Die Takkt AG (ISIN: DE0007446007) ist sehr erfolgreich ins neue Jahr gestartet. Und trotzdem sieht der Aktienkurs der Takkt-Aktie nach einem Desaster aus. Seit Juli ging es nur noch bergab – 12-Monatstiefs wurden im September direkt in Serie markiert. Dazu der Abstieg aus dem SDAX – der Kursentwicklung geschuldet, natürlich. Warum? Rezessionsängste könnten dem Geschäft der schaden – zuerst gespart wird möglicherweise bei den „typischen Produkten“ der Gesellschaft.
Nichtsdestotrotz – im ersten Halbjahr konnte man kräftig wachsen, die Kostensteigerungen aus Einkauf und Logistik grösstenteils an die Kunden weitergeben, so dass die Halbjahreszahlen irgendwie nicht zur Kursentwicklung zu passen scheinen. Dachte sich wohl auch der Hauptaktionär Haniel, der im ersten Halbjahr seine Position kräftig ausbaute – hierzu später mehr.
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Kursentwicklung schrie nach Reaktionen – und Voilà, man startet ein Rückkaufprogramm
Unzufriedenheit mit der Kursentwicklung allenthalben. Und was macht man, wenn man denkt, dass „die Aktie“ nicht einmal annähernd deren „Wert“ widerspiegelt? Beispielsweise kann man durch als günstig betrachtete Aktienrückkäufe den Wert je Aktie für die verbleibenden Aktionäre steigern. Bei Einzug der zurückgekauften Aktien cp den Gewinn je Aktie erhöhen und durch die zusätzliche Nachfrage nach Aktien den Kurs stützen. Und genau diese Reaktion wählte man bei Takkt:
„Vor dem Hintergrund der aktuellen Bewertung, der hohen Eigenkapitalquote und der Cashflow-Stärke des Geschäftsmodells hat der Vorstand der TAKKT AG heute den Rückkauf von bis zu drei Prozent des derzeitigen Grundkapitals beschlossen.
Dazu will TAKKT über die Börse bis zu 1.968.309 Aktien für einen Gesamtkaufpreis von bis zu 25 Millionen Euro (ohne Nebenkosten) erwerben. Das Rückkaufprogramm startet am 6. Oktober 2022 und endet spätestens am 30. Juni 2023. Es wird auf der Grundlage der Ermächtigung der ordentlichen Hauptversammlung vom 18. Mai 2022 durchgeführt. Für die Verwendung der zurückgekauften Aktien kommen alle nach den aktienrechtlichen Regelungen und nach der vorgenannten Ermächtigung zulässigen Zwecke in Betracht.“ (Unternehmensmeldung, 4.10.2022, TAKKT AG)
Durchschnittlich bis zu 12,70 EUR je Aktie wäre man bereit zu zahlen – optimistischer Maximalkaufpreis,..
… der gleichzeitig zeigt, welchen Aktienpreis das Management für „gerade noch unterbewertet“ betrachtet. Und das wäre zum heutigen Kursniveau von 9.99 EUR (Plus 3,6%, wohl auch eine Reaktion auf das Rückkaufprogramm) ein Potential von rund 27%. Und wie könnte man das Potential operativ begründen? Vielleicht sollte man sich nochmals die Halbjahreszahlen näher ansehen:
TAKKT Aktie unbeeindruckt – beim EBITDA noch höheres Wachstum von 36% als beim Umsatz, der um 13% im ersten Halbjahr zulegen konnte
Gute Zahlen – im folgenden aufgeschlüsselt – schützen offensichtlich nicht vor einem pessimistischen Aktienmarkt. Und bieten so auch Gelegenheiten für mögliche weitere Schritte beim Hauptaktionär? Wer bei hohen Kursen kauft, sollte doch auch…
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So hat die Franz Haniel & Cie. GmbH als Mehrheitsaktionär der TAKKT AG dem Vorstand der TAKKT AG am 26.09.2022 mitgeteilt, dass ihr Anteil an der Gesellschaft zum 30. Juni 2022 exakt 64,55 % betrug. Zum Jahresende 2021 lag der Anteil bei 59,45 %. Und das war noch zu „den alten Kursen“ – vor dem Einbruch, der erst seit Ende Juli zu beobachten ist. „Wir freuen uns sehr über das fortgesetzte Vertrauen unseres Mehrheitsaktionärs in die erfolgreiche Transformation unserer Gruppe. Der Ausbau des Anteilsbesitzes ist ein positives Signal für unsere neue integrierte Aufstellung, die uns künftig ein höheres Wachstum sowie stärker skalierbare Strukturen ermöglichen wird,“ äußerte sich CEO Maria Zesch zur Nachricht.
Und nun zu den Halbjahreszahlen, deren Veröffentlichung die Kursverluste einläutete – Analysten hatten Angst vor Eintrübung der zukünftigen Nachfrage
Hauck Aufhäusers Analyst fasste es folgendermassen zusammen: TAKKT habe zuletzt stark von den Corona-Lockerungen profitiert, zunehmende Rezessionsängste dürften aber die Nachfrage in den kommenden Quartalen belasten, schrieb Analyst Christian Salis. Insofern erschienen auch die neuen mittelfristigen Geschäftsziele ehrgeizig. Nachdem sich die Aktie seit Jahresbeginn gut gehalten und den SDax um 22 Prozent übertroffen habe, sei die aktuelle Bewertung ambitioniert – seitdem wurde auch das von ihm am 28.07.2022 reduzierte Kursziel von 12,00 EUR unterschritten.
Für das erste Halbjahr konnte TAKKT starke Zahlen vorlegen. Das organische Umsatzwachstum lag bei 12,6 %. Die in Euro berichteten Zahlen profitierten zusätzlich von Wechselkurseffekten, die vor allem aus dem Anstieg des US-Dollars resultierten. Der Umsatz erhöhte sich insgesamt um 17,9 % auf 657,0 (557,3) Mio EUR.
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„Unsere größten operativen Herausforderungen waren die hohen Preissteigerungen für Wareneinkauf und -transport und die eingeschränkte Produktverfügbarkeit. Durch eine schnelle und umfassende Weitergabe des höheren Preisniveaus konnten wir die Rohertragsmarge im zweiten Quartal nahezu auf dem Vorjahresniveau halten,“ soEnd eJuli der CFO Claude Tomaszewski. Im ersten Halbjahr lag die Rohertragsmarge bei 39,9 (40,7) % und blieb damit trotz des Inflationsdrucks nah an der Zielgröße von 40 %. Um möglichst viele Bestellungen der Kunden erfüllen zu können, hat die Gruppe den Vorratsbestand weiter ausgebaut. Die Lieferfähigkeit habe sich im Berichtszeitraum nicht wesentlich verändert, der Auftragsbestand sei weiter auf einem hohen Niveau.
Prognose konkretisiert – im oberen Bereich der Bandbreite.
Im Rahmen der neuen Aufstellung der Division Industrial & Packaging hat TAKKT eine Vereinfachung und Harmonisierung der Markenlandschaft beschlossen, die voraussichtlich bis Anfang 2024 umgesetzt wird. Als Folge dieser Entscheidung hat die Gruppe Wertminderungen in Höhe von 11,2 Millionen EUR auf immaterielle Vermögenswerte vorgenommen – was sich auch im EBIT des ersten Halbjahres niederschlug. Diese betreffen im Wesentlichen Markenrechte, die im Zuge von früheren Akquisitionen erworben und bilanziert wurden.
TAKKT will den Wachstumskurs auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen, geht aber von insgesamt schwierigeren Rahmenbedingungen als im ersten Halbjahr aus. Durch eine mögliche Einschränkung der Gasversorgung in Europa und eine restriktivere Geldpolitik sind die konjunkturellen Risiken weiter gestiegen. Gleichzeitig habe sich das Bestellverhalten der Kunden im zweiten Quartal abgeschwächt. Vor diesem Hintergrund rechnet TAKKT für den Rest des Jahres mit einem mittleren einstelligen organischen Wachstum. Für das Gesamtjahr bestätigt die Gruppe die bestehende Prognose und will organisch hoch einstellig wachsen. Beim Ergebnis erwartet TAKKT jetzt ein EBITDA in der Spanne zwischen 120 und 130 Mio EUR (bisher 110 bis 130 Mio EUR).
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Und die grosse Frage lautet beim derzeitigen Kursniveau: Wird Haniel weitere Anteile erwerben? Strebt man möglicherweise mehr als die 64,55% an, die man zum 30.06.2022 erreichte. Geht man Richtung 75%? Vieles scheint beim aktuellen Kursniveau möglich – zumindest sollte der Hauptaktionär eine gewisse „Kursabsicherung“ bieten. So könnte man zumindest denken. Und wer weiss, vielleicht führt jetzt das Rückkaufprogramm für eine gewisse Kursbelebung – sollte zumindest nach unten eine weitere Stütze darstellen.
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