Die Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) lieferte heute ein weiteres Update über die Auswirkungen der Pandemie und deren Eindämmungsmaßnahmen auf die Entwicklung des Konzerns.
Die weitere Zeitplanung für wichtige Unternehmenstermine wurde definiert, respektive bestätigt (HV-Termin, Vorlage Halbjahreszahlen, Prüfbericht der letzten Bilanz). Wichtiger noch war der Stand der Rechtsstreitigkeiten und die Situation bei der Frankreich-Tochter Conforama. Und im Hintergrund wartet der Markt immer noch auf Informationen, wie es mit der Ertrags- und wachstumsperle Pepco Group weitergehen wird: Teilbörsengang? Komplettverkauf? Wirklich 4,5 Mrd. USD möglich?
Wirkungen
Klar: Als weltweit tätiger Retailkonzern wurde man durch die Schließungen nahezu aller Geschäfte, die Hygienemaßnahmen in den – wiedereröffneten – Stores und Warenlagern betroffen: Auch Steinhoff musste eine Umstellung der Verhaltensweisen seiner Kunden feststellen – Onlinetrend allenthalben, nicht unbedingt positiv für den noch größtenteils storegebundenen Konzern. Positiv sei die stark gestiegene Nachfrage nach Wiedereröffnung der Stores, deren Dauerhaftigkeit man natürlich nicht abschätzen könne. Das Ausscheiden von Wettbewerbern aus wirtschaftlichen Gründen erhöhe die Marktanteile vieler Konzerntöchter nach der Pandemie und eröffne so neue Möglichkeiten – hier denkt man wahrscheinlich insbesondere an die Südafrika-Tochter, die vor kurzem gute Zahlen liefern konnte. Auch der niederpreisige Discountansatz helfe beim Marktanteilsausbau. „The Group’s main trading subsidiaries, with their more resilient and defensive discount and value positioning, are, however, confident that they are well positioned to gain market share in the post-COVID-19 ’new economy‘.“
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Dennoch wird ein insgesamt weiterhin negativer Effekt durch Covid 19 bis zum Jahresende erwartet: Wirtschaftskrise, Bewegungseinschränkungen und Kaufzurückhaltung sollten wirken. Kostensenkung und Liquiditätssteigerung würden in allen Tochtergesellschaften deshalb derzeit verstärkt verfolgt, um das Jahr „zu überstehen“. UNSICHERHEIT verbleibe für die weitere Entwicklung. Insgesamt werde Covid-19 definitiv negative Auswirkungen auf die diesjährige Konzernbilanz haben – Höhe ungewiss. Die Liquidität der einzelnen Tochtergesellschaften sei gewährleistet und man erziele bei allen Tochtergesellschaften höhere als erwartete Cash-Flows MIT EINER AUSNAHME:{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}
Conforama schwächelt
Der im Dezember angekündigte Verkauf der spanischen Conforama-Landesgesellschaft „Conforama Iberia“ – unterzeichnet im Februar – ist gescheitert durch die Verwerfungen der dann einsetzenden Corona-Pandemie, die Spanien besonders hart getroffen hatte.
Bisher konnte Conforama auch in ihrem Stammland Frankreich das schwächelnde Geschäft nicht durch staatlich garantierte Kredite absichern – hier hakt es offensichtlich, wahrscheinlich geht es um die Fortführungswahrscheinlichkeit oder den Zustand vor Corona. Jedenfalls sucht das Management weiterhin eine Liquiditätslösung – man kämpft wohl um die Gewährung der eigentlich zur Verfügung stehenden staatlich garantierten Kredite oder andere „mögliche Optionen“. Schwierig. Hier könnte es wohl zu noch ernsthafteren Problemen kommen.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt_02)}
Vergangenheitsaufarbeitung
Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem 2017 entdeckten großangelegten Bilanzbetrug dauern an – in Südafrika und wohl auch in den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien und wahrscheinlich noch in einigen anderen Staaten. PWC unterstützt die südafrikanischen Behörden mit weiteren forensischen Untersuchungen – auch nach der Vorlage des Untersuchungsberichts. Steinhoff zahlt einen Großteil dieser Kosten. Steinhoffs Rolle bei diesen Maßnahmen beschränkt sich auf Zahlen und Kooperieren bei Anfragen.
Die Rechtsstreitigkeiten dauern an und wurden wohl durch Corona verzögert. Es gibt offensichtlich noch keinen Durchbruch bei den Vergleichsverhandlungen im Rahmen des Frankfurter Verfahrens.
Zeitplan
Man plant derzeit am 30.06.2020 die testierten Bilanzen 2019 vorlegen zu können, jedoch könnte durch pandemiebedingte weitere Verzögerungen dieser Termin möglicherwiese nicht zu halten sein. Auch hier viel UNSICHERHEIT. Aber solange die Zahlen Bestand haben sollten und ein Testat erfolgen sollte, kann man „einige Zeit“ warten – es bleibt ja sonst auch nichts anderes übrig. „Good progress has been made and the Group is still aiming to meet the 30 June 2020 publication date.“
Die Halbjahreszahlen der Steinhoff Gruppe werden aufgrund der noch nicht erledigten Aufgaben im Zusammenhang mit dem Jahresabschluss und den besonderen Notmaßnahmen im Rahmen der Pandemieauswirkungen voraussichtlich erst Ende Juli veröffentlicht werden können.
Die Hauptversammlung soll derzeit am 28.08.2020 durchgeführt werden, wegen der verschobenen Bilanzvorlage war auch hier selbstverständlich eine Verschiebung notwendig.
Insgesamt ein „normaler“ Bericht mit dem negativen Ausblick für Conforama musste man wohl rechnen. Staatliche Hilfen sind wohl „verzweifelt“ notwendig oder eben andere Liquiditätszuflüsse – wobei in der derzeitigen Situation fremde Kapitalgeber wahrscheinlich schwerlich bereit sein werden einen strauchelnden Retailanbieter ohne Sicherheiten zu stützen – Conforama scheint noch schwierige Zeiten vor sich zu haben. Gut dass Steinhoff mehr ist, gut dass es Pepco Group und Pepkor Holdings in Südafrika gibt. Zweimal wachstumsstarke Konzerne, die durch Covid-19 gebremst, aber wohl nicht…
Pepco’s Börsengang ist aufgeschoben nicht aufgehoben und könnte richtig Schwung…
Pepco Group, die erfolgreiche Tochter Steinhoffs, die europaweit mit beeindruckenden wachstumszahlen von sich reden machte, die als Perle in der Krone Steinhoffs bezeichnet wird, wäre ohne Corona wohl schon börsennotiert und hätte die Gruppe mit einem kräftigen Liquiditätsschub wohl schlagkräftig in der Krise gemacht – aber wegen Corona hieß es ja „verschoben“, wobei auch die Variante eines Driektverkaufs immer wieder diskutiert wurde. Aber die Preisvorstellungen Steinhoffs für das ganze (oder eben Teile im Rahmen eines Börsengangs) können nur in entspannteren Nach-Corona-Zeiten, wenn „die Geschäfte wieder laufen“ auch nur annähernd erzielt werden. Also muss man noch auf den Milliardensegen warte. Bloomberg fasste die Entwicklung am 12.03.2020 so zusammen:
„Steinhoff, which had been considering a sale or listing of Pepco, plans to delay the process until later this year, the people said, asking not to be identified because the information is private.Buyout firms including Advent International and Partners group Holding AG have been considering bids for Pepco Group, which owns the Poundland discount chain, Bloomberg News reported in January. Steinhoff was seeking to value the business at more than 4 billion euros ($4.5 billion) in a sale, people with knowledge of the matter said at the time.“
Heute (09.06.2020 / 10.20) notierten die Aktien der Steinhoff International Holdings AG im Frankfurter-Handel mit kräftigem Plus bei 0,068 EUR. Auch diese Aktie können Sie ab 0,00 EUR auf Smartbroker handeln.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}