03.06.2020 – Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) musste gestern einiges verdauen – nichts Dramatisches, aber in der Summe zumindest genug, um den Kurs zum Tagesende ins Minus zu jagen – in einem ansonsten kräftig gestiegenen Gesamtmarkt. Wieso? Der weitere Liebesentzug der DWS für Wircard kann es eigentlich nicht gewesen sein – die $40-Meldung über die weitere Reduktion des Wirecard-Bestandes kam erst um 19:06 Uhr. DWS hat bereits am 22.05.2020 seinen Bestand an physischen Aktien von 4,47% auf 2,84% reduziert, dazu kommt ein unveränderter Rückgabeanspruch von 0,5% (also Aktienleihe der DWS an Shortwillige). Der ehemals übergewichtete Paymentdienstleister bei diversen DWS-Fonds ist kräftig zurückgefahren worden – dass Vertrauen fehlt wohl langsam auf eine kurzfristige Outperformance.
Bei den Shortpositionen gab es gestern einen weiteren Rückgang – sogar kräftig 850.000 Stück in zwei Tagen
Noch am Freitag gab es den überraschenden Anstieg der Leihkosten bis auf 40% in der Spitze – bestimmt eine Übertreibung, aber die Tendenz ist seit Wochen feststellbar: Aktienleihe bei Wirecard wird teurer. Die großen Shorts fielen ebenfalls in der letzten Woche mit fallenden Beständen auf (Bundesanzeigermeldungen), zuletzt reduzierte Coatue noch am Freitag seine Position auf 0,78% ( nach 0,87% noch zwei Tage zuvor) und auch der Gesamtshortstand zeigte Gestern Abend – wenn auch einen in absoluten Zahlen immer noch hohen Stand von 28.050.000 Aktien short, aber immerhin 850.000 Stück weniger als am Freitag (der auch schon einen Rückgang um 300.000 Stück vom vorhergehenden Mittwoch gesehen hatte). Möglicherweise Risikoreduktion auf der Shortseite vor dem 18.06.2020 eingeläutet – insbesondere in Anbetracht des von Wirecard offiziell optimsitisch geäußerten „wir gehen von einem uneingeschränkten Testat“ und „im Wesentlichen unveränderten Bilanzzahlen“ aus. Dass könnte nach dem 18.06. oder am 18.06. den Weg freimachen zum Aufholen des Bewertungsrückstandes der Wirecard zu den Peers drückt – Peers, die Wirecard in der Bewertung davongelaufen sind. Vielleicht weiter als eigentlich…
Wohlgemerkt es ginge nicht um „Überholen“, sondern „lediglich“ um ein Verringern des Bewertungsabstandes – möglicherweise angeheizt von aussteigenden Shorts, um nicht den bei Tesla gesehenen Short Squeeze als Stichwort in den Raum zu werfen. Allein seit den Corona-Tiefs waren die Zahlungsdienstleister in verschiedenen Welten: Beispielsweise Adyen oder Square befinden sich derzeit auf einem völlig anderen Bewertungsniveau und haben sich annähernd verdoppelt seit den Corona-Tiefs ( Adyen am 18.03. bei 662,80 EUR – beim Schluss Gestern bei 1.203,00 EUR; Square am 18.03. bei 31,92 EUR – beim Schluss Gestern bei 78,05 EUR) WIRECARD handelte am 18.03. bei 83,50 EUR (tiefer am 15.05. bei 77,00 EUR) aktuell auf XETRA – Schlusstand Gestern um 17:35 Uhr bei 92,62 EUR.
Schon eine sehr große Diskrepanz, natürlich gibt es dafür Gründe, sehr gute Gründe. Aber ob diese Gründe nach einer „sauber testierten 2019er Bilanz“ immer noch so schwer wiegen können?
„WDI GR short int is $2.95BN;28.05MM shs shorted;24.45% of float; 9.00% fee & rising.Shs shorted down -1.86MM shs,-6.23%,over last 30 days as price rose +6.2% & down -1.15MM shs,-4%, last week. Shorts up +$250MM in 2020 mark-to-market profits;-$43MM on today’s +1.4% move“ Ihor Dusaniwsky, S3 Partners LLC, 02.06.2020. – So auf jeden Fall die Shortmomentaufnahme im Wortlaut.
Wirecard wird überprüft – diesmal von Moody‘s Investors Service
Und hier scheint auch der Hauptgrund für den Kursrückgang zu liegen – insbesondere die Überschriften „Wirecard droht Ramschstatus“, „Drei Gründe für ein Downgrafde“, „Moody’s droht Wirecard…“ oder „Moody’s prüft Abstufung…“ machten einen Ernst der Lage klar, der vielleicht so schwerwiegend gar nicht war/ist. Es geht um ein mögliches Downgrade des Langfristratings von Baa3.Wie wichtig ist diese Nachricht von Gestern? Für die Schuldenaufnahme Wirecards relativ unbedeutend – es gibt eine 500 Mio. EUR Anleihe mit Laufzeit bis 09/2024. Seinerzeit aufgenommen, um bestehende Kredite abzulösen und dass zu attraktiven 0,50% Anleihezins. Am 12.09.2020, Platzierungsdatum der Anleihe, meinte Alexander von Knoop, CFO der Wirecard: „Die sehr erfolgreiche Emission der Anleihe und das erlangte Investmentgrade-Rating bieten uns eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Optimierung unserer Finanzierungsstruktur sowie zur Erweiterung unserer Kapitalgeberbasis. Als global agierender Technologiekonzern sind wir nun auch auf Mittelherkunftsseite bestens diversifiziert und freuen uns, fortan sowohl für Eigen- als auch für Fremdkapitalgeber am Kapitalmarkt vertreten zu sein.“
Und genau da liegt das „Problem“ – ein Investmentrating drückt Vertrauen aus, auch wenn wohl aktuell keine Anleiheemissionen geplant waren/sind, so kratzt diese Nachricht am gerade wieder sich erholenden Standing der Wirecard. Oder bietet Wirecard eine Riesenchance? Wieso? Weil Moody’s klare Kriterien für ein Downgrade, aber auch ein Upgrade genannt hat – spannend, vielleicht wird Moody’s so zum Schiedsrichter für die Unentschlossenen.
Wirecard – „Was geht diese Woche?“
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Chancen bei Rocket Internet, TUI und LPKF – jetzt Zeit zu zu greifen?
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Gründe die Moody’s anführt für die Überprüfung
Hier kommt wenig überraschendes, aber für eine differenzierte Betrachtung der Aktie von Interesse – zum Prüfen der eigenen Investitionsentscheidung (Long oder Short): In erster Linie werden die laufenden (Bilanz-)Betrugsermittlungen, die Abhängigkeit vom Drittpartnergeschäft, verschobene Vorlage der 2019er Bilanz und die Abhängigkeit von der Reise- und Mobilitätsbranche, die beide extrem unter Corona gelitten haben und leiden. „…the allegations regarding fraudulent accounting practices and concentration risks on third party acquirers with repeatedly postponed publication of the audited financial statements for 2019 as well as the company’s exposure to the travel & mobility industry which is in significant decline following the outbreak of the coronavirus“ (Moody’s, 02.06.2020)
Wichtig für Moody’s werden die noch ausstehenden KPMG-Teilberichte über die 2019er Drittpartnerüberprüfungen(12/2019 komplett) sein – hier fordert man den Ausweis signifikanter Verbesserungen. Ähnliche aussagen erwartet man von dem ausstehenden E&Y-Bilanzprüfbericht. Man fürchtet, dass der dauerhafte reputationsschaden Wirecards dazu führen könnte, dass Kunden „abspringen“ könnten.
Man erwartet von Wirecard signifikante Verbesserungen im Bereich Controlling, Risk-Management und Compliance. Fortsetzung des Wachstums auch nach Corona in ähnlich hohen Raten, wie vor der Krise. Man sieht zwar durchaus die teilweise Kompensation der Ausfälle im Reise- und Mobilitybereich durch gestiegene Onlineumsätze und eine Steigerung der Marktanteile im Onlinehandel. Aber man will die Entwicklung in den angestammten Wachstumsfeldern aufmerksam beobachten – und bewerten. Wegen dieser WERTUNG könnte Moody’s als NEUTRALE INSTANZ als quasi RICHTER für die Unentschiedenen die aktuelle Transformation Wirecards einordnen. Also wichtig für Wirecards Zukunft, nicht wegen der Rating-kosten bei eventuellen Anleiheemissionen, sondern als Gradmesser für die Improvements, die der Zahlungsdienstleister gemacht hat auf seinem Weg zu einem „normalen“ DAX-Konzern mit exorbitant hohen Wachstumsraten.{loadmodule mod_custom,Nebenwerte – Anzeige in Artikel (Produkt)}
DOWNGRADE, WENN
Klare Ansagen dazu: EBITDA’s Wachstumsraten wesentlich unter 20-25%, eine Verschuldung über dem 3-fachen EBITDA. Gleiche Sanktionen drohen bei weiterhin bestehenden Compliance- oder Governanceproblemen oder bei stark abnehmender Liquiditätslage der Gesellschaft.
UPGRADE,WENN
Auch hier legt sich Moody’s klar fest: Wenn die bereinigte Verschuldung absehbar maximal das doppelte EBITDA erreicht. Keine größeren Übernahmen angekündigt oder durchgeführt werden. Wachstumsraten dauerhaft über dem Gesamtmarktwachstum mit einer hohen Liquiditätsquote von nahezu 20%. Weiterhin keine Entdeckungen neuer Governance- oder Compliance-Verstöße. Keine überbordenden Aktionärsausschüttungen und ein insgesamt konservatives Finanzkonzept, selbst bei Übernahmen.
Die Voraussetzungen für ein Upgrade scheinen nicht so unerreichbar für Wirecard zu sein – immer vorausgesetzt der 18.06. bringt keine negativen Überraschungen. Und…
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EINE AKTIE DIE BESSER ALS WIRECARD IST – HIER
DIE GANZE REIHE DER Aktien in Crashzeiten – erster Zwischenstand vom 16/17.04.2020:
Teil1: MuM, DataGroup und MBB – Lukas Spang lag bisher richtig mit seinen Empfehlungen
und aus gegebenem Anlass Update 26.05.2020 unseres Teil2:
Evotec, Encavis, und Wirecard – nwm’s Favoriten mit insgesamt guter Performance Dank Encavis
Aktuell (03.06.2020 / 06.45 Uhr) notieren die Aktien der Wirecard AG im XETRA-Handel zum Schluss gestern mit einem Minus von -1,94 EUR ( -2,05%) bei 92,62 EUR. Auch diese Aktie können Sie ab 0,00 EUR auf Smartbroker handeln.