Die Heidelberger Druckmaschinen AG (ISIN: DE0007314007) hat in den vergangenen Jahren ganz schwere Zeiten durchstehen müssen.
Der längere krankheitsbedingte Ausfall des Vorstandsvorsitzenden Gerold Linzbach könnte dabei symbolisch für die einschneidende Misere des Heidelberger Unternehmens stehen. Der Spezialist für die globale Druckindustrie, der sein Geschäft einst primär auf die Herstellung von Bogenoffset-Druckmaschinen ausgerichtet hatte, kam nämlich durch die Wirtschaft- und Finanzkrise im Jahr 2008 mächtig ins Wanken.
Anfang des Jahres kehrte Linzbach zurück. Und auch der „Patient“ Heidelberger Druck könnte mit dem im letzten Jahr eingeleiteten Strategiewechsel künftig wieder Stück für Stück auf die Beine kommen.
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Aktie stürzte in der Spitze bis auf 0,92 EUR
In Folge der Krise brachen die Umsätze und Aufträge bei Heidelberger Druck massiv weg, so dass das seit 1997 an der Börse notierte Unternehmen daraus resultierend auch immense Kursverluste verzeichnete. Im April 2008 notierte die Aktie noch bei 52,54 EUR. Im Zuge der Krise stürzte sie dann jedoch bis Dezember desselben Jahres zwischenzeitlich bis auf 3,84 EUR und verlor somit in nur acht Monaten über 92%.
Trotz massiver Einsparungen und eines umfangreichen Sanierungsprogramms konnte in den Jahren danach kein nachhaltiger Turnaround eingeleitet werden. Ganz im Gegenteil, im November 2012 fiel der Aktienkurs des Unternehmens gar unter die 1 EUR-Marke bis auf 0,92 EUR. Ein neuer Tiefpunkt war erreicht.
Strategische Neuausrichtung soll die Wende bringen
Glaubt man dem wiedergenesenen Konzernchef Gerold Linzbach, so sollen künftig von nun an wieder bessere Zeiten für Heidelberger Druck anstehen.
Linzbach verkündete kurz nach seiner Rückkehr auf den Vorstandssessel im Interview mit Euro am Sonntag, dass die im letzten Jahr angeschobene Neuausrichtung sowie die Effizienzmaßnahmen im Segment Equipment auch in seiner Abwesenheit erfolgreich vorangetrieben worden seien. Ausgehend davon soll der angeschlagene Konzern in den nächsten zwei Jahren wieder wachsen und zugleich profitabler werden.
Heidelberger Druck verfolgt dabei insbesondere das Ziel, die Wachstumssegmente Services und Digital weiter auszubauen. Mit der Akquisition der Printing Systems Group (PSG) im März letzten Jahres und der stärkeren Fokussierung auf den Digitaldruck hat man erste Schritte in diese Richtung unternommen. Das Unternehmen plant im Bereich Service und Verbrauchsmaterialien darüber hinaus weitere Zukäufe, um das Wachstum zu forcieren.
Ein Blick in die Halbjahreszahlen des laufenden Geschäftsjahres 2015/2016 aus November offenbart, dass die Neuausrichtung erste Früchte trägt. So konnte Heidelberger Druck in den ersten sechs Monaten den Umsatz von 996 Mio. EUR (1. HJ 2014/2015) auf 1,16 Mrd. EUR steigern. Weiterhin konnte der Periodenverlust von 42 Mio. EUR auf 14 Mio. EUR reduziert werden.
Mittelfristige Turnaround-Chance
Nachdem die Aktie von Heidelberger Druck im November 2015 vom 52-Wochenhoch bei 2,82 EUR bis auf aktuell 1,78 EUR um fast -37% gefallen ist, stehen die Chancen für einen Turnaround nun insgesamt betrachtet recht gut, dass es mittelfristig zu einem Turnaround kommen könnte.
Vorausgesetzt, dass die Ziele für das laufende Geschäftsjahr erreicht werden, sollte langsam ein nachhaltiger Aufwärtstrend einsetzen. Das Unternehmen hatte sich vorgenommen, ein währungsbereinigtes Wachstum von 2% bis 4% und eine operative Ergebnisrendite von mindestens 8% zu erzielen. Vorstandschef Linzbach rechnet jedenfalls damit, diese selbst gesetzten Vorgaben erreichen zu können. Als Voraussetzung nannte er jedoch, dass das Q4 ähnlich gut laufen sollte, wie in den letzten Jahren. Zuvor stehen am 10. Februar aber auch noch die Zahlen für das Q3 an.