Die Evotec AG (ISIN: DE0005664809) gab heute die Finanzergebnisse und die Geschäftsentwicklung für das Geschäftsjahr 2017 bekannt.
Starke finanzielle Performanace
Der Evotec-Konzernumsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 57% auf 257,6 Mio. EUR an (2016: 164,5 Mio. EUR). Dieser Anstieg ist vor allem das Ergebnis einer sehr guten Entwicklung des Basisgeschäfts, höherer Meilensteinzahlungen und positiver Umsatzbeiträge der akquirierten Unternehmen Cyprotex (24,5 Mio. EUR) und Aptuit (45,9 Mio. EUR). Die Umsätze aus Meilensteinen, Abschlagszahlungen und Lizenzen beliefen sich auf 27,8 Mio. EUR, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr (18,9 Mio. EUR) von 47% entspricht. Dieser Betrag war das Ergebnis von Meilensteinzahlungen vor allem aus den Kooperationen mit Bayer (Endometriose und Nierenerkrankungen), Celgene (Neurodegeneration) und Sanofi (Diabetes und Onkologie).
Im Jahr 2017 konzentrierten sich die F+E-Aufwendungen von Evotec (17,6 Mio. EUR) auf strategische Bereiche der first-in-class Innovation (2016: 18,1 Mio. EUR) insbesondere in den Bereichen metabolische Erkrankungen und Onkologie. Die Vertriebs- und Verwaltungskosten des Evotec-Konzerns erhöhten sich 2017 deutlich um 57% auf 42,4 Mio. EUR (2016: 27,0 Mio. EUR). Hauptgründe dafür waren die erstmals ganzjährig anfallenden Vertriebs- und Verwaltungskosten von Cyprotex, etwa 4,5 Monate Vertriebs- und Verwaltungskosten von Aptuit sowie erhebliche einmalige M&A-bezogene Aufwendungen. Diese einmaligen Transaktionskosten in Höhe von 3,9 Mio. EUR in 2017 bezogen sich überwiegend auf die Akquisition von Aptuit. Darüber hinaus ist die Anzahl der Vertriebs- und Verwaltungsmitarbeiter in Business Development und administrativen Funktionen infolge des Unternehmenswachstums gestiegen.
Das bereinigte Konzern-EBITDA stieg 2017 erheblich an und belief sich auf 58,0 Mio. EUR (2016: 36,2 Mio. EUR). Das operative Ergebnis von Evotec betrug 2017 37,5 Mio. EUR (2016: 31,3 Mio. EUR) und wurde durch den Anstieg des Rohertrags positiv beeinflusst, auch wenn dieser teilweise durch die transaktionsbezogenen, einmaligen M&A-Aufwendungen sowie Abschreibungen in Höhe von 5,6 Mio. EUR infolge von Kaufpreisallokationen im Zusammenhang mit strategischen Akquisitionen ausgeglichen wurde. Der Jahresüberschuss 2017 betrug 24,0 Mio. EUR (2016: Jahresüberschuss 26,8 Mio. EUR) und fiel gegenüber dem Vorjahr vor allem wegen höherer Abschreibungen infolge von Kaufpreisallokationen, ungünstiger Wechselkurseffekte und einem höheren Anteil am Verlust assoziierter Unternehmen, die nach der Equity-Methode bilanziert wurden, geringer aus. Zudem war der Jahresüberschuss 2016 wesentlich durch einmalige Änderungen bei den bedingten Gegenleistungen (12,4 Mio. EUR) positiv beeinflusst, deren Effekt 2017 vergleichsweise gering ausfiel (1,5 Mio. EUR).
Die Liquidität, die aus Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten (67,0 Mio. EUR) und Wertpapieren (24,2 Mio. EUR) besteht, betrug am 31. Dezember 2017 91,2 Mio. EUR (31. Dezember 2016: 126,3 Mio. EUR). Der Rückgang der Liquidität gegenüber 2016 geht hauptsächlich auf die mit Barmitteln gezahlte Akquisition von Aptuit zurück (253,2 Mio. EUR).
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Der Umsatz im EVT Execute-Segment belief sich im Geschäftsjahr 2017 auf 250,3 Mio. EUR und lag damit deutlich höher als im Vorjahreszeitraum (2016: 171,0 Mio. EUR). Dieser Anstieg ist im Wesentlichen einer sehr guten Entwicklung des Basisgeschäfts und den ersten Umsatzbeiträgen der akquirierten Unternehmen zuzuschreiben. Dieser Betrag enthält zudem 36,6 Mio. EUR an intersegmentären Umsatzerlösen (2016: 33,2 Mio. EUR). Der Anstieg der Umsatzerlöse aus dem EVT Innovate-Segment auf 43,9 Mio. EUR (2016: 26,7 Mio. EUR), die vollständig aus Umsätzen mit Dritten bestehen, resultierte einerseits aus verlängerten Kooperationen und dem ganzjährigen Einfluss der neuen Partnerschaften mit Celgene und Bayer, die 2016 unterzeichnet worden waren. Zudem wurden in mehreren Kooperationen höhere Meilensteinzahlungen erreicht. Die Bruttomarge für EVT Execute (einschließlich Aptuit) lag bei 27,0% und EVT Innovate erzielte eine Bruttomarge von 44,3%. Die F+E-Aufwendungen im Segment EVT Innovate betrugen 2017 21,4 Mio. EUR (2016: 22,7 Mio. EUR). Das bereinigte EBITDA des EVT Execute-Segments war 2017 mit 63,2 Mio. EUR sehr hoch und somit deutlich verbessert als der vergleichbare Vorjahreswert (2016: 50,2 Mio. EUR). Im Segment EVT Innovate betrug das bereinigte EBITDA -5,2 Mio. EUR (2016: -14,0 Mio. EUR).
EVT Execute – Führende externe Innovationsplattform
Das Segment EVT Execute verzeichnete 2017 eine sehr gute operative Performance. Durch die Übernahme von Aptuit erweiterte Evotec ihre Wertschöpfungskette in der frühen Wirkstoffforschung bis zur IND-Einreichung („INDiGO(R)“) und hochwertigen CMC-Services (Chemistry, Manufacturing and Control). Die Integration von Apuit in den Evotec-Konzern verläuft planmäßig. Das im Dezember 2016 übernommene Unternehmen Cyprotex verzeichnete ebenfalls ein sehr gutes Jahr und die Integration in den Evotec-Konzern verläuft schneller als geplant. Des Weiteren konsolidierte Evotec 2017 ihre Präsenz in den USA und straffte die Prozesse und Dienstleistungen, um ihre führende externe Innovationsplattform weiter zu stärken.
Zusätzlich ging Evotec 2017 unter anderem verschiedene neue integrierte Wirkstoffforschungsallianzen ein, u. a. mit ABIVAX, Blackthorn Therapeutics, Dermira, STORM Therapeutics und TESARO. Viele dieser Kooperationen werden bei den Umsatzerlösen bis in das Jahr 2018 hinein deutlich sichtbar sein.
Die guten operativen Leistungen in EVT Execute wurden außerdem durch wichtige Meilensteine unterstrichen, die u.a. in den Kooperationen mit Bayer, Boehringer Ingelheim und UCB erreicht wurden.
EVT Innovate – Neue Wege in der Wirkstoffforschung
Für EVT Innovate zeichnete sich das Jahr 2017 durch wichtige Ergebnisse bei den strategischen Allianzen aus (Meilensteine in der iPSC-Allianz in Neurodegeneration mit Celgene, der iPSC-Allianz in Diabetes mit Sanofi, der Allianz in Nierenerkrankungen mit Bayer und der Immunonkologie-Allianz mit Sanofi/APEIRON) sowie durch eine Beschleunigung verschiedener erstklassiger Innovationen und neuer Unternehmungen.
Alle weiter fortgeschrittenen klinischen Projekte gehen nach Plan voran. Die verpartnerten klinischen Projekte mit Bayer, Boehringer Ingelheim, JingXin Pharma (China), Conba Group (China), Second Genome und Carrick Therapeutics verlaufen nach Plan und werden in den nächsten Quartalen wichtige Datenpunkte liefern.
In der strategischen iPCS-basierten Allianz mit Celgene auf dem Gebiet der Neurodegeneration wurden gute Fortschritte erzielt. Dies zeigte sich in der Erreichung eines ersten Meilensteins (5,0 Mio. $) für den erfolgreichen Abschluss einer Screening-Kampagne unter Einsatz der iPSC-basierten Screening-Plattform von Evotec. Des Weiteren führt Evotec ihre Investitionen in die künftige Entwicklung und Ausweitung ihrer iPSC-Plattform fort und ging neue strategische Kooperationen mit Censo Biotechnologies (UK), Fraunhofer IME-SP (Deutschland), Ncardia (Belgien/Deutschland) sowie mit dem Zentrum für Regenerative Therapien der TU Dresden ein, um neuartige Therapien für Netzhauterkrankungen zu erforschen.
Bei der weiteren Verfolgung ihres patientenzentrierten Ansatzes bei Nierenerkrankungen trat Evotec 2017 in zwei Konsortien ein, um ihre Plattform für Nierenerkrankungen deutlich auszuweiten. Das NURTuRE-Konsortium konzentriert sich zunächst auf chronische Nierenerkrankungen sowie Patienten mit dem nephrotischen Syndrom und nutzt dafür etablierte Institutionen wie das UK Renal Registry und die integrierte Wirkstoffforschungsplattform für Nierenerkrankungen von Evotec. Das Konsortium NEPLEX („Nephron-on-a-Chip with Cellular and Extracellular Matrix Complexity“) hat die Beschleunigung der Erforschung neuartiger Wirkstoffe zur Behandlung von Nierenerkrankungen zum Ziel.
Darüber hinaus gewann das BRIDGE-Modell 2017 erheblich an Dynamik. Ziel ist die Überführung akademischer innovativer Forschungen in Projekte, die mit der Pharmabranche verpartnert werden können. Im September 2017 rief Evotec die erste nordamerikanische BRIDGE-Partnerschaft mit MaRS Innovation in Toronto, Kanada, ins Leben. Diese Partnerschaft (LAB150) hat eine deutliche Verkürzung der Wirkstoffforschung sowie die Gründung rentabler Start-ups oder hochwertiger Lizenzierungsvereinbarungen zum Ziel. 2017 wurden zwei Finanzierungsrunden in der LAB282-BRIDGE-Allianz mit der Oxford University durchgeführt, durch die über 10 first-in-class-Projekte angestoßen wurden.
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Nach dem Ende der Berichtsperiode, am 08. März 2018, wurde bekanntgegeben, dass Evotec und Sanofi exklusive Verhandlungen über die Beschleunigung der Forschung im Bereich Infektionskrankheiten und über Entwicklungen mithilfe einer offenen Innovationsplattform unter der Führung von Evotec aufgenommen haben. Gemäß dieser Vereinbarung wird Sanofi ihr Portfolio im Bereich Erforschung von Infektionskrankheiten und frühphasige Entwicklungen an Evotec lizenzieren und ihre Forschungseinheit mit über 100 Mitarbeitern in Lyon, Frankreich, an Evotec transferieren. Sanofi wird Evotec eine einmalige Abschlagszahlung von 60 Mio. EUR in bar und weitere, langfristige Finanzierungen leisten, um die Unterstützung und den Fortschritt des Portfolios sicherzustellen. Diese Transaktion soll erwartungsgemäß, abhängig vom Abschluss der definitiven Vereinbarung und der entsprechenden sozialen Verfahren, in der ersten Hälfte 2018 abgeschlossen werden.
Akquisition
Mit Wirkung zum 11. August 2017 erwarb Evotec für 253,2 Mio. EUR in bar Aptuit, ein Partnerunternehmen für integrierte Outsourcing-Lösungen in der Wirkstoffforschung und -entwicklung. Diese Akquisition wurde durch vorhandene Barreserven und eine zusätzliche neue erstrangige kurzfristige Finanzierung von 140 Mio. EUR zu attraktiven Bedingungen finanziert. Sie erweitert Evotecs Geschäft erheblich und dehnt die Wertschöpfungskette bis zur Einreichung von IND und weiter bis zu integrierten Arzneimittelwirkstoffen und zur Herstellung von Produktkandidaten aus.
Die einmaligen Transaktionskosten im Zusammenhang mit Akquisitionen und strategischen Transaktionen beliefen sich 2017 auf 3,9 Mio. EUR, die unter Vertriebs- und Verwaltungskosten erfasst wurden. Zusätzlich wirkten sich Abschreibungen infolge von Kaufpreisallokationen von 5,6 Mio. EUR im Zusammenhang mit strategischen Akquisitionen auf die Herstellkosten der Umsätze aus.
Teilhabe an erstklassiger Innovation durch Beteiligung
Entlang der EVT Innovate-Strategie nimmt Evotec auch weiterhin strategische Investitionen und Unternehmensausgründungen vor. Evotec beweist so ihre Bereitschaft, Innovation auch durch Beteiligungen an Unternehmen zu beschleunigen. In diesem Kontext investierte Evotec 2017 in Exscientia, Fibrocor, Forge, und Facio.
DARLEHEN DER EUROPÄISCHEN INVESTITIONSBANK VON BIS ZU 75 MIO. EUR ZUR UNTERSTÜTZUNG DER F+E-STRATEGIE VON EVT INNOVATE
Im September 2017 gewährte die EIB Evotec ein unbesichertes Darlehen von bis zu 75 Mio. EUR. Die EIB-Förderung stärkt insbesondere die EVT Innovate-Forschungsstrategie von Evotec durch eine einzigartige, innovative und flexible Finanzierungsstruktur, einschließlich einer Komponente zur moderaten Ergebnisbeteiligung für die EIB. Die Mittel geben Evotec die Flexibilität, weitere neuartige Wirkstoffforschungs- und -entwicklungswege zu verfolgen und unterstützen die Beteiligungen von Evotec an first-in-class-Innovationen. Exscientia war das erste durch diese Finanzierung unterstützte Projekt.
Neuer strategischer Aktionsplan 2022 – „Führende externe Innovation“
Ende 2017 stimmten sich Vorstand und Aufsichtsrat über die Unternehmensstrategie für die nächsten fünf Jahre ab (Aktionsplan 2022 – „Führende externe Innovation“) und führten damit die Tradition der früheren Aktionspläne fort. Der neue Aktionsplan verfolgt das Ziel, die globale Führung im Bereich externe Innovation zu erreichen und zu erhalten. Weitere Informationen hierzu sind im Geschäftsbericht 2017 enthalten.
Absicht der Umwandlung der Evotec AG in eine europäische Gesellschaft (SE) (nach Ende der Berichtsperiode)
Evotec hat entschieden, Vorbereitungen für eine Umwandlung der Rechtsform in eine Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea, SE) einzuleiten. Der Vorschlag wurde vom Aufsichtsrat genehmigt und bedarf der Zustimmung der Aktionäre, die auf der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung am 20. Juni 2018 eingeholt werden soll. Evotec plant keine Änderung der bisherigen zweigliedrigen Organstruktur, bestehend aus Vorstand und Aufsichtsrat. Die Eintragung und damit das Wirksamwerden der rechtlichen Umwandlung setzen ferner den Abschluss eines obligatorischen Verhandlungsprozesses über die zukünftige Beteiligung der Arbeitnehmer voraus. Die Aktionäre der Evotec AG erhalten mit der Einladung zur Hauptversammlung ausführliche Informationen der geplanten Umwandlung der Rechtsform und bleiben auch nach der Eintragung Aktionäre des Unternehmens mit denselben Rechten und Pflichten.
Der Evotec-Konzern ist über die letzten Jahre deutlich mit Standorten in Frankreich, Deutschland, Italien, der Schweiz sowie in United Kingdom und USA gewachsen. Die Umwandlung spiegelt die strategische europäische und internationale Ausrichtung wider.
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Finanzprognose für 2018 – positiver Ausblick „3X30“
Konzernumsatz, Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen und das bereinigte EBITDA sind die wichtigsten finanziellen Leistungsindikatoren des Evotec-Konzerns. Für 2018 erwartet der Vorstand ein starkes Wachstum des Konzernumsatzes, erhöhte F+E-Aufwendungen und ein verbessertes bereinigtes Konzern-EBITDA, wie in der folgenden Tabelle dargestellt.
Prognose 2018 | Ergebnis 2017 | |
Konzernumsatz | Mehr als 30% Wachstum | 257,6 Mio. EUR |
F+E-Aufwendungen | Etwa 20-30 Mio. EUR | 17,6 Mio. EUR |
Bereinigtes Konzern-EBITDA | Anstieg um etwa 30% gegenüber 2017 | 58,0 Mio. EUR |
Aktuell (28.03.2018 / 08:04 Uhr) notieren die Aktien der Evotec AG im Frankfurter-Handel mit einem Plus von +0,09 EUR (+0,52 %) bei 16,54 EUR.