Die United Internet AG (ISIN: DE0005089031) ist ein „Überlebender“ der New Economy und hat seit dem Einbruch des Neuen Markts einen bemerkenswerten Weg hinter sich gebracht.
Das Unternehmen aus Montabaur hat sich sowohl operativ wie auch an der Börse nicht nur gehalten, sondern äußerst positiv entwickelt. Inzwischen vereint man bekannte Marken wie 1&1, Web.de, GMX, United Domains, Fasthosts, Versatel und andere unter einem Dach. Aber nicht nur das, man macht auch durch Beteiligungen an Drillisch und Rocket Internet von sich reden.
Dass die langanhaltende und erfolgreiche Wachstumsstory noch nicht beendet ist, bewies United Internet gerade erst mit dem Mitte November veröffentlichten 9-Monatsbericht.
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Steigende Kundenanzahl und Versatel lassen Umsatz in die Höhe schießen
Die ersten neun Monate des Jahres verliefen für United Internet weiterhin sehr gut. Die Einnahmen konnten aufgrund der deutlich gestiegenen Anzahl an Kunden und vor allem durch die erfolgreiche Integration der im Oktober 2014 übernommenen Versatel GmbH um +26,9% auf einen Rekordumsatz von 2,76 Mrd. EUR gesteigert werden.
Beim EBITDA sah es noch besser aus: Hier konnte man das Ergebnis gar von 379,8 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum auf 555 Mio. EUR verbessern, ein Plus von +46,1%. Und auch das Ergebnis je Aktie fiel mit 1,34 EUR um +24,1% besser aus, als in den ersten neun Monaten 2014.
Im umsatzstarken Segment Access, dies umfasst das Geschäft von United Internet rund um die Bereiche DSL, Mobiles Internet und Telekommunikationslösungen, konnte man bis Ende September 730.000 neue kostenpflichtige Verträge abschließen, 170.000 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die dynamische Kundenentwicklung war ein Grund, warum der Segment-Umsatz in den ersten neun Monaten hier um +37,4% auf 2,04 Mrd. EUR angestiegen ist. Darüber hinaus war aber insbesondere die Konsolidierung des Geschäfts von Versatel maßgeblich für den Zuwachs verantwortlich: Versatel trug 387,5 Mio. EUR zum Umsatz bei.
Bemerkenswert ist ferner, dass trotz hoher Investitionen in das Kundenwachstum, das Segment-EBITDA von 213,9 Mio. EUR (M9 2014) auf 344,6 Mio. EUR um sage und schreibe +61,1% verbessert werden konnte. Allerdings war auch hier vor allem die Versatel-Akquisition ein bestimmender Faktor: 101,6 Mio. EUR des EBITDAs erfolgten alleine daraus.
Das deutlich umsatzschwächere Segment Applications, welches Privatpersonen und KMUs eine Vielzahl von Anwendungen zur Verfügung stellt, kam auf einen Segment-Umsatz von 741,7 Mio. EUR. Im Vorjahreszeitraum waren es 688,7 Mio. EUR. Seit 2014 fährt United Internet in diesem Geschäftsbereich eine veränderte Strategie: So ist man darauf fokussiert, Bestandskunden mit zusätzlichen Features zu versorgen, anstatt auf breiter Ebene neue Kunden zu gewinnen. Weiterhin konzentriert man sich auf die Gewinnung hochwertiger Kundenbeziehungen und hat z. B. im Bereich der Domainkunden bereits damit begonnen, eine Vertragsbereinigung durchzuführen, um margenschwache Kunden auszusotieren. Das Segment-EBITDA stieg von 171,6 Mio. EUR auf 208,6 Mio. EUR, wobei die EBTIDA-Marge um +3,2% verbessert werden konnte.
United Internet stockt Beteiligung an Drillisch auf und beteiligt sich an Kapitalerhöhung von Rocket Internet
Interessant an United Internet ist aber nicht nur das wachsende Kerngeschäft, sondern auch die weniger bekannte Tatsache, dass der Konzern über die Tochtergesellschaft United Internet Ventures AG diverse Beteiligungen an anderen Unternehmen hält.
Das Engagement begrenzt sich dabei nicht nur auf kleinere innovative Start-ups, sondern ebenso auf Schwergewichte wie die Drillisch AG und Internert Rockets SE.
Am TECDAX-Konkurrenten Drillisch, das Unternehmen ist als erfolgreicher Provider im Mobilfunksektor tätig und hat in diesem Jahr große sowie überraschende Zukäufe getätigt, ist United Internet inzwischen mit 20,7% beteiligt. Im April dieses Jahres hatte man aus der Zentrale in Montabaur mitgeteilt, die Beteiligung an Drillisch um 9,1% ausbauen zu wollen. Im Mai gab dann die zuständige Aufsichtsbehörde grünes Licht. Somit hält man nun ein Fünftel der Aktien von Drillisch.
Mit diesem Schritt wurden selbstverständlich Spekulationen um eine Übernahme von Drillisch losgetreten. Und eine Übernahme könnte für United Internet durchaus Sinn machen. Zum einen könnte man damit das zuletzt arg offensiv expandierende Unternehmen aus Maintal als Konkurrenten in der Mobilfunksparte „beseitigen“. Zum anderen – und das steht wohl viel mehr im Blickpunkt – könnte der langfristige Vertrag von Drillisch mit Telefonica Deutschland (O2) bezüglich der Nutzung von Kapazitäten für das 4G-Netz äußerst sehr interessant für United Internet werden.
Experten gehen aufgrund des zunehmend wachsenden Datenvolumens mittels Mobile Internet davon aus, dass es anders als noch beim 3G-Netz weniger freie Kapazitäten geben wird. Das könnte United Internet künftig in Bedrängnis bringen, da man dazu mit den Netzbetreibern neue Einkaufskonditionen aushandeln müsste. Wenn man Drillisch übernimmt, hätte somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Von einer Übernahme will Konzernchef Dommermuth jedoch offiziellen Äußerungen zufolge nichts wissen. Man strebe keine Übernahme an und man wolle die Beteiligung auch nicht auf 30% aufstocken. Dies zöge nämlich ein Pflichtangebot seitens United Internet für die restlichen Aktien nach sich. Dennoch, Gerüchte besagen, dass der Deal im nächsten Jahr kommen könnte.
Keine Übernahme plant United Internet indessen ganz sicher mit ihrer Beteiligung an die Start-up-Schmiede Rocket Internet. Im letzten Jahr stieg man beim Unternehmen der Samwer-Brüder mit rund 10% ein. Insgesamt 435 Mio. EUR zahlte man für die Anteile. Aktuell hält man 8,31%. Erst im Februar dieses Jahres erwarb United Internet im Zuge einer Kapitalerhöhung von Rocket Internet nochmals 1.201.000 neue Aktien für 58,8 Mio. EUR.
Aktie erreicht im Dezember neue Allzeithochs
Die Erfolgsgeschichte von United Internet ist am Kursverlauf der Aktie deutlich abzulesen. So erreichte das Papier im Dezember im Nachgang der Zahlen für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres heute erneut ein neues Allzeithoch bei 51,94 EUR.
Es dürfte die Aktionäre sehr freuen, was sich allein in den letzten sechs Jahren beim Aktienkurs getan hat. Denn am 30. Dezember 2008 stand dieser noch bei 6,29 EUR. Bis heute legte sie damit um mehr als 725% zu.
Auf das Jahr 2015 gesehen, ging es getragen vom operativen Wachstum um über 38% aufwärts und ein weiterer Anstieg ist durchaus naheliegend. Das Bankhaus Lampe hat United Internet Anfang Dezember auf die Alpha-Liste gesetzt und sie zum „Kauf“ mit einem Kursziel von 56 EUR empfohlen.