28.01.2021 – Nachdem Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) am Montag auf die diversen Varianten für die Zukunft der europäischen Pepco Groups hingewiesen hatte, meldete am Dienstag die SüdafrikaTochter Pepkor Holdings Ltd. die Ergebnisse des am 31.12. 2020 geendeten Q1 ihres Geschäftsjahres 2020/21 – 7,7 5 Umsatzplus, sehr gut wenn man an die Pandemieeinschränkungen denkt. Wobei die derzeit positive Kursentwicklung der Aktie weitere Unterstützung erfahren sollte durch operative Verbesserungen in Europa.
Und jetzt liefert die europäische Tochter Pepco Group ebenfalls starke Wachstumszahlen im Schatten diverser Pandemie-Einschränkungen
Oft als Wachstumsperle des Steinhoff-Konzerns bezeichnet macht die Pepco Group, mit Shops unter den Namen PEPCO , Poundland und Dealz brands in Europa und Grossbritannien „unterwegs“, ihrem Ruf alle Ehre. Im wichtigen Weihnachtsquartal – für Pepco das Q1 im Geschäftsjahr 2020/21 – erzielt die Gruppe i.d.R. rund ein drittel ihres Jahresumsatzes und einen noch höheren Anteil ihres Jahresüberschusses. Und trotz Lockdown-Massnahmen gelang das auch in 2020: Mit einem Wachstum von 5,5 % – like for like – setzt man klare Zeichen.
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Trotz Krise neue Stores eröffnet, vergrössert und renoviert
PEPCO eröffnete 87 neue Geschäfte in Zentral-, West- und Osteuropa. Und vergrösserte oder verlegte weitere 18 Stores. Auch der bisher nicht „bearbeitete“ italienische Markt sah eineige Ladeneröffnungen. Und auch in Serbien wurden die ersten Geschäfte ausserhalb der EU eröffnet. Alle neuen Märkte handeln bereits über den Erwartungen. Der Markenauftritt der DEALZ-Stores in Polen, Irland und Soanien wurde forciert.
Und 318 bestehende Geschäfte wurden renoviert – PEPCO und Pundland Filialen. Inclusive 38 „Auffrischungen“ der polnischen Poundland-Geschäfte. Die Übernahme der „Fulton Foods“ unterstützte die Expansion im Gefriergut-Handel. Die Umsätze der durchgehend geöffneten Geschäfte zeigten ein überzeugendes Wachstum von 5,5 % gegenüber den 3,9 % ,die im Vorjahresquartal erzielt werden konnten:
PEPCO litt am meissten unter dem Lockdown
Als nicht-lenemsnotwendiger Handel wurde die PEPCO-Marke am meissten durch die Lockdownmassnahmen betroffen. Insgesamt 12 % der möglichen Ladenöffnungszeiten entfielen wegen Pandemiemassnahmen. Besonders die Vollschliessungen in Tschechien für 6 Wochen und in Slovenien für 7 Wochen wirkten sich aus, Auf Märkten, die keine Schleissungen verkraften mussten, konnte ein Wachstum des Umsatzes von 6,6 % erzielt werden.
Poundland und DEALZ fehlte Laufkundschaft
Als Händler für lebensnotwendige Waren nicht von Schliesssungen betroffen musste man doch feststellen, dass die Kundenfrequenz abnahm. Um Menschenansammlungen zu vermeiden fehlte in den zentralen Innenstadtlagen die Besucherfrequenz und da die Zahl der notwendigen Einkäufe generell reduziert wurde, konnte eine verringerte Einkaufsfrequenz der Menschen festgestellt werden. Aber mit einem Umsatzplus von 4,3 % gelang den Stores wohl eine Steigerung ihres Marktanteils in Grossbritannien. Was man auch dem Rebranding der Marke Poundlands zugute hält.
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Umsazentwicklung zu realen Wechselkursen immer noch „gut“ – GBP Schwäche schlägt durch
Bei gleichbleibenden Wechselkursen hätte man ein Wachstum von 9,1 % erreicht, aber die 3,9 % unter den veränderten Wechselkursrelationen, insbesondere des Britischen Pfunds, aber auch der osteuropäischen Währungen, sehen immer noch sehr stark aus. Natürlich half die Flächenexpansion der Gruppe: 3.218 Ladenlokale wurden am 31.12.2020 insgesamt betrieben, ein Anstieg um 14,6 %. Dabei ergaben die kumulierten Ladenöffnungszeiten aller Stores ein Minus von 2,1 % im Weihnachtsquartal – wegen der Schliessungen zur Pandemieeindämmung. Wobei die Ladenschliessungen in Grossbritannien freiwillig erfolgten und in Europa auf behördliche Anordnungen hin. Und die Schliessungen waren vornehmlich im Novembe rund Dezember.
Wachstum der Marke PEPCO
PEPCO eröffnete 87 Stores im Weihnachtsquartal (insgesamt 15% mehr Stores im Vergleich zum Vorjahresquartal) und plant insgesamt 300 neue Geschäfte im gesamten Geschäftsjahr bis zum 30.09.2021 zu eröffnen. 18 Geschäfte wurden verlegt oder vergrössert. In allen abgedeckten Regionen erfolgten Neueröffnungen – alle derzeit mit Umsätzen über den Planungen.
Poundland / Dealz
Poundland’s profitierten vom Erfolg der PEP&CO Bekleidungsmarke, die mittlerweile in 342 Geschäften angeboten wird. Dazu kommt der Erfolg der um den Ankerpreis von £1 angesiedelten Sortimente und der Eigenmarken unter dem Label PEPC&CO
Das auf dem europäischen festland angesiedelte Dealz wuchs kräftig: 18 Dealz Geschäfte wurden eröffnet, Mit insgesamt 114 Geschäften werden 19 % mehr als im Vorjahresquartal betrieben. Jahresziel bleibt die Eröffnung von insgesamt 70 neuen Geschäften.
Liquidität und Verschuldung
Zum Ende des Weihnachtsquartals verfügte Pepco über eine Netto-Cash-Position von 548 Mio EUR (Vorjahr 392 Mio EUR). Wobei diese hohe Liquidität mit einer stark reduzierten Verschuldung von netto 187 Mio EUR einhergeht (im Vorjahr waren es noch 332 Mio EUR) und das gesunde Wachstum und die verbesserte Zusammenarbeit mit den Lieferanten zur Erhöhung der Effektivität des „Working Capitals“ verdeutlicht.
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Ein zufriedener CEO Andy Bond fasst es zusammen:
“It is pleasing that once again our disciplined adherence to our clear growth strategy combined with a focus on day-to-day retail execution has allowed us to successfully navigate a turbulent trading environment. Our revenue performance clearly signals the strength of each of our retail brands and customer offers and our resilience to short-term Covid disruption.
“We anticipate that the consumer backdrop will remain challenging in the short-term. However, with our established growth strategy, centred on significant future store expansion within a structurally advantaged discount retail segment, and strong financial base, we believe that our future growth opportunity is greater than a year ago. Accordingly, we remain confident about our prospects for continued growth across Europe in the balance of the financial year and beyond.”
Pepco Group – die Wachstumsperle des Konzerns könnte Milliarden bringen oder…
So berichteten wir am Dienstag: Noch vor Corona sprachen wilde Márktgerüchte von potentiellen Kaufangeboten für die in Europa auf Expansionskurs befindliche Steinhoff-Tochter in Höhe von wohl 4,5 Mrd EUR oder noch mehr: „Gerüchte über einen potentiellen Verkauf PEPCO’s für angebliche 4,5 Mrd. EUR oder “mehr als 4 Mrd. EUR” oder einen potentiellen Teilbörsengang“ so hiess es bereits am 05.02.2020 bei Vorlage der starken Zahlen der Pepco Group zum Q4/2019.
Dann kam Corona und alles wurde auf Hold gestellt. Aber jetzt kommt wieder Bewegung…
Gestern hiess es hierzu eher kryptisch – es ist nichts entschieden, aber mit allen denkbaren Varianten könnte es weitergehen: Börsengang, Teilverkauf, Teilbörsengang, Verkauf oder…
„On 8 November 2019, the Group announced that it was considering and evaluating a range of strategic options for the Pepco Group, including a potential public listing. During the course of 2020 further announcements confirmed that the intention remained, but that the likely timing had inevitably been impacted by the COVID-19 pandemic. The evaluation process has now resumed, with a range of strategic options under consideration. The process remains in its early stages and no definitive decision has been taken with respect to any specific course of action or timing at this point.“(CN Steinhoff, 25.01.2021)
Gibt der Aktie ein gutes Stück Phantasie – sofern der Vergleich „in trockene Tücher“ gebracht werden kann
Am 18.01.2021 meldete Steinhoff etwas, was auch auf eine baldige Klärung der Hängepartie hindeuten könnte: Goldman Sachs überschritt meldepflichtige Grenzen bei der Aktie: Man hält nun 2,8 % der Steinhoff Aktien. Prozentual interessant, vom derzeitigen Wert für die Amerikaner eher unbedeutend. Aber dennoch könnte die Positionierung auf eine gewisse Erwartung hindeuten, das zumidnest eine gewisse wahrscheinlichkeit zur Lösung des rechtsstreitigkeitsproblems durch den vorgeschlagenen Vergleich gesehen wird.
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Selbst dann wäre der Steinhoff Konzern extrem verschuldet mit kaum tragbaren Zinsbelastungen, die sich aber nach einem Vergleich wieder auf prozentual erträgliche Grössenordnungen reduzieren lassen müssten. Aber ohne Vergleich unnütze Spekulationen. Und so ist das Management zum Erfolg bei den Vergleichsverhandlungen verdammt, um wenigstens eine gewisse Überlebenschance für dne Konzern zu erreichen.
Am 14.01.2021 letztes Update zum Vergleich
Steinhoff berichtete über den Stand des Vergleichsangebots Anfang November. Und am 15,12,2020 erfolgte die Annahme des Vergleichsvorschlags in den letzten beiden letzten Gläubigergruppen, durch eine Highcourt-Anordnung ermöglicht. So wurde der wahrscheinlich größte Brocken auf dem Weg zum Vergleich mit den Geschädigten des Bilanzbetruges aus dem Weg geräumt. Hierzu später mehr.
Genauso löste man noch Ende letzten Jahres das Problem der verbliebenen Immobilien in der Steinhoff Bilanz in Südafrika – sie wurden gegen „neue“ Aktien an Pepkor abgegeben. Grösstenteils waren es betriebsnotwendige Geschäfte, Lagerhallen oder Verwaltungsgebäude, die Pepkor bisher gemietet hatte, die nun an den Nutzer übergehen. Dazu kam noch Bauland zur weiteren Entwicklung.
Offen ist immer noch der Vergleich – auch wenn scheinbar auf gutem Weg. Am 14.01.2021 gab man nochmals eine Zusammenfassung mit dem Hinweis auf den nächsten wichtigen Termin: 26./27.01. Anhörung in London, um den Weg endgültig frei zu machen für den Vergleich seitens der Anleihengläubiger: „English Scheme sanction hearing to take place on 26-27 January 2021: Following the approvals given at the creditors meetings on 15 December 2020 the sanction hearing in the English scheme proceedings, to approve the amendments to the SEAG CPU in line with those sought from financial creditors under the October Consent Request, is listed to take place on 26/27 January 2021. If the Scheme is sanctioned SIHNV will have the necessary consents in place to proceed to implement the proposed settlement….“ Die Vorgänge in London seitens der Anleihegläubiger mit dem zweistufigen Zustimmungsverfahren – mit dem Schlusspunkt am 26./27.01.
Irritierend ein „Nebensatz“ in dem Update am 14.01.2021
Als „nebenbei“ erwähennswert wird eine Anhörung in Amsterdam genannt: „By way of further update, a hearing has been scheduled for 8 February 2020 in the Amsterdam District Court following a recent request by Conservatorium Holdings LLC to appoint a restructuring expert to SIHNV pursuant to Article 371 of the Dutch Bankruptcy Act (enacting elements of the recently enacted pre-insolvency proceedings „Wet Homologatie Onderhands Akkoord“). SIHNV will respond to the request in due course.“
Irriterend wenn diese Anhörung dem Hedgefonds, der Forderungen gegen Christo Wiese von einem Bankkonsortium billig aufkaufte und jetzt versucht „bei Steinhoff“ etwa szu holen – Conservatorium Holdings LLC nennt sich das SPV. Und offensichtlich versucht man zu torpedieren und Steinhoff unter Kontrolle eines externen Sachwalters zu stellen. Inwieweit hier Erfolgsaussichten bestehen, lässt sich für uns nicht abschätzen. Bisher war Conservatorium Holdings mit seinen Aktionen erfolglos und musste einige Niederlagen vor Gericht einstecken. Abe rwer weiss: Jedenfalls sollte man auch am 08.02. auf Meldungen der Steinhoff warten und bereit sein gegebenenfalls zu reagieren.
Steinhoff könnte bald „normal“ werden
mit wachstumsstarken Töchtern, die als Retailkonzerne besser als die Konkurrenz durch die Corona Krise gekommen sind. Und man wäre nicht mehr ein Konzern, der sich mit Schadensersatzforderungen konfrontiert sieht, die bei weitem alle seine Vermögenswerte überschreiten. Weiterhin mit Forderungen, die vor Gericht sehr erfolgsversprechend waren, aber mit größter Wahrscheinlichkeit den Konzern in die Insolvenz gezwungen hätten. Und im Insolvenzfalle wären die Forderungen wahrscheinlcih nur zu Bruchteilen bedient worden. Zuviele Fremdkapitalgeber hätten zuvor Zugriff auf die Vermögenswerte gehabt. Was auch die Zusagebereitschaft der Schadensersatzfordernden erklärt.
Allen ist klar: Ohne Vergleich hat Steinhoff garantiert keine Zukunft,
mit Vergleich – so wie er jetzt vorliegt – könnte Steinhoff „gerade noch mal die Kurve“ kriegen. Die Schuldenlast ist immens und wird derzeit viel zu teuer bezahlt. Abe rdie hohen Zinsen sind auch im Existenzrisiko aufgrund der drohenden Aktionärs- und Darlehensgeberklagen begründet. Wenn diese durch den vergleich wegfallen, sollte auch die Zinslast wesentlich reduziert werden können.
Nachdem der mit Abstand größte Gläubiger – Christo Weise – und die Interessenvertretung der europäischen Steinhoff-Aktionäre grundsätzlich dem Vergleich bereits vor Monaten zustimmten, fehlt zum Abschluss und endgültigen Freigabe von Fremdkapitalseite lediglich ein formaler Schritt: Ende Januar, konkret am 26. und 27. Januar per Videoanhörung dann die entsprechende „Absegnung“ des Ergebnisses in einer Anhörung – „scheme sanction hearing“ durch den Highcourt. ALLE anderen Schritte mit den Anspruchsgruppen des Vergleichs werden parallel durchgeführt.
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Also alles hängt jetzt „nur noch“ an den Geschädigten des Bilanzbetrugs
es gibt ja durchaus im operativen Bereich des „gesundgeschrumpften“ Konzerns einige interessante Beteiligungen mit hohen Wachstumsraten und Ambitionen. Wenn auch durch Corona gebremst. Und beispielsweise Pepkor Südafrika ist ein in der Krise gestärkter börsennotierter Handelskonzern, der organisch wächst und seine Marktanteile kontinuierlich steigern konnte. Auch die Mattres Inc. ist durch das Chapter11 Verfahren von diversen Altlasten befreit und beginnt wieder rund zu laufen – auch hier natürlich coronabedingte Einschränkungen.
Und auch die Australischen Händler haben „“Ballast“ und viel margenschwachen Umsatz abgegeben und stehen jetzt fokussierter und gesünder da. Gleiches gilt für die diversen Abgaben von Nicht-Hnadlesaktivitäten, wie den Britischen Möbelherstellern, Südafrikanischen Autohändlern und Werkstätten. Und ohne die verlustträchtige Conforama Frankreich/Schweiz, die zu einem symbolischne Preis losgeschlagen werden konnte, bleiben gesunde Conforamahändler im Konzern. Über die Wachstumsperle Pepco brauchen wir wohl gar nicht mehr zu sagen – zwar wurde der Multimilliarden-(Teil-)Börsengang bisher nicht realisisert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Nochmals das Vergleichsangebot, mit dem Steinhoff überleben könnte, ohne das auf jeden Fall nicht
Cristo Wiese brachte die Steinhoff international Holdings NV am 03.07.2020 unter Druck mit seiner Ankündigung, dass eine Einigung zwischen Steinhoff und den „Geschädigten“ im Paket kurz vor dem Abschluss stände. Steinhoff relativierte seine Aussagen am 06.07.2020 mit einer Corporate News, die fortgeschrittene Verhandlungen bestätigte, aber noch keine Einigung „vor Augen“ hatte. Und jetzt liefert Steinhoff eine Wasserstandsmeldung, die konkrete Beträge, Konditionen und Quoten definiert. Ob diese dann Basis für eine endgültige Einigung sein werden, muss man offen lassen. Auf jeden Fall liegt jetzt der Ball bei den „Heeren“ von Anwälten, die die verschiedenen Anspruchsgegner – fast weltweit gestreut – vertreten. Mehr geht wohl nicht, denn die Darlehens- und Anleihegläubiger müssen ja ebenfalls einen möglichen Vergleich abnicken. Und hier hat der Highcourt jetzt den Weg freigemacht für eine sinnvolle Einigung.
Und bevor wir nochmals den Vorschlag präsentieren,
die ersten überaus positiven Reaktionen: Christo Wiese, Ex-Chairman von Steinhoff, der „seine“ Pepkor zum größten Retailer Südafrikas in 50 Jahren aufbaute und diese dann in Steinhoff einbrachte, war einer der ersten Kläger gegen Steinhoff nach Aufkommen der Betrugsvorwürfe – und derjenige mit der mit Abstand höchsten Einzelforderung. Der meldete sich am Montag nach Bekanntwerden des Lösungsvorschlages in einem Interview zu Wort. Er äußerte sich gegenüber fin24 am Telefon folgendermaßen:
„When I issued my summons against the company in April 2018, I wrote a letter to say that it’s quite clear that the only sensible way of resolving these issues is a settlement in which the creditors and claimants will participate, and it’s now taken two-and-a-half years for other people to come to the same conclusion.“ (fin24, „‚The whole Steinhoff thing is a tragedy‘: Wiese speaks out on settlement proposal“ von Penelope Mashego). So spricht jemand der eine Sache zum Abschluss bringen will.
Und auch die VEB
– führend bei den Klagen der „normalen Aktionäre“ der Steinhoff als interessensverband signalisierte auch klare Zustimmung. Der European Investors-VEB’s CEO Paul Koster sagte zum Steinhoff-Vorschlag:
“We have thoroughly reviewed the key terms of Steinhoff’s global settlement proposal from a claimant perspective. European Investors-VEB considers this proposal and its successful implementation will bring a conclusion to Steinhoff’s legacy issues for claimants and will be in the best interest of all parties involved. It is a positive proposal for injured shareholders which shows Steinhoff’s commitment to resolve those issues in very challenging circumstances. Implementation will allow Steinhoff to focus on the future, which is also in the best interest of Steinhoff’s current shareholders. European Investors-VEB recommends that all its partners, members and other constituents support the proposal and its implementation.” (www.europeaninvestors.eu, „European Investors-VEB supports Steinhoff’s global settlement proposal and withdraws collective action“, 27.07.2020)
Klare Worte – Zustimmung, Klage zurückgestellt – auch hier hat man akzeptiert, das eine Lösung vorliegt, die einen Schlusspunkt setzen kann und die allen Stakeholdern eine Chance zum Neuanfang bietet. Weitsichtig.
„… announce a proposed settlement to conclude the complex legal claims, and ongoing and pending litigation proceedings“
Und Steinhoff betont, dass eine Einigung im Interesse aller Stakeholder – insbesondere der Geschädigten, der Mitarbeiter, aber auch der Aktionäre – läge. Natürlich könne eine Einigung nur unter Berücksichtigung der aktuellen finanziellen Situation Steinhoffs, die durch die Corona-Krise die Geschäfte geschwächt und insbesondere den Wert der Börsenbeteiligung an Pepkor reduziert sah, und der Voraussetzung der Zustimmung der Darlehensgeber des Konzerns erfolgen: „but it is the Steinhoff Board’s intention to resolve the outstanding claims on a fair basis, to provide closure for the claimants, and to deliver stability to the underlying businesses and their employees.“
Jetzt meint Steinhoff ein Einigungsangebot gefunden zu haben, welches die unterschiedlichen Erwartungen „unter einen Hut“ bringe. Der Einigungsvorschlag sei das Ergebnis 12-monatiger intensiver Verhandlungen, laut dem CEO Louis du Preez.
Lösungsansatz
Derzeit laufen rund 90 Verfahren gegen Steinhoff International Holdings N.V. und die ehemalige Südafrika-Holding in den Niederlanden, Südafrika und Deutschland. Bisher lägen noch nicht alle Forderungen in Summe vor, aber bisher rede man von gut 7 Mrd. EUR. Die Forderungen gegenüber ehemaligen Geschäftsführern oder Mitarbeitern außen vor gelassen.
Und sollten alle Forderungen in voller Höhe erfüllt werden, wäre Steinhoff „pleite“, da sie die Assets der Steinhoff-Gruppe abzüglich Schulden weit übersteigen. Wichtig ist Steinhoff eine Klärung aller Forderungen (oder wohl zumindest eines großen Teils). Hierbei war das Fremdkapital in Höhe von 9,24 Mrd. EUR (Stand 30.09.2019) Ausgangsbasis für die Lösungsansätze eines Vergleichs mit den „Geschädigten“. Und durch Corona verschlechterte sich die Ausgangsbasis – aber die Fremdkapitalgeber müssen definitiv einer Vergleichslösung zustimmen, bevor diese rechtsgültig werden kann. Und vor diesen Problemen standen die Vergleichsansätze. Faire Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel, Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit der Gruppe. Und natürlich möglichst schnelle Klärung der Unsicherheit, Schutz der Mitarbeiter, möglichst umfassende Lösung, Berechenbarkeit für die Forderungsgegner, Fortsetzung der operativen Fokussierung und Profitabilitätssteigerung der Gruppe.
3 Gruppen
Steinhoff unterscheidet 3 Gruppen der Geschädigten:
Zuerst die „Market purchase claimants“: Diejenigen die über die Kapitalmärkte Aktien erworben hatten. Steinhoff vermutet darunter ungefähr zu 50% südafrikanische Investoren. Hierfür will Steinhoff 266 Mio. EUR zur Verfügung stellen, zu 50% in cash, zu 50% in Form von Aktien der südafrikanischen Pepkor. Weiterhin ist Steinhoff bereit bis zu 30 Mio. EUR an Kosten, Gebühren zu übernehmen – wohl vornehmlich Anwalts- und Gerichtskosten der Kläger.
„The Company will settle eligible SIHNV MPCs and SIHPL MPCs for a total settlement consideration amount of EUR 266 million. This settlement consideration will be paid 50 per cent in cash funded from the South African sub-group and 50 per cent in shares of Pepkor Holdings Limited (the Group’s South African retail subsidiary, „PPH„), settled at a deemed price per share of ZAR15. No lock up restriction on future sale of the PPH shares is required in respect of PPH shares transferred to the MPC claimants. SIHNV estimates that approximately 173 million PPH shares (or 4.6 per cent of the total PPH issued share capital) will be transferred to MPC claimants as a result of the settlement.“
… und die
Dann die „Contractual claimants“. Diejenigen die aufgrund vertraglicher Vereinbarungen Forderungen gegen den Konzern haben – substantielle Beträge, teilweise strittig und in begrenzter Zahl. Für Forderungen gegen die Steinhoff International Holdings soll die gleiche Quote wie bei den MPC’s zum Tragen kommen. Erwartet werden rund 104 Mio. EUR – wieder zu 50:50 in cash und Pepkor Aktien gezahlt.
„Contractual claims against the Company will be settled at the same relative recovery rate as the MPCs against the Company. The Company estimates the total amount required to settle such contractual claimants to be in the region of EUR104 million. Such settlement consideration will also be paid 50 per cent in cash and 50 per cent in PPH shares settled at a deemed price per share of ZAR15. Consistent with the proposal in relation to the market purchase claimants settled by SIHNV, no lock up restriction on sales of allocated PPH shares is required from the Company’s contractual claimants. The Company estimates that approximately 67 million PPH shares (or 1.8 per cent of the total PPH issued share capital) will be transferred to Company contractual claimants.“
Und weiter
Für Forderungen gegen die Steinhoff International Holdings Proprietary Limited gelten diverse Einzelfallregeln. Aber diese sind jedoch für Deutsche Anleger wenig relevant, deshalb „nur“ die offizielle Verlautbarung, jedenfalls sollen die liquiden Mittel von der südafrikanischen Entity selbst aufgebracht werden, die notwendigen Pepkor-Aktien von der Holding. Christo Wiese müsste jedenfalls mit einer wesentlich schlechteren Quote Vorlieb nehmen,w enn er hier zustimmen sollte:
„SIHPL will settle the claims made against it by contractual claimants from its own resources. SIHPL contractual claims (other than claims by Thibault and Wiesfam) will be settled for a total amount of approximately ZAR1.5 billion (EUR76 million at a ZAR/euro rate of 19.5). The claims of Thibault and Wiesfam will be settled for a proportionally lower recovery rate in the total nominal amount of approximately ZAR7.9 billion (EUR406 million at a ZAR/euro rate of 19.5). The settlement consideration will also be paid 50 per cent in cash and 50 per cent in PPH shares at a deemed price per share of ZAR15. Subject as follows, SIHPL contractual claimants will be required to agree to lock up PPH shares allocated to them for 180 days from the effective date of settlement.
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…
In respect of the SIHPL contractual claimants BVI and Cronje & others who are current employees and managers of PPH, SIHPL proposes that their settlement consideration be entirely in the form of PPH shares at a deemed settlement price of ZAR13.5 per share, provided that they agree to a three year lock up restriction on the sale of those PPH shares from the effective date of the settlement. The Company estimates that approximately 345 million PPH shares (or 9.3 per cent of the total PPH issued share capital) will be transferred to SIHPL contractual claimants assuming BVI and Cronje & others take up their option to be paid entirely in PPH shares.“
Schließlich die sog. „Non-qualifying claimants“: Diejenigen Kläger/Forderungsgegner, die in keine der genannten Kategorien fallen – also die weder vertraglich von Konzern-Gesellschaften, noch über den Kapitalmarkt Aktien erworben haben – erhalten kein spezifisches Angebot und müssen im Zweifelsfalle den Rechtsweg einschlagen.
BILANZWIRKUNG FÜR STEINHOFF
UND BEI EINIGUNG ZU DEN VORGESCHLAGENEN BEDINGUNGEN verbliebe weiterhin eine Pepkor-Beteiligung über 50% bei Steinhoff. Jedenfalls „kostet“ es die beiden Steinhoff Einheiten insgesamt 494 Mio. EUR an Liquidität zzgl. Rechtskosten, die aber so zumindest „einen Deckel“ bekommen würden. Jetzt liegt es bei den Forderungsgegnern. Eine Lösung, die für die Aktionäre, die aktuellen Aktionäre durchaus akzeptabel sein sollte. Und in Anbetracht der hohen Schuldenlast des Konzerns müssen ja auch diese Forderunsginhaber zustimmen – und hier ist man wahrscheinlich schon Richtung Schmerzgrenze unterwegs. Spannend ob man seitens Steinhoff die notwendige Zustimmung findet…
Tröstend wirkt vielleicht die Zusatzzahlung, die VEB mit DeLoitte aushandelte
Und am 29.10.2020 teilte VEB mit auch die rechtlichen Schritte gegen die Wirtschaftsprüfer einzustellen. Und zwar gegen die, die seinerzeit die Betrügereien des alten Managements nicht entdeckten, sondern eifrig die falschen Bilanzen testierten. So kommt ein Verfahren, was im Juni 2018 von VEB eingeleitet wurde gegen DeLoitte Niederlande zum Ende – durch einen Vergleich. Der juristische Nebel lichtet sich so immer mehr rund um die „alte Steinhoff“.
DeLoitte Niederlande und Südafrika wird im Zusammenhang mit dem Steinhoff-Angebot
vom 27.07.2020 allen Investoren- zumindest von der VEB vertretenen – eine zusätzliche Kompensation anbieten. Sofern „certain conditions are met, Deloitte NL, together with the South African Deloitte firm, will make an offer to investors in Steinhoff shares in support of the settlement offer which Steinhoff published on 27 July 2020“.
Natürlich – wie üblich bei solchen Vergleichen und zur Absicherung gegenüber Vergleichsverweigerern – ohne Anerkennung einer Schuld oder Haftungspflicht. Egal: Hauptsache der Entschädigungsbetrag erhöht sich, was die Annahme für die Geschädigten noch ein Stück einfacher machen sollte. Wobei VEB ja bereits seine prinzipielle Zustimmung zum Steinhoff-Angebot erklärt hatte. Im Rahmen dieser ergänzenden Einigung mit DeLoitte beendet VEB die eingeleiteten Verfahren gegen DeLoitte Niederlande. Und wird auch zukünftig keine Vertreter oder Einheiten DeLoittes in dieser Sache mehr verklagen. „The offer will not imply an admission of liability by Deloitte. European Investors-VEB therefore would like to make public that in the light of the foregoing. It has withdrawn the collective action it had initiated against Deloitte NL with immediate effect. And will no longer pursue this or any other action against Deloitte NL or any other Deloitte firm or person in the Steinhoff matter.“
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