Die EZB hat entschieden und die Märkte reagieren kaum, so auch Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) . Es gab halt keine Überraschungen:
Anleihekäufe ab November über 20 Mrd. monatlich, wenig überraschend und so erwartet, Strafzinsen der Banken steigen um 0,1% auf 0,5%, mehr wäre überraschend gewesen, weniger ebenfalls, also kein großer Impuls. Staffeln für die Banken bei Strafzinsen, auch erwartet, noch nicht im Einzelnen bewertbar, je mehr, desto besser für gerade die Deutsche Bank. Wirecard bewegt sich mit dem Markt, ja sogar etwas schlechter. Aktuell handelt Wirecard bei 151,50 im Tradegate Handel um 20:41 Uhr. Heute Morgen konnte Wirecard ja ein letztendlich erfolgreiches Debüt am Anleihemarkt vermelden. Jeder der vor 10 Jahren gesagt hätte, eine Firma namens Wirecard AG, DAX-Mitglied, hätte eine Anleihe von 500 Millionen Euro erfolgreich am Kapitalmarkt platziert mit einem Kupon von 0,5% bei 5 Jahren Laufzeit, hätte nur müdes und ungläubiges Lachen geerntet. Wen interessiert eigentlich dann die relativ geringe Überzeichnung?
Man vergisst allzu oft, dass Wirecard eine beeindruckende, bis jetzt ungebrochene, Wachstumsstory hingelegt hat – und das bei einem KGV, das eher einem bereits gereiften und langsam wachsendem Unternehmen zuzuordnen wäre. Klar JP Morgan sieht diesen Bewertungsabschlag in seiner Erststudie vom Dienstag, aber gleichzeitig erwartet man bei JP ein Schließen des Gaps erst im Verlauf von Jahren. Warum? Die noch nicht komplett ausgeräumten FT-Vorwürfe seien Schuld – schließlich liefen ja weiter Ermittlungen in Singapur. Und. Und… Das JPM-Kursziel von „nur“ 165,00 EUR jedenfalls ernüchternd.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Affilinet)}
Also alles gut bei Wirecard
….und der Kauf der Aktie eine sichere Wette auf das Wachstum der Gesellschaft und ein Schließen des Bewertungsabschlags zur Peergroup? Wenn man dem CEO glauben darf, sind allein 3 in den letzten Wochen gewonnene Neukunden perspektivisch für ein Multiple des aktuellen Umsatzes gut – so drückt er es auf jeden Fall auf Twitter aus.
So einfach ist es dann doch nicht. Die Wirecard AG ist in einem stark wachsenden Markt einer der wichtigen Player -aber die Konkurrenz lauert überall, einerseits durch ebenfalls stark wachsende Wettbewerber wie beispielsweise Adyen, als auch potentiellen neuen Wettbewerbern.
Die gesamte Bankenindustrie schaut bisher nur zu und läßt die Neulinge das Geschäft unter sich aufteilen – dabei wären natürlich Banken durchaus in der Lage – bei Lösung evtl. technischer Probleme – sehr schnell hohe Skalenerträge zu realisieren, allein über den eigenen Kundenstamm. Genauso kann bei einem derart technologielastigem Massen-Geschäft jederzeit ein neuer Wettbewerber auftreten, der die noch günstigere, noch schnellere, noch sicherere, noch einfachere Lösung gefunden hat.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}
Fazit?
Die Charttechnik ist eine mögliche Krücke oder Entscheidungshilfe. Widerstand bei 155,00 EUR letzte Woche Freitag überwunden, Schwung hat gefehlt, jetzt wieder unter der wichtigen Marke. Irgendwie scheinen die Anleger ein wenig die Lust an der Aktie verloren zu haben? Während die totgesagte Deutsche Bank AG in den letzten Tagen einen fulminanten Kursanstieg erreichen konnte (von zugegebenermaßen niedrigstem Niveau), bleibt Wirecard hinter dem Markt zurück. Vielleicht sammeln die Bullen Kraft für einen kräftigen Ausbruchversuch in den nächsten Tagen? Oder ist erstmal die Luft raus bei Wirecard? Dumme und doch einzig richtige Antwort: DER KURS HAT IMMER RECHT.
Heute(12.09.2019 / 20:41Uhr) notierten die Aktien der Wirecard AG im Tradegate-Handel immer noch unter der wichtigen 155,00 EUR-Marke bei 151,50 EUR leicht im Minus. Unspektakulär..