Die CORESTATE Capital Holding S.A. (ISIN: LU1296758029) traute sich ja im September wieder zu einer Prognose, die Corona-bedingt die sonst üblichen „Zuckerstücke“ der transaktionsbedingten Erträge für 2020 stark reduziert sah. Und man schien auf Erholungskurs, aber wie passt dazu
die einschlagende und unerwartete Nachricht von letzter Nacht: Neuer Ankeraktionär mit rund 9,9% sei Vestigo Immobilien Investments Limited Partnership, die gemeinsam mit „weiteren Investoren“ eingestiegen seien und
Rausschmiss des alten Aufsichtsrats per sofort
ist die klare Botschaft, dass sich einiges ändern soll. Aber was ist das Ziel? Wohin soll die Corestate gehen? Der abrupte und unerwartete Rücktritt des CEO Lars Schnidrig löste schon viele Fragen aus – die nicht beantwortet wurden. Offensichtlich gab es innerhalb des Unternehmens – bestätigt durch den aktuellen Coup – widerstreitende Strategien und Uneinigkeit. Ob der Rücktritt Schnidrigs im Zusammenhang mit der aktuellen „Übernahme“ steht, wird sich vielelicht im Laufe der Entwicklung herauskristallisieren.
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Auf jeden Fall reagieren die Anleger irritiert und werfen erstmal die Corestate Aktie aus den Depots – aktuell MINUS 10,18 % um 08:18 Uhr . Unsicherheit und Ungewissheit ist Gift für den Aktienkurs.
Jetzt ist klare Kommunikation gefordert, um die Unsicherheit zu nehmen. Zuletzt fand die Strategie des Deleveraging eigentlich – wenn man die Aktienkursentwikclung seit Ende Oktober ansieht.
Bisher viele Fragezeichen
Kryptisch heisst es heute Morgen erstmal: „Auf Vorschlag von Vestigo wurden zur Umsetzung einer strategischen Weiterentwicklung der Gesellschaft der ehemalige Dexia-CEO Friedrich Munsberg, Prof. Dr. Hermann Wagner, früher Partner …
Kompetenz ist definitiv im neuen Aufsichtsrat zu finden, aber wohin soll das Schiff fahren?
Q3 zeigte Erholung mit weniger Schulden
Demnach ist das Kerngeschäft, die Real Estate Assets under Management, organisch seit Jahresbeginn um 4,1% auf 25,2 Mrd EUR gestiegen. Das verwaltete Fondsvermögen, das auch Nicht-Immobilien-Assets umfasst, lag am 30. September 2020 bei 28,4 Mrd EUR. In diesen Zahlen spiegelt sich, dass der Markt für Immobilieninvestments nach Rückschlägen durch COVID-19 im zweiten Quartal nun in wichtigen Teilen wieder Fahrt aufgenommen hat.
Fehlen der großen Einzeltransaktionen schmerzt
Corestate hat in den ersten neun Monaten 2020 einen Konzernumsatz von 142,7 Mio EUR erwirtschaftet (Vorjahreszeitrum: 185,6 Mio.), ein EBITDA von 46,1 Mio EUR (Vorjahreszeitrum: 100,1 Mio.) und ein bereinigtes Konzernergebnis von 20,8 Mio EUR (Vorjahreszeitrum: 67,6 Mio.). Das Konzernergebnis lag bei 4,4 Mio EUR (Vorjahreszeitraum: 51,3 Mio.).
Weniger Schulden machen sturmfester, aber ohne Einzelerträge …
Die Nettofinanzverschuldung wurde deutlich auf 449 Mio gesenkt (Ende Juni 2020: 530 Mio). Der Verschuldungsgrad, also das Verhältnis von Nettofinanzverbindlichkeiten zu EBITDA lag bei 3,7x (Ende Juni 2020: 4,0x). Auf Basis der bereits angekündigten Entschuldung bestätigt das Unternehmen nochmals den mittelfristigen Zielkorridor von 2,0x bis 3,0x.
Zueerst der Vorstandswechsel – erste Irritation
Zusätzlich zum zusammenbrechenden Transaktionsgeschäft wurden die Aktionäre Anfang Oktober durch einen unerwarteten Wechsel an der Spitze überrascht. Schnell fan ddas Unternehemen einen neuen CEO, aber es bleibt offen und bisher ungeklärt, warum Lars Schnidrig nach so kurzer Zeit „sein Unternehmen“ wieder verlässt.
Jedenfalls am 08.10.2020 eine kurze Meldung mit den üblichen nichtssagenden Abschiedsworten
„Der Aufsichtsrat der Corestate Capital Group (Corestate), einem führenden unabhängigen Investment-Manager für Immobilien in Europa, hat heute bekannt gegeben, dass Klaus Schmitt, früheres Vorstandsmitglied der Patrizia AG, zum 1. Januar 2021 für zunächst drei Jahre das Amt des Vorstandsvorsitzenden (CEO) übernehmen wird. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Lars Schnidrig wird Corestate auf eigenen Wunsch und im besten Einvernehmen zum 31. Dezember 2020 verlassen, um eine neue berufliche Aufgabe zu übernehmen.“ Neue berufliche Aufgaben wegen hausinterner Strategiediskussionen? Wegen Druck des Aufsichtsrats? Oder, oder, oder…
„Wir freuen uns,
dass wir mit Klaus Schmitt einen so profilierten Immobilien-Manager für uns gewinnen konnten und damit einen reibungslosen Übergang an der Spitze des Unternehmens sicherstellen. In mehr als 17 Jahren hat Schmitt maßgeblich daran mitgewirkt, Patrizia zu einem führenden pan-europäischen Asset Manager mit verwalteten Assets im Wert von mehr als 44 Milliarden Euro auszubauen. Mit seiner langjährigen Erfahrung wird er dazu beitragen, Corestate weiter zur ersten Adresse für vollintegrierte Immobilien-Lösungen in Europa zu entwickeln.“ sagt Dr. Georg Allendorf, Aufsichtsratsvorsitzender von Corestate.
Und Dr. Georg Allendorf ergänzte „Der Aufsichtsrat bedauert, dass Lars Schnidrig unser Unternehmen verlässt. Lars Schnidrig hat als CFO und CEO die Institutionalisierung und Governance der Corestate-Gruppe auf allen Ebenen mit viel persönlichem Einsatz maßgeblich vorangetrieben und damit eine stabile Basis für die Weiterentwicklung unseres Unternehmens geschaffen. Er hat nicht nur wesentlichen Anteil am Aufbau einer europäischen Plattform und die Unternehmensfinanzierung neu ausgerichtet, sondern auch ESG umfassend in die Konzernstrategie implementiert und die Reputation am Kapitalmarkt deutlich gestärkt Dafür möchte ich ihm im Namen des gesamten Aufsichtsrats herzlich danken.“
Klarheit wurde nicht gewährt
Lars Schnidrig Anfang Oktober zu seinem Entschluss: „Mit einem großartigen Team haben wir in den letzten drei Jahren die Corestate-Gruppe strategisch und operativ gut vorangebracht. Zudem haben wir es in den vergangenen Monaten geschafft, in einem aktuell sehr schwierigen Marktumfeld die richtigen Weichen für 2021 zu stellen, um von dem zu erwartenden Marktaufschwung zu profitieren. Ich glaube deshalb sagen zu können, dass ich meinem Nachfolger Klaus Schmitt ein gut bestelltes Haus übergeben werde.“
Und jetzt noch mehr Fragezeichen – Antworten sind notwendig!
UND DIE GLEICHEN PHRASEN HEUTE MORGEN:„Der neu formierte Aufsichtsrat freut sich auf die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Managementteam von Corestate“, sagt Friedrich Munsberg.
„Im Namen des scheidenden Aufsichtsrats bedanke ich mich bei dem Vorstand für die gute Zusammenarbeit und die erfolgreiche strategische Weiterentwicklung des Unternehmens„, sagt Dr. Georg Allendorf, Aufsichtsratsvorsitzender von Corestate. „Das Unternehmen hat sich institutionalisiert und eine stabile Basis geschaffen, um von einer signifikanten Belebung im Immobilienmarkt zu profitieren.“
Aktuell (30.11.2020 / 08.49 Uhr) notierten die Aktien der Corestate Capital Holding S.A. im Frankfurter-Handel im Minus mit -1,96 EUR (-10,56 %) bei 16,60 EUR. Auch diese Aktie können Sie bereits ab 0,00 EUR auf Smartbroker handeln.