Hohe politische Unsicherheit, verbunden mit mannigfachen Handelskonflikten sowie konjunkturellem Gegenwind, stellte die Salzgitter AG (ISIN: DE0006202005) im abgelaufenen Geschäftsjahr vor besondere Herausforderungen.
Im Jahresverlauf sukzessiv nachgebende Walzstahlerlöse bei temporär stark gestiegenen Eisenerzkosten, eine rückläufige Nachfrage und nach wie vor hohe Stahl-Importmengen in den EU-Markt belasteten vor allem die stahlerzeugenden und -verarbeitenden Gesellschaften. Darüber hinaus minderten -396,0 Mio. € Ergebnisbelastungen aus Sondereffekten (2018: -62,8 Mio. €) das Ergebnis vor Steuern (EBT; -253,3 Mio. €, 2018: +347,3 Mio. €). Das EBT ohne Sondereffekte beträgt 142,7 Mio. € und liegt damit im Rahmen der ursprünglichen Prognose (zwischen 125 Mio. € und 175 Mio. €) vom Februar 2019.
Der Außenumsatz des Konzerns reduzierte sich vor allem aufgrund gesunkener Walzstahlerlöse sowie niedrigerer Versandmengen auf 8.547,3 Mio. € (2018: 9.278,2 Mio. €). Im Ergebnis vor Steuern sind -62,3 Mio. € Restrukturierungsaufwendungen zur Implementierung des Strukturprogramms „FitStructure 2.0“ und -140,8 Mio. € Aufwand für die einvernehmliche Beendigung des Ermittlungsverfahrens zu mutmaßlichen Kartellabsprachen enthalten. Darüber hinaus umfasst das Resultat Impairments in Höhe von – 192,9 Mio. € in den Geschäftsbereichen Flachstahl, Grobblech / Profilstahl und Mannesmann sowie bei der Salzgitter Automotive Engineering GmbH & Co. KG, die das Konzernergebnis ab dem Geschäftsjahr 2020 in einer Größenordnung von etwa 30 Mio. € p.a. entlasten werden. Gegenläufig wirkten vor allem 99,5 Mio. € (2018: 44,0 Mio. €) Beitrag aus der nach der Equity-Methode bilanzierten Beteiligung an der Aurubis AG sowie der erfreuliche Gewinn des Geschäftsbereiches Technologie (32,7 Mio. €, 2018: 43,1 Mio. €). Aus -237,3 Mio. € Nachsteuerverlust (2018: +277,7 Mio. €) errechnen sich -4,46 € Ergebnis je Aktie (2018: 5,06 €) sowie -5,8 % Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE; 2018: 10,3 %). Mit 34,1 % Eigenkapitalquote (31.12.2018: 38,1 %) verfügt die Salzgitter AG auch nach Absenkung des Rechnungszinssatzes für Pensionsrückstellungen auf nur noch 1,4 % (31.12.2018 1,75 %) über eine gute Bilanzqualität. Vorstand und Aufsichtsrat der Salzgitter AG werden der Hauptversammlung am 28. Mai 2020 eine Dividende von 0,20 € je Aktie vorschlagen.
Vorstandsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann zum Geschäftsjahr 2019:
„Das unter dem Strich ausgewiesene Ergebnis des Geschäftsjahres 2019 war gewiss nicht erfreulich. Bereinigt um die negativen Einmaleffekte haben wir ein noch vorzeigbares operatives Resultat erwirtschaftet. Dabei bewies die strategische Entscheidung, ein Gleichgewicht zwischen den stahlnahen und stahlferneren Aktivitäten anzustreben, einmal mehr ihre Richtigkeit. Unser Unternehmen ist dank seiner nachhaltigen, konservativen Geschäftspolitik und breiten Diversifizierung der Kundenbranchen ein nach wie vor international wettbewerbsfähiger Konzern, der finanziell und bilanziell solide sowie technisch modern aufgestellt ist. Damit das so bleibt, werden wir die unbedingt erforderliche weitere Verbesserung unserer Strukturen und Prozesse konsequent fortsetzten. Ein für uns bestimmendes Thema der nächsten Jahre wird zudem der Transformationsprozess zu einer klimaneutralen Stahlindustrie sein. Mit SALCOS(R) – unserer Klimastrategie zur nachhaltigen Stahlproduktion – haben wir eine technisch zügig umsetzbare Lösung entwickelt. Nun ist es an der Politik die erforderlichen politischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass wir jetzt handeln müssen, wenn Wirtschaft und Gesellschaft die für 2050 gesetzten Klimaziele erreichen wollen.“
Ausblick
Die zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten dürften uns auch im laufenden Jahr erhalten bleiben. Mit dem Coronavirus ist ein weiterer Faktor hinzugekommen, dessen Auswirkungen heute noch nicht zuverlässig eingeschätzt werden können. Dennoch sehen wir, ausgehend vom gegenwärtig niedrigen Niveau seit Jahresbeginn Stabilisierungstendenzen auf dem europäischen Stahlmarkt, welche sich über den Jahresverlauf in steigenden Ergebnissen widerspiegeln sollten.
Vor diesem Hintergrund rechnen wir für das laufende Geschäftsjahr 2020 für den Salzgitter-Konzern mit:
- einem auf 9 Mrd. € gesteigerten Umsatz,
- einem etwa ausgeglichenen Vorsteuerresultat (EBT) sowie
- einer sichtbar über dem Vorjahreswert liegenden Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE).
Strategie „Salzgitter AG 2021“
Die im Herbst 2016 initiierte Konzernstrategie „Salzgitter AG 2021“ wird fortgeführt. Sie setzt die Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Konzerns. Ziel ist, das faktische Umsatz- und Wertschöpfungsportfolio des Konzerns mit profitablem Wachstum von einem Verhältnis zum Startzeitpunkt von rund 60 % Stahl zu 40 % Nicht-Stahl so zu entwickeln, dass sich beide Anteile in Richtung eines Gleichgewichtes annähern. Nach Umsetzung leistbarer Investitionen und FuE-Aufwendungen sollen so von 2017 bis 2023 jährlich mehr als 200 Mio. € additive Deckungsbeiträge aus organischem Wachstum generiert werden. Bis zum Ende des Geschäftsjahres 2019 erreichte der Deckungsbeitrag aus „Salzgitter AG 2021“ in Summe 85 Mio. €.
Die konsequente, fortlaufende Verbesserung unserer Strukturen und Prozesse setzen wir mit neuen Impulsen im Zuge des Optimierungsprogramms „FitStructure 2.0“ fort. Nach vollständiger Umsetzung wollen wir über 240 Mio. € p.a. Ergebnisverbesserungspotential generieren – bis dahin kommen etwa 60 Mio. € jedes Jahr hinzu.
Aktuell (16.03.2020 / 08:03 Uhr) notieren die Aktien der Salzgitter AG im Frankfurter-Handel mit einem Minus von -1,57 EUR (-16,14%) bei 8,18 EUR.