Manche Aktien könnte man als Winterschlafaktien bezeichnen, weil sie sich lange Zeit kaum bewegen, um dann innerhalb kürzester Zeit entdeckt zu werden. Manchmal ist dieses Entdecken der Beginn einer Börsenerfolgsstory, manchmal nur das kurze Aufbäumen vor einer neuen Durststrecke.
Derartige Aktien finden sich eher bei den Nebenwerten, was auch daran liegt, dass die großen Werte von vielen Analysten beobachtet werden und es damit auch regelmäßig Informationen und Einschätzungen zu ihnen gibt, während bei den Nebenwerten manchmal überhaupt kein Analyst aktiv ist.
Für Anleger bieten sich hier also besondere Chancen, einen Hidden Champion zu entdecken, doch kann man die Attribute klein und unentdeckt nicht automatisch gleichsetzen mit erfolgreich. Und wir wollen ja nach den Dornröschens Ausschau halten, die kurz davor stehen, wachgeküsst zu werden, und nicht auf diejenigen setzen, die auch die nächsten Jahre vor sich hin schnarchen werden…
Ist Surteco ein Hidden Champion?
Die Surteco SE ist auf die Produktion von dekorativen Oberflächenmaterialien auf Papier- und Kunststoffbasis spezialisiert, die dann vorwiegend bei der finalen Beschichtung von Holzwerkstoffen wie Span- oder Faserplatten verwendet werden. Das Unternehmen vertreibt weltweit unter anderem Fassadensysteme, Flächenfolien, Rollladensysteme und Dekordrucke, zu seinen Kunden gehören in erster Linie Firmen aus der Möbelindustrie.
Darunter Hersteller von Büro-, Küchen- und Badmöbeln, Spanplattenhersteller, Holzplatten- und Oberflächenhändler sowie Abnehmer aus der Metallverarbeitung, der Elektroindustrie, Unternehmen aus baunahen Bereichen sowie Baumärkte.
Dieses Geschäftsmodell liest sich wie Langeweile in Reinkultur und jetzt ist schon mal klar, dass es sich wohl kaum um ein gehyptes Startup handelt, sondern um ein ziemlich bodenständiges Unternehmen. Ob es auch ein solides Investment sein kann, wird sich zeigen.
Surteco ist bereits seit 1989 an der Börse notiert, damals noch als Bausch AG. Man hat regelmäßig gute Unternehmenszahlen abgeliefert und auch hin und wieder Rückschläge verkraften müssen. 28 Jahre sind eine lange Zeit. Schaut man auf den Chartverlauf erkennt man, dass der Kurs mit 24 Euro in etwa wieder auf dem Niveau angelangt ist, auf dem er bereits im Jahr 1999 war. Dazwischen liegen allerdings heftige Schwankungen, insbesondere um die Finanzkrise herum, als es vom zwischenzeitlichen Allzeithoch bei knapp 40 Euro in 2007 in nur anderthalb Jahren auf den Tiefstkurs bei 6 Euro abwärts ging.
Nun sind diese Ausschläge und die Finanzkrise natürlich nicht der Normalfall, doch auch in der jüngeren Vergangenheit gab es eine Auffälligkeit. Zwischen 2013 und 2014 verdoppelte sich der Aktienkurs innerhalb kürzester Zeit von 15 auf 30 Euro, als Surteco den größten deutschen Wettbewerber Süddekor übernahm. Und an diese Übernahme haben sich hohe Erwartungen geknüpft, neben der Ausweitung der Umsätze und des Marktanteils sollten natürlich die viel beschworenen Synergien ganz neue Margenerlebnisse und Gewinne ermöglichen. Nun, die Übernahme ist geglückt, die damit verbundenen Ziele wurden weitgehend verfehlt.
Es stellte sich heraus, dass Süddekor ein zu großer Brocken für Surteco war. Anstelle gemeinsam angreifen zu können, war man mehr als zwei Jahre lang mit sich selbst beschäftigt und musste die Integration bewerkstelligen. Insbesondere die Produktionsverlagerung an einen anderen Standort ging weit weniger reibungslos über die Bühne, als erhofft. Für die Unternehmensleitung, die Mitarbeiter, aber auch die Aktionäre war das eine schwierige Zeit.
Und für den Aktienkurs bedeutete dies den Rückfall aus der Erweckungsphase zurück in den Schnarchmodus. Doch inzwischen sendet Surteco wieder Lebenszeichen aus und diese deuten darauf hin, dass die Übernahme endgültig verdaut ist und sich die mir ihr verbundenen Hoffnungen nun endlich einstellen. Surteco ist heute international breit aufgestellt und bedient auch zukunftsträchtige Märkte wie Osteuropa, Südamerika, China und Indien. Der Auslandsanteil am Umsatz betrug 2015 bereits 72 Prozent.
An der Bilanzqualität gab es eigentlich nie etwas auszusetzen, Probleme bereiteten zuletzt eher die Margen und damit die Gewinne. Die Eigenkapitalquote liegt bei soliden 50 Prozent und die langfristigen Vermögenswerte sind zu mehr als 80 Prozent durch eigene Mittel gedeckt.
Die zuletzt vorgelegten Zahlen lösen keine Begeisterungsstürme aus, zeigen allerdings, dass Surteco die Kosten zunehmend in den Griff bekommt und durch Disziplin und harte Arbeit endlich die Erfolge einzufahren beginnt, die man sich mit der Süddekor-Übernahme schon früher versprochen hatte. Gut Ding will manchmal mehr Weile haben.
Übernahmehunger wächst (wieder)
Doch man ruht sich nicht auf den sich abzeichnenden Erfolgen aus, sondern entwickelt das Unternehmen konsequent weiter…
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