Einen echten Showdown beim Bieter-Krimi um das Balda-Geschäft ereignete sich auf der außerordentlichen Hauptversammlung (HV) der Balda AG (ISIN: DE0005215107).
Nachdem die Heitkamp & Thumann Gruppe (H&T) aus Düsseldorf im Vorfeld den ursprünglichen Bieter Paragon aus München mit ihrem Angebot ausgestochen hatte, machte am Ende die italienische Unternehmensgruppe Stevanato das Rennen.
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H&T verliert Schlagabtausch auf der HV
Am 30. Oktober gab H&T seinerzeit ein Kaufangebot in Höhe von 74 Mio. EUR ab, was den bis dahin bevorzugten Bieter Paragon dazu veranlasste, das Handtuch in den Ring zu werfen. Immerhin, der Ausstieg wird den Münchenern mit einer Abfindung in Höhe von 1,4 Mio. EUR versüßt.
Der Deal sah für H&T schon wie in trocknen Tüchern gewickelt aus. Doch kurz vor der anberaumten ordentlichen HV am 30.November/1.Dezember meldete Balda, dass mit Stevanato ein weiterer Bieter auf den Plan getreten ist. Stevanato wäre bereit, 80 Mio. EUR für das Balda-Geschäft zu zahlen, hieß es in der Meldung. Ein verbindliches Angebot lag aber bis zur HV allerdings noch nicht vor, so dass die Aktionäre zunächst wie geplant über die Annahme des Angebots von H&T abstimmten. Die Zustimmung fiel mit 97,4% deutlich aus. Balda nahm das Angebot von H&T aber wegen des angekündigten Angebots von Stevanato noch nicht an.
Am 14.Dezember, dem Fristende für die Einreichung des möglichen Stevanato-Angebots, legten die Italiener dann tatsächlich ein verbindliches Angebot in Höhe von 80 Mio. EUR auf den Tisch. Nach Prüfung durch den Vorstand und den Aufsichtsrat von Balda wurde dieses schließlich als vorzugswürdig erachtet. Daher berief der Vorstand eine außerordentliche HV für den 29.Januar 2016 ein, um über das Stevanato-Angebot abstimmen zu lassen.
Am letzten Freitag, dem Tag der HV, kam es dann während der Versammlung zu einem finalen Showdown zwischen den Bieter-Parteien.
Zunächst erhöhte H&T während der Begrüßungsrede des Versammlungsleiters und Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas van Aubel sein Angebot auf 90 Mio. EUR. Zudem verringerte man die Haftungshöchstgrenze für Balda auf 5,4 Mio. EUR. Daraufhin sprachen der Vorstand und der Aufsichtsrat nach Prüfung die Empfehlung zunächst wieder für das verbesserte Angebot von H&T aus.
Wer aber glaubte, damit sei die Angelegenheit erledigt gewesen, hatte sich geirrt. Denn am Mittag zog Stevanato noch einmal nach: 95 Mio. EUR und eine Haftungsreduzierung auf 5,4 Mio. EUR bot die italienische Unternehmensgruppe. Ein Angebot, das von H&T dann nicht mehr überboten werden sollte. Im Weiteren stimmte die HV dann für die Annahme des Stevanato-Angebots mit großer Mehrheit zu.
Letztendlich bescherte der ausgebrochene Bieterwettstreit der Balda AG einen deutlich erhöhten Verkaufspreis. Im September hatte Paragon mit dem ersten Angebot gerade einmal ca. 66,7 Mio. EUR geboten. Der endgültige Verkauf zu 95 Mio. EUR liegt somit mehr als +42% über dem ersten Angebot aus September.
Aktionäre erhalten demnächst Zahlung aus Aktienherabsetzung
Neben der Zustimmung, den Unternehmensnamen in Clere AG zu ändern und sich auf den Unternehmensgegenstand „Beteiligungen und Investments“ auszurichten, beschloss die HV zudem die Reduzierung des Eigenkapitals durch eine Aktienherabsetzung im Verhältnis 10:1. So sollen Anteilseigner der Balda AG direkt durch den Verkauf des operativen Geschäfts profitieren.
Für jeweils zehn Aktien verbleibt nach Abschluss des Prozederes eine Aktie im Depot. Der Anteil am Unternehmen ändert sich durch die Aktienzusammenlegung für die Aktionäre nicht. Allerdings wird die Auszahlung des frei gewordenen Grundkapitals an die Aktionäre wegen des Gläubigerschutzes frühestens sechs Monate nach Bekanntmachung der Kapitalherabsetzung in das Handelsregister erfolgen können. Theoretisch könnte es auch noch zu weiteren Verzögerungen kommen, so z.B. durch etwaige Aktionärsklagen.
Anleger, welche die Auszahlung erhalten wollen, müssen die Aktien von Balda jedenfalls mindestens bis zum Vorabend des noch nicht bekannten Auszahlungstages halten (Quelle: Punkt 33 FAQs Balda AG Hauptversammlung).
Die Aktie notiert zum Mittag bei rund 2,42 EUR und liegt damit -2,42% unter dem Schlusskurs von Freitag. Damit liegt der Kurs -1,63% unter dem Eröffnungskurs vom 1. Dezember (Ex-Dividende). Bei der HV Ende November/Anfang Dezember wurde eine Dividende von 1,10 EUR je Aktie beschlossen.