Weiter ging es im Mai mit der Westfalen Gruppe und RWE: Sie bauen deutsche H2-Infrastruktur – rund 70 Tankstellen bis 2030. Nummer 1 entsteht in Lingen. Grüner Wasserstoff kommt von RWE. Und im Rahmen der Präsentation der sehr guten vorläufigen Ergebnisse des ersten Halbjahres, die sogar eine Prognoseerhöhung erforderlich machten, äusserte sich Michael Müller, Finanzvorstand RWE AG unmissverständlich: „(…)Wir werden weiter massiv in die Energiewende investieren und wollen gleichzeitig unsere Aktionäre am Erfolg unseres Unternehmens beteiligen. Wir bestätigen unser Dividendenziel von 1,00 € je Aktie für das Geschäftsjahr 2023.“
Jetzt geben sogar die deutschen Behörden Gas – RWE, Linde, ITM Power bekommen Rückenwind.
Das Wasserstoffprojekt GET H2 Nukleus hat eine wichtige Hürde genommen: Das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg hat der Betreibergesellschaft „Nukleus Green H2“, einem Tochterunternehmen der RWE, die Errichtung und den Betrieb der ersten beiden 100-Megawatt (MW)-Elektrolyseure auf dem Gelände des RWE Erdgaskraftwerks Emsland in Lingen genehmigt. Die genehmigte 200-MW-Anlage soll jährlich bis zu 35.000 Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen.Bemerkenswert: Die Elektrolyse-Anlage in Lingen ist die erste genehmigte Produktionsstätte dieser Größe in Deutschland.
Sieben Monate – neues Deutschlandtempo. Für ITM Power potentieller Umsatzschub? 100 MW Reservierung aus Deutschland steht noch im Raum.
Sopna Sury, COO Hydrogen bei der RWE Generation SE:„Die Genehmigung ist das Ergebnis konstruktiver und intensiver Arbeit, nicht zuletzt bei den beteiligten Behörden, die erstmals eine Anlage dieser Größe zu prüfen hatten. Sieben Monate vom vollständigen Antrag bis zur Genehmigung sind ein Referenzwert, der optimistisch stimmt für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland.“ Eine Genehmigung auf Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ist in Deutschland Voraussetzung für die Umsetzung und den Betrieb von solchen Großanlagen. Alle relevanten Auswirkungen, wie z. B. Emissionen, werden dabei geprüft. Die jetzt vorliegende 78 Seiten umfassende Genehmigung legt detailliert fest, welche technischen, organisatorischen und umweltbezogenen Auflagen bei Bau und Betrieb zu erfüllen sind.
RWE Linde ITM Power – Trio, was noch einiges gemeinsam „machen könnte“. Lingen allein 2 GW?
Der Standort Lingen spielt eine Schlüsselrolle in RWEs Wasserstoffstrategie: Dort plant das Unternehmen, im Rahmen von GET H2 bis 2027 in 100-Megawatt-Schritten Wasserstoff-Erzeugungskapazitäten von 300 Megawatt zu schaffen. Ende 2023 nimmt RWE in Lingen bereits eine 14-Megawatt-Pilotanlage in Betrieb.Damit will RWe Betriebserfahrungen mit zwei Elektrolyse-Technologien (PEM und Druck-Alkali), die für künftige Wasserstoffprojekte infrage kommen, sammeln. Und allein in Lingen sprach RWE bereits 2022 von einer möglichen Kapazität von 2 GW in der Zukunft – auch wenn erstmal „nur“ 214 MW fest beauftragt, respektive im Bau sind.
GET H2 Nukleus zählt zu den Wasserstoff-Großprojekten, die im Mai 2021 von Bund und Ländern für eine Förderung im Rahmen des „Programms für wichtige Projekte von übergreifendem europäischem Interesse“ (IPCEI) nominiert wurden. Eine verbindliche Förderzusage steht nach wie vor aus. Im Januar hatte die Betreibergesellschaft die Bestellung der ersten zwei 100-Megawatt-Elektrolyseure dennoch ausgelöst, um sicherzustellen, dass im Falle der beihilferechtlichen Genehmigung die geplanten Inbetriebnahme-Termine weiterhin erreichbar sind.
Fazit. Die RWE AG will „an erster Front“ die Entwicklung zur Wasserstoffwirtschaft begleiten. Natürlich so lange „geförderte Startinvestitionen“ und „passende Rahmenbedingungen“ vorliegen. Und wird die RWE Aktie – Wasserstoffwert? Ja, wenn die geplanten oder gestarteten Projekte im angekündigten Umfang umgesetzt werden sollten. Und die Aktie ist aufgrund der „machbaren MarketCap“ für andere Versorger als Übernahmeziel interessant geworden. Gerüchte über Iberdrola, die an RWE interessiert sein sollen, sind noch sehr diffus, zeigen aber die Dynamik in diesem Segment. Alles ist möglich – auch wenn möglicherweise manche Übernahmen politisch nicht gewollt sein sollten…
Und Linde als „Haus- und Hofpartner“ bei solchen Projekten/Ausbaumassnahmen sollte mit seiner Beteiligung ITM Power ein grosses Stück der erst langsam in Fahrt kommenden Grossaufträge in die Bücher bekommen. ITM Power könnte hierbei verhältnismässig die grössten Unternehmens-Impulse erhalten. Spannende Zeiten.