SDAX | Steinhoff: Operativ läuft es (relativ) gut! Zahlen zeigen Kraft der „neuen“ Steinhoff

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Die Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) auf dem Weg zur Normalisierung? 9-Monatszahlen zum 30.06.2020 zeigen einen Retailhändler, der sehr gut durch die Corona-Krise gekommen ist. Die Rest-Beteiligungen scheinen stark und scheinen Wachstum auf Dauer zu ermöglichen.

Seit Steinhoff den Lösungsvorschlag für die diversen Rechtsstreitigkeiten „auf den Tisch gelegt“ hat (nochmals am Ende des Artikels in Grundzügen erläutert) und die wichtigsten Gruppen bereits Zustimmung signalisierten – Christo Wieso, der mit der mit Abstand größten Einzelforderung, und die niederländische Interessengruppe VBO,fehlen hier nun weitere Schritte. Auf jeden Fall macht es – unter der Voraussetzung der positiven Klärung auf Basis des vorliegenden Angebots macht es wieder Sinn sich die operativen Zahlen der überschaubareren und fokussierteren Holding anzusehen. Viele Verlustbringer sind „weg“ oder saniert und auch einige Perlen wurden zur Konsolidierung abgegeben.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google-300-250)}

Heute die 9-Monatszahlen zum 30.06.2020

Die aktuelle Steinhoff International Holdings besitzt „noch“ 50% an der Mattres Inc. (nach Chapter 11 Verfahren auf dem weg der Besserung), 100% an der Pepco Group (Wachstumsperle), 100% von Conforama (ohne die „zum Erinnerungswert“ verkauften Conforama Landesgesellschaften Schweiz und Frankreich), 68% an Pepkor Südafrika (ertragsstark und expandierend – coronageschädigt) und 100% an der australischen Greenlit. Ja erkennbar weniger Beteiligungen und die verbliebenen Beteiligungen haben teils beträchtliche Umsatzanteile „stillgelegt“ oder verkauft.

Insgesamt sieht sich das Unternehmen gestärkt und nachdem im letzten Quartal (1.04-30.06.2020) der Höhepunkt der Corona-Lock-Downs erreicht worden sein könnte, ist nun eine kräftige Erholung auf allen Märkten feststellbar – die Positionierung als Preis- oder Marktführer der verbleibenden Beteiligungen helfe dabei – so der Vorstand in seinem Wort an die Aktionäre. Our third quarter – the three months ended 30 June 2020 – was the peak of the pandemic worldwide, and many of our markets were locked down for a substantial part of the period before reopening progressively through late May and June.(…) Since lockdown restrictions began to be lifted from early May, revenues are trending back to, and in some cases above, pre-COVID-19 levels, and the operations’ cash position at the end of the period was better than anticipated at the beginning of the pandemic“

NACHTRAG 29.08.2020, 14:00 Uhr: Steinhoff Hauptversammlung nennt Frist von 4-6 Monaten für Lösung und lehnt die 2019er Bilanz (knapp) ab

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Konkret

Für die fortgesetzten Geschäfte ergibt sich für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres (endend 30.06.2020) ein weltweiter Umsatz von 6,76 Mrd. EUR (man muss sagen „nur“ 8% weniger als im Vorjahreszeitraum, da hätte Corona mit weitreichenden Ladenschließungen durchaus schlimmer treffen können – man ist kein Lebensmittelhändler). Die Pepco Group ist sogar um 2% gewachsen – zeigt die Dynamik in dieser Beteiligung.

Nicht mehr eingeschlossen die vielfältigen Verkäufe: Significant progress was made during the Reporting Period with the disposals of the Blue Group (UK household goods), Greenlit Brands’ general merchandise division, the Unitrans automotive business, ABRA, Sherwood Bedding, Conforama France and Conforama Switzerland.“

PEPCO GROUP wuchs vor der Pandemie kräftig mit insgesamt 14% (erste 5 Monate) mit 5% Wachstum auf der bestehenden Fläche plus 15% durch neue Läden. Expansion wird fortgesetzt, die vor der Pandemie aufgekommenen Börsengang-Spekulationen sind erstmal verstummt. Aber bestimmt nicht für immer. Die Pläne werden klar formuliert: „Pepco Group owns the PEPCO and Dealz brands in Europe and the Poundland brand in the United Kingdom (“UK”) and has a clear vision to become the largest discount variety retailer in Europe.“ PEPCO ERGEBNISSE ZUM 30.06.2020

PEPKOR – getroffen durch Corona – hat sogar im letzten Quartal weitere Stores eröffnet. Der Umsatzrückgang in der Berichtsperiode von rund 10% (bei festen Wechselkursen wären es „nur“ 2%) ist größtenteils Corona geschuldet und sollte etwas im letzten Quartal des Geschäftsjahres aufgeholt werden können. Es bleibt bei einer starken Beteiligung, die selbst bei Annahme des Vergleichsvorschlags für die Rechtsstreitigkeiten (teils in PEPKOR-Aktien), zu mindestens 50% bei Steinhoff verbleiben soll: „Pepkor Africa has the largest retail store footprint in southern Africa, with more than 5 500 stores operating across 11 African countries. The majority of its retail brands operate in the discount and value segment of the market“ PEPKOR ERGEBNISSE ZUM 30.06.2020

CONFORAMA hat einen Großteil ihres Umsatzes in Frankreich und der Schweiz gemacht, die beide wegen extremer Liquiditätsproblemen in der Conforama-Gruppe verkauft werden mussten. Der Rest bietet Chancen, auch wenn der Umsatz, coronabedingt  um insgesamt 18% gesunken ist – allein im wichtigen Markt Italien 27%, erklärbar. So bleibt: „Conforama operates a retail network across Europe, with more than 80 stores in Spain, Portugal, Italy, Luxembourg, Croatia and Serbia.“ Chancen für den Rest sind da – der Umsatz beträgt in den  rund 80 Geschäften in den ersten 9 Monaten immerhin 566 Mio. EUR.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt_03)}

GREENLIT BRANDS konnte insgesamt den Umsatz (fast) halten bei 489 Mio. EUR (VJ: 492 Mio. EUR). „Greenlit Brands is an integrated retailer and manufacturer of household goods, with retail stores throughout Australia and New Zealand.“

MATTRES FIRM konnte sogar den Umsatz auf 2.036 Mio. EUR steigern (VJ: 1.908). Die harte Sanierung mit der Schließung von 640 Stores zeigt Wirkung und nach den Pandemie bedingten Schließungen der meissten Stores im Mai konnte im Juni ein Umsatz über dem Vorjahresmonat erzielt werden: „Revenue for the month of June 2020, in constant currency, was up 16% compared to the prior year, with same store sales 19% higher.“ Hier hat einiges funktioniert – der Weg scheint erfolgreich gewesen zu sein : Verzichte auf die Hälfte, damit die andere Hälfte Wert bekommt.

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Insgesamt nicht übel für einen klassischen Retailhändler, der über ein breites Store-Netz verfügt. Spannend wird der Verlauf der Vergleichsverhandlungen auf Basis des Vorschlags der Steinhoff. Die heute stattfindende Generalversammlung sollte wenig Neues dazu bringen – dafür ist die Materie wahrscheinlich zu umfangreich, die Zahl der potentiellen Gläubiger zu groß. Wir werden nach der um 13:00 stattfindenden Generalversammlung ein Update liefern.

Unsere Reihe über Wasserstoffaktien:

H2TEIL1: Ballard Power Systems Inc – Kursrakete steigt weiter oder…

H2TEIL2: Plug Power Inc. – Kursdelle+Kaufkurse oder geht es weiter runter?

H2TEIL3: Nel Asa – Elektrolyse, Tankstellen und mehr, Milliardenmarkt. Für Nel?

H2TEIL4:NIKOLA Corp. – TESLA Nachfolger auf dem Weg?

H2TEIL5:SFC Energy AG. – Deutschlands Ballard Power?

H2TEIL6: Linde und Air Liquide – zwei Großkonzerne, die Wasserstoff in der DNA haben oder eben zukaufen können 

H2-Update KW 34: NIKOLA noch zwei, NEL rockt Kopenhagen, Plug Power geht in die Luft, SFC liefert Zahlen und Ballard wird gefeiert

BUCHTIP: EIN SPANNENDES BUCH GEFÄLLIG? Nachhaltigkeit als Anlageprinzip – logisch, zukunftsfähig und lesenswert! Wasserstoff, Energiewende und alles drum herum

BUCHTIP: Anlegen in Crashzeiten, Vermögenssicherung – Beate Sanders aktuelles Buch. Spannend. Leicht anwendbar.

Lösungsansatz – wie er derzeit vorliegt

Derzeit laufen rund 90 Verfahren gegen Steinhoff International Holdings N.V. und die ehemalige Südafrika-Holding in den Niederlanden, Südafrika und Deutschland. Bisher lägen noch nicht alle Forderungen in Summe vor, aber bisher rede man von gut 7 Mrd. EUR. Die Forderungen gegenüber ehemaligen Geschäftsführern oder Mitarbeitern außen vor gelassen.

Sollten alle Forderungen in voller Höhe erfüllt werden, wäre Steinhoff „pleite“, da sie die Assets der Steinhoff-Gruppe abzüglich Schulden weit übersteigen. Wichtig ist Steinhoff eine Klärung aller Forderungen (oder wohl zumindest eines großen Teils). Das Fremdkapital in Höhe von 9,24 Mrd. EUR (Stand 30.09.2019) war Ausgangsbasis für die Lösungsansätze eines Vergleichs mit den „Geschädigten“ – durch Corona verschlechterte sich die Ausgangsbasis – und die Fremdkapitalgeber müssen definitiv einer Vergleichslösung zustimmen bevor diese rechtsgültig werden kann. Vor diesen Problemen standen die Vergleichsansätze: Faire Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel, Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit der Gruppe, möglichst schnelle Klärung der Unsicherheit, Schutz der Mitarbeiter, möglichst umfassende Lösung, Berechenbarkeit für die Forderungsgegner, Fortsetzung der operativen Fokussierung und Profitabilitätssteigerung der Gruppe.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt_02)}

3 Gruppen

Steinhoff unterscheidet 3 Gruppen der Geschädigten:

Zuerst die „Market purchase claimants“: Diejenigen die über die Kapitalmärkte Aktien erworben hatten. Steinhoff vermutet darunter ungefähr zu 50% südafrikanische Investoren. Hierfür will Steinhoff 266 Mio. EUR zur Verfügung stellen, zu 50% in cash, zu 50% in Form von Aktien der südafrikanischen Pepkor (zu 15,00 ZAR je Aktie bewertet – aktueller Börsenkurs: 10,3 ZAR – 52 Wochen Hoch bei 19,43, Tief 9,31). Weiterhin ist Steinhoff bereit bis zu 30 Mio. EUR an Kosten, Gebühren zu übernehmen – wohl vornehmlich Anwalts- und Gerichtskosten der Kläger.

„The Company will settle eligible SIHNV MPCs and SIHPL MPCs for a total settlement consideration amount of EUR 266 million. This settlement consideration will be paid 50 per cent in cash funded from the South African sub-group and 50 per cent in shares of Pepkor Holdings Limited (the Group’s South African retail subsidiary, „PPH„), settled at a deemed price per share of ZAR15. No lock up restriction on future sale of the PPH shares is required in respect of PPH shares transferred to the MPC claimants. SIHNV estimates that approximately 173 million PPH shares (or 4.6 per cent of the total PPH issued share capital) will be transferred to MPC claimants as a result of the settlement.“

Dann die „Contractual claimants“: Diejenigen die aufgrund vertraglicher Vereinbarungen Forderungen gegen den Konzern haben – substantielle Beträge, teilweise strittig und in begrenzter Zahl. Für Forderungen gegen die Steinhoff International Holdings soll die gleiche Quote wie bei den MPC’s zum Tragen kommen. Erwartet werden rund 104 Mio. EUR – wieder zu 50:50 in cash und Pepkor Aktien gezahlt.

„Contractual claims against the Company will be settled at the same relative recovery rate as the MPCs against the Company. The Company estimates the total amount required to settle such contractual claimants to be in the region of EUR104 million. Such settlement consideration will also be paid 50 per cent in cash and 50 per cent in PPH shares settled at a deemed price per share of ZAR15. Consistent with the proposal in relation to the market purchase claimants settled by SIHNV, no lock up restriction on sales of allocated PPH shares is required from the Company’s contractual claimants. The Company estimates that approximately 67 million PPH shares (or 1.8 per cent of the total PPH issued share capital) will be transferred to Company contractual claimants.“{loadmodule mod_custom,Nebenwerte Magazin Anmeldung}

Für Forderungen gegen die Steinhoff International Holdings Proprietary Limited gelten diverse Einzelfallregeln, die jedoch für Deutsche Anleger wenig relevant sind, deshalb „nur“ die offizielle Verlautbarung, jedenfalls sollen die liquiden Mittel von der südafrikanischen Entity selbst aufgebracht werden, die notwendigen Pepkor-Aktien von der Holding. Christo Wiese müsste jedenfalls mit einer wesentlich schlechteren Quote Vorlieb nehmen,w enn er hier zustimmen sollte:

„SIHPL will settle the claims made against it by contractual claimants from its own resources. SIHPL contractual claims (other than claims by Thibault and Wiesfam) will be settled for a total amount of approximately ZAR1.5 billion (EUR76 million at a ZAR/euro rate of 19.5). The claims of Thibault and Wiesfam will be settled for a proportionally lower recovery rate in the total nominal amount of approximately ZAR7.9 billion (EUR406 million at a ZAR/euro rate of 19.5). The settlement consideration will also be paid 50 per cent in cash and 50 per cent in PPH shares at a deemed price per share of ZAR15. Subject as follows, SIHPL contractual claimants will be required to agree to lock up PPH shares allocated to them for 180 days from the effective date of settlement.

In respect of the SIHPL contractual claimants BVI and Cronje & others who are current employees and managers of PPH, SIHPL proposes that their settlement consideration be entirely in the form of PPH shares at a deemed settlement price of ZAR13.5 per share, provided that they agree to a three year lock up restriction on the sale of those PPH shares from the effective date of the settlement. The Company estimates that approximately 345 million PPH shares (or 9.3 per cent of the total PPH issued share capital) will be transferred to SIHPL contractual claimants assuming BVI and Cronje & others take up their option to be paid entirely in PPH shares.“

Schließlich die sog. „Non-qualifying claimants“: Diejenigen Kläger/Forderungsgegner, die in keine der genannten Kategorien fallen – also die weder vertraglich von Konzern-Gesellschaften, noch über den Kapitalmarkt Aktien erworben haben – erhalten kein spezifisches Angebot und müssen im Zweifelsfalle den Rechtsweg einschlagen.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt)}

BILANZWIRKUNG FÜR STEINHOFF

BEI EINIGUNG ZU DEN VORGESCHLAGENEN BEDINGUNGEN wäre weiterhin eine Pepkor-Beteiligung über 50%. Die südafrikanische Entity würde Kreditlinien verlängern. Jedenfalls „kostet“ es die beiden Steinhoff Einheiten insgesamt 494 Mio. EUR an Liquidität zzgl. Rechtskosten, die aber so zumindest „einen Deckel“ bekommen würden.  Jetzt liegt es bei den Forderungsgegnern. Eine Lösung, die für die Aktionäre, die aktuellen Aktionäre durchaus akzeptabel sein sollte. Und in anbetracht der hohen Schuldenlast des Konzerns müssen ja auch diese Forderunsginhaber zustimmen – un dhier ist man wahrscheinlich schon Richtung Schmerzgrenze unterwegs. Spannend ob man seitens Steinhoff die notwendige Zustimmung findet…

NACHTRAG 29.08.2020, 14:00 Uhr: Steinhoff Hauptversammlung nennt Frist von 4-6 Monaten für Lösung und lehnt die 2019er Bilanz (knapp) ab

Heute (28.08.2020 / 10.04) notierten die Aktien der Steinhoff International Holdings AG im Xetra -Handel  bei 0,049 EUR. Die Zahlen sind gut, aber solange die Rechtsstreitigkeiten nicht abschließend „vom Tisch sind“ wird wenig passieren oder vielleicht doch? Auch diese Aktie können Sie ab 0,00 EUR auf Smartbroker handeln.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Google)}


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