07.01.2020 – Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) schlägt sich heute wacker – 112,75 EUR um 13:38 Uhr auf XETRA. Eigentlich falsch, müsste viel höher handeln, jedenfalls wenn man dem Research von Kepler-Chevreux glauben schenkt: Heute wurde von den Analysten das Kursziel von 220,00 EUR mit einem klaren „BUY“ bestätigt – ein Analysehaus mit hoher Trefferquote, dass sich so weit vorwagt? Und mit welcher Begründung? {loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}
„Optimistische Aussagen des CEO Markus Braun über die nächsten Monate“ und erwartet gute Ergebnisse im Vierten Quartal. Logisch eigentlich, keine Einschränkungen wegen der FT-Vorwürfe werden gemacht – klares Urteil über die Substanz der Vorwürfe. Zumindest für Kepler-Chevreux.
Und auch der Aktienrückkauf wirkt stabilisierend, jedoch natürlich aufgrund des überschaubaren Volumens natürlich nur homöopathisch: „Im Zeitraum vom 19. Dezember 2019 bis einschließlich 02. Januar 2020 wurden insgesamt 56.759 Stück Aktien im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms 2019/I erworben.“ Insgesamt sind hier bis zu 2.500.000 Aktien möglich mit bis zu 200 Mio EUR Gesamtkaufpreis: „Im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms 2019/I können im Zeitraum vom 5. November 2019 bis 5. November 2020 insgesamt bis zu 2.500.000 eigene Aktien der Gesellschaft zurückgekauft werden. Als größtmöglichen Gesamtkaufpreis für den Erwerb der Aktien der Gesellschaft (ohne Erwerbsnebenkosten) hat der Vorstand, mit Zustimmung des Aufsichtsrats, den Betrag von 200 Mio. EUR zugewiesen.“
Widerstand bei 115,00 EUR sollte überwunden werden
damit es weiter in Richtung des – zumindest derzeit ambitioniert erscheinenden – Kursziels von 220,00 EUR gehen kann.
Ob die Aktie ohne einen positiven KPMG-Bericht den Schwung besitzt „im Vorbeilaufen“ die erstarkten Widerstände zu nehmen, um es möglicherweise zu einem „Short Squeeze“ kommen zu lassen? Wahrscheinlich eher nicht, dafür fehlt ein Ereignis, vielleicht schon wesentlich bessere als erwartete Q4-Ergebnisse? Hier wäre Luft – die allenthalben gemeldeten Online-Rekordumsätze könnten hier durchaus zum Umsatz- und Gewinnturbo für Wirecard geworden sein – die nächsten Tage könnten auch aus diesem Grund interesssant werden. Das würde auch zur Charmeoffensive des CEO Markus Braun, der seine Kommunikation über Twitter in den letzten Wochen intensiviert und – so ist der Eindruck – zielgerichteter einsetzt, passen.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Cube)}
Und die Anleger teilen sich in Gläubige und Zweifler
Interessant ist die Sicht in den diversen Aktienforen: Wenige Aktien werden so kontrovers diskutiert, wenige Aktien lassen Anleger sich so eindeutig positionieren: Pro oder Contra, dazwischen gibt es kaum. Und was heisst das für den Kurs der Aktie? Fakten, die unstrittig sind, könnten hier großen Einfluss auf die Stimmungslage haben. Dabei auf ein gutes Viertes Quartal zu setzen, könnte aufgehen. Alle externen Nachrichtenquellen lassen einen rekordmäßigen Umsatzschub vermuten und da Wirecard in der Vergangenheit bekanntlich relativ konservative Prognosen lieferte, könnte es hier zu einer positiven Überraschung kommen…
Potentiell eine wesentliche Kursstütze bis zum KPMG-Bericht, der den Befreiungsschlag bringen könnte, sofern … Jedenfalls passen die „visionären“ Tweets des offiziellen Wirecard-Accounts zu den in den letzten Tagen getätigten Tweets des CEO, der auch eher generelle Aussagen und visionäre Themen wählte, offensichtlich damit den richtigen Ton treffend, wie Kepler-Chevreux mit ihrem heutigen Analyseupdate bestätigte:
Den Retweet einer indirekt dem Geschäftsmodell der Wirecard große Möglichkeiten bestätigende PWC-Studie begleitet er am 3.01.2020 mit : „A good outlook of retail realities in 2019 and points to consider for 2020. #PwCRetailOutlook@PwC“ Klar sind die Möglichkeiten in der „neuen“ Retailwelt zu bedenken bei der zukünftigen Firmenpolitik der Wirecard – hat man ja bereits getan, indem man sich auf die Geschäftsfelderweiterung fokussiert hat. Nicht nur Payment, sondern auch Datenmanagement, Loyalityprogramme und „konsumerleichternde“ Zusatzdienstleistungen wie Versicherungs-, Kreditvermittlung, vereinfachte Kontoeröffnung und Abwicklung. Stichwort hierzu boon planet bereits für Deutschland gelauncht, Europa und der Rest der Welt sollen folgen.
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Am 02.01. äüßerte sich der CEO Markus Braun so: „The decade from 2010 to 2019 was outstanding for Wirecard but I am convinced 2020 to 2029 will strongly outperform that.“ Dieser Anspruch ist schon sehr ambitioniert. In der letzten Dekade wurde aus einem kleinen Start-up ein DAX-Konzern: Dass zu toppen ist schwierig. Gut. Die Vision 2025 steht im Raum. Diese Vision zu erreichen sei ja, wie Braun bereits bei der Vorstellung dieser Ziele betonte, mehr als wahrscheinlich oder wie er sagte „die Annahmen sind sehr konservativ“, für uns gleichbedeutend mit: „Da ist noch viel Luft nach oben“. Jedenfalls vollführte der Kurs der Wirecard-Aktie geradezu Feudensprünge. Die zuvor getroffene Auussage „I am convinced that the market can re-focus on the excellent business performance and innovations of Wirecard faster than anticipated…“ hatte den Markt beflügelt. Natürlich auch von einer generell positiven Marktstimmung beeinflusst – und auch der von uns bereits angesprochene Windowdressing-Effekt hat einiges zur letztendlichen Kurserholung auf 112,90 EUR zum Wochenende beigetragen. {loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}
Und jetzt fehlt eigentlich nur noch der KPMG-Bericht, um die Aktie wieder „befreit von Störfaktoren“ aufspielen zu lassen, sofern dieser Bericht so ausfällt, wie die Aussagen des CEO vermuten lassen. Auf jeden Fall ebenfalls unterstützend haben die guten Nachrichten aus/über China gewirkt: Terminfestlegung auf den 15.01. für die Unterzeichnung des ersten Teils des USA-China-Handelsabkommens plus Reduzierung der Mindestreservesätze durch die Bank of China – Stimuli, die der Konjunktur und damit der Konsumstimmung in China förderlich sind. Hierbei sollte man für Wirecard im Auge haben, dass man sich auf dem Chinesischen Markt eingekauft hat – Lizenzen, die auch die Tätigkeit IN China ermöglichen hat man zu einem Preis von rund 100 Mio. EUR „eingekauft“. EIN MEILENSTEIN FÜR WIRECARDS ZUKÜNFTIGES WACHSTUM. Oder um nochmals den CEO zu zitieren, der den China-Kauf als eines der wichtgsten Ereignisse in 2019 für Wirecard klassifiziert: „Wirecard had a tremendous 2019 signing more high volume merchants and cooperations than ever and expanding into China; a good indication for a very strong 2020.„
Es wäre schön wenn jetzt zu den aufmunternden und positiven – allgemeinen – Kommentaren des CEO wieder „mal ein paar“ operative Meldungen kämen. Bis der KPMG-Bericht die erhoffte Klarheit schafft, sollte sich der Markt wieder auf die operative Wirklichkeit konzentrieren können und nicht auf die Deutung der Aussagen eines CEO oder auf die Unsicherheit bei jedem Erscheinen der FT, ob es wieder neue oder „neuverpackte“ Vorwürfe gibt oder geben könnte. {loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Cube)}
13:38 Uhr, 07.01.2020, Frankfurter-Handel- Wirecard Aktie notiert im XETRA-Handel bei 112,75 EUR mit 0,90 EUR im Plus (+0,80 %).
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