Vor dem mit Spannung erwartetem PWC-Bericht sollte man schauen, was eigentlich noch übrig ist von Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) seit dem Aufkommen des Bilanzskandals.
In Afrika liegen die Wurzeln des Konzerns. Heute ist davon eine 71% Beteiligung an Pepkor Holdings Ltd. übrig.Um sich aus dem Bilanzskandal der Mutter Steinhoff International Holdings NV herauszuhalten und klarzustellen, dass in Südafrika alles korrekt verbucht wurde, änderte man seinen Namen: Aus Steinhoff Africa Retail Limited wurde im Mai 2018 wieder Pepkor Holdings Ltd., Eigentümer von Ladenketten wie Pep, Ackermans und HiFi Corporation. Die Umsatzentwicklung zeigt, dass man sich erfolgreich distanzieren konnte. Auch das Relisting mit neuen, freien Aktionären tat wohl gut. Und die Erlöse aus dem Teilverkauf retteten vielleicht die Mutter. Weiterhin ist Steinhoff Internatinal Holdings NV Hauptaktionärin der Pepkor und profitierte so auch von der avisierten Dividende von 27,8 Cents je Aktie für das am 30.09.2018 endende Geschäftsjahr. Pepkor teilte im Rahmen der Bilanzvorstellung mit: „The Pepkor group has completed its first financial year as a listed company and this is the first results publication under the Pepkor name,“ und „The 2018 financial year will be remembered as a year that included numerous significant corporate matters, following the events that occurred at Steinhoff International Holdings N.V. (Steinhoff) in December 2017.“ Für 2019 strebt Pepkor Holdings Ltd. 300 neue Stores und 4% Flächenwachstum an – eine Perle im Portfolio der der Steinhoff. Pepkor erzielte im 4. Quartal 2018 rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz und steigerte im Vergleich zum Vorjahr seinen Umsatz um 5%. Bemerkenswert insbesondere wenn man sich die politische/wirtschaftliche Entwicklung in Südafrika anschaut – immerhin der Hauptmarkt von Pepkor. Die Immobiliengesellschaft für Afrika erzielte immerhin Umsätze von 2 Millionen Euro, welche Assets dahinter stehen ist schwer einzuschätzen. Andere afrikanische Beteiligungen wurden zwischenzeitlich veräußert bzw, sind im Veräußerungsprozess (insbesondere das Automotive Geschäft mit einem Umsatz von 381 Millionen Euro im 4. Quartal 2018) und zählen somit nicht mehr zum Kerngeschäft.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (3 Milliardenmärkte)}
Amerika
In den USA blieb eine geschrumpfte Mattres Inc. über, die nach Insolvenzverfahren und Incentives für ein neues (altes) Management und dem Tausch von Schulden in Aktien der Mattres zumindest noch zu knapp 50% Steinhoff gehört. Dieser Anteil kann sich bei Erreichen von Milestones zugunsten des neuen Managements leicht reduzieren. Der Schrumpfungsprozess konnte nur durch das Nutzen des sog. Chapter Eleven Verfahrens kostengünstig umgesetzt werden. Am 21.11.2018 stimmte das US-Insolvenzgericht dem Sanierungsplan (approved chapter eleven plan) zu und bestätigte die erfolgten Sanierungsschritte als ausreichend und effektiv. Das gilt für die Mattres Firm Inc. und alle ihre Tochtergesellschaften. Eckpunkte für den Optimismus der Verantwortlichen: Die Schließung von 660 Filialen, die nicht die notwendige Ertragsstruktur auswiesen, dh. die Verluste einfuhren. Die Gründe dafür schilderten wir bereits. Weiterhin wurden liquide Mittel in Höhe von 525 Millionen USD für das operative Geschäft durch den erfolgreich umgesetzten Insolvenzprozess gesichert.Steinhoff scheint zumindest einen guten Teil ihres 3,8 Milliarden Investments gerettet zu haben, um den Preis einer Beteiligungsreduktion. Das Modell der Beteiligung von Management und Gläubigern am Gesellschaftskapital im Sanierungsfall stellten wir bereits vor. Im 4.Quartal 2018 erzielte Mattres Inc. einen Umsatz von beachtlichen 615 Millionen Euro (nur 4% weniger als im Vorjahresquartal). Nach der Sanierung ist vor der nun hoffentlich gesunden Wachstumsstrategie. Auch die rund 50% Mattres Firm sind ein Asset auf mittlerweile gesunden Beinen. Ob es jemals den überteuerten Kaufpreis wert sein wird, zeigt die Zukunft.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (5 Aktien)}
Ozeanien
Hier besitzt Steinhoff noch 100% der Greenlit Brands, die vornehmlich in Australien und Neuseeland tätig sind. Marken sind unter anderem „Best&Less“, „freedom“, „harris scarfe“, „Fantastic Furniture“. Der Umsatz stagnierte im Vergleich zum Vorjahresquartal im 4. Quartal 2018 bei circa 352 Millionen Euro. Hier gab es eigentlich in der egsamten Krise keine größeren Probleme für die Steinhoff-Gruppe. Gesund und werthaltig.
Europa
Hier fand in den letzten Monaten der größte Aderlass und Umstrukturierungsaufwand statt. Über alle Mehrheitsbeteiligungen hinweg erzielte die Steinhoff in Europa im 4. Quartal 2018 einen Umsatz von rund 2,15 Milliarden Euro, ein Anstieg im Vergleich zum vorjahresquartal von immerhin 4%. Getroffen durch die Refinanzierungsproblematik der Gruppe im Rahmen des Bilanzskandals wurden verschiedene Maßnahmen zur Liquiditätssicherung für die 100% Beteiligung Conforama Gruppe, die vornehmlich in Frankreich tätig ist (Umsatzverteilung: 61% Frankreich, 14% Spanien, 13% Schweiz, 8% Italien, Rest Balkanstaaten). Insgesamt erzielte man einen Umsatz von rund 927 Millionen Euro im 4. Quartal 2018, ein Rückgang von 3% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Weiterhin hält Steinhoff 97% von Pepkor Europe. Eine Gruppe, die neben der Beteiligung Poundland (vornehmlich in Großbritannien tätig) einen zweiten Schwerpunkt in Osteuropa über die PEPCO Eastern Europe setzt. Die Brexitunsicherheiten setzen der britischen Tochter wenig zu, so dass ihr Umsatz im 4.Quartal 2018 stagniert bei rund 516 Millionen Euro – 13 neue Ladenlokale sollen den Umsatz steigern. Starke Wachstumszahlen aufweisend und bestimmt ein Hoffnungsträger für die Zukunft ist die Beteiligung PEPCO: Beeindruckende 37% Umsatzwachstum im 4. Quartal 2018 zeigen dass man hier wohl nicht alles falsch macht. Beeindruckende 2.451 Ladenlokale werden von PEPCO zum 31.12.2018 betrieben, mehr als 12% Zunahme im Vorjahresvergleich. Andere Beteiligungen im Retailbereich (und eine kleine Produktionseinheit – 10 Mio Quartalsumsatz) verteilt über Großbritannien (Haushaltswaren), Polen (ABRA) und Schweiz (LIPO, Möbelhandel) stehen insgesamt für 220 Millionen Euro Quartalsumsatz. Liegenschaften in einer eigenen Geselllschaft in Europa erwirtschafteten einen Umsatz von rund 3 Millionen Euro, zu deren Werthaltigkeit lässt sich schwer etwas sagen.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}
Insgesamt immer noch ein beeindruckendes Portfolio von Retailhändlern, Unsicherheit entsteht durch die potentiellen Folgen des Bilanzskandals und daraus resultierender Klagen. Ein Damoklesschwert.
Aktuell (04.04.2019 / 11.19 Uhr) notieren die Aktien der Steinhoff International Holdings AG im Frankfurter-Handel nahezu unverändert bei 0,114 EUR.