilungsschlüssel?

Wie im IPO-Prospekt beschrieben, wollen wir in den nächsten Jahren zwischen 50 – 60% des Ergebnisses der jeweiligen Periode an unsere Aktionäre ausschütten.
Die restlichen Gewinne wollen wir thesaurieren und nach Möglichkeit in zukünftige Wachstumschancen investieren, um so das Unternehmen weiter entwickeln zu können.

Gibt es Ankeraktionäre? Wie steht die Familie Beier zum Unternehmen?

Ihre Frage kann ich ganz klar beantworten. Ja, die Fam. Beier steht zum Unternehmen und das im besten Sinne! Aktuell hält die Themis Beteiligungs-Aktiengesellschaft, hinter der der Unternehmensgründer Wilhelm Beier und seine Familie stehen, 75,05 % der Anteile an Dermapharm. Herr Beier ist darüber hinaus Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Wie empfinden Sie die Wahrnehmung Ihres Unternehmens in der Finanzcommunity? Denken Sie es könnte mehr sein?

Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit den Analysten und unseren Investoren und nutzen hier alle gängigen Plattformen, die uns zur Verfügung stehen. Wir besuchen diverse Investorenkonferenzen und wichtige Finanzplätze auf unseren Roadshows. Seit dem IPO haben wir unsere Ziele erreicht und konnten damit Vertrauen im Kapitalmarkt aufbauen und erhalten eine überwiegend positive Resonanz.
Durch die Notierung SDAX erfahren wir seit September eine höhere Aufmerksamkeit durch neue Investoren und Journalisten. Darüber hinaus sind wir derzeit bestrebt, die Anzahl der uns covernden Analysten zu erhöhen.

Betrachten Sie die Börsennotiz der Dermapharm bisher als Erfolgsstory? Wurden die Ziele bisher erreicht, die mit dem Börsengang verbunden wurden?

Ich denke Ja! Die Aktie hat sich seit dem Erstausgabekurs bis heute stark entwickelt. Von Investoren und Analysten erhalten wir ein sehr positives Feedback, da wir unsere kommunizierten Ziele stets einhalten bzw. teilweise auch übertreffen konnten.
Mit dem Geld aus dem Börsengang wollten wir unsere Produktionsstätten ausbauen, die Internationalisierung vorantreiben und Unternehmensakquisitionen finanzieren. All das haben wir erfolgreich getan und damit unsere Wachstumsstrategie weiter vorangebracht.

Auf dem Deutschen Eigenkapitalforum gab es ja eine vielbeachtete Präsentation Ihres Unternehmens. Gibt es eigentlich direkte Auswirkungen solcher Veranstaltungen?

Wir freuen uns sehr über das Interesse an unserem Unternehmen bei solchen Konferenzen. Dort erhalten wir nicht nur die Möglichkeit, Dermapharm am Kapitalmarkt noch bekannter zu machen, sondern bekommen auch konstruktives Feedback von Investoren zurück.

Nach diesen Veranstaltungen verzeichnen wir regelmäßig eine höhere Anzahl von Neuinteressenten, die sich intensiver mit Dermapharm auseinandersetzen und mit weiterem Informationsbedarf auf uns zukommen.

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Auf dieser Veranstaltung wurde auch die Frage nach Ihrer Minderheitsbeteiligung an einem Cannabis- was eigentlich: Händler? Produzenten? aufgeworfen. Sehen Sie in diesem Bereich mittelfristig Perspektiven für Dermapharm oder was muss sich in Deutschland oder Europa ändern, dass hier „ein Geschäft draus werden könnte für Sie“?

Wir glauben an eine zunehmende Liberalisierung der weltweiten Märkte, insbesondere aber auch Deutschlands beim Umgang mit medizinischem Cannabis. An dem damit verbundenen Wachstum wollen wir partizipieren und haben uns deshalb mit 20% an der niederländischen FYTA Gruppe beteiligt.
Die FYTA Gruppe steht für die Herstellung und den Vertrieb von Cannabis-Pflanzen bzw. –Pflanzenteilen und daraus gewonnener Wirkstoffe für medizinische Zwecke.
Mit einer deutschen Tochtergesellschaft, die bereits über eine besondere Kompetenz beim Umgang mit Betäubungsmitteln verfügt, werden wir zukünftig den deutschen Markt bedienen.

Zum Schluss würden wir Ihnen gerne 9 Stichworte nennen, die Sie bitte kurz kommentieren möchten:

Dermapharm 2025: Ich fühle mich unserer Wachstumsstrategie verpflichtet, sehe ein immer stärker europäisch ausgerichtetes Unternehmen, welches in den davorliegenden 5 Jahren kontinuierlich gewachsen ist.

Aktienkurs: Wir konzentrieren uns darauf, das operative Geschäft erfolgreich zu gestalten.

Wichtigstes Ereignis in den letzten 12 Monaten für Dermapharm: Akquisition der Euromed und damit Schaffung des neuen Segments „Herbal Extracts“.

Ist DERMAPHARM derzeit ein Investment? Werden auch die Aktionäre Freude haben: ANALYSE hier?

Kapitalerhöhung: aktuell ist keine Kapitalerhöhung geplant.

Konkurrenz: Wir sind sehr gut aufgestellt. Die Konkurrenz sollte mit uns rechnen.

Wichtigstes Projekt für die Zukunft: ist die weitere Umsetzung unserer dreisäuligen Wachstumsstrategie bestehend aus Inhouse-Produktentwicklung, Internationalisierung und M&A-Aktivitäten.

Das stärkste Wachstum in 2020 wird wohl: aus der oben genannten Wachstumsstrategie entstehen.

Dermapharms Aktie ist eher ein Investment für: … den klugen Kaufmann.

Das größte Risiko für die zukünftige Entwicklung: Wir sind breit aufgestellt, derzeit zeichnen sich aufgrund unseres Geschäftsmodells keine wesentlichen Risiken ab.

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Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Zum Schluss vielleicht noch die Frage, wie Sie Ihre eigene Zukunft im Unternehmen planen?

Mit erst 57 Jahren habe ich noch viel vor! Ich fühle mich dem Unternehmen, seinen Mitarbeitern und Aktionären sehr eng verbunden. 16 Jahre Mitarbeit am Erfolg eines außergewöhnlichen Unternehmens haben mich geprägt. Ich freue mich darauf, auch in Zukunft die Entwicklung der Dermapharm aktiv mitzugestalten und ein Teil dieser großartigen Wachstumsstory sein zu dürfen!

Herr Dr. Hans-Georg Feldmeier, vielen Dank für das Interview.

 

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Dr. Hans-Georg Feldmeier | CEO, Apotheker

foto dr feldmeier 200

Dr. Hans-Georg Feldmeier bekleidet das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei Dermapharm. Er kam 2003 als Projektleiter ins Unternehmen und war für die Errichtung der neuen Produktionsanlagen in Brehna verantwortlich. Seit 2009 ist er Vorstand Produktion & Entwicklung der Dermapharm. Dr. Feldmeier begann seine berufliche Karriere 1987 bei der Berlin Chemie. Als Leiter Produktion und Technik gestaltete er maßgeblich die Modernisierung des Unternehmens nach der Wende. 2002 war er als Leiter des Supply Centers bei der Schering Aktiengesellschaft, Berlin tätig.

 
Kurzinfo zum Unternehmen
 

Dermapharm ist ein führender Hersteller von patentfreien Markenarzneimitteln für ausgewählte Märkte in Deutschland. Die 1991 gegründete Gesellschaft hat ihren Sitz in Grünwald bei München und ihren Hauptproduktionsstandort in Brehna bei Leipzig. Das integrierte Geschäftsmodell der Gesellschaft umfasst die hausinterne Entwicklung, eigene Produktion sowie den Vertrieb von Arzneimitteln und anderen Gesundheitsprodukten für ausgewählte Märkte durch einen pharmazeutisch geschulten Außendienst. Dermapharm verfügt über mehr als 900 Arzneimittelzulassungen für rund 250 Wirkstoffe, die als Arzneimittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel oder Ergänzende Bilanzierte Diäten vertrieben werden. Dieses Sortiment macht das Unternehmen unverwechselbar. Zu den Kernmärkten der Gesellschaft gehören derzeit neben Deutschland auch Österreich und die Schweiz. Die Gesellschaft plant, ihre internationale Präsenz weiter auszubauen. Das Geschäftsmodell von Dermapharm umfasst überdies ein Parallelimportgeschäft, das unter der Marke „axicorp“ betrieben wird. Ausgehend vom Umsatz gehörte Dermapharm in 2018 zu den fünf umsatzstärksten Parallelimporteuren in Deutschland. Im Segment „Pflanzliche Extrakte“ verfügt Dermapharm über die spanische Euromed S.A., den führenden Hersteller von Pflanzenextrakten und pflanzlichen Wirkstoffen, zudem über Zugang zum Wachstumsmarkt für pflanzliche Arzneimittel.

Mit einer konsequenten F&E-Strategie und zahlreichen erfolgreichen Produkt- und Firmenübernahmen in den vergangenen 25 Jahren hat Dermapharm ihre Geschäftsaktivitäten kontinuierlich optimiert und neben organischem Wachstum für externe Wachstumsimpulse gesorgt. Diesen profitablen Wachstumskurs beabsichtigt Dermapharm auch in Zukunft fortzuführen. Dabei setzt das Unternehmen auf eine Drei-Säulen-Strategie: die hausinterne Entwicklung neuer Produkte, die Ausweitung der internationalen Präsenz sowie weitere Akquisitionen.

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