Der Aktienkurs der Gerry Weber International AG (ISIN: DE0003304101) gab heute nach Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das erste Halbjahr zeitweise um über 3 % nach.
Umbau kostet noch mehr als er einspart
Beim Gewinn verzeichnete der Modekonzern wegen der hohen Kosten für den Unternehmensumbau (FIT4GROWTH) einen Einbruch von 3 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum auf 1,7 Mio. EUR.
Beim Umsatz hielt sich der Rückgang von Anfang November bis Ende April mit 3,6 % auf 427,8 Mio. EUR in Grenzen. Dieser ist vor allem auf die Schließung von Filialen zurückzuführen. Auch beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) konnte das Minus mit 3 % auf 28,9 Mio. EUR eingegrenzt werden. Hier verzeichnet der Umbau durch die Reduzierung von Kosten erste Erfolge.
Skepsis über beibehaltende Prognose
An der Prognose für das Gesamtjahr hält das Unternehmen fest. Der Umsatzrückgang soll zwischen 2 und 4 % liegen. Das EBITDA soll nach 77,3 Mio. EUR im Vorjahr eine Höhe zwischen 60 bis 70 Mio. EUR erreichen.
Mehrere Analysten sind jedoch vom Gewinn enttäuscht und halten auch die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2016/2017 zu ambitioniert.
Unsere Einschätzung zur Aktie
Modeunternehmen wie Gerry Weber und Tom Tailor stehen besonders wegen des stark zunehmenden Onlinehandels seit längerem unter Druck. Das Online-Geschäft drückt die Preise und macht dadurch auch viele Filialen unrentabel. Die zu spät begonnenen Umstrukturierungen der unter Druck geratenen Unternehmen, werden den Rückgang des Geschäfts nur bedingt aufhalten können. Eine Erholung der Geschäftszahlen dürfte auch bei Gerry Weber nur kurzfristig sein. Zu gering scheint vor allem der Markenwert vieler betroffener Unternehmen zu sein, um im weiter zunehmenden Wettbewerb mit den großen Marken und immer neuen Labels bestehen zu können.
Von Mitte Februar bis Mitte April dieses Jahres erholte sich der Aktienkurs von Gerry Weber. Der Abwärtstrend der letzten Wochen weist jedoch auf die Skepsis gegenüber einer nachhaltigen Erholung des Unternehmens hin. Bei einer Verbesserung der Geschäftszahlen durch eine erfolgreiche Restrukturierung, die die Prognose des Unternehmens übertreffen, wäre eine kurzfristige Erholung im Bereich von 15 EUR durchaus möglich. Langfristig dürfte sich der ab 2014 eingesetzte Abwärtstrend jedoch in Richtung einstelliger Kurswerte fortsetzen.