Steinhoff International Holding N.V. (ISIN: NL0011375019) befindet sich in einer schwierigen Phase.
Eigentlich ist bereits seit den ersten Gerüchten über Bilanzfälschungen der Konzern in wilden Wassern, aber langsam naht die Entscheidung, ob der Restkonzern überlebt. Und ob das Überleben nur dazu dient die Entschädigungszahlungen an die Aktionäre und Anleihegläubiger zu bedienen oder ob die derzeitigen Aktionäre am einem zukünftigen Erfolg beteiligt bleiben. Erste Hoffnungszeichen: Das Moratorium bis April 2019 zur Stabilisierung des Konzerns gewährt durch eine Klägergruppe, die solange die gerichtlichen Schritte in den Niederlanden zurückstellt, zeigt Weitsicht. „Die geschlachtete Kuh gibt keine Milch.“ Und dass der Restkonzern eine Kuh ist, die längere Zeit gemolken werden kann, gilt es für das neue Management zu beweisen.
Königsweg Mattres Firm Inc.?
Die Vereinbarungen zur – möglichen – Rettung der amerikanischen Tochter Mattres Firm Inc. weisen vielleicht einen Weg in die Zukunft des gesamten Steinhoff Imperiums: Die weitere, dringend notwendige Liquidität für das operative Geschäft liefernden Gläubiger erhalten für den Fall einer erfolgreichen Sanierung knapp 50% der Eigentumsrechte an einer möglicherweise irgendwann wieder kapitalmarktfähigen amerikanischen Gesellschaft. Auch das neue Management wird mit Unternehmensteilen gelockt: im Falle einer erfolgreichen Sanierung gibt es bis zu 10%. Ein erfolgversprechender Ansatz: Das Interesse an einer erfolgreichen Sanierung drückt sich in hohen Gewinnmöglichkeiten sowohl für die Noch-alleineigentümer, Darlehensgeber und Management aus. Auch für die Steinhoff International Holding NV ein gutes Geschäft: besser 45% plus x an einer erfolgreichen Gesellschaft mit vielleicht 2000 Filialen, als 100% an einem insolventen Unternehmen mit über 3000 Filialen. Klar: Es muss viel passieren bis Mattres für die Steinhoff Aktionäre zu einem lohnenden Investment würde, ein Großteil der 3,8 Mrd. USD sind auf jeden Fall erst mal weg, aber: Besserung möglich, unterstützt von den richtigen Incentives.
Ein Modell für den ganzen Konzern?
Wahrscheinlich eine bereits in den Strategien der neuen Führung berücksichtigte Variante. Der erste Schritt des Aufräumens scheint mehr oder weniger abgeschlossen: Der Verlustbringer Österreichgeschäft inclusive werthaltiger Immobilien wurde zu einem der Notsituation geschuldetem Preis verkauft. Andernfalls hätte die beschränkte Konzernliquidität zu einer wahrscheinlichen Insolvenz geführt. Die deutsche poco Beteiligung, operativ sowieso schwächelnd, durch einen Rechtsstreit mit dem Miteigentümer XXXLutz in der strategischen Planung gelähmt, wurde zu einem – natürlich -Notverkaufspreis an den Mitgesellschafter verkauft. Die Steinhoff Gruppe hätte wahrscheinlich die Refinanzierung des Geschäfts mit ihrer angegriffenen Liquidität sowieso nicht leisten können. Tafelsilber – afrikanische Beteiligungen – wurde bereits zu Beginn der Krise zur kurzfristig zusammengebrochenen Refinanzierung genutzt. Auch wurden so gesunde Konzernteile aus dem Strudel der Zweifel am Unternehmensfortbestand – versuchsweise – befreit. Symbolhaft wurden Firmenjets und Prestigeobjekte verkauft, medienwirksam, aber nicht von wesentlicher Bedeutung. Es wurde nur gezeigt: Wir machen es anders als unsere Vorgänger. Was bleibt ist ein Sammelsurium von Beteiligungen, die jetzt durch das neue Management zu einem operativ erfolgreichen Verbund geschmiedet werden müssen. Die Zeit der wilden Zukäufe ist jedenfalls erstmal beendet, der Dauerzustand der Existenzgefährdung sollte schnellstmöglich beendet sein. Die Zeit der Optimierung steht an, der Normalisierung, sofern die Steinhoff Internatinal Holding NV. hierzu die Zeit erhält. Vergütungsdiskusssionen führten zu einigen – eigentlich nebensächlichen – Neiddiskussionen, Gift für einen langwierigen Prozess und aufgrund ihrer Größenordnung eigentlich ohne Relevanz.{loadmodule mod_custom,Sentifi Text Widget}
Man darf gespannt sein, ob es dem Management gelingt, die Gläubiger und die -mit großer Wahrscheinlichkeit siegenden – Kläger aus dem Kreis der Aktionäre und Anleihegläubiger, davon zu überzeugen, dass ein Komplettkonzern Steinhoff International Holding NV mehr Wert für die Anspruchsgruppen liefert, als eine weitere Filetierung des Konzerns und – unter weniger Druck als bisher – Veräußerung der Einzelteile. Nur wenn dieses gelingt könnte die Wette der derzeitigen Aktionäre auf eine operative Besserung und Sanierung der Steinhoff International Holding NV mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aufgehen. Selbst für diesen Fall ist aber immer noch eine Verwässerung durch Aktienausgabe an Anspruchsinhaber zu fürchten, vergleiche Modell der Mattres.
Letzter Kurs gestern (30.10.2018 / 18:40 Uhr) notieren die Aktien der Steinhoff International Holdings NV im Xetra-Handel mit einem Plus von +0,001 EUR (+1,25 %) bei 0,122 EUR