STEMMER IMAGING: „Akquisitionen sollen ein weiterer Wachstumstreiber sein“

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Die STEMMER IMAGING AG (ISIN: DE000A2G9MZ9), seit dem 27. Februar 2018 im Scale-Segment der Frankfurter Börse notiert, zählt mit einem Kursgewinn von rund 40 % zu den erfolgreichsten Neuemissionen des Jahres 2018.

Nach einer Erhöhung der Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2017/2018 macht der bayrische Machine-Vision-Spezialist mit der Gründung einer Tochtergesellschaft in Österreich von sich reden. Das Nebenwerte-Magazin traf STEMMER-IMAGING-CFO Lars Böhrnsen zum Exklusiv-Interview.

Nebenwerte-Magazin: Es wäre schön, wenn sie in kurzen Worten unseren Lesern erklären könnten, was die STEMMER IMAGING AG konkret macht, welche Produkte bieten Sie welchen Kunden an?

Lars Böhrnsen: Kurz gesagt, machen wir Maschinen sehend. Als Experte für industrielle Bildverarbeitung ist unser Angebot allerdings sehr vielfältig. Es reicht von der Verkabelung, Software, Beleuchtung bis hin zu komplexen Bildverarbeitungssystemen. So vielgestaltig unserer Produktpalette ist, so unterschiedlich sind auch unsere Kunden. Einer von ihnen ist ein Anlagenbauer und produziert Aluminiumbehälter zur Verpackung von Tiernahrung. Dort kommt STEMMER-IMAGING-Technologie in der Qualitätskontrolle zum Einsatz. Wir sind aber auch in nicht-industriellen Bereichen unterwegs. Beispielsweise in der Verkehrstechnik oder helfen bei der Datengewinnung im Fußball. So können mit Hilfe unserer Technik Bewegungsprofile der Spieler erstellt werden.

Sie sprechen den Fußball an: Kommt Ihre Technologie auch bei der Fußball-WM in Russland zum Einsatz?

Lars Böhrnsen: Im Rahmenprogramm der Fußball-WM kommt der RoboKeeper der Kölner Sportmarketingagentur 4attention auf dem Roten Platz in Moskau zum Einsatz – der vermutlich schnellste Torwart der Welt. Der RoboKeeper, eine Entwicklung des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund, hat keine Nerven und geht dennoch in den meisten Fällen als Sieger vom Platz, wenn Fußballer aller Leistungsniveaus versuchen, das Runde an ihm vorbei ins Eckige zu befördern. Das für diese Anwendung perfekte Bildverarbeitungs-Setup bestehend aus zwei Kameras, den zugehörigen motorisierten Objektiven und den Kabeln kommt aus unserem Hause.

Was unterscheidet Sie vom Wettbewerb?

Lars Böhrnsen: Speziell durch unsere selbst entwickelte Software heben wir uns von unseren Mitbewerbern ab. Dabei handelt es sich um die Bildverarbeitungssoftware Common Vision Blox (CVB). Sie ist nicht nur Herzstück unseres Angebots, sondern gleichzeitig auch das Herzstück vieler Bildverarbeitungssysteme. CVB ist eine leistungsstarke Programmierbibliothek, die eine schnelle und zuverlässige Entwicklung von Einzelkomponenten zu kompletten Bildverarbeitungslösungen ermöglicht.

Die STEMMER IMAGING AG ist seit dem 27. Februar 2018 an der Börse gelistet und nun kommt die Nachricht über die Gründung einer 100% Tochtergesellschaft in Österreich. Ist diese Tochter ein Baustein Ihrer Expansionsstrategie und erst durch die Erlöse des Börsengangs möglich geworden?

Lars Böhrnsen: Wir haben uns schon seit längerem mit einer breiter angelegten Expansion in Österreich befasst. Auch bereits vor dem Börsengang. Es war und ist uns sehr wichtig, unsere treuen österreichischen Kunden umfassend und persönlich zu betreuen. Zudem ist der Markt für industrielle Bildverarbeitungssysteme, Robotik und Automatisierung vor Ort sehr interessant und wächst dynamisch. Daher war es eine logische Konsequenz, eine Tochtergesellschaft vor Ort zu gründen. Mit den zugeflossenen Mitteln aus dem Börsengang haben wir es nun natürlich etwas leichter, die Realisierung wäre aber auch ohne unser Listing erfolgreich verlaufen.

Welche Bedeutung hat der österreichische Markt generell für Sie?

Lars Böhrnsen: Wir gehen davon aus, dass wir im laufenden Geschäftsjahr zwischen zwei und drei Millionen Euro in Österreich erlösen werden. Als einer der Technologieführer rechnen wir dort mittelfristig mit einer deutlichen Umsatzsteigerung. Daher ist der österreichische Markt so interessant und wichtig für uns. Zusätzlich bieten sich auch Chancen für anorganisches Wachstum. Mit einer eigenen Tochtergesellschaft vor Ort lassen sich etwaige Akquisitionen zukünftig leichter in den Gesamtkonzern integrieren.

Wird es weitere internationale Neugründungen durch Ihre Gesellschaft geben? Was soll Wachstumstreiber für Sie in den nächsten Jahren sein: Abdeckung neuer Märkte mit etablierten Produkten oder die Entwicklung neuer Produkte für bereits abgedeckte Märkte?

Lars Böhrnsen: Wir schließen weitere Neugründungen nicht aus, wenn sie im Rahmen unserer internationalen Expansion sinnvoll erscheinen. Unsere Strategie besteht aus einer gesunden Mischung aus Investitionen in Forschung & Entwicklung, der Einführung neuer, innovativer Produkte sowie der Expansion in interessante neue Märkte und Regionen. Aber wie bereits angesprochen, soll auch der Bereich M&A ein weiterer Wachstumstreiber für uns sein.

Sie sind ja bereits in einigen europäischen Ländern vertreten. Denken Sie auch über außereuropäische Märkte nach? Gibt es bereits konkrete Pläne? Was ist beispielsweise mit China oder den USA?

Lars Böhrnsen: Das ist ein wichtiger und interessanter Punkt. Natürlich wollen wir weiter expandieren und neue Regionen bzw. Märkte beispielsweise in Südeuropa und Asien erschließen. Da unsere Produkte von Systemintegratoren oder OEMs, sprich unseren Abnehmern bzw. Kunden, oft nach Asien exportiert werden, könnten gezielte Akquisitionen die Chance auf direktes Geschäft in den Emerging Markets eröffnen und auch auf der Ergebnisseite neue Potenziale erschließen.

Wie hoch sind Ihre Investitionsmittel?

Lars Böhrnsen: Im Zuge des Börsenganges haben wir einen Bruttoemissionserlös von 51 Mio. Euro erzielt, der vorrangig für die Realisierung anorganischer Wachstumspotenziale eingesetzt werden soll. Davon versprechen wir uns auch eine weitere Stärkung unserer Wettbewerbsposition. Wir wollen hier dynamisch, aber verantwortungsvoll und mit Augenmaß agieren. Nur so entstehen nachhaltige Werte. Diesbezüglich stehen wir in der Verantwortung gegenüber unseren Investoren, Mitarbeitern und Aktionären.

Nun zu einem anderen Thema: Ihr Börsengang. Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der Aktie?

Lars Böhrnsen: Unser Börsendebüt ist sehr zufriedenstellend verlaufen, die weitere Entwicklung unserer Aktie seit der Erstnotiz hat unsere Erwartungen dann noch übertroffen. Die monatelange Arbeit des gesamten Teams hat sich ausgezahlt und spiegelt sich im Kursverlauf wider. Dass wir ein so tolles Ergebnis in einem nicht gerade einfachen Börsenumfeld erzielen konnte, spricht für die Qualität unseres Unternehmens und unseres Teams.

Wie hoch ist der Freefloat Ihrer Aktie und gibt es Ankeraktionäre, die sich langfristig an Ihr Unternehmen gebunden fühlen?

Lars Böhrnsen: Derzeit hält die SI Holding GmbH 54 Prozent der Anteile, 46 Prozent befinden sich im Streubesitz. Mehrheitsaktionär der SI Holding ist wiederum die Beteiligungsholding PRIMEPULSE, wobei wir von deren Expertise in den Bereichen IT, Kapitalmarktumfeld und M&A sehr profitieren.

Können Sie sich vorstellen die Währung „Aktie“ auch zum Erwerb von Unternehmen einzusetzen? Gibt es hierfür genehmigtes Kapital?

Lars Böhrnsen: Ja, ein solches Szenario ist durchaus vorstellbar; ein entsprechendes Genehmigtes Kapital ist vorhanden. Demnach könnten wir unser Grundkapital um bis zu 2,5 Mio. Euro erhöhen, um unsere Aktie als Akquisitionswährung einzusetzen. Wir halten uns diese Option offen, auch eine Mischfinanzierung wäre bei einer größeren Übernahme durchaus denkbar.

Anfang Mai lieferte Ihr Unternehmen Rekordzahlen für die letzten 9 Monate: Hohe Wachstumsraten und ein wesentlich verbessertes EBDITA. Wird es so weitergehen? Was erwarten Sie für das Geschäftsjahr 2017/18?

Lars Böhrnsen: Die guten 9-Monatszahlen geben uns Rückenwind für das das weitere Geschäftsjahr. Auf Basis der über den Erwartungen liegenden Ergebnisentwicklung in den ersten drei Quartalen sowie der sehr guten Auftragslage haben wir unsere Prognose für das Geschäftsjahr 2017/2018 im Mai erhöht. Wir erwarten nun im Gesamtjahr 2017/2018 (30.06.) einen Konzernumsatz im Bereich von 99 bis 101 Mio. Euro sowie ein bereinigtes EBITDA in der Größenordnung von 10,8 Mio. bis 11,3 Mio. Euro.

Wie sehen Ihre mittel- bis langfristigen Ziele aus? Wo steht Stemmer in fünf Jahren, wenn alles wie gewünscht läuft?

Lars Böhrnsen: Wir wollen als einer der Technologieführer unsere Stellung im Markt weiter stärken und verbessern. Neben dem organischen Wachstum wollen wir auch durch Zukäufe wachsen. Weitere wichtige Punkte sind der Ausbau unserer Software und unserer Services. Gelingt es uns, konsequent unsere Strategie umzusetzen, werden wir unsere Position als einer der führenden europäischen Anbieter von Bildverarbeitungstechnologie für den Einsatz in Industrie und Wissenschaft nicht nur festigen, sondern auch weiter ausbauen können. Die Basis dafür haben wir gelegt.

Herr Böhrnsen, vielen Dank für das Interview.


Chart: STEMMER IMAGING AG | Powered by GOYAX.de

Lars Böhrnsen, Vorstand Finanzen der STEMMER IMAGING AG

lars boehrnsen stemmer imaging

Lars Böhrnsen | Vorstand Finanzen

– Dipl.-Kaufmann, Steuerberater
– Geboren 1975
– Mehr als 13 Jahre Erfahrung im Finanzwesen
– 2004 ‒ 2010 Mazars Hemmelrath
– 2010 ‒ 2012 Siemens
– 2013 Eintritt bei STEMMER IMAGING als Leiter Finanzen & Controlling
– Seit 2017 Vorstand Finanzen
– Lars Böhrnsen war maßgeblich an der Integration neuer Tochtergesellschaften beteiligt.

Über die STEMMER IMAGING AG

STEMMER IMAGING ist einer der führenden Anbieter von Bildverarbeitungstechnologie für den Einsatz in Industrie und Wissenschaft in Europa. Mit einer perfekten Kombination aus innovativen Produkten, kompetenter Beratung und umfassendem Service unterstützt STEMMER IMAGING Kunden dabei, Bildverarbeitungsaufgaben einfach, sicher und schnell zu lösen. In 19 Ländern Europas stehen erfahrene Spezialisten für eine einfache Kontaktaufnahme und lokale Beratung zur Verfügung.

Kunden von STEMMER IMAGING profitieren von der Kombination aus einzigartiger Produktvielfalt weltweit führender Hersteller (z. B. Kameras, Optiken, Beleuchtungen, Bildverarbeitungssysteme, Software) und dem Lösungs-Know-how erfahrener Experten. Neben der technisch und wirtschaftlich optimalen Kombination von Komponenten für die jeweilige Aufgabenstellung kommt der lösungsorientierten Kundenbetreuung u. a. durch Machbarkeitsstudien, Entwicklungsdienstleistungen, Schulungen und einem kundennahen Support besondere Bedeutung zu.

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