TAG Immobilien Aktie gedrittelt in den letzten 12 Monaten. Und auch die 6,90 EUR, zu denen vor einiger Zeit noch eine Kapitalerhöhung platziert werden konnte, sind seit heute Geschichte: XETRA-Schluss bei 5,91 EUR. Was muss passieren, dass eine derartig zertrümmerte Aktie mit werthaltigen Assets so weit fällt?
Bei der TAG Immobilien AG (ISIN: DE0008303504) kam Gestern einiges zusammen: Eigentlich vertrauten die Anleger auf die bisherige Ausschüttunsgpolitik der Gesellschaft – was eine Dividendenrendite von gut 10% (zum gestrigen Schlusskurs sogar 15,03 %) ergeben hätte. Und beim „hätte“ liegt das Problem: Völlig überraschend kündigte man an,die Dividende für 2022 ausfallen zu lassen. Nicht weil die Geschäfte, also die Vermietungserlöse, eingebrochen sind – nein diese sind sogar im Q3 etwas gestiegen. Sondern „nur“, weil man bei TAG Immobilien vorsichtiger wird:
Die Fälligkeiten in 2023 wurden bereits jetzt refinanziert, die reduzierte Brückenfinanzierung für den polnischen Zukauf wurde prolongiert und die potenzielle Dividende von rund 143 Mio EUR (0,81 EUR je Aktie, was 75% der FFO I) wird zur Stärkung der Liquiditätsbasis „nicht ausgeschüttet“, sofern die Hauptversammlung dem Vorschlag des Vorstands zustimmen sollte.
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Martin Thiel, CFO der TAG versucht eine Erklärung für die Dividendenaussetzung: „Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, da die TAG seit Jahren signifikante und kontinuierlich steigende Dividenden gezahlt hat. Aber wir erkennen, dass im aktuellen Marktumfeld konsequente Maßnahmen erforderlich sind, um der Unsicherheit, die wir derzeit an den Kapitalmärkten beobachten, adäquat zu begegnen. Die Inflationsentwicklung sowie stark gestiegene Zinsen wirken sich in Form volatiler Kapitalmärkte und schwer einzuschätzender Investmentmärkte aus.
Daher sind wir bestrebt, alle Maßnahmen zu treffen, die aus eigener Kraft und unabhängig von nicht vorhersehbaren Marktentwicklungen möglich und angemessen sind. Nach sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile aus Sicht unserer Aktionäre ist die Aussetzung der Dividende unseres Erachtens eine folgerichtige Maßnahme. In Verbindung mit den für 2023 bereits umgesetzten Refinanzierungsmaßnahmen wird damit die Kapital- und Finanzierungsbasis der Gesellschaft für die kommenden Jahre auf ein nachhaltig stabiles Fundament gestellt. Weitere Eigenkapitalmaßnahmen sind, auch angesichts der bereits durchgeführten Bezugsrechtskapitalerhöhung, nicht mehr erforderlich.“
Hinreichender Grund für dieses Kursniveau der TAG Immobilien Aktie? Enttäuschung nachvollziehbar, aber hier könnten die Anleger „etwas“ übertrieben haben – immerhin ist man für 2022 „über Prognose“.
Und bisher konnte bereits die Fälligkeiten für 2023 refinanzieren und in 2024 ist nur die Fälligkeit der Brückenfianzierung von 310 Mio EUR „zu lösen“. Hierbei helfen beispielsweise 143 Mio EUR gesparter Dividende. Und für 2023 wird man zwar etwas vorsichtiger – ein moderater FFO I Rückgang wird prognostiziert – aber in den Folegjahren wird allein durch den Ausbau des polnischen Portfolios von 2.000 auf 4.000 Mieteinheiten eine Stabilisierung respektive moderate Erhöhung möglich.
Prognose 2023 passt nicht zur Kapitalisierung von jetzt nur noch rund 1 Mrd EUR der TAG Immobilien Aktie
Für das Geschäftsjahr 2023 wurde vom TAG Vorstand mit dem Zwischenbericht folgende FFO I- und FFO II-Prognose abgegeben:
- FFO I: EUR 170-174 Mio (EUR 0,98 je Aktie)
- FFO II: EUR 240-246 Mio (EUR 1,39-1,40 je Aktie)
Der erwartete Rückgang des FFO I in 2023 um ca. 18 Mio EUR (-9%) resultiere im Wesentlichen aus geplanten ca. 10 Mio EUR höheren Zinsaufwendungen, rund 4 Mio EUR höheren Ertragsteuern, erwarteten Kostensteigerungen für Instandhaltungsaufwendungen von etwa 4 Mio EUR, sowie aus einer gestiegenen Risikovorsorge für Wertberichtigungen auf Forderungen und für nicht umlegbare Nebenkosten durch erhöhte Energiepreise von ca. 4 Mio EUR. Der in der FFO I Prognose enthaltene positive Beitrag aus der Vermietungstätigkeit in Polen, der in 2022 noch von untergeordneter Bedeutung sein wird, beläuft sich für das Jahr 2023 auf rund 4 Mio EUR. Die FFO I-Prognose wurde auf Basis des aktuell vorhandenen Immobilienportfolios abgegeben, berücksichtigt also keine weiteren Akquisitionen oder Verkäufe. Wobei die TAG Immobilien für 2023 Immobilienverkäufe zur Ablösung der Brückenfinanzierung in 2024 plant.
Polnische Beteiligung hilft im nächsten Jahr „aus“
In Bezug auf den FFO II ist der geringere Rückgang um ca. 7 Mio EUR (-3%), trotz des um rund 18 Mio EUR reduzierten FFO I, neben Projekten mit höheren Verkaufspreisen in Polen auch darauf zurückzuführen, dass ROBYG in 2023 für ein volles Geschäftsjahr konsolidiert wird (in 2022 ab 31. März) und damit höhere Umsätze aus Wohnungsverkäufen realisiert werden. Für das gesamte like-for-like Mietwachstum, d.h. inklusive der Effekte aus dem Leerstandsabbau, wird für das deutsche Portfolio ein Wert von ca. 2,0% bis 2,5% p.a. angenommen. Für die Leerstandsquote in den Wohneinheiten des Konzerns wird ein weiterer Rückgang um ca. 0,3%- bis 0,5%-Punkte erwartet.
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„Für das Jahr 2023 rechnen wir mit einem reduzierten FFO I im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem die gestiegenen Zinsen tragen zu dieser Entwicklung bei, aber wir treffen auch ausreichend Risikovorsorge im Hinblick auf höhere Instandhaltungspreise und die stark gestiegenen Energiekosten. Gerade letzteres wird für viele Mieter eine wesentliche Belastung darstellen, darauf müssen wir reagieren. Erfreulich ist, dass unsere Geschäftstätigkeit in Polen in 2023 einen deutlich höheren Ergebnisbeitrag und damit eine stabile FFO II-Entwicklung mit sich bringen wird“, kommentiert Claudia Hoyer, COO der TAG, die Prognose für das Geschäftsjahr 2023.