Siemens Energy will den Wasserstoff-Markt aufmischen. Mit Air Liquide erste europäische PEM-Gigafactory „in Produktion“.

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Einweihung der Berliner Gigafactory durch den Bundeskanzler. Foto: Siemens Energy AG.

Siemens Energy Air Liquide – zwei Traditionskonzerne wollen sich in die neue Zeit katapultieren. Gross bleiben. Gerade die Münchener waren in letzter Zeit immer wieder unter Druck, weil die Ergebnisse der Tochter Siemens Gamesa die Zahlen des Gesamtkonzerns verhagelte.   Aber diese Baustelle hält die Siemens Energy AG (ISIN: DE000ENER6Y0) nicht davon ab, ein Zukunftsgeschäftsfeld offensiv zu besetzen. Und Siemens fährt mehrgleisig.  Einerseits als Produzent für Elektrolyseure im grossindustriellen Maßstab: Im Juni 2022 kündigten Air Liquide und Siemens Energy an in Berlin eine industrielle Serienfertigung von Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff mit einer Produktionskapazität, die auf 3 GW bis 2025 hochgefahren werden soll, aufzubauen – Produktionsbeginn im gemeinsamen Berliner Werk sollte bereits 2023 sein.

Und am 8.11.2023 wird die von Siemens Energy und Air Liquide beschlossene PEM-Gigafactory eingeweiht. Die erste Serienfertigung von PEM-Elektrolyseuren in Europa.

In Berlin wurde gestern die neue Gigawatt-Fabrik für Elektrolyseure von Siemens Energy und Air Liquide offiziell eingeweiht. Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz gaben Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender von Siemens Energy, und François Jackow, CEO des französischen Joint-Venture-Partners Air Liquide, den Startschuss für die Serienproduktion der Wasserstofftechnologie. Zu den rund 120 Gästen der Eröffnungsfeier zählten auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der französische Industrieminister Roland Lescure und weitere hochrangige Vertreter der deutschen und französischen Politik.

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Mit der neuen Fertigung produziert Siemens Energy Elektrolyseure erstmals in Serie und schafft damit die Grundlage für den Hochlauf der grünen Wasserstoffwirtschaft. Damit Wasserstoff zum Wegbereiter für eine klimaneutrale Zukunft werden kann, muss er in großen Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar sein. Dafür braucht es in Serie gefertigte, kostengünstige und skalierbare Elektrolyseure. Die jährliche Produktionskapazität startet mit einem Gigawatt, Siemens Energy und Air Liquide planen jedoch mit mindestens drei Gigawatt Elektrolysekapazität im Jahr 2025, mit Potenzial für mehr.

Aus 1 GW mach 3 GW Produktionskapazität – really big. Siemens Energy Air Liquide Gemeinschaftsunternehmen

Siemens Energy hat mit der Stack-Produktionsentscheidung im „Gigawatt-Masstab bereits am 07.04.2022 die Weichen für Berlin gestellt.Denn es macht Sinn die Produktion der „einzelnen Elemente“ von Elektrolyseuren und deren Endmontage eng zu verzahnen. In Berlin macht dieses ein Gemeinschaftsunternehmen, von dem Air Liquide 25,1 Prozent und Siemens Energy 74,9 Prozent hält.

Christian Bruch, CEO Siemens Energy:Ohne grüne Moleküle gibt es keine Energiewende. Mit der heutigen Eröffnung und dem Start der Produktion von Elektrolyseuren im Gigawatt-Maßstab leiten wir den nächsten Schritt zur Kommerzialisierung dieser wichtigen Technologie ein. Jetzt müssen wir uns auf ein tragfähiges Geschäftsmodell mit einem ausgewogenen Risiko- und Ertragsprofil einigen, damit aus dem kleinsten Molekül eine große Erfolgsgeschichte wird.

Und ergänzt von François Jackow, CEO der Air Liquide Gruppe: „Die Massenproduktion von Elektrolyseuren im industriellen Maßstab ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass wettbewerbsfähiger erneuerbarer Wasserstoff Realität werden kann. Unser Joint-Venture mit Siemens Energy bringt das Beste aus unseren jeweiligen Kompetenzen zusammen und ermöglicht es uns, dem Markt die passenden Produkte anzubieten. Diese hochmoderne Technologie wird demnächst im Trailblazer-Elektrolyseur in Oberhausen zum Einsatz kommen, und für das Normand’Hy-Elektrolyseur-Projekt steht bereits ein größerer Ausbau an. Mehr denn je erweist sich Wasserstoff als ein Schlüsselelement für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft.“

Auf die PEM Elektrolyse setzen Siemens Energy und Air Liquide

Die in Berlin produzierten Stacks basieren auf der sogenannten Protonenaustausch-Membran (PEM)-Technologie, die sich besonders gut für den Betrieb mit schwankenden erneuerbaren Energien eignet. Im Vergleich zu anderen Wasserstofftechnologien ermöglichen es PEM-Elektrolyseure mit geringerem Material-, Personal- und Platzbedarf Gigawattkapazitäten auf den Markt zu bringen und sind damit die idealen Wegbereiter eines schnellen Hochlaufs. Nach der Produktion in Berlin kann die Montage der Stacks zum einsatzbereiten Elektrolyseur am Siemens-Energy-Standort in Mülheim an der Ruhr. Oder auch mit Partnern in der Nähe der Projektstandorte erfolgen.

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Gemeinsam Stärke zeigen durch die Bündelung von Siemens Energy und Air Liquide ist das Ziel.

Dass die beiden Konzerne Grossprojekte in der Vergangenheit konnten, wird auch für die zu vergebenden Grossprojekte im Wasserstoffsektor möglicherweise der entscheidende Vorteil sein. Zumindest gegenüber den bisherigen eher Pilotanlagen-orientierten PurePlayern wie Nel. ITM Power. Powercell oder auch Enapter. Und man spielt eher in einer Liga mit ThyssenKrupps Nucera oder einer Bosch oder dem 500 Mio EUR-Elektrolyseur-Unternehmen des Volkswagenkonzerns.

 Und die Partner sind bereits vielfältig engagiert in der wachsenden Wasserstoffwirtschaft

Die strategische deutsch-französische Partnerschaft profitiert von der Expertise beider Konzerne und einem Portfolio von Wasserstoffvorhaben, das die Projekt-Pipelines von Air Liquide und Siemens Energy vereint. In Europa wird bereits eine Reihe von Großprojekten für kohlenstoffarmen und erneuerbaren Wasserstoff entwickelt:

In der Nähe von Port-Jérôme, Frankreich, entsteht das Air Liquide Normand’Hy 200 MW Elektrolyseur-Projekt, das den Ausstoß von 250.000 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden wird. Und das Normand’Hy-Projekt wird eines der ersten sein, das aus der neuen Elektrolyseur-Fertigung von Siemens Energy im Rahmen des Joint Ventures zwischen Air Liquide und Siemens Energy beliefert wird. Dazu arbeitet Siemens Energy bereits an mehreren anderen großen Elektrolyseur-Projekten, z. B. im dänischen Kassø oder am Projekt FlagshipONE in Schweden. Heirbei handelt es sich um zwei Vorhaben, bei denen grüner Wasserstoff für die Synthese von E-Kraftstoffen für die Schifffahrt bereitgestellt wird.

Kann man die Turbinentechnologie – in der Siemens Energy jahrzehntelange Expertise vorweisen kann – in die Wasserstoffwelt „übertragen „?
Dann wären die Anwendungsfelder für Wasserstoff als Energieträger noch vielfältiger. Gerade langlaufende Investitionszyklen im Anlagenbau könnten durch die Weiternutzung eines Grossteils der „Infrastruktur“ um die Turbine zugunsten 100%-wasserstofffähiger neuen Turbinen verkürzt werden. Und das befördert durch CO₂-Ersparnisse zu geringeren Kosten. Hierzu die Stichworte Emissionshandel und Emissionsrechte.
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Und der Kampf um die Aufträge tobt bereits heftig. Aber Siemens Energy Air Liquide haben das Selbstbewusstsein. Und auch das Geld Tatsachen auf der Produktionsseite zu schaffen. Gegen die von thyssenKrupp für 2025 geplante 5 GW Produktionskapazität. Gegen die 500 Mio EUR Investition des Volkswagenkonzerns in die “konzerneigene” Elektrolyseurproduktionsstätte. Und gegen Bosch’s weitreichende Investitionsoffensive… Ganz zu schwiegen von Plug Power, Nel, ITM und den anderen, die auch gerade Kapazitäten aufbauen.
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