Softing – endlich sah es wie eine Erfolgsstory aus. Dann kamen die Abschreiber.

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Softing verzeichnete in den ersten 9 Monaten 2023 eine sehr gute Entwicklung. Der Umsatz stieg um 24,6% von 70 Mio. EUR auf 87,2 Mio. EUR.

Die Softing AG (ISIN: DE0005178008) hat schon oft von den Chancen ihres Produktportfolios gesprochen – neben dem Hoffnungsträger Globalmatix das angestammte „Industrial“-Geschäft. Und in der Vergangenheit musste der CEO Dr. Wolfgang Trier oft genug zurückrudern, Prognosen zurücknehmen.

Aber seit einiger Zeit hatte sich spürbar was geändert – bestätigt beispielsweise durch die bereits zweite Prognoseerhöhung im August dieses Jahres. Der Mittelständler wurde wegen einer deutlich gestärkten Ertragslage im Bereich Industrial, dem dominanten Kerngeschäft des Softing-Konzerns, optimistischer. Dazu kam dann noch ein schöner Auftrag aus den USA vor einigen Tagen – und Dr. Trier lieferte weiter ab. Wir verstiegen uns zu der Aussage: „Softing – vom ewigen Hoffnungsträger nach vielen Enttäuschungen endlich zur Erfolgsstory?

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Und jetzt kommt es wieder – wie früher so oft – die Anleger müssen sich erstmal von einem Verlust in 2023. Und „Versprochen zum letzten mal“ – so könnte man es deuten. Es geht um Goodwill-Abschreibungen. Übersetzen könnte man es mit „zuviel für Übernahmen in der Vergangenheit gezahlt wegen reduzierter Gewinnerwartungen aus diesen Entity’s“. Konkret geht es bei Softing um Abschreibungen zwischen 7 und 9 Mio EUR. Auch wenn das kein Widerspruch den zuletzt erhöhten Prognosen zum operativen Geschäft ist, so hätte man diese Abschreiber auch vorher „merken“ können. Aber man wollte sich wohl für ein paar Monate an ausschliesslich positiven Nachrichten erfreuen. Schade, bleibt ein unnötiger Geschmack zurück.

Hätte man auch früher darauf hinweisen können. Softing did it again.

Die Softing AG rechnet zum Jahresende 2023 auf Konzernebene mit Wertberichtigungen auf Firmenwerte in den Bereichen Softing IT Networks und GlobalmatiX in Höhe von 7,0 Mio. EUR bis 9,0 Mio. EUR.

Anmerkung: Das fällt jetzt erst auf?

Im Segment IT Networks liegen die Gründe für die Wertberichtigung in dem Umbau der Organisation von einem Distributionsmodell mit Fremdprodukten hin zu einem Segment mit eigenen Produkten und somit einer veränderten Wertschöpfungskette. Dem aus dem Akquisitionszeitpunkt stammenden Firmenwert auf Grundlage des Distributionsmodels mit Fremdprodukten werden zukünftig verminderte Cashflows gegenüberstehen, was eine Wertberichtigung des Firmenwerts erforderlich macht.Im Bereich GlobalmatiX resultiert der Wertberichtigungsbedarf aus einer zukünftig notwendigen Anpassung des Vertriebsansatzes im Bereich Schlüsselkunden mit einer Konzentration auf Spezialanwendungen und dadurch zukünftig verminderten Cashflows. 

Anmerkung: Also wird Globalmatix nicht zu der angekündigten massenhaft eingesetzten „Überwachungssoftware“ für ganze Fahrzeugflotten oder „alle KFZ-Versicherungskunden mit entsprechenden Verhaltenstarifen“ oder für Mietwagenanbieter? Wird man nur ein Nischenanbieter für Spezialfälle? Nähere Informationen wären spannend. Auf Kapitlamarktpräsentationen in der Vergangenheit entstand der Eindruck, dass letztendlich mehrere Millionen Fahrzeuge mit Globalmatix ausgerüstet werden könnten/sollen.

Die Korrektur der Firmenwerte wirkt sich belastend auf das Konzern EBIT und das Konzernergebnis für das Geschäftsjahr 2023 aus. Die Softing AG erwartet daher für das Geschäftsjahr 2023 unter Berücksichtigung der Wertberichtigungen ein Konzern EBIT in Höhe von -1,0 Mio EUR bis -2,5 Mio EUR (2022: 0,8 Mio EUR). Der Zielwert für das Konzern EBIT vor Sondereffekten ist mit 6,0 Mio EUR prognostiziert. Das Konzernergebnis für das Geschäftsjahr 2023 wird voraussichtlich zwischen -2,5 Mio EUR und -4,5 Mio EUR liegen (2022: -1,2 Mio EUR).  Auf die Hauptsteuerungsgröße operatives Konzern EBIT (Konzern EBIT bereinigt um aktivierte Entwicklungsleistungen und deren Abschreibungen sowie Auswirkungen aus der Kaufpreisverteilung), das Konzern EBITDA und den Konzern Cashflow ergeben sich durch die Wertberichtigung keine Auswirkungen.“ (Softing, ad-hoc, 14.12.2023)

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Softing konnte bisher in 2023 die Erwartungen mehr als erfüllen. Dazu kommt jetzt ein Auftrag, der ab 2024 „auszahlt“. Kurve bekommen?

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Die Abschreiber sind ärgerlich, aber eine Vergangenheitsbewältigung. Softing Aktien werden auf zukünftige Entwicklungen hin „bewertet“.

Und hier sollte man natürlich fragen, was bei Globalmatix überhaupt denkbar wäre. Welche Grössenordnungen jetzt als realistisch angestrebt werden. Im Hintergrund der „Softing story“ ging es immer in der Phantasie der Anleger auch um ein mögliches IPO einer wachstumsstarken Globalmatix, die möglicherweise mehr wert sein könnte, als die alte Softing. Und hier könnte ein Umdenken nötig werden – ursprüngliche Ertragsideen scheinen nicht mehr zu passen:

„…gilt für die Wertberichtigung bei der GlobalmatiX AG. Der damalige Vertriebsansatz und die Produktidee hat sich mittlerweile deutlich verändert, da die ursprünglichen Leistungen mit vergleichsweise einfachen Daten wie GPS-Lokation und Standard OBD-Datensätzen heute keine ausreichenden Erträge mehr bieten. Das mittlerweile etablierte Geschäft mit Daten zur Detektion und Analyse von Bagatellschäden, der Extraktion komplexer und herstellerspezifischer Daten, Übermittlung von Daten moderner Reifendrucksensoren etc. bildet die heutige Basis der Umsätze und Erträge von GlobalmatX. Die Planungen sehen hierfür eine schon in 2024 deutlich gestiegene Umsatz- und Ertragssituation. Dennoch ist auch hier die Wertberichtigung durchzuführen.“ (Softing, CN, 14.12.2023)

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Und Dr. Wolfgang Trier, Vorstandsvorsitzender des Vorstands der Softing AG fasst die Situation folgendermassen zusammen: „Obwohl sich sowohl die Softing IT Networks als auch die GlobalmatiX im Rahmen der jüngsten Planungen entwickeln und im Jahr 2024 vor deutlichen Umsatz- und Ergebniszuwächsen stehen, sind wir aufgrund der in den vergangenen Jahren erfolgten Umstellungen der jeweiligen Geschäftsmodelle Wertberichtigungen auf die ursprünglich gebildeten Firmenwerte vorzunehmen. Aus diesem Schritt ergeben sich keine Auswirkungen auf unsere Hauptsteuerungsgrößen operatives Konzern-EBIT (Konzern EBIT bereinigt um aktivierte Entwicklungsleistungen und deren Abschreibungen sowie Auswirkungen aus der Kaufpreisverteilung), das Konzern-EBITDA und den Konzern-Cashflow. Trotz eines eher verhaltenen konjunkturellen Umfelds blicken wir unverändert optimistisch auf das kommende Geschäftsjahr.“

Q3 zeigte starkes Wachstum mit zwei „Schwachstellen“, die aber temporär scheinen.

Im dritten Quartal verzeichnete Softing erneut beeindruckendes Wachstum, wobei der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 24% auf 87,2 Mio EUR stieg. Dieses Wachstum wurde hauptsächlich von den Segmenten Industrial und Automotive getragen. Noch (?) Schwächen bei GlobalmatiX, wo die Ausweitung der Proof-of-Concept-Phasen bei wichtigen Neukunden nicht wie gehofft zu einem erhöhten Volumengeschäft führte. Die daraus resultierenden Verluste belasteten das operative EBIT im Segment Automotive, das trotz einer Verbesserung zum Vorjahr bei –0,9 Mio EUR lag.

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Und auch im Segment IT Networks lief es noch nicht rund – der unerwartete Ausfall eines Lohnfertigers führte dazu, dass zwei wesentliche Umsatzträger nicht lieferbar waren. Die Verlagerung der Fertigung dieser Produkte führte dazu, dass ein Produkt ab Mitte des Jahres wieder ausgeliefert werden konnte, während das zweite Produkt voraussichtlich erst im Dezember wieder lieferfähig sein wird. Dies führte zu einem Umsatzrückgang von 5,7 Mio auf 5,2 Mio EUR in den ersten neun Monaten dieses Jahres. Das operative EBIT betrug –1,7 Mio EUR (Vj. –1,6 Mio EUR).

Rest erfolgreich – operativ insgesamt positives Bild. Auf Konzernebene führte das starke Umsatzwachstum bei Industrial und Automotive zu einem operativen EBIT von 5,8 Mio EUR nach 2,1 Mio EUR im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Konzernergebnis stieg auf 2,8 Mio EUR (Vj. –1,6 Mio EUR), und das Ergebnis pro Aktie erreichte 0,31 EUR nach –0,17 im Vorjahr – so der Stand zum 30.09.2023, jetzt kommt die Abschreibung. Und die war seinerzeit noch nicht zu erwarten? Klare operative Verbesserungen – lassen gespannt auf 2024 sein. Und für 2024 wichtig:
Softing liefert wenigstens operativ ab -endlich. Wenn das so weitergeht, könnte was draus werden. Aber bisher nicht als Sorgenkind, sondern als Hoffnungsträger identifizierte Globalmatix wird wohl kleinere Brötchen backen müsssen, als bisher – seit vielen Jahren vom CEO auf diversen Investorenveranstaltungen – kommunizierte. Dazu die Vergütungsstrukturen des Managements, die von manchen in den Social Media Kanälen immer wieder mal kritisiert wurden. Softing ist noch nicht am Ziel – Hoffnung vorhanden, aber so was wie dieser Abschreiber stört langsam wieder im Entstehen gewesenes Vertrauen.

Chart: Softing AG | Powered by GOYAX.de

 

 

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