Das Jahr 2024 markiert für die SMA Solar Technology AG einen schmerzhaften Einschnitt – und zugleich einen strategischen Wendepunkt. Während die Segmente für Heim- und Gewerbekunden massiv einbrechen, stemmt der Bereich Large Scale & Project Solutions das Ergebnis nahezu im Alleingang. Der Solar-Konzern aus Niestetal muss sich neu aufstellen – und setzt dabei klar auf Großprojekte und internationale Märkte.
Konzernumsatz bricht ein – Margen kollabieren
Mit einem Umsatzrückgang von fast 20 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro verzeichnete SMA Solar 2024 einen massiven Dämpfer. Noch drastischer zeigt sich der Einbruch bei der Profitabilität: Die Bruttomarge sackte von 29,4 auf magere 16,5 Prozent ab. Die Folge ist ein negativer EBITDA-Wert von −16 Mio. Euro (Vorjahr: +311 Mio. Euro), begleitet von einem EBIT-Verlust von −93,1 Mio. Euro. Ein harter Rückschlag, der vor allem auf Probleme in den Segmenten Home Solutions und Commercial & Industrial (C&I) zurückzuführen ist.
Home Solutions stürzt ab – EBIT-Marge im Negativrekord
Das einstige Vorzeige-Segment Home Solutions verzeichnete einen regelrechten Kollaps: Der Umsatz brach um über 70 Prozent auf nur noch 170,3 Mio. Euro ein, das EBIT rauschte mit −150,7 Mio. Euro tief ins Minus. Eine EBIT-Marge von −88,5 Prozent spricht Bände. Ursachen waren neben geringeren Verkaufszahlen auch drastische Wertminderungen auf Lagerbestände und Rückstellungen für Abnahmeverpflichtungen – alles im Kontext eines tiefgreifenden Restrukturierungsprogramms.
Auch Gewerbebereich im freien Fall
Das Segment Commercial & Industrial Solutions konnte sich dem Abwärtssog nicht entziehen: Mit einem Minus von über 60 Prozent beim Umsatz (183,8 Mio. Euro) und einem EBIT von −164,3 Mio. Euro ist auch hier die rote Tinte dominierend. Hohe Lagerbestände bei Distributoren und eine zögerliche Nachfrage trafen auf gestiegene Kosten – eine ungünstige Mischung.
Large Scale als Fels in der Brandung – starke Performance bei Großprojekten
Der Lichtblick in diesem düsteren Geschäftsjahr: Large Scale & Project Solutions. Hier konnte SMA um beeindruckende 39,1 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zulegen. Die EBIT-Marge kletterte auf starke 19,3 Prozent. Großprojekte im Kraftwerksmaßstab und ein profitabler Produktmix sicherten nicht nur den Löwenanteil am Konzernumsatz (76,9 Prozent), sondern auch das operative Überleben. Der Verkauf einer Batteriespeichergesellschaft brachte zusätzliches Ergebniswachstum.
Regionale Verteilung: EMEA verliert, APAC holt auf
Während Europa im Vertrieb an Bedeutung verlor, konnte die Region APAC ihren Anteil im Large-Scale-Segment ausbauen – von 10,5 auf 13,9 Prozent. Die Americas blieben stabil bei rund 48,5 Prozent. Der Fokus auf internationale Großprojekte zahlt sich für SMA Solar klar aus.
Nettoliquidität und Eigenkapitalquote sinken deutlich
Der Blick auf die Bilanz zeigt: Die Herausforderungen haben Spuren hinterlassen. Die Nettoliquidität fiel von 283,3 Mio. Euro auf 84,2 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote sank auf 35,9 Prozent. Zwar wurde im Vergleich zum dritten Quartal 2024 eine Verbesserung der Liquidität erreicht, dennoch ist finanzielle Disziplin nun oberstes Gebot.
Auftragsbestand: Uneinheitliche Entwicklung spiegelt Marktdruck wider
Mit 1,36 Milliarden Euro liegt der Auftragsbestand deutlich unter dem Vorjahreswert (−20,5 %). Während Large Scale & Project Solutions hier erneut zulegen konnte (982 Mio. Euro), gingen die Bestände in Home Solutions und C&I drastisch zurück – ein klares Signal der Marktverschiebung. Die Zurückhaltung im Residential- und Gewerbemarkt trifft SMA Solar empfindlich.
Prognose 2025: Rückkehr in die Gewinnzone – aber Fokus bleibt auf Großanlagen
Trotz der harten Einschnitte zeigt sich das Management zuversichtlich. Für 2025 bestätigt der Vorstand seine Prognose mit einem Umsatz von 1,5 bis 1,65 Milliarden Euro und einem geplanten EBITDA zwischen 70 und 110 Mio. Euro. Die Profitabilität soll zurückkehren – allerdings vor allem durch das weiterhin florierende Großanlagengeschäft.
Fazit: SMA Solar am Scheideweg – Konsolidierung zwingt zum Umdenken
Die SMA Solar Technology AG befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Während der Absturz im Residential- und Gewerbesegment kaum schönzureden ist, zeigt die Entwicklung im Großanlagenbereich eindrucksvoll, wo die Reise hingeht. SMA setzt jetzt auf Effizienz, internationale Großprojekte und technologische Fokussierung. Für Investoren bleibt die Aktie kurzfristig ein Wackelkandidat – mittelfristig aber könnte SMA als schlanker, fokussierter Konzern wieder durchstarten.