Die Steinhoff Aktie wird wohl nie wieder „eine normale Aktie“ werden. Die seit dem 15.12.2022 im Raum stehende Lösung für die Verschuldungsproblematik des Konzerns, die für viele Aktionäre einer Ohrfeige gleichkam, scheiterte auf der Generalversammlung. Und so handelt seit längerem die Akti eim 1 Cent-Bereich. Eher Erinnerungswert als Bewertung. Nachdem bei der WHOA-Abstimmung über den Sanierungsvorschlag des Managements, der eine Quais-Enteignung der Aktionäre bedeuten würde, erwartungsgemäss alle stimmberechtigten Stakeholder-Gruppen für den Vorschlag stimmten – ausser den Aktionären, liegt es nun bei einem niederländischen Gericht zu entscheiden. Ob das Votum der Aktionäre „überstimmt“ wird und das WHOA-Verfahren gemäss Management Vorschlag fortgeführt wird oder nicht.
NACHTRAG 21.06.2023, 16:10 Uhr. Früher als angekündigt das Urteil: Steinhoff Update. Aktie vor Aus? Justiz setzt sich über die Aktionärswiderstände hinweg und seit heute ist WHOA-Plan in kraft. Das war’s wohl, oder?
Am 15.06.2023 die entsprechende Anhörung.Steinhoff vs. SdK vereinfacht. Plus Stellungnahme, die entscheiden könnte…
Auf der einen Seite das Management von Steinhoff, das sich zu 100% auf die Seite der Anleihegläubiger geschlagen hat, und auf der anderen Seite die Aktionäre der Steinhoff, von denen sich viele unter der Fahne der SdK geflüchtet haben, die entsprechend juristisch an mehreren Fronten gegen die Pläne der „quasi“-Enteignung der Aktionäre vorgeht.
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Was ist am 15.06. gesagt worden?
Natürlich ging es um die entsprechenden – konträren – Gutachten, die einmal von der Steinhoff International Holding beauftragt, einmal von der SdK beauftragt, den vorliegenden WHOA-Restrukturierungsplan unterschiedlich beurteilen. Es liegt in der Natur der Sache, dass in der mündlichen Verhandlung die – eigentlich bekannten – Argumente dem Gericht verdeutlicht werden sollten. Hierzu gibt es eine Prozesseinschätzung der SdK, die sich relativ zufrieden zeigt mit dem Verlauf der Verhandlung. Interessant dabei ist der kaum verdeckte Verdacht, dass sich das derzeitige Steinhoff Management ihrne Einsatz für die Gruppe der Anleihegläubiger hat „kaufen“ lassen.
Gekauftes Steinhoff Management?
Man erinnert sich noch daran, dass in den letzten Jahren eigentlich auf jeder Generalversammlung IMMER die Vergütungspläne und später Optionspläne für das Management von den Aktionären abgelehnt wurden (beispielsweise am 30.4.2021 im nwm: „Steinhoff Aktie News: Generalversammlung mit Klatsche fürs Board“,). Offensichtlich hat das Management nun bei den Anleihegläubigern offenere Ohren gefunden:
„In diesem Zusammenhang wurde auch bekannt, dass die beiden Vorständer der Steinhoff International Holding NV zukünftig die Dachgesellschaft der restrukturierten Steinhoff-Gruppe führen sollen, sofern das Gericht dem Restrukturierungsplan die Zustimmung erteilen sollte. Dies erinnert stark an den Ablauf des Chapter 11 Verfahrens über die Mattress Firm-Gruppe, für deren Umsetzung der dortige Vorstand 5 % der Anteile an der „sanierten“ Mattress Firm erhalten hat, welche heute einen Gegenwert von über 100 Mio. Euro darstellen. Leider wurden keine konkreten Angaben darüber gemacht, ob und ja welche Erfolgsvergütung mit den beiden Herren Vorständen der Steinhoff International Holding NV für eine erfolgreiche Umsetzung des Restrukturierungsplan vereinbart
wurden.“ (SdK, Newsletter Nr.27)
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Egal wie die Eisnchätzung der SdK aussieht, allein das Gericht wird entscheiden, ob der WHOA-Restrukturierungsplan mit quasi-sicherer Enteignung der Aktionäre umgesetzt wird oder ob es den nächsten Akt im Steinhoff Drama geben wird. Dann beim erwarteten Insolvenzverfahren, wenn am 30.06.2023 alle Anelihe-Prolongationen enden werden. Tendenziell scheinen die Argumente des Steinhoff-Managements für die Justiz in den Niederlanden nicht so abwegig zu sein, wie viele Aktionäre der Steinhoff hoffen. Erinnert sei daran, dass der Versuch der SdK einen „Restrukturierungsexperten“ für die Steinhoff International Holdings NV zu ernennen nach einer entsprechenden gerichtlichen Anhörung abgelehnt worden ist.
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Und jetzt was ganz anderes: Pepco liefert – wie bisher – starke Halbjahreszahlen zum 31.03.2023. Ist die Pepco Aktie die bessere Alternative? Bestimmt. Aber das hilft Steinhoff-Aktionären nicht weiter…
Pepco bleibt Wachstumsperle des Steinhoff Konzerns – und wohl wertvollste Beteiligung. So kann man die Bilanzzahlen des europäischen „Billiganbieters“ zusammnefassen.
Die Pepco Group NV (ISIN: NL0015000AU), mit Erstlisting an der Warschauer Börse, gehört – noch? – zu rund 72,9% zum Steinhoff Konzern. Und liefert zum 31.03.2023 als Betreiber der PEPCO, Poundland und Dealz Märkte für einen Retailkonzern wieder einmal sehr starke Wachstumszahlen: Umsatz im ersten Halbjahr steigt auf 2.800 Mio EUR, was ein Plus bei fixen Wechselkursen von +22,7 % bedeuteten würde – so bleiben immer noch beeindruckende plus 19.7 % Und dabei konnte das EBITDA immerhin noch um 11% gesteigert werden – bei einer beschleunigten Expansion mit 166 Store-Neueröffnungen, meisst in Westeuropa .Mit der schnellwachsenden Pepco-Kette als Wachstumsreiber, die 15,8 % like-for-like-Wachstum „hinlegen konnte“, während die anders ausgerichtete britische Poundland-Gruppe immerhin auf 4,9% LfL-Wachstumsrate verweisen kann.
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Beeindruckendes Wachstum -laut CEO auf Kurs bis Ende des Geschäftsjahres 550 Neueröffnungen mit trotzdem steigendem Konzern-EBITDA umzusetzen.
Pepco zeigt Wachstumsstärke udn schafft es Umsätze und Gewinne weiter zu steigern. Und das trotz eines ambitionierten Expansionsplans, der im ersten Halbjahr sich auf die Expansion in Westeuropa fokussierte. Was insbesondere die EBITDA-Kennziffern um so überzeugender macht, da die aktuelle Expansion hauptsächlich in Westeuropa erfolgt. Was, wie zuletzt im Geschäftsbericht 2022 von Pepco erläutert, eine längere Amortisationsdauer/höhere Investitionssumme der einzelnen Neueröffnungen als in osteuropäischen Standorten bedeutet.
Und Trevor Masters, CEO Pepco Group, erläutert: “The Group continued to make strong progress against our strategic objectives over the half year, while delivering an increase in revenues and underlying EBITDA. We opened 166 net new stores in the period and are confident on meeting our target of at least 550 net new stores this financial year, as part of our targeted and profitable opening programme.“
Und die weisen Flecken auf der Pepco-Europa-Karte werden weniger, Südeuropa als Wachstumsmotor: “Our growth strategy in Western Europe is progressing well, reflecting the strong appeal of the Pepco brand to customers across the whole continent. Italy, where we recently opened our 100th store, and Spain – which is benefiting from our combined clothing, general merchandise and FMCG offer – continue to be our largest and fastest-growing Western European territories. In May, we were delighted to launch the Pepco brand in Portugal.“
Zusammengefasst stellt der CEO fest, dass man im zweiten Hlabjahr steigende Margen aufgrund von positiven Kosteneffekten erwarte und „remain on track to deliver full year EBITDA growth in line with previous guidance.“
Tradegate Handel der Pepco Group NV, Chart powered by GOYAX.de.
Zurück zur Konzernmutter: Als Checkliste nochmals der Aktionsplan der SdK, wie er durch die Zahlungszusagen vieler Steinhoff Aktionäre ermöglicht wurde:
Die Schutzgemeinschaft der Kleinanleger e.V. versuchte als Reaktion auf das Vorgehen des Steinhoff Managements, die Interessen der Aktionäre zu bündeln („Steinhoff Aktionäre doch noch eine Chance? SdK bietet zumindest „Kräftebündelung“. Besser als nur abnicken. Allemal.“, nwm 10.01.2023). Das scheint gelungen: Um ein rechtliches Vorgehen „an allen Fronten“ gegen den heute abgeschmetterten Tagesordnungspunkt 8 der Generalversammlung zu initiiieren, benötigte die SdK verbindliche Zusagen von geschädigten Aktionären zur Finanzierung
„…folgende(r) Maßnahmen:
– Einleitung einer Sonderprüfung vor dem niederländischen Handelsgericht. LÄUFT, WP Sman Business Value für Begleitung Sonderprüfung durch SdK beauftragt
– Teilnahme und Vertretung der Aktionäre in und rund um die Hauptversammlung. ERLEDIGT
– Teilnahme an einem eventuell kommenden WHOA-Verfahren, um aktiv die Interessen der Aktionäre zu vertreten und den Ansichten des Managements und der Gläubiger aktiv zu widersprechen und unsere Sicht der Dinge darzustellen. WHOA-Verfahren durch Steinhoff initiiert – Ablehnung der Aktionäre. Gericht könnte „überstimmen“. Stellungnahme der SdK zum WHOA-Plan liegt vor, Anträge bei Gericht gestellt auf Einsetzung eines Restrukturierungsverantwortlichen für den Steinhoff-Konzern (ABGELEHNT). Kritik an Bewertungsansätzen. Fehlende Suche nach Alternativlösungen. Falsche irreführende Kommunikation des Managements, WHOA-Abstimmung erwartungsgemäss mit Negativvotum durch Aktionäre. Anhörung 15.06.2023
– Falls die Gesellschaft aufgrund des Widerstands der Aktionäre mit dem WHOA-Verfahren scheitert, könnte die Gesellschaft Ende Juni /Anfang Juli 2023 ein Insolvenzverfahren beantragen. Auch in dessen Rahmen müssen die Aktionäre die Rechte wahrnehmen, um eine wertschonende Abwicklung der Gesellschaft zu erreichen.“ (SdK, Newsletter 7 | Steinhoff International Holdings N.V., 23.02.2023)
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Und spätestens beim Insolvenzverfahren könnte es spannend werden.
Insgesamt geht es darum festzustellenwie hoch der Wert der einzelnen Teile des Steinhoff Konzerns ist – nach den kürzlich durchgeführten Anteilsverkäufen von Pepco und Pepkor-Aktien durch die Steinhoff International Holding. Wahrscheinlich würde bei einer Veräusserung der Teile nicht genug erzielt werden, um die Anleiheschulden zu bedienen, was für die Aktionäre dann ein Totalverlust bedeuten würde – ungefähr das, was bei Zustimmung zu Tagesordnungspunkt 8 auch erfolgt wäre. Aber es gibt immerhin eine – wenn auch geringe – Chance, dass doch „noch etwas“ übrig bleiben könnte – vielleicht. Oder das vielleicht bereits in der letzten geprüften Bilanz irreführende Angaben zu den Vermögenswerten der Steinhoff – insbesondere zum Wert der amerikanischen Mattres Firm. Und deshalb ist – nur vielleicht – der letzte veröffentlichte Quartalsbericht der Steinhoff International Holding doch noch von Interesse:
Alle haben bei Steinhoff geblutet – nur die Anleiheinhaber haben Sondererträge und sind bereits jetzt mehrere 100% „vorne“.
Der Vergleich mit den „Geschädigten“ konnte zu einem niedrigen zweistelligen Prozentsatz der potentiellen Forderungen abgeschlossen werden – Chapeau dem Management dafür. Und die Aktionäre sahen ihre Aktienkurse im zweistelligen Cent-Bereich seit Aufdeckung der Bilanzbetrügereien. Seit dem „Vorschlag zur Einigung mit den Gläubigern“ bewegt sich die Aktie zwischen mittlerweile 1 und 3 Cent – quasi wertlos.