Der Industriedienstleister Bilfinger (ISIN: DE0005909006) hat seine Ziele erneut erreicht und im vergangenen Geschäftsjahr die Stabilität seines Geschäftsmodells und seine hohe Kostenagilität unter Beweis gestellt. In einem sehr herausfordernden Umfeld hat der Konzern seine bereits im Mai vergangenen Jahres veröffentlichte Prognose vollständig erreicht.
Das Geschäftsjahr 2020 wurde mit einem organischen Umsatzrückgang von 17 Prozent und einem bereinigten EBITA von 20 Mio. € abgeschlossen. Der sehr starke Free Cashflow von 93 Mio. € war eine Folge der guten Cash Conversion im vierten Quartal. Dabei wurden nahezu alle Steuer- und Sozialversicherungsstundungen, von denen das Unternehmen im herausfordernden zweiten Quartal vorsorglich Gebrauch gemacht hatte, zum Jahresende beglichen. Auf dieser Basis werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 15. April 2021 vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2020 eine Dividende von 1,88 € je Aktie auszuschütten und damit die Dividende des Vorjahres von 0,12 € je Aktie rückwirkend auf das Niveau der Mindestdividende von 1,00 € je Aktie anzuheben.
Ein großer Erfolg für Bilfinger
Über die erfolgreiche Bewältigung der COVID-19-Krise hinaus hat das Unternehmen die wesentlichen Altlasten des Kölner Stadtarchivs und die Auseinandersetzung mit ehemaligen Vorstandsmitgliedern abgeschlossen, ohne dass sich dies negativ auf die wirtschaftliche Lage des Konzerns ausgewirkt hat. Darüber hinaus hat Bilfinger strukturellen Verbesserungen weiter vorangebracht, darunter die inzwischen weitgehend abgeschlossene Einführung einheitlicher ERP-Systeme, eine weitere Reduzierung der Anzahl der Konzerngesellschaften sowie die Veräußerung von drei Einheiten aus dem Bereich Other Operations. Gleichzeitig hat das Unternehmen eine schlankere und dezentralere Regionalstruktur eingeführt und ein Global Excellence Team etabliert. Damit werden die operative Effizienz gesteigert und der Vertriebsansatz gestärkt.
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„Angesichts der besonderen Zeiten sind die Ergebnisse für 2020 in vielerlei Hinsicht ein großer Erfolg für Bilfinger. Sie zeigen nicht nur die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäftsmodells. Sie zeigen auch, dass wir deutliche Fortschritte auf dem Weg zu dem schlanken, agilen Unternehmen gemacht haben, das wir sein wollen. Unsere qualifizierten und hoch engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben unter schwierigen Bedingungen großartige Arbeit geleistet. Die ergriffenen Maßnahmen erlauben es, unsere vor einem Jahr formulierten mittelfristigen Ziele zu bestätigen und die Dividendenkürzung des letzten Jahres wieder auszugleichen“, erklärt CFO und Interim-CEO Christina Johansson.
Bilfinger wird auf seiner aktuellen Position aufbauen und weitere Verbesserungen anstreben, um bis 2024 eine berichtete EBITA-Marge von 5 Prozent zu erreichen. Mit organischem Umsatzwachstum und gezielten arrondierenden M&A-Transaktionen wird der Konzernumsatz bis 2024 auf mehr als 5 Mrd. € steigen. Eines der strategischen Ziele von Bilfinger ist es, das wenig kapitalintensive Geschäftsmodell beizubehalten und gleichzeitig Mitarbeiter zu gewinnen, zu halten und zu entwickeln, die den Erfolg des Unternehmens ausmachen. Ein besonderes Augenmerk auf der Cash Conversion wird bis 2024 zu einem berichteten Free Cashflow von mehr als 200 Mio. € führen. Damit wird der Weg für eine nachhaltige Dividendenausschüttung von 40 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses geebnet und gleichzeitig die Zielsetzung des Unternehmens unterstrichen, wieder ein Investment-Grade Rating zu erlangen.
Konzernentwicklung im Geschäftsjahr 2020
Der Auftragseingang des Konzerns ging 2020 organisch um 7 Prozent auf 3.724 Mio. € (Vorjahr: 4.159 Mio. €) zurück, das vierte Quartal zeigte jedoch wieder einen organischen Anstieg von 3 Prozent. Dies war hauptsächlich auf eine gute Nachfrage in den europäischen Märkten zurückzuführen, einschließlich eines Abrufs von insgesamt 110 Mio. € aus den Verträgen für das Kernkraftwerk Hinkley Point C im Vereinigten Königreich. Auf dem nordamerikanischen Markt nimmt die Zahl der verfügbaren Projekte zu, allerdings in langsamem Tempo. Der Auftragsbestand des Konzerns blieb mit 2.585 Mio. € (Vorjahr: 2.567 Mio. €) solide, was einem organischen Anstieg von 5 Prozent entspricht. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz (Book-to-Bill-Verhältnis) von 1,1 untermauert die Wachstumsambitionen des Konzerns für 2021.
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Der Konzernumsatz nahm organisch wie erwartet um 17 Prozent auf 3.461 Mio. € (Vorjahr: 4.327 Mio. €) ab. Die Bruttomarge von 8,6 Prozent spiegelt die niedrige Auslastung infolge der COVID-19-Pandemie und des Ölpreisverfalls im zweiten Quartal wider. Dies konnte im vierten Quartal mit einer erfreulichen Bruttomarge von 11,9 Prozent jedoch teilweise wieder aufgeholt werden. Das Bruttoergebnis ging auf 296 Mio. € zurück, nach 412 Mio. € im Vorjahr. Die bereinigten Vertriebs- und Verwaltungskosten verringerten sich weiter deutlich auf 291 Mio. € (Vorjahr: 346 Mio. €), die bereinigte, am Umsatz gemessene Quote lag bei 8,4 Prozent. Hier wirken sich nachhaltig positive Effekte aus den umgesetzten Effizienzsteigerungsprogrammen sowie Effekte aus dem strikten und agilen Kostenmanagement aus; das nachhaltige Niveau der Betriebs- und Verwaltungskosten beträgt derzeit 75 Mio. € pro Quartal.
Auf dieser Basis hat Bilfinger ein positives bereinigtes EBITA von 20 Mio. € (Vorjahr: 104 Mio. €) erzielt. Dies entspricht einer bereinigten EBITA-Marge von 0,6 Prozent im Vergleich zu 2,4 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die bereinigte EBITA-Marge lag im vierten Quartal mit 4,8 Prozent knapp unter dem Niveau des Vorjahres (5,3 Prozent). Weitere Restrukturierungsmaßnahmen führten zu einem erwarteten Anstieg der Sondereinflüsse auf
-77 Mio. € (Vorjahr: -72 Mio. €).
Segment Engineering & Maintenance Europe
In E&M Europe blieb der Auftragseingang auf organischer Basis mit 2.449 Mio. € (Vorjahr: 2.530 Mio. €) nahezu stabil. Reduktionen im Auftragsbestand des Upstream-Öl- und Gasgeschäfts wurden durch Projektaufträge ausgeglichen. Infolgedessen lag das Book-to-Bill-Verhältnis für das Gesamtjahr bei 1,1. Der Auftragsbestand zum Jahresende betrug 1.707 Mio. €, ein organischer Anstieg von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau (1.601 Mio. €). Der Umsatz ging organisch um 13 Prozent auf 2.221 Mio. € zurück. Das europäische Instandhaltungsgeschäft von Bilfinger erwies sich als sehr stabil und agil. Allerdings ging der Umsatz im Upstream-Öl- und Gasgeschäft in der Nordsee aufgrund der COVID-19-Einschränkungen auch im vierten Quartal um rund ein Drittel zurück. Das bereinigte EBITA war mit 69 Mio. € (Vorjahr: 106 Mio. €) bei einer verhältnismäßig guten Marge von 3,1 Prozent (Vorjahr: 4,1 Prozent) deutlich positiv. Im vierten Quartal war die bereinigte EBITA-Marge trotz des geringeren Umsatzes mit 6,2 Prozent stark und lag über dem Niveau des Vorjahres von 5,5 Prozent.
Segment Engineering & Maintenance International
Der Auftragseingang bei E&M International ging organisch um 48 Prozent auf 441 Mio. € (Vorjahr: 857 Mio. €) zurück. Diese Entwicklung resultiert nach einem sehr starken Jahr 2019 aus dem Ausbleiben von Projektvergaben im Jahr 2020, insbesondere in Nordamerika. Der Auftragsbestand verringerte sich entsprechend auf 324 Mio. € (Vorjahr: 455 Mio. €). Der organische Umsatzrückgang um 42 Prozent auf 521 Mio. € (Vorjahr: 912 Mio. €) war zum Teil erwartet, wurde aber durch das herausfordernde Umfeld noch verstärkt. Das bereinigte EBITA war mit -21 Mio. € (Vorjahr: 42 Mio. €) negativ und wurde durch die Unterauslastung in Nordamerika beeinträchtigt. Mit einem positiven Ergebnis im vierten Quartal zeigen die vorgenommenen Kapazitätsanpassungen erste Effekte. Die bereinigte EBITA-Marge lag bei
-4,0 Prozent (Vorjahr: 4,6 Prozent).
Segment Technologies
Der Auftragseingang bei Technologies stieg organisch deutlich um 58 Prozent auf 719 Mio. € (Vorjahr: 456 Mio. €). Das Book-to-Bill-Verhältnis war mit 1,4 im Gesamtjahr stark. Ein wichtiger Grund für diese positive Entwicklung waren Abrufe größerer Teile der Verträge für das Kernkraftwerk Hinkley Point C im Vereinigten Königreich, insgesamt knapp 200 Mio. €. Beiträge kamen auch aus anderen Projekten wie die BP-Rohrbrücke in Deutschland. Der Auftragsbestand stieg auf 560 Mio. € (Vorjahr: 374 Mio. €). Der Umsatz lag mit 498 Mio. € (Vorjahr: 538 Mio. €) organisch um 7 Prozent unter dem Vorjahreswert, auch bedingt durch die Beendigung verlustbringender Aktivitäten. Im vierten Quartal stieg der Umsatz jedoch wieder organisch um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das bereinigte EBITA des Segments war im vierten Quartal mit 9 Mio. € (Vorjahr: 1 Mio. €) erneut positiv, was auf die laufenden strategischen Maßnahmen für unterdurchschnittliche Einheiten zurückzuführen ist. Für das Gesamtjahr lag das bereinigte EBITA bei -10 Mio. € (Vorjahr: -28 Mio. €).
Positives Konzernergebnis und starker Free Cashflow
Das Konzernergebnis stieg auf 99 Mio. € (Vorjahr: 24 Mio. €), trotz eines niedrigeren bereinigten EBITA, aufgrund der Mark-to-Market-Bewertung der Preferred Participation Note für Apleona. Diese erfolgte nach der Mitteilung, dass EQT im Dezember 2020 eine entsprechende Verkaufsvereinbarung unterzeichnet hatte und führte zu einer Aufwertung um 210 Mio. €, die im Finanzergebnis erfasst wurde.
Der Free Cashflow stieg auf starke 93 Mio. € (Vorjahr: 57 Mio. €). Aufgrund erfolgreicher Maßnahmen zur Verbesserung des Working Capital sowie einer sorgfältigen Steuerung der Investitionen kam es im vierten Quartal zu einem deutlichen Mittelzufluss, der auch die Zahlung nahezu aller Steuer- und Sozialversicherungsstundungen, von denen Bilfinger im zweiten Quartal des Jahres profitiert hatte, ausgeglichen hat.
Ausblick für den Konzern und die Segmente im Jahr 2021
Für 2021 rechnet der Bilfinger-Konzern mit einem deutlichen Umsatzwachstum (2020: 3.461 Mio. €). Im Segment Engineering & Maintenance Europe wird der Umsatz (2020: 2.221 Mio. €) vor dem Hintergrund der Normalisierung unseres Geschäftsumfelds und damit verbundener Nachholeffekte deutlich steigen. Dabei werden die Umsätze im Upstream-Öl- und Gasgeschäft in der Nordsee trotz zunehmender Erholung nicht das Niveau von 2019 erreichen. Auch bei Engineering & Maintenance International (2020: 521 Mio. €) ist ein deutliches Umsatzwachstum zu erwarten. Dabei ist insbesondere in Nordamerika von einer zunehmenden Anzahl von Projekten auszugehen, die im zweiten Halbjahr wieder zu wachsenden Umsätzen führen werden. Bei Technologies ist aufgrund des hohen Auftragsbestands und der guten Entwicklung der Marktsegmente Kernkraft und Biopharma ebenfalls mit einem deutlichen Anstieg der Umsatzerlöse (2020: 498 Mio. €) zu rechnen. Im Bereich Other Operations (2020: 263 Mio. €) wird der Umsatz aufgrund von Entkonsolidierungseffekten deutlich unter Vorjahresniveau liegen.
H2-Update: Ballard Power will 600 Mio USD Kapitalerhöhung und schnappt sich Plug Powers Geschäftspartner als Kooperationspartner
Für das bereinigte EBITA erwartet Bilfinger eine erhebliche Verbesserung (2020: 20 Mio. €). Die bereinigte EBITA-Marge wird dabei wieder das Vorkrisenniveau des Geschäftsjahres 2019 (2,4 Prozent) erreichen, trotz eines im Vergleich dazu deutlich geringeren Umsatzvolumens in 2021. Hier zeigten in den vergangenen Monaten die im zweiten Halbjahr 2020 mit hoher Agilität umgesetzten strukturellen Maßnahmen zur Kostensenkung zunehmend positive Wirkung. Für Engineering & Maintenance Europe (2020: 69 Mio. €) rechnet das Unternehmen daher mit einer deutlichen Verbesserung des bereinigten EBITA. Gleiches gilt für Engineering & Maintenance International (2020: -21 Mio. €) mit einem erwarteten positiven Ergebnis und für Technologies (2020: -10 Mio. €) mit einem erwarteten klar positiven bereinigten EBITA im Geschäftsjahr 2021. Bei den in der Position Überleitung Konzern zusammengefassten Posten (2020: -18 Mio. €) rechnet das Unternehmen mit einem bereinigten EBITA unter Vorjahresniveau, bedingt durch Entkonsolidierungseffekte im Bereich Other Operations.
Geplanter Umsatzwachstum
Bilfinger erwartet eine erhebliche Verbesserung des berichteten Konzern-EBITA (2020: -57 Mio. €) aufgrund deutlich geringerer Aufwendungen, die als Sondereinflüsse gebucht werden. Die Aufwendungen für die aufgrund der COVID-19 Pandemie und der volatilen Ölpreisentwicklung umgesetzten Restrukturierungsmaßnahmen haben vor allem das Geschäftsjahr 2020 belastet.
Der Konzern geht von einem positiven, aber unter dem Vorjahresniveau liegenden Free Cashflow (2020: 93 Mio. €) aus, trotz einer erheblichen Verbesserung des EBITA. Gründe sind ein erhöhter Working Capital Bedarf infolge des geplanten Umsatzwachstums, der Nachlauf aus im Jahr 2020 eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen sowie ein normalisiertes Investitionsniveau.
Aktuell (12.02.2021 / 08:02 Uhr) notieren die Aktien der Bilfinger SE im Frankfurter-Handel mit einem Plus von +0,24 EUR (+0,76 %) bei 31,76 EUR.
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