DerAutomobilzulieferer Ningbo Jifeng Auto Parts Co. hat seinen Anteil an der Grammer AG (ISIN: DE0005895403) aufgestockt. Laut einer Mitteilung von Grammer hat der chinesische Investor seine Beteilung am 12. Juli auf 20,01 % erhöht.
Der „Weiße Ritter“ aus China
Beide Unternehmen hatten wegen ihrer komplementären Produktportfolios im Februar eine Kooperation angekündigt. Ein zu Ningbo Jifeng gehörendes Unternehmen hatte im Zuge dessen zudem einen Anteil an Grammer von 9,2 % des Grundkapitals in Form einer Pflichtwandelschuldverschreibungen übernommen. Im Mai belief sich der Anteil dann bereits auf rund 15 %.
Ningbo Jifeng fungiert derzeit als „Weißer Ritter“ für Grammer. Der chinesische Partner stellte sich auf die Seite der Unternehmensführung, die die Absichten des Investors Cascade International Investment GmbH ablehnt. Durch die Erhöhung der Beteiligung sichert Ningbo Jifeng Grammer nun deutlich besser ab.
Der „Schwarze Ritter“ aus Bosnien
Cascade International hatte bereits im Dezember vergangenen Jahres Anteile an Grammer von über 10 % erworben und um Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung gebeten. Dort sollte dem Vorstand das Vertrauen entzogen und mehrere Aufsichtsratsmitglieder ersetzt werden. Der Antrag scheiterte jedoch.
Das Unternehmen Cascade International ist eine Tochter der Eastern Horizon Group Netherlands, die mehrheitlich der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor gehört. Der Unternehmensgruppe gehört unter anderem der Automobilzulieferer Prevent an, der bereits durch Streitigkeiten mit VW und Daimler bekannt ist.
Vor wenigen Tagen geriet die Unternehmerfamilie wieder in den Fokus der Öffentlichkeit als der Küchenhersteller Alno Insolvenz anmeldete. Dort ist die Familie Hastor über die Tahoe Investors GmbH investiert und hält rund 43 % der Anteile.
Neben Cascade International ist zudem das Hastor-Unternehmen Halog GmbH & Co. KG mit weiteren 10,22% der Anteile an Grammer investiert. Die Familie Hastor hält somit rechnerisch gut 20,22 % der Stimmrechte und dadurch nur noch geringfügig mehr als Ningbo Jifeng.
Was plant die „Umworbene“ aus Deutschland?
Die Absichten der drei Parteien werden durch die Aufstockung des Anteils durch Ningbo Jifeng nun undurchsichtiger. Grammer und sein chinesischer Partner scheinen der Hastor-Unternehmensgruppe nicht zu trauen. Zuletzt gab es zwar die Ankündigung eines Anwalt der Familie, dass sie investiert bleiben, ihr Aktienpaket aber nicht nennenswert aufstocken wollen. Bei Grammer geht man aber wohl davon aus, dass Cascade International und Halog sich nun in Lauerstellung befinden, um einen günstigen Zeitpunkt abzuwarten.
Seitens Grammer könnte jedoch durchaus auch eine Komplettübernahme durch Ningbo Jifeng erwünscht sein, die nun wahrscheinlicher wird.