Nordex Aktie bei aktuell 11,51 EUR heute mit einem leichten Plus von 0,44%. Dass hätte Gestern (plus 10,4%) und heute auch ganz anders aussehen können: Am Dienstagmorgen gab es Q3 Zahlen und einen Ausblick auf die restlichen Monate 2022, der eher verstörend, als Euphorie auslösend schien.
Wieso führt eine Ausweitung des Verlustes auf ein negatives Konzernergebnis von 371,6 Mio EUR zum Stichtag 30.09.2022 zu steigenden Kursen? Wieso eine Festlegung der für 2022 erwarteten EBITDA-Marge „am unteren Ende des am 24. Mai 2022 veröffentlichten Prognosekorridors bei rund minus 4 Prozent erwartet.“? Lag es an „fetten Auftrageingängen? Nein, diese stagnierten eher: „belief sich der Auftragseingang im Segment Projekte (ohne Service) auf solide 4,4 GW (9M/2021: 4,6 GW)“
Aurelius und Mutares haben ihre Neunmonatszahlen vorgelegt. Gelegenheit für eine Gegenüberstellung der Carve-out-Spezialisten. Wachablösung?
Encavis – nachdem die Q3 Zahlen zu einem kräftigen Kursabschlag führten, heute wieder was „für die Zukunft“. BayernLB macht’s noch einmal.
Nagarro Allgeier Katek – Montag mit Topzahlen – Erwartungen teilweise übererfüllt.
Also warum erhöht der Analyst von Jeffries nach den Q3-Zahlen sein Kursziel für die Nordex-Aktie von 13,00 auf 14,00 EUR?
Zuerst mit den Worten des analysten, für den die Nordex-Aktie nach der Quartalsmeldung noch mehr ein BUY ist, als zuvor: Q3 habe erste Anzeichen geschäftlicher Verbesserungen verdeutlicht, schrieb Analyst Constantin Hesse in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Es seien aber vor allem die neu gesteckten Erwartungen an eine Margenerholung, die ihn zuversichtlicher mit Blick auf die Aktie stimmten. Auch wenn die Auftragsdynamik in den nächsten zwölf Monaten nicht zunehmen werde, dürften die Kostenstabilisierung, die Verbesserung der Lieferkette und die Preisdisziplin die Margen bis Mitte 2024 auf die von Nordex angestrebte 8-%-EBITDA-Marge bringen.
Jetzt mit den Worten des CEO José Luis Blanco
Der CEO stellte klar: „In einem herausforderndem Marktumfeld gelang es uns bei den neuen Aufträgen höhere Verkaufspreise zu erzielen, die die massiven extern verursachten Kostensteigerungen mittelfristig kompensieren und unsere Profitabilität erhöhen werden. Mit Blick in die Zukunft, haben wir unsere neue N175/6.X-Turbine vorgestellt. Damit ergänzen wir unser Produktangebot um eine hocheffiziente Turbine, um die in den kommenden Jahren erwartete steigende Nachfrage unserer Kunden noch besser bedienen zu können. Wir sind von den weltweit mittelfristig vielversprechenden Aussichten für unsere Industrie weiterhin überzeugt.“
Und dazu die Zahlen aus der Quartalsmeldung- höhere Preise, immer mehr Serviceerträge
Möglichst viele Aufträge gewinnen, die auch im Falle steigender Rohstoff- und Logistikkosten noch „profitieren“ – dass ist das Mantra. Und da konnte man bei Nordex auf einen „gesunden Auftragseingang“ in den ersten neun Monaten des Jahres blicken, der sich fast auf Vorjahresniveau bewegte. Und was dabei vile wichtiger ist: (…) belief sich der Auftragseingang im Segment Projekte (ohne Service) auf solide 4,4 GW (9M/2021: 4,6 GW); dies entspricht einem Wert von 3,6 Mrd. EUR (9M/2021: 3,2 Mrd. EUR). Dabei erreichte der durchschnittliche Verkaufspreis in Euro je Megawatt Leistung (ASP) mit 0,91 Mio. EUR/MW im dritten Quartal einen Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.“
Und dieses durchgesetzten Preissteigerungen werden sich natürlich auf die zukünftige Ertragssituation auswirken. Dazu kommt die kontinuueirlich steigende und immer bedeutender werdende zweite Einnahmequelle des Konzerns – berechenbar, dauerhaft und regelmässig fliessend: Ein Auftragsbestand von „3,1 Mrd EUR (9M/2021: 3,0 Mrd. EUR) auf das Segment Service. Somit ist der Auftragsbestand der Nordex Group weiterhin gut. (…) Im Segment Service belief sich der Umsatz per Ende September auf 398 Mio EUR (9M/2021: 332 Mio EUR).“
Nordex Quartalsergebnisse im Überblick
Kennzahlen der Nordex Group
(Mio. EUR) | 30.9.2022 | 30.9.2021 | Veränd. (%) |
Umsatz | 3.873 | 3.956 | -2,1 |
davon Segment Service | 397,9 | 331,8 | 19,9 |
Gesamtleistung | 3.892 | 3.585 | 8,6 |
EBITDA | -199,8 | 100,7 | n/a |
EBITDA-Marge | -5,2 % | 2,5 % | -7,7 PP |
EBIT-Marge (bereinigt um PPA) | -8,5 % | -0,1 % | -8,4 PP |
Konzernergebnis | -371,6 | -103,7 | n/a |
Investitionen | 124,6 | 112,2 | 11,1 |
Free Cashflow | -458,0 | 23,2 | n/a |
Working-Capital-Quote (31.12.) | -9,8 % | -10,2 % | 0,4 PP |
Liquidität (31.12.) | 671,8 | 784,4 | -14,4 |
Nettoliquidität (31.12.) | 292,4 | 423,7 | -31,0 |
Eigenkapitalquote (31.12.) | 21,0 % | 25,9 % | -4,9 PP |
Auftragseingang (Projekte) | 3.647 | 3.219 | 13,3 |
Auftragseingang (Service) | 471 | 422 | 11,6 |
Auftragsbestand (Projekte) | 6.523 | 5.006 | 30,3 |
Auftragsbestand (Service) | 3.144 | 2.953 | 6,5 |
Und die Quartalsergebnisse weisen den Weg in die Zukunft – sah zumidnest der Kapitalmarkt so – 8% Marge als Mittelfristziel
Bei Nordex geht es weniger um Perspektiven, Produktnachfrage, sondern eher um die schwierige Entwicklung der Kostensituation der Komponenten, erhöhten Logistikkosten, Produktionsumstellung, Kosten von Rationalisierunsgmassnahmen und einmalige Kosten einer Cyberattacke. Damit das vom Management immer noch ausgerufene Ziel, dem Erreichen von – mittelfristig – einer EBITDA-Marhe von 8 %, erreicht werden kann, müssen zumindest die neuen Aufträge inflations- und kostensteigerungssicher ausgestaltet werden. Und natürlich mit einer entsprechenden Marge. Davon ausgehend scheint man bei Nordex verstanden zu haben, dass nur kostentragende Aufträge gute Aufträge sind:
Der durchschnittliche Verkaufspreis in EUR je Megawatt Leistung (ASP) konnte deutlich auf EUR 0,90 Mio./MW (Q3/2021: EUR 0,69 Mio./MW) gesteigert werden.
Das gilt für die im dritten Quartal 2022 erhaltenen Aufträge für 227 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 1.441 Megawatt (MW); im dritten Quartal des Vorjahres waren es noch 389 Windenergieanlagen mit 1.829 MW. Nordex erhielt die Aufträge aus elf Ländern. Die größten Einzelmärkte waren dabei Brasilien, Deutschland, Finnland, Polen und Spanien.
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„Wir haben im dritten Quartal einen soliden Auftragseingang verzeichnen können und dies in einem herausfordernden Umfeld. In diesem Zusammenhang hat sich die Nachfrage nach unseren Produkten, insbesondere nach unserer Turbine vom Typ N163/5.X, in unseren etablierten Märkten in Europa und Lateinamerika trotz steigender Turbinenpreise als robust erwiesen“, sagt José Luis Blanco, CEO der Nordex Group.
Liquidität reicht um schwierige Phase zu überstehen – Eigenkapital gestärkt plus Anleihe refinanziert
Der Konzern verfügte zum 30.09.2022 über flüssige Mittel von 653 Mio EUR (31. Dezember 2021: 784 Mio). Weiterhin hat die Nordex Group hat erfolgreich zwei Kapitalerhöhungen gegen Bareinlage durchgeführt und einen Bruttoerlös von insgesamt rund 351 Mio EUR erzielt: 139 Mio EUR bei einer Kapitalerhöhung im Juni unter Bezugsrechtsausschluss im Rahmen einer Privatplatzierung an die Ankeraktionärin – zum 30.06.2022 als Liquidität verbucht – sowie eine weitere Kapitalerhöhung im Juli über 212 Mio EUR mit Bezugsrecht – nach Bilanzstichtag zugeflossene Liquidität. Parallel dazu hat die Nordex Group im Juli ein Darlehen von der Ankeraktionärin über 286 Mio EUR erhalten, das die im Februar 2023 auslaufende Anleihe über 275 Mio EUR ersetzen wird – ebenfalls noch nicht am 30.06.2022 bilanziert.
Prognose der Nordex bestätigt – Q4 muss dafür auf jeden Fall besser als das erste laufen
Die Nordex Group konkretisiert ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr, einen Konzernumsatz von 5,2 bis 5,7 Mrd EUR und eine EBITDA-Marge von Minus vier Prozent zu erzielen. Ferner bestätigt die Nordex Group ihr strategisches Mittelfristziel, eine EBITDA Marge von 8 Prozent zu erreichen.
Schwieriges Jahr – und dann? Nordex Aktie braucht Perspektiven, aber woher…
„Aufgrund dieser zahlreichen und unerwarteten Turbulenzen wird das Geschäftsjahr 2022 schwieriger werden als wir ursprünglich angenommen haben. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und des Lockdowns in China auf die globale Wirtschaft und die Lieferketten beeinträchtigen die Windindustrie und lasten auf der Entwicklung unseres Konzernumsatzes und der Marge. Wir müssen davon ausgehen, dass uns einige dieser Effekte bis in das kommende Jahr begleiten werden“, sagte anlässlich der Halbjahreszahlen José Luis Blanco, CEO der Nordex Group. „Mittelfristig gehen wir weiterhin davon aus, dass sich das weltweite Momentum für die erneuerbaren Energien durch die immer ehrgeizigeren Ziele zur Bekämpfung des Klimawandels verstärken und damit auch zu einem signifikanten Ausbau der Windkraft an Land führen wird.”
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Fazit. Mit nochmals gestärkter Liquidität will man sich auf die Zukunft einstellen. Rationalisierungen in Spanien und Mecklenburg-Vorpommern sollten zukünftig die Kostenbasis verringern. Auch die Lieferkettenprobleme sollten im Laufe nächsten Monate weiter reduziert werden können. Aber wie lange die Transport- und Logistikkosten in der derzeitigen Höhe sich bewegen, lässt sich kaum abschätzen. Aber die Energie- und Rohstoffpreise sollten auch erstmal auf hohem Niveau verharren. Nordex erinnert ein wenig an eine Baustelle. Gleichzeitig ist Nordex aber auch in einer Branche tätig, die vor vielen Jahren mit steigender Nachfrage steht. Letztendlich ist die Frage, ob man weiterhin in der Lage ist gestiegene Kosten zumindest bei den Neuaufträgen „an den Kunden weiterzugeben“
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