27.08.2021 – Während die Steinhoff International Holdings NV (ISIN: NL0011375019) durch die beiden Schutzschirmverfahren (03.09 resp. 606.09. entscheidende Gläubiger-Versammlungen) versucht das – noch? – alles beherrschende Problem der Rechtsstreitigkeiten im Laufe dieses Jahres abschliessend und „gerade noch tragbar“ zu lösen, könnte und soll danach/parallel die extrem hochverzinste und die Assets übersteigende Verschuldung angepackt werden. Basis für Lösungen dieser existentiellen Probleme sind operativ „laufende“ Geschäfte/Töchter.
Pepco, Pepkor, LIPO, Greenlit Brands und Mattres Inc. (als beteiligung verbucht) wachsen weiterhin kräftig. Und machen weiter Gewinne
Nach den bereits hoffnungsvoll stimmenden Halbjahreszahlen des Konzerns zum 31.03.2021, die eindrucksvolle Turn-around-Stories ehemals schwächelnder Töchter zeigten, sieht es jetzt nach dem dritten Quratal zum 30.06.2021 operativ wieder gut aus: Der Konzern verzeichnete einen Umsatzanstieg aus fortgeführten Aktivitäten um 15 % auf 6. 811 Mio EUR für der Berichtsperiode (Vorjahresperiode: 5. 907 Mio EUR). Darüber hinaus erreichte die nicht konsolidierte Mattres Inc. 29% Umsatzsteigerung (+41% in USD). Wobei natürlich im Vorjahr die Lockdownmassnahmen weltweit das Geschäft wesentlich schwächten.
Eine Empfehlung für die entscheidenden Tage, die vor Steinhoff liegen: Am 03.09.2021 entscheiden die Gläubiger in den Niederlanden und am 6.09.2021 in Südafrika. Danach könnte eine neue Zeitrechnung für den Konzern beginnen. „The Committee of Representatives is scheduled to vote on the Dutch SoP process on 3 September 2021, and the virtual section 155 creditors meetings in South Africa will be held on 6 September 2021.„
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Zum 30.06.2021 sieht es nicht so schlecht für einen von Lockdowns betroffenen Retailhändler mit stationären Geschäften aus
Aktuell besteht der Steinhoff-Konzern „noch“ aus folgenden Teilen: 50% Mattres Inc. (Optionsprogramme für das Management könnten diese unter 50% reduzieren), 68% an der börsennotierten Pepkor Group, 79 % an der börsennotierten Pepco Group, 100% der LIPO und 100 % der Greenlit Brands. So weit die fortzuführenden Einheiten. Veränderungen in den nächsten Monaten könnten in der Beteiligungshöhe an Pepkor (Aktien könnten Teil des Vergleichs sein, mind. 50% sollen bei Steinhoff bleiben), Pepco (möglicherweise Verwässerung durch Kapitalerhöhung oder Teilverkauf), Börsengang der Fantastic Furniture – Tochter derGreenlit Brands kommen.
Grundsätzliches
Im Rahmen des seit Einstieg des derzeitigen Führungsteams unter der Leitung von Louis Du Preez (seit 12/2017 als Managing Director, später in anderen Funktionen, seit2/2019 als CEO bei Steinhoff) und von Theodore De Klerk (seit 02/2018 als Managing Director, später in anderen Funktionen, seit 09/2019 als CFO bei Steinhoff) kommunizierten Plans, sieht man sich weiterhin auf gutem Weg.
- Schritt: Umschuldung bis zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Konzerns durchgeführt mit Fristigkeiten bis 2021/2022 inclusive Verlängerunsgoptionen – bereits erreicht bis Ende 2019. Die kurzen Fristigkeiten dienen dazu nach einer Klärung derr Rechtsstreitigkeiten wesentlcih günstigere Refinanzierungen vereinbaren zu können, um die erdrückende Zinslast von rund 10% zu senken. Das geht aber nur ohne die Drohung einer Insolvenz aufgrund drohender Schadensersatzklagen über ein Vielfaches der Assets.
- Schritt: Lösung der auf verschiedenen Einheiten/Ebenen des Konzerns vorliegenden Rechtsstreitigkeiten und Schadensersatzforderungen. Aufgrund der vorgefundenen teilweise chaotischen Verhältnisse DIE wesentliche Aufgabe. Und deren Lösung für möglichst alle „Unsicherheiten“ und drohenden Forderungen könnte die Lösung der extrem hohen Verschuldung in einem dritten Schritt ermöglichen. Erst danach könnte der Steinhoff-Konzern „eine Zukunft“ haben. Die Vorarbeiten zur Lösung wurden im Geschäftsjahr 2019/20 offensichtlich erbracht, so dass jetzt Schritt fürSschritt sich das „Ganze“ der Entscheidung auf den Gläubigerversammlungen am 03.09. und 06.09. nähert. Im Quartal erhöhte die Gesellschaft ihr Vergleichsangeot zweimal um insgesamt 457 Mio EUR und konnte so auch den letzten grossen Widersacher, die Hamilton Zweckgesellschaften, überzeugen.
- Schritt: Reduktion der immensen Konzernschulden(Stand 31.03.2021 über alle Entities: 11,18 Mrd. EUR, allein auf Holdingebene 10,4 Mrd EUR mit extrem Zinssätzen) auf ein tragbares Niveau. Und genauso wichtig: Neuverhandlung der Konditionen, sobald die existenzbedrohende Schadensersatzdrohung „erledigt werden konnte“ und so ein wesentlicher Teil des Zins-Risiko-Aufschlags entfallen könnte. HIER BETONT STEINHOFF, das wesentlcihe Schritte nach Klärung der Schadensersatzfragen möglich und auch notwendig sind.
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Insbesondere mehr als eine Milliarde EUR Zinskosten jährlich (Stand 31.03.2021 insgesamt für das Halbjahr 597 Mio EUR, etwas weniger als im Vorjahr mit 599 Mio EUR) pro Jahr sind auf Dauer nicht tragbar für einen Konzern mit der Grösse Steinhoffs. Im vorliegenden Quartalsüberblick zum 30.06.2021 werden zur Schuldenentwicklung keine Angaben gemacht. Man kann aber davon ausgehen, das – wie angekündigt – ein Teil der Pepco-Listings-Erlöse zur Schuldentilgung verwendet worden ist. ZUFLUSS waren rund 900 Mio EUR – selbst wenn davon der gesamte Erhöhungsbetrag des Vergleichsvorschlags entnommen worden wäre, hätte man knapp 500 Mio EUR dafür verwenden können.Insbesodnere stiegen die Konzernschulden des Steinhoff Konzerns in dieser Berichtsperiode, weil die Zinsen höher waren, als die Summe der Tilgungszahlungen/Zinszahlungen des Konzerns in der Periode zum 31.03.2021. Im nächsten Quartal solte allein der Erlös aus dem Pepco Listing zu einer Reduktion der Schulden und so auch Zinsen führen:
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Operative Entwicklung zum 30.06.2021
Und der 6,811 Mrd EUR gestiegene Konzernumsatz in den ersten Neun-Monaten des Geschäftsjahres für die fortzuführenden Einheiten (Greenlit, LIPO, Pepco, Pepkor – Mattres wird trotz Fortführung nicht berücksichtigt, at the money gehalten) überschritt wesentlich das Vorjahresniveau – trotz Corona-Einflüssen, lässt für das gesamte Geschäftsjahr bis zum 30.09.2021 einiges an Steigerungspotential offen:
Zwar wird der Konzern wohl weiterhin Miese machen – allein begründet in der erdrückenden Zinslast. Aber mittlerweile machen wohl alle fortzuführenden Units – inclusive der aus dem Chapter-11 wiederauferstandenen Mattres Inc. -operativ steignede Gewinne. Wer hätte das vor einem Jahr noch gedacht? Und auch die zum Verkauf stehenden Einheiten, insbesondere Conforama Spanien und Italien, Immobilien in Europa und Südafrika und ein Baustoffhändler machen zumindest keine nennenswerten Verluste. Und könnten sogar noch positive Erlöse bei Abgabe erbringen.
Die Bilanzierung auf EUR-Basis reduziert die Zuwachsraten der Töchter Pepkor (von 14% auf 12 %) , Pepco (von 19% auf 16%), LIPO (von 18 % auf 16 %) und Mattres Inc, (von 41% auf 29 %). Gegenteiliger Effekt „down under“ – hier erhöht sich die Wachstumsrate auf Eurobasis von 22% auf 28 %.
Sieht überall bei den Töchtern gut aus – im Einzelnen
Während die Pepkor Africa als börsennotierte Gesellschaft schon ausfühlich im Juli die Zahlen veröffentlichte, und die Pepco Group als Börsengesellschaft berichtete ebenfalls bereits im Juli über die Quartalszahlen , betrachten wir die nicht publizierenden australischen, sonstigen und amerikanischen Aktivitäten genauer aufgrund der Angaben im Quartalsbericht.
Greenlit Brands – TURN AROUND bestätigt!
Greenlit Brands zeigte auch im dritten Quartal eine starke Entwicklung. Der Umsatz stieg in den neun Monaten um 28% (+22% währungsbereinigt) für das Portfolio von Greenlit Brands. Umsatztreiber in der Vorperiode profitierte man an beispiellosen COVID-19 – Subventionen. Alle Handelsmarken verzeichneten starke Umsätze mit einem positiven flächenbereinigten Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr. Der Online-Handel im Jahresverlauf für die Greenlit Brands-Gruppe, der teilweise durch COVID-19-bedingte Sperren Ende 2020 angetrieben wurde, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 6 %, Und lieferte so weiterhin rund 16 % des Bruttoumsatzes.
Nach den Desinvestments „down under“ – die insbesondere ertragsschwache Einheiten betrafen – verbleibt eine schlagkräftige Gruppe mit den Handelsmarken: „Snooze“, „Fantastic Furniture“, „freedom“, „plush“ und „original mattres factory“.
Mattres Inc. – wie Phönix aus der Asche!
Und hier ist man definitiv durch das abgeschlossene Chapter eleven Verfahren gestärkt hervorgegangen: Der Umsatz im Neunmonatszeitraum stieg um 29 % auf 2 631 Mio EUR. Währungsbereinigt betrug der Anstieg 41 %,und beindrucknd der Umsatzanstieg auf vergleichbarer Fläche („LFL“)um 46,2 %. Der E-Commerce-Umsatz stieg im Jahresvergleich um 24,5% und trug 7,1% des Gesamtumsatzes im Berichtszeitraum bei. Die Umsatzdynamik seit dem Ende des Lockdowns im Jahr 2020 hat sich weiter fortgesetzt und die daraus resultierende Liquiditätsposition bei Mattres Inc. bleibt stark.
Und wenn man sich anschaut, dass Mattres in der Bilanz zum 30.09.2020 einen Gewinn von 97 Mio EUR nach IFRS und sogar 146 Mio EUR nach US-GAAP ausweisen konnte – bei einem Jahresumsatz von 2,976 Mrd EUR – sollte die Umsatzsteigerung grösstenteils auch auf den Gewinn „durchschlagen“. Schönes Ergebnis.
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LIPO weiter auf Erfolgskurs
LIPO, das Schweizer Möbelhaus schaffte eine perfekte Neupositionierung am Schweizer Markt: LIPO verzeichnete eine Umsatzsteigerung von 16% auf 144 Mio. EUR (Vorjahresperiode 124 Mio EUR). Im Jahr 2020 hat LIPO sein Filialnetz auf 23 Filialen in der Schweiz erweitert. Der E-Commerce-Umsatz hat sich im Vergleich zur Vorperiode nahezu verdoppelt und erreicht mittlerweile 10 % des Bruttoumsatzes.
Steinhoff könnte bald „normal“ werden – alles hängt jetzt „nur noch“ an den Geschädigten des Bilanzbetrugs,
die am 03.09. und 06.09. ihre Entscheidung treffen müssen: Zerschlagung eines operativ gesundeten Konzerns oder Annhame des vorliegenden Angebots. Danach geht für Stienhoff die Arbeit erst los: Erdrückende Schuldenlast, laufende Prozesse und extreme erdrückende Zinslasten müssen gelöst werden, wenn der Konzern weiterbestehen soll. Abe rman hätte zumidnest eine Chance – auch die besethenden Aktionäre.
Es gibt ja durchaus im operativen Bereich des „gesundgeschrumpften“ Konzerns einige interessante Beteiligungen mit hohen Wachstumsraten und Ambitionen. Wenn auch durch Corona gebremst. Und beispielsweise Pepkor Südafrika ist ein in der Krise gestärkter börsennotierter Handelskonzern, der organisch wächst und seine Marktanteile kontinuierlich steigern konnte. Auch die Mattres Inc. ist durch das Chapter11 Verfahren von diversen Altlasten befreit und beginnt wieder rund zu laufen – mit beeidnruckendem Turn Around.
Und auch die australischen Händler haben „Ballast“ und viel margenschwachen Umsatz abgegeben und stehen jetzt fokussierter und gesünder da. Gleiches gilt für die diversen Abgaben von Nicht-Handelsaktivitäten, wie den britischen Möbelherstellern, südafrikanischen Autohändlern und Werkstätten. Und ohne die verlustträchtige Conforama Frankreich/Schweiz, die zu einem symbolischen Preis losgeschlagen werden konnte, bleiben gesunde Conforamahändler erstmal im Konzern – stehen abe rzum Verkauf. Über die Wachstumsperlen Pepkor und Pepco brauchen wir wohl gar nicht mehr zu sagen.
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