Ab Morgen geht es los bei Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) das Aktienrückkaufprogramm. Aber warum macht Wirecard das überhaupt? Und warum jetzt?
Zuerst einmal: Der Aktienrückkauf war lange geplant – notifiziert bereits bei der Hauptversammlung am 20.06.2019 – und ist zumindest prinzipiell keine Reaktion auf die FT-Vorwürfe. Aber natürlich wird gerade derzeit jede Regung von Wirecard gedeutet, möglicherweise überinterpretiert und -auch wenn es weit hergeholt ist – in den FT-Kontext gestellt.
So auch dieser Rückkauf: Ursprünglich ist dieses Programm ein „Nebenproukt“ – Um Softbank und dessen Kosmos an Beteiligungen und Partnern an die Wirecard-Dienstleistungen zu binden, um es für Softbank attraktiv zu machen und überhaupt erst erstrebenswert zu machen, Paymentserviices von Wirecard in seine diversen Beteiligungen und Aktivitäten einzubinden, wurde das probateste, wirksamste und günstigste Mittel gewählt: Softbank ist am Erfolg der Wirecard zu beteiligen – mittels Wandelanleihe. Und das hat sich ja bereits ausgezahlt: Diverse Softbankbeteiligungen haben bereits in den vergangenen Monaten Kooperationen mit Wirecard verkündet. Wirecard hat es so „ohne Provisionen“ geschafft Softbank zum Vertriebsorgan zu machen – Respekt.
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Und plötzlich hat man 900 Mio. EUR, die…
…man eigentlich nicht wirklich braucht. Also was macht man: 350 Mio für Schuldentilgung, Geld für Entwicklungen, die man mittlerweile wohl auch aus dem laufenden Cash-Flow finanzieren könnte, und eben Geld für einen Rückkauf von Aktien. Warum nicht? Geld das man eigentlich operativ nicht braucht, das aber in dem es genommen wurde einen großen operativen Vertriebsschub geliefert aht, kann man auch dne anderen Aktionären zurückgeben. so auf der HV beschlossen, jetzt „reduziert“ auf nur 200 Mio. EUR. Auch viel Geld, aber natürlich keine – prozentual auf das Gesamtaktienkapital gesehene – große Zahll: „Im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms 2019/I können im Zeitraum vom 5. November 2019 bis 5. November 2020 insgesamt bis zu 2.500.000 eigene Aktien der Gesellschaft zurückgekauft werden. Als größtmöglichen Gesamtkaufpreis für den Erwerb der Aktien der Gesellschaft (ohne Erwerbsnebenkosten) hat der Vorstand, mit Zustimmung des Aufsichtsrats, den Betrag von 200 Mio. EUR zugewiesen.“
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Eigentlich positiv, aber leider wählte der Vorstand der Wirecard ein sehr schlechtes Timing, um die Einzelheiten des Programms zu verkünden: Gerade als die zweite FT-Krise auf den Höhepunkt an Unsicherheit und Verwirrung zusteuerte, wurde der Rückkauf kurzfristig avisiert. An Tagen, an denen Milliarden an Kapitalisierung „verschwinden“, ist der Rückkauf von eigenen Aktien in Höhe von 200 Mio. EUR mindestens wenig positiv zu sehen oder als wichtig oder als relevant zu sehen. Folglich wurde die Ankündigung mit weiterem Kursrückgang aufgenommen: Die Reaktion auf die Vorwürfe einen Rückkauf anzukündigen erschien wohl unangemessen.
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Jetzt ist das anders: Die erste Aufregung und Unsicherheit ist der „Normalität“ gewichen und alle warten jetzt auf den KPMG-Bericht. Parallel hat der Vorstand in einer Reihe von Interviews, das aktuellste heute Morgen im Handelsblatt Vertrauen aufgebaut und – für viele überzeugend – versichert, das die FT-Vorwürfe durch den KPMG-Bericht vollumfänglich entkräftet würden.Und so wird heute die Kombination aus überzeugenden Aussagen des CEO PLU Start Aktienrückkauf sehr positiv aufgenommen.
Aktuell (04.11.2019 / 11:19 Uhr) notierten die Aktien der Wirecard AG im Frankfurter-Handel mit einem Plus von +4,50 EUR (+3,92 %) bei 119,35 EUR.