Steinhoff Aktie scheint in „Wartestellung“. Nach den kräftigen Kursgewinnen seit dem Vergleichsdurchbruch am 15.12.2021 ist die Luft „raus“, teilweise Gewinnmitnahmen wie heute mit Minus 5,12 % im Handel verwundern nicht wirklich bei Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019).
Eine aktuelle Kapitalisierung von gut 1,1 Mrd EUR ist hoch in Anbetracht der noch bestehenden Unsicherheiten. Und so könnte erstmal abwarten keine schlechte Strategie sein: Offen ist der endgültige Vergleichsvollzug, der – auch wenn nach „Rauskaufen“ der letzten Opponenten – immer noch im Januar vom Western Cape Highcourt „freigegeben“ werden soll/muss. Diese Freigabe des südafrikanischen §155-Verfahrens würde dann gleichzeitig den bereits freigegebenen niederländischen Teil des Vergleichsangebots „scharf schalten“. Der Rest wäre „nur“ noch Abwicklung der vereinbarten Zahlungen und gleichzeitig „grünes Licht“ für die noch anstehende Herkulesaufgabe: Angehen des auf Dauer nicht tragbaren Schuldenbergs von mehr als 10 Mrd EUR (führt zu negativem-„Eigen-Kapital“ in der Konzernbilanz) und der hohen Zinssätze von 10% auf diese Schulden.
Steinhoff Aktie braucht Schuldenklärung, Zinsreduktion
Neben dieser seit Jahren vom Management um Louis du Preez betonten Kernaufgabe des Managements fragt man sich, woher das Geld dafür kommen soll. Hier hilft eine Bestandsaufnahme der „Assets“ der Steinhoff Holding: Knapp 50 % an der Mattres Firm, die seit der harten Sanierung wieder schwarze Zahlen schreibt und in den Wachstumsmodus geschaltet hat. Bezüglich Mattres Firm spricht du Preez von einem denkbaren IPO. Die als Finanzbeteiligung („at-the-money“) in der Konzernbilanz verbuchten Mattres Firm Anteile könnten also teilweise oder vollständig „veräussert werden. Zu welchem Preis?
… that Mattress Firm is considering a return of share capital and has commenced evaluating a range of strategic options, including a potential public listing. The evaluation process is ongoing and no definitive decision has been taken with respect to any specific course of action.“ (CN Steinhoff, 31.08.2021 / 16:10 Uhr)
Seitdem ist ausser der Einreichung von Unterlagen bei der SEC im September nichts geschehen – zumindest nichts Publiziertes. Die letzten Zahlen der non-public Mattres Firm sind zum 30.06.2021 im Rahmen der Steinhoff-Quartalszahlen veröffentlicht worden: Der Umsatz der Mattres Firm stieg im Neunmonatszeitraum (30.06.2021) um 29 % auf 2,631 Mrd EUR. Währungsbereinigt betrug der Anstieg 41 %,und beindruckend der Umsatzanstieg auf vergleichbarer Fläche („LFL“)um 46,2 %. Und der E-Commerce-Umsatz stieg im Jahresvergleich um 24,5% und trug 7,1% des Gesamtumsatzes im Berichtszeitraum bei. Die Umsatzdynamik seit dem Ende des Lockdowns im Jahr 2020 hatte sich weiter fortgesetzt.
Adler Group Aktie vor weiterer Erholung? LEG-Deal. Teil eins abgeschlossen. Und das ohne Abschreibungen auf den Buchwert.
Nordex Aktie heute in grün. Wie geht es dauerhaft weiter bei hoher Shortquote und sprudelnden Aufträgen? Dienstag allein 380 MW.
SFC Energy sollte in 2022 abliefern, um das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen. Folgeauftrag aus Kanada allein reicht nicht.
Hensoldt Aktie handelt nur knapp über Emissionspreis vom Sep./2020. Obwohl es operativ läuft, Kennziffern stimmen, andere viel mehr zahlten.
Und wenn man sich anschaut, dass Mattres in der Bilanz zum 30.09.2020 einen Gewinn von 97 Mio EUR nach IFRS und sogar 146 Mio EUR nach US-GAAP ausweisen konnte – bei einem Jahresumsatz von 2,976 Mrd EUR – sollte die Umsatzsteigerung grösstenteils in den ersten neun Monaten des neuen Geschäftsjahres auch auf den Gewinn „durchschlagen“. Schönes Ergebnis. Preisschild für die Mattres Firm Beteiligung für die Steinhoff Aktie? In 2016 zahlte Steinhoff rund 3,8 Mrd USD für 100 % der „alten“ Mattres Inc, die Verluste schrieb. Mehr als eine Milliarde EUR sollten die knapp 50% schon wert sein. Wieviel mehr könnte ein IPO zeigen.
Börsennotierte Pepkor und Pepco stärken Wert der Steinhoff Aktie
Eigentlich strebte die Steinhoff Holding einen 50 % Anteil an der in Johnanesburg börsennotierten Beteiligung Pepkor Holdings Ltd. (ISIN:ZAE000259479) NACH Zahlung der Vergleiche an (plangemäss sollte die 58 % Beteiligung im Rahmen der Vergleichszahlung auf 50 % reduziert werden.). Die Ende Dezember hinzugekommen Vereinbarungen mit den Ex-Tekki Town Eigentümern und Trevo Capital solten (teilweise optional) die Beteiligung unter diese Grenze senken. Denn die Ex-Tekkis erhalten neben rund 28 Mio EUR auch noch 29,5 Mio Pepkor Aktien. Und die Trevo Capital erhält „aus dem Geld liegende“ Optionen auf 120 Mio Pepkor Holdings Aktien zu einem Bezugspreis von 24,951 ZAR (rund 1,38 EUR) mit 3 Jahren Laufzeit. Auf jeden Fall erreicht der südafrikansiche Retailkonzern derzeit eine Börsenbewertung von rund 4,4 Mrd EUR. (In den letzten 52 Wochen sah man auch wesentlcih höhere Kurse: 27,59 ZAR. aktuell 22,54 ZAR).
Pepco meldet Heute Ausscheiden des CEO – sollte nur kurzfristig dämpfend wirken. Wachstum stimmt. Kurse derzeit unter Druck
Wobei das heute mitgeteilte Ausscheiden des CEO Andy Bond zum März 2022 wohl mittelfristig keinen Einfluss auf die Kursentwicklung des wachstumsstarken Retailkonzerns haben sollte. Mit freundlichen Worten von Louis du Preez, Chief Executive Officer of Steinhoff kommentiert: „On behalf of Steinhoff we thank Andy for his outstanding leadership of the Pepco Group and its underlying businesses.“
Wachstumsstark, expansiv und profitabel, so kann der Pepco Konzern beschrieben werden, der im zum 30.09.2021 endenden Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 4,13 Mrd EUR (plus 17,1 %) mit einem EBT von 196 Mio EUR (Verzehnfachung) und das bei einer teuren Expansionspolitik mit allein 483 zusätzlichen stores im vergleich zum Vorjahr! Wachstum und das sogar profitabel spricht für die an der Warschauer Börse gelistete Pepco Group (ISIN: NL0015000AU7) mit einer derzeitigen Marktkapitalisierung von gut 5,6 Mrd EUR, wovon die Steinhoff Holding derzeit 78,9 % hält. Und die Pepco Group NV sah durchaus schon höhere Kurse, die durch Omikron-Ängste zurückkamen: Höchstkurs in den letzten 52 Wochen: 57,44 Zloty, aktuell 454,30 Zloty.
DEFAMA. Deutsche Konsum REIT. FCR Immobilien – 3 konzentriert auf Fachmarktzentren. Unterschiede machen die aktuellen Interviews deutlich.
Windenergie Aktien: Die grössten Chancen in der Wertschöpfungskette? Anlagenbauer, Entwickler, Bestandshalter?
Windenergie Aktien Teil 1. Nordex. SiemensGamesa. Welcher Anlagenbauer ist besser? Teil 1 einer Reihe „entlang der Wertschöpfungskette“.
Windenergie Aktien Teil 2. Encavis. PNE. Welcher Bestandshalter ist besser? Teil 2 einer Reihe „entlang der Wertschöpfungskette“.
Steinhoff Aktie kann zusätzlich auf wieder profitables Australien/Neuseeland Geschäft zählen
Inclusive des – jetzt bereits schon längere Zeit im Raum stehenden Börsengangs der „Enkeltochter“ Fantastic Furniture, die gerüchteweise auf eine Bewertung von rund 99 Mio AUD kommen könnte – rund 600 Mio EUR. Dazu die anderen wieder rund laufenden Geschäft der Greenlit Brands: Nach 9 Monaten (30.06.2021) stieg der Umsatz um 28% (+22% währungsbereinigt) für das Portfolio von Greenlit Brands. Alle Handelsmarken „downunder“ verzeichneten starke Umsätze mit einem positiven flächenbereinigten Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr. Der Online-Handel im Jahresverlauf für die Greenlit Brands-Gruppe, der teilweise durch COVID-19-bedingte Sperren Ende 2020 angetrieben wurde, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 6 %, Und lieferte so weiterhin rund 16 % des Bruttoumsatzes. Nach den Desinvestments „down under“ – die insbesondere ertragsschwache Einheiten betrafen – verbleibt eine schlagkräftige Gruppe mit den Handelsmarken: „Snooze“, „Fantastic Furniture“, „freedom“, „plush“ und „original mattres factory“.
Eine Chance mit den profitablen Töchtern auf Dauer die – derzeit – das Eigenkapital übersteigenden Schulden zu reduzieren, wäre zumindest vorhanden, sofern die extrem hohen Zinssätze, die man bisher akzeptieren musste, kurzfristig reduziert werden können. Und dafür bietet ein Vergleich eine perfekte Gelegenheit – denn auf einmal wäre man nicht mehr ein existenzbedrohter Konzern mit untragbaren Schadensersatzforderungen, sondern „nur noch“ ein extrem verschuldeter, operativ profitabler Konzern mit werthaltigen Assets. Auch eien Verwässerung der Aktionärsbasis durch einen Tausch von „Schulden“ in Aktien wäre denkbar. Und hier wären natürlich dann die Konditionen das Entscheidende: Ob die Steinhoff Aktie derartig verwässert wäre, dass bestehende Aktionäre „die Zeche zahlen müssen“ oder eben nicht. Noch immer viele Unsicherheiten und viele offen Fragen. NOCHMAL ZU EINER ZUSAMMENFASSUNG DER ERREICHTEN VERGLEICHSVEREINBARUNGEN HIER.
FAZIT: Es gab für die Steinhoff Einigung keine Alternative. Der Gerichtsweg kostete einfach Zeit, die Steinhoff nicht hat. Jetzt kommt direkt – nach formaler Zustimmung des Western Cape Highcourt – die Abwicklung des Vergleichs und vor allen Dingen die Bewältigung der Zins- und Verschuldungsproblematik! Am Ziel ist man noch nicht, aber einen wichtigen Schritt weiter
Chart: Steinhoff International Holding NV | powered by GOYAX.de