B+S Banksysteme: „Wir können flexibel auf das weitere Geschehen reagieren“

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Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie trifft auch den auf Banken und Finanzdienstleister spezialisierten Softwarespezialisten B+S Banksysteme AG (ISIN: DE0001262152).

Aufgrund der Auswirkungen musste der Vorstand die Prognosen für das Geschäftsjahr 2019/20 zurücknehmen. Im Exklusivinterview mit dem Nebenwerte-Magazin erläutert B+S-Vorstand Wilhelm Berger, wie er angesichts des virusbedingt schwierigen Geschäfts gegensteuert und warum B+S auch in der Krise stabil aufgestellt ist.

Herr Berger, die Auswirkungen der Coronavirus-Krise machen auch bei B+S Banksysteme nicht Halt. Wie erleben Sie derzeit die Situation, ist mit Blick auf die Kundengewinnung nun alles auf Null zurückgefahren?

Wilhelm Berger: Nein, die aktuelle Krise führt gewiss zu Verzögerungen und einer anderen Art der Kommunikation. Das heißt jedoch nicht, dass das Neukundengeschäft dauerhaft zum Erliegen kommen wird.

Sie haben zuletzt deutlich an Personal aufgestockt. Ist vor diesem Hintergrund durch das traditionell stabile Wartungs- und Hosting-Geschäft weiterhin eine Kostendeckung im Konzern gewährleistet?

Wilhelm Berger: Unsere Liquidität ist gesichert und bezüglich der Kosten haben wir einige Investitionen zurückgestellt bzw. zeitlich verschoben, um flexibel auf das weitere Marktgeschehen reagieren zu können. An den produktiven Standorten München und Salzburg sind keine Veränderungen bei den Personalkapazitäten vorgesehen.

Sie haben angekündigt, den B2C-Bereich aufzugeben. Was waren die ausschlaggebenden Gründe hierfür und welche Ergebnisbelastung erwarten Sie?

Wilhelm Berger: Auch wenn uns diese Entscheidung schwer gefallen ist, war aufgrund der anhaltenden Verluste im B2C-Bereich nun die Notwendigkeit da, die Reißleine zu ziehen, damit die profitablen Geschäftsbereiche nicht auch in Mitleidenschaft gezogen werden. Bilanziell hat diese Entscheidung auf den IFRS-Abschluss keine Auswirkung. Im HGB-Einzelabschluss wird voraussichtlich eine einmalige Sonderabschreibung in Höhe von ca. 400 TEUR erfolgen.

Der Schlussstrich unter das B2C-Geschäft soll Einsparungen in Höhe von 0,4 Mio. Euro bringen. Ab wann werden diese wirksam?

Wilhelm Berger: Die Einsparungen schlagen sich ab sofort durch den Wegfall der monatlichen Kosten nieder. Wie bereits erläutert wird es auf der produktiven Seite keine personellen Einsparungen geben. Nicht zwingend erforderliche Investitionen werden vorerst zurückgestellt.

Ist die Integration von der vor einem guten halben Jahr übernommenen ByteWorx GmbH bereits vollständig abgeschlossen? Welche Impulse hat dieser Zukauf bisher für den Gesamtkonzern gebracht?

Wilhelm Berger: Die ByteWorx GmbH hat sich organisatorisch sehr gut am Standort München integriert und arbeitet kostendeckend. An den sich abzeichnenden Synergien arbeiten wir intensiv und glauben auch hier demnächst Erfolge melden zu können.

Mit 0,627 Mio. Euro per 31.12. war die Liquidität zum Jahresende 2019 leicht angespannt. Welche Optionen haben Sie, um diesbezüglich einen größeren Puffer zu schaffen? Gibt es Pläne, das Bürogebäude Salzburg zu veräußern?

Wilhelm Berger: Die Liquidität der Gesellschaft war nie angespannt. Sie wird jeweils für das gesamte Kalenderjahr geplant und hat sich bereits im Januar 2020 durch die Jahreswartungszahlungen um mehrere Millionen Euro erhöht. Die Diskussion um die Immobilie war und ist immer kontrovers gewesen. Diese wird ratierlich abgeschrieben und der Verkehrswert liegt nach unserer Einschätzung ca. 2 Mio. Euro über dem Buchwert.

In früheren Interviews verwiesen Sie immer wieder darauf, dass Sie „signifikantes Neugeschäft“ erwarten. In den zurückliegenden Quartalen konnten Sie jedoch (unabhängig vom Coronavirus) keine neuen Projekte gewinnen. Woran machen Sie das fest, sehen Sie technologische Defizite oder ähnliches?

Wilhelm Berger: Wir halten uns technologisch immer auf dem neuesten Stand. Es liegt eher daran, dass unseren Banken von aufsichtsrechtlicher Seite immer neue Hürden gestellt werden und zusätzlich auch gegen neue Player am Markt kämpfen müssen, die sich mitunter auch über diese Restriktionen hinwegsetzen. Wir gehen weiterhin auch von Neugeschäft aus. Es braucht jedoch derzeit einen etwas längeren Atem.

Das aktuelle Kursniveau spiegelt derzeit nicht einmal den Substanzwert wider. Welche Perspektive können Sie Ihren Aktionären mittelfristig bieten?

Wilhelm Berger: Die B+S ist stabil und hat ein funktionierendes Geschäftsmodell – mit entsprechenden Chancen für die Zukunft. Wir sind stark genug und haben die Liquidität, die gegenwärtige Krise durchzustehen.

Herr Berger, vielen Dank für das Interview.


Chart: B+S Banksysteme AG | Powered by GOYAX.de

Herr Wilhelm Berger, Vorstandschef und Vorstandssprecher der B+S Banksysteme AG

wilhelm berger bs banksysteme

Kurzinfo zum Unternehmen

Die an der Frankfurter Wertpapierbörse notierte B+S Banksysteme Aktiengesellschaft ist eine Softwaremanufaktur für Banken und Finanzdienstleister, die 1982 in Salzburg gegründet wurde. Der Hauptsitz der Gesellschaft ist seit 2008 in München, weitere Standorte befinden sich in Österreich (Salzburg) und in der Schweiz (Kanton Bern).

Bei B+S stellt sich ein Team von über 80 Experten verschiedenster Fachgebiete den umfangreichen und vielschichtigen Herausforderungen der Finanzwelt. Durch die optimale Teamgestaltung mit fachlichen (Finanzspezialisten, Controllern, Bankern) und technischen Spezialisten (Informatikern, Mathematikern, Organisationsprogrammierern, Systemadministratoren) ist es möglich herausragende Produkte für anspruchsvolle Kunden zu entwickeln und diese auf Wunsch auch im eigenen Rechenzentrum zu betreiben.

B+S bietet seinen Kunden sowohl für die klassischen Bankprozesse als auch für modernes Electronic und Mobile Banking die passenden Softwarelösungen.

Am Standort in Salzburg befindet sich das Kompetenzzentrum für die Bereiche Zahlungsverkehr, Risikomanagement, Währungsmanagement sowie Treasury und Trading. Bei der Konzernmutter in München werden die Lösungen für die Bereiche Electronic Banking und Payment entwickelt. Die Produkte können von den Kunden entweder als Lizenzsoftware erworben oder im Rahmen eines Outsourcings genutzt werden.

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