Siemens Energy Aktie als Gewinner der kontroversen Taxonomie-Einstufungen der EU-Kommission? So fragten wir bereits Anfang Januar. Und zugegeben eine auf den ersten Blick irritierende Fragestellung. Wieso sollte die Siemens Energy AG (ISIN: DE000ENER6Y0) etwas davon haben, wenn Atomkraft und Gaskraftwerke als „nachhaltig“ eingestuft werden? Der Reihe nach: Zu Beginn des Jahres lieferte die EU-Kommission eine umstrittene „Liste“ , was nachhaltige Investitionen sein sollen. Unter dem Namen „Taxonomie“ soll hier ein EU-Standard gesetzt werden, der nur dann von den nationalen Regierungen verändert werden könnte, wenn 20 Mitgliedstaaten gegen den Vorschlag stimmen würden oder das EU-Parlament ablehnen sollte. Was als sehr unwahrscheinlich gesehen wird.
Alternativ wären Klagen vor dem EUGH, wie sie Luxemburg und Österreich anstreben, mit wohl geringen Aussichten. Und diese „Nachhaltigkeits“-Klassifizierung soll Investitionen in diese „klimaschonenden“ Anlagen erhöhen und lenken. Nach erregter Diskussion legt die Kommission gestern den endgültigen, zur Abstimmung im EU-Parlament stehenden, KLIMA-Rechtsakt vor:
Was hat die Siemens Energy Aktie davon?
Von der Atomkraftklassifizierung – gar nichts, aus diesem Markt hat sich Siemens bereits seit Jahren verabschiedet. Aber für die Erdgas-Anlagen gelten besondere Voraussetzungen, um sie wirklich als nachhaltige Investitionen einzustufen und damit finanzierbar zu machen: „Gas muss bis 2035 aus erneuerbaren Quellen stammen oder geringe Emissionen aufweisen“ – so sieht es die EU-Kommission vor.
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Oder wie es Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, bereits sagte: „Investitionen in wasserstofffähige Gaskraftwerke sind zwingend notwendig für den Übergang in eine vollständig klimaneutrale Energieversorgung in der Europäischen Union“. (BDEW steht für Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.). Oder wie es bei den VDI Nachrichten betont wird „(…)Gemäß der noch zu beschließenden neuen Regelungen für die EU-Taxonomie sollen als Übergangstechnologie auch neue Gaskraftwerke als „grün“ im Sinne des Klimaschutzes akzeptiert werden. Diese neue Generation von Gaskraftwerken soll in Zukunft dann auf die Befeuerung mit grünem Wasserstoff umstellbar sein (hydrogen ready).“ (www.vdi-nachrichten.com). Und so findet es sich auch im aktuell veröffentlichten Klima-Gesetzakt „Taxonomie“ wider:
Übergangstechnologien zu einer decarbonisierten Energieerzeugung werden in Artikel 4 des Complementary Climate Delegated Act definiert
„…use of fossil gas should also ensure that robust evidence is available to demonstrate that the same energy capacity cannot be generated with renewable sources, and that effective plans are put in place for each facility, in line with the best performance in the sector, to switch entirely to renewables or low carbon gases by a specific date. Finally, the technical screening criteria should provide for a time–limited recognition of the contribution of those activities to decarbonisation.“ (Artikel 4, complementary Climate Delegated Act, 02.02.2022).
Wichtig ist für Siemens Energy, dass die Umrüstbarkeit auf Wasserstoff wohl mehr oder weniger gesetzt ist. In der Süddeutschen Zeitung wird der Bundeswirtschaftsminister Christian Lindner gestern zitiert: „Deutschland benötigt realistischerweise moderne Gaskraftwerke als Übergangstechnologie, weil wir auf Kohle und Kernkraft verzichten“, Und weiter heisst es von ihm in der Süddeutschen Zeitung: „In der Perspektive der Klimaneutralität sollen die Anlagen später mit Wasserstoff genutzt werden können.“
Und auf tagesschau.de wird der Bundesminister für Wirtschaft und Klima, Robert Habeck. Dort heisst es: „Die Vorschläge der EU-Kommission verwässern das gute Label für Nachhaltigkeit“, hatte Habeck vor allem mit Blick auf die Atomkraft erklärt. Der Grünen-Politiker betonte zudem: „Fraglich ist auch, fossiles Gas mit in die Taxonomie aufzunehmen.“ Immerhin wolle die EU-Kommission aber einen Übergang zu Wasserstoff-Nutzung der Gaskraftwerke ab 2035.“ (tagesschau.de, Bund begrüsst EU-Pläne für Gasenergie)
TÜV Süd zertifizierte Siemens Energy als weltweit erstem Konzern ein „H2-Ready“-Kraftwerkskonzept
Am 16.11.2021 wurde es veröffentlciht: „TÜV SÜD, der weltweit tätige Anbieter von Test-, Inspektions- und Zertifizierungsdienstleistungen hat einen Leitfaden zur Definition von „H2-Readiness“ (wasserstoffgeeignet) für Kraftwerke entwickelt und bietet eine unabhängige Zertifizierung für Erstausrüster (OEMs – Original Equipment Manufacturer) und Anlagenbauer (EPCs – Engineering, Procurement and Construction) an. Die Zertifizierung erhöht die Investitionssicherheit für Energieversorger. Siemens Energy ist das erste Unternehmen weltweit, das diese Zertifizierung für sein „H2-Ready“-Kraftwerkskonzept erhalten hat.“ (Siemens Energy Presseerklärung)
„Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung der Energieversorgung. Ein unabhängiges Zertifikat schafft Sicherheit für Investitionen. Wir sind stolz darauf, der erste Hersteller zu sein, der diese wichtige Zertifizierung erhält“, führt Karim Amin, Executive Vice President Generation bei Siemens Energy aus, „Wenn wir GuD-Anlagen heute für den späteren Betrieb mit Wasserstoff auslegen, können sie nicht nur als Brückentechnologie in eine CO2-freie Zukunft dienen, sondern auch langfristig einen wichtigen Beitrag zu einer zuverlässigen und bezahlbaren Stromversorgung leisten.“
Taxonomie plus Sicherheit durch anerkanntes H2-ready Konzept – sollte der Siemens Energy Aktie zumindest eine gewisse Basis bieten
Und dazu die Konzentratuion auf den Wasserstoffmarkt als Zukunftstechnologie – beyond gas. Von den 300 Mrd EUR Investitionssumme bis 2030 für Wasserstoffintiativen/Projekte will Siemens Energy einen möglichst grossen Teil „abhaben“ – von den erwarteten 300 Mrd sind bereits 80 Mrd EUR „angeschoben“ in bisher 228 bestätigten Einzelprojekten.
Und durch die steigenden Produktionsmengen nimmt der Preis für grünen Wasserstoff immer mehr ab und nähert sich einen wettbewerbsfähigen Niveau. In der Siemens Präsentation anlässlich des Hydrogen Day in 2021 legt man sich fest: Mit der derzeitigen Kostenstruktur werde grüner Wasserstoff zu 4,00 bis 5,50 USD je KG produziert und spätestens bis 2050 soll durch Skaleneffekte, Technologie- und Produktivitätsfortschritte ein Preis von knapp 1,00 bis 1,70 USD möglich sein. Andere erwarten wesentlich schneller sinkende H2-Preise wie Plug Power oder Nel in ihren Präsentationen auf ihren jeweiligen „Capital Markets Days“ im Vorjahr ausführten. Nel sieht bereits 2025 einen Preis von 1,50 USD je KG als erreichbar an.
Siemens Energy Aktie: 3 grosse Bereiche im Zukunftsmarkt
Auf seinem Hydrogen Day stellte Siemens Energy bereits klar: Stärken habe Siemens Energy in der Energiegewinnung mit wenig oder keinen CO2-Emissionen, Transport von Elektrizität und Speicherung und drittens die Reduzierung des CO2-Ausstosses und des Energieverbrauchs bei industriellen Prozessen. Und für alle drei Bereiche sei Wasserstoff eine mögliche Lösung. Allein bei den selbstentwickelten Elektrolyseuren will man alle 4-5 Jahre weiterhin eine Verzehnfachung der Kapazität erreichen, beginnend 2011 mit 0,1 MW Leistung im Labormasstab, über 1 MW in 2015, 10 MW in 2018 und 100 MW für 2023 geplant.
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DEFAMA Aktie eilt von Rekord zu Rekord. Aktie der Deutsche Konsum REIT bleibt zurück. Gründe gibt es einige, aber irgendwann…
10 Mrd EUR EEG-Rücklage zum 31.12.2021:.Encavis PNE Energiekontor BayWa oder ABO Wind profitieren in unterschiedlichem Maße von der Strompreisentwicklung.
Und bei Siemens Gamesa greift man durch – Sanierer wird neuer CEO
Nachdem am 20.01.2022 wieder einmal Land unter bei Siemens Energy war: An diesem Tag um 21:08 Uhr musste Siemens Energy AG (ISIN: DE000ENER6Y0) reagieren. Der Reihe nach: Eigentlich hatten die vorläufigen Zahlen des „Wasserstoffwertes“ Siemens Energy noch Zeit. Aber die konsolidierte Tochter Siemens Gamesa sah sich gezwungen in einer ad-hoc Meldung einen unerwarteten Verlust im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 zum 31.12.2021 melden. Und gleichzeitig ihre Jahresprognose kräftig reduzieren. Und das schlug voll auf die Planungen des Mutterkonzerns durch: Auch Siemens Energy musste seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr reduzieren. Sogar die Prognose 2023 steht unter Vorbehalt und soll überprüft werden.
Gestern Abend dann erste Konsequenzen. Der CEO der 67 %-Beteiligung Siemens Gamesa muss gehen: Der als Sanierunsgexperte bekannte 60 jährige Siemens-Energy-Vorstand Jochen Eickholt übernimmt zum 1. 03.2022 die Führung bei Siemens Gamesa. Und ins Spiel gebracht wurde eine potentielle „Saneirungsquelle“: Es ist gerüchteweise davon die Rede, die Siemens Gamesa eigene Projektpipeline für Windenergieanlagen in Südeuropa zu versilbern – erinnert frappierend an Nordex, die ihre wertvolle Projektpipeline an RWE für einen „guten Preis“ (302,5 Mio EUR) im August 2020 veräusserten und so Geld fürs Kerngeschäft freischaufelten.
Wasserstoffaktien. 2022. Top oder Flop? Teil1: Nel mit dem Ketchup-Effekt. Serienfertigung gestartet.
Wasserstoffaktien. 2022 . Top oder Flop? Teil2: Plug Power nutzt volle Kassen, um mehr als „nur“ Lieferant zu sein. Produzent, Partner, …
Wasserstoffaktien, 2022. Top oder Flop? Teil3: Nel – thyssenkrupp nucera. Zweimal Elektrolyseure als Hoffnungsträger. Wer macht was? Wo ist mehr Chance als Risiko? Vergleich.
Dazu bleibt weiterhin für die Siemens Energy Aktie die Übernahmephantasie bei der Windtochter
Allgemein wird am Markt eine Komplettübernahme der Siemens Gamesa (bisher 67 % bei Siemens Energy) für wirtschaftlich sinnvoll und folgerichtig erwartet. Dadurch wäre die Siemens Energy Aktie noch mehr Nachhaltigkeitswert mit dem weiteren Schwerpunkt Windenergie. Passt eiegntlcih ins Gesamtkonzept. Denkbar wäre eine Übernahme im Rahmen eines Aktientauschs. Siemens Energy Aktien aus einer Sachkapitalerhöhung gegen Siemens Energy Aktien – für den nicht gerade Cash-reichen Siemens Energy Konzern wahrscheinlich die beste Lösung. Auf jeden Fall würde die „Durchregierbarkeit“ bei der Problemtochter helfen. Jedenfalls wenn an den Marktgerüchten traut.