Pyramid – Interview: „Wir wollen gegen den Markttrend profitabel wachsen“

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Positive News aus dem Hause Pyramid AG (ISIN: DE000A254W52): Die 100-prozentige Tochter faytech AG entwickelt gemeinsam mit der Lufthansa-Technik-Tochter Avionic Design GmbH innovative Touchscreen-Displays für die Luftfahrt.
Positive News aus dem Hause Pyramid AG (ISIN: DE000A254W52): Die 100-prozentige Tochter faytech AG entwickelt gemeinsam mit der Lufthansa-Technik-Tochter Avionic Design GmbH innovative Touchscreen-Displays für die Luftfahrt. „In Flugzeugen gibt es immer mehr Bedarf an Displays – das ist für uns als Hersteller mit einem großen technologischen Know-how und einer hohen Fertigungstiefe eine Riesenchance“, erläutert Pyramid-Vorstand Arne Weber im Exklusivinterview. Das Nebenwerte-Magazin sprach mit Weber und seinem Vorstandskollegen Andreas Empl zudem über künstliche Intelligenz, den Wegfall eines US-Kunden, die Umstellung auf IFRS und die jüngsten Insiderkäufe. Die Fortsetzung der Buy-and-Build-Strategie steht ebenso auf der Agenda.

Herr Weber, eisige Kälte, hitzige Temperaturen und extreme Luftfeuchtigkeit, die Lufthansa-Tochter Avionic Design hat Ihre Displays auf Herz und Nieren geprüft und die Produkte haben allen Anforderungen Stand gehalten. Jetzt sind Sie Entwicklungs-Partner für Hightech-(Touch-)Displaylösungen für digitalisierte Flugzeugkabinen. Heben Ihre Displays bald in jedem Lufthansa-Airbus ab?

Arne Weber: Das ist natürlich langfristig unser Ziel – wobei es nicht nur um Airbus oder Lufthansa geht, sondern global um alle Flugzeuge und Fluglinien. Die Lufthansa-Tochter Avionic Design entwickelt nicht nur für Airbus oder Lufthansa die Displays, sondern ist ein globaler Avionik-Dienstleister. In Flugzeugen gibt es immer mehr Bedarf an Displays – das ist für uns als Hersteller mit einem großen technologischen Know-how und einer hohen Fertigungstiefe eine Riesenchance, ebenso für unsere Partner, die von unserem Wissen profitieren. Entsprechend freuen wir uns auf die Zusammenarbeit und die vielen interessanten Projekte, die vor uns liegen.

Welche Vorteile haben Ihre Displays gegenüber dem Wettbewerb?

Arne Weber: Jeder einzelne Fertigungsschritt wird in unseren eigenen Fabriken durchgeführt. Damit haben wir nicht nur einen Preis-, sondern auch einen Know-how-Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb. Dies hilft gerade bei Displays mit extremen Ansprüchen. Um bei Extremtemperaturen von bis zu -55 °C zu bestehen, muss nicht nur das Material sehr genau ausgewählt werden, auch die verwendeten Kleber müssen auf diesen speziellen Anwendungsfall abgestimmt werden, selbst die Spaltmaße und die Dicke der Klebeschichten sind extrem wichtig, weil Materialien sehr unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten haben. Das muss perfekt aufeinander abgestimmt werden. Da hilft es, dass wir ein eingespieltes Team haben, das schon lange erfolgreich miteinander zusammenarbeitet, entwickelt und lernt.

Der US-Großkunde ButterflyMX steht hingegen vor dem Absprung. Was ist der Hintergrund?

Arne Weber: Ich bin sehr stolz auf das, was wir zusammen mit ButterflyMX geschafft haben. Mit uns und auf Basis unserer für ButterflyMX entwickelten Intercom-Hardware ist ButterflyMX zum führenden Anbieter für Gebäude-Access-Systeme geworden und hat Venture Capital in Höhe von über 100 Mio. US-Dollar eingeworben. Mehr als 10.000 unserer Geräte sind installiert und es gibt kaum eine Straße in New York, in der man nicht von faytech produzierte Outdoor-Intercoms sieht. Gerne verweise ich dabei auf das Youtube-Video von ButterflyMX-Gründer Cyrus Claffey und mir aus dem Jahr 2016.

Auf der anderen Seite ist in der Zusammenarbeit aber auch etwas schiefgelaufen, oder?

Arne Weber: Beide Firmen sind extrem schnell und dynamisch gewachsen – und natürlich haben wir eine enorme Lernkurve durchgemacht. Mit dem Wachstum hat ButterflyMX ein neues Management eingeführt und während der Zeit der Covid-Pandemie, in der persönliche Treffen nicht möglich waren, konnten wir die notwendige Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, was bei einem derartigen Projekt nötig ist, zum neuen Management nicht herstellen. Das neue Management hat auf „alte Vertraute“ aus ihrem Business-Kreis zurückgegriffen und so haben wir den Kunden verloren.

Wie wollen Sie diesen Wegfall kompensieren?

Arne Weber: Das war für uns ein kurzfristiger Rückschlag, den wir aber nun akzeptieren müssen. Wir nutzen das gewonnene Know-how bereits für andere Projekte und diskutieren aktiv neue Partnerschaften in diesem Bereich. Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Lücke mittelfristig nicht nur schließen, sondern überkompensieren können.

Herr Empl, weil Kundenbestellungen für das zweite Halbjahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind und es Projektverschiebungen ins Jahr 2024 gibt, rechnen Sie nach der im Juli erfolgten Prognoseanpassung für das laufende Geschäftsjahr mit einem Umsatz von rund 80 Mio. Euro und einem EBITDA in einer Bandbreite von 4,0 Mio. bis 5,0 Mio. Euro. Was bedeutet das Jahr 2023 für die Pyramid AG?

Andreas Empl: Das Jahr 2023 war geprägt vom schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sowie dem bereits angesprochenen Verlust des Kernkunden bei unserem amerikanischen Joint-Venture. So mussten wir die Organisation in den USA neu aufstellen und die Betriebs- und Personalkosten den neuen Umsatzzahlen anpassen. Dies ist uns sehr schnell gelungen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die deutlichen Fortschritte bei der Integration der Ende 2021 übernommenen faytech AG in die Pyramid Gruppe. Durch die engere Verzahnung der beiden 100-prozentigen Töchter Pyramid Computer GmbH und faytech konnten wir zusätzliche Synergien generieren.

Welche Perspektiven sehen Sie für 2024?

Arne Weber: Zunächst – das derzeitige Marktumfeld begünstigt ein Wachstum aktuell natürlich nicht. Viele Kunden klagen über eine zurückgehende Nachfrage und volle Lagerbestände. Dazu gibt es nach wie vor einen großen Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite sind wir in einer Branche aktiv, die in solchen Situationen hilft – Automatisierung. Entsprechend wollen wir auch gegen den Markttrend wachsen – weil wir Lösungen entwickeln, die unseren Kunden Wettbewerbsvorteile verschaffen. Sei es in der Industrie durch unsere modularen Human Machine Interface (HMI)-Lösungen, sei es für die öffentliche Verwaltung für die effizientere Informationsbereitstellung, sei es für den Point of Sale durch unsere Self-Check-in/Check-out-Lösungen oder in unserem Industrie-PC- und Server-Bereich Akhet, in dem wir jetzt Künstliche Intelligenz-Server und -PCs produzieren, um auch komplizierte Geschäftsprozesse und Fertigungen zu automatisieren.

Unser Produktportfolio ist gefüllt mit innovativen Lösungen und wir werden in den nächsten Monaten noch einige weitere spannende Produkte lancieren, bei denen wir in den nächsten Jahren eine große Nachfrage erwarten. Entsprechend sind wir optimistisch, dass wir nächstes Jahr gegen den Markttrend profitabel wachsen werden.

Sie haben angekündigt, die Rechnungslegung im kommenden Jahr auf IFRS umzustellen. Welche Vorteile erwarten Sie sich dadurch?

Andreas Empl: Nach derzeitiger Planung werden wir für 2024 erstmals pro-forma IFRS-Geschäftszahlen bekannt geben und für das Geschäftsjahr 2025 einen vollständigen IFRS-Abschluss veröffentlichen. Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Mit der Umstellung auf den internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS wird die Aussagekraft des Jahresabschlusses der Pyramid AG entscheidend verbessert. Im Gegensatz zur HGB-Bilanzierung müssen wir bei IFRS den Goodwill unserer Beteiligungen nicht automatisch linear abschreiben. Entsprechend wird das IFRS-Konzernergebnis dadurch optisch nicht belastet. Mit der IFRS-Umstellung professionalisieren wir nicht nur die Pyramid Gruppe weiter, sondern werden gleichzeitig auch für internationale Investoren interessanter.    

Die Prognoseanpassung ging nicht spurlos am Kurs vorbei. Herr Weber, das Management hält rund 12 Prozent an der Gesellschaft. Wie sehr schmerzt Sie der Kursverlust der vergangenen Wochen?

Arne Weber: Natürlich ist das schmerzhaft, der Großteil des Kaufpreises der faytech AG wurde ja in Aktien der Pyramid AG bezahlt. Vor der Transaktion konnte ich mir Kurse auf dem aktuellen Niveau auch gar nicht vorstellen. Am Tag der Veröffentlichung der Übernahme habe ich bei 3,24 Euro für meine Kinder Pyramid-Aktien gekauft – weil ich mir sicher war, dass das für die nächsten Jahre das beste Aktieninvestment sein wird. Viel mehr ärgert es mich aber für die Freunde und Bekannten, die ebenfalls auf diesem Kursniveau Pyramid-Aktien gekauft haben und die vielen Mitarbeiter der faytech AG, die Aktien besitzen. Das ist entsprechend meine Motivation und mein Ansporn – dass sich dieser Zustand schnellstmöglich ändert. Und daran arbeiten wir konzentriert jeden Tag.

Ihre Frau Fan Yang, Mitgründerin der faytech AG, hat Anfang September Aktien der Pyramid AG gekauft. Warum ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um bei Pyramid einzusteigen?

Arne Weber: Meine Familie ist ja bereits einer der Kernaktionäre der Pyramid AG und eigentlich bin ich ein Freund von Risiko-Verteilung und -Minimierung. Aber wir wollten ein Zeichen setzen und damit öffentlich bekannt geben, dass wir an das Unternehmen und dessen positive Zukunft glauben und Vertrauen haben. Aufgrund unserer diesjährigen Prognosekorrektur möchte ich heute noch zurückhaltend mit konkreten Ankündigungen sein. Aber in meinen Augen ist die Pyramid AG eine Riesenchance mit großen Wachstumsmöglichkeiten. Wir sind global perfekt positioniert und in unseren Branchen entweder führend oder technologisch in der Spitzengruppe. Wir als Management müssen diese Chancen jetzt richtig nutzen und umsetzen. Daran werden wir ja auch gemessen und daran möchten wir uns auch messen lassen.

Ihre Wachstumsziele sind ambitioniert. Für die kommenden Jahre haben Sie eine Fortsetzung der Buy-and-Build-Strategie angekündigt. Genügt Ihre aktuelle Kapitalausstattung, um weitere Zukäufe zu tätigen?

Andreas Empl: Kurzum: Ja. Wir werden schon bald eine Prognose für 2024 und weitere Targets sowie Wachstumsmärkte vorstellen. Trotz diverser Herausforderungen werden wir auf unserem Weg weiter voranschreiten. Im Zusammenspiel mit der konsequenten Umsetzung unserer Buy-and-Build-Strategie sehe ich gute Chancen, unsere ambitionierten Expansionsziele zu realisieren.  

Herr Empl, Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch.

Andreas Empl Chief Financial Officer und Vorstandssprecher 2017 berief der Aufsichtsrat Andreas Empl in den Vorstand der heutigen PYRAMID AG. Als CFO verantwortet Andreas Empl bei der PYRAMID AG die Bereiche Strategie M&A, Finanzen und Investor Relations. Andreas Empl verfügt über langjährige Kapitalmarkterfahrung durch zahlreiche Vorstands- und Aufsichtsratsmandate bei börsennotierten Unternehmen in den vergangenen Jahren. Darüber hinaus war Andreas Empl einer der ersten Investor Relations Manager in Deutschland und hat mit seiner eigenen Corporate Finance und Private Equity Agentur Unternehmen aktiv an der Börse begleitet. Andreas Empl  Chief Financial Officer und Vorstandssprecher der PYRAMID AG

2017 berief der Aufsichtsrat Andreas Empl in den Vorstand der heutigen PYRAMID AG. Als CFO verantwortet Andreas Empl bei der PYRAMID AG die Bereiche Strategie M&A, Finanzen und Investor Relations. Andreas Empl verfügt über langjährige Kapitalmarkterfahrung durch zahlreiche Vorstands- und Aufsichtsratsmandate bei börsennotierten Unternehmen in den vergangenen Jahren. Darüber hinaus war Andreas Empl einer der ersten Investor Relations Manager in Deutschland und hat mit seiner eigenen Corporate Finance und Private Equity Agentur Unternehmen aktiv an der Börse begleitet.

Arne Weber Chief Technical Officer Im Zuge der Übernahme der faytech AG durch die PYRAMID AG Ende 2021 wurde Arne Weber 2022 zum CTO ernannt. In dieser Funktion verantwortet Arne Weber bei der PYRAMID AG die Bereiche Business Development, Geschäftsentwicklung sowie Strategie Asia Pacific/USA und Key Account. Arne Weber ist seit Abschluss seines Studiums an der Berufsakademie 2001 unternehmerisch tätig und gründete 2008 die faytech AG. Seither hat er das Unternehmen zu einer global agierenden Gruppe mit Tochtergesellschaften und Joint Ventures in China, Amerika, Japan, Indien und Korea ausgebaut. Arne Weber | Chief Technical Officer der PYRAMID AG

Im Zuge der Übernahme der faytech AG durch die PYRAMID AG Ende 2021 wurde Arne Weber 2022 zum CTO ernannt. In dieser Funktion verantwortet Arne Weber bei der PYRAMID AG die Bereiche Business Development, Geschäftsentwicklung sowie Strategie Asia Pacific/USA und Key Account. Arne Weber ist seit Abschluss seines Studiums an der Berufsakademie 2001 unternehmerisch tätig und gründete 2008 die faytech AG. Seither hat er das Unternehmen zu einer global agierenden Gruppe mit Tochtergesellschaften und Joint Ventures in China, Amerika, Japan, Indien und Korea ausgebaut.

Über die Pyramid AG

Die Pyramid AG, ein internationaler Hardwarelösungs- und Standardanbieter für Automatisierung und Digitalisierung, insbesondere im Bereich P.O.S., ist seit Oktober 2006 an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet und seit März 2017 in das Scale-Segment einbezogen (Börsenkürzel: M3BK, ISIN: DE000A254W52). Die 100-prozentige Tochtergesellschaft Pyramid Computer GmbH gilt als Pionier für den digitalen Marktplatz. Das süddeutsche Unternehmen ist ein führender Entwickler und Hersteller von IT-Lösungen, u. a. für den Einzelhandel sowie den Finanz- und Industriesektor. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft faytech AG ist einer der führenden Hersteller von Touchscreen-Geräten für P.O.S. (Point-of-Sale und Point-of-Service) – Anwendungen mit weltweiten Produktionskapazitäten, vor allem in Shenzhen, China und am zweiten Produktionsstandort in Suining, China. Darüber hinaus hält die Pyramid AG eine maßgebliche Beteiligung an der Securize IT Solutions AG. Unter www.pyramid-ag.com erhalten interessierte Anleger weitere Informationen zur Pyramid AG.

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