Die Solarworld AG (ISIN: DE000A1YCMM2) hat die Börsianer gestern mit den vorläufigen Zahlen für das Jahr 2015 positiv überrascht.
Bereits in den zwei Tagen zuvor spekulierten Anleger auf gute Zahlen und griffen verstärkt nach den Aktien des Solarunternehmens, so dass das Papier vor den Zahlen bereits von 7,80 EUR bis auf 9,94 EUR anstieg.
Gestern kam es dann zu einem echten Run! Das Handelsvolumen stieg im Xetra-Handel auf 12,22 Mio. EUR und katapultierte die Aktie damit bis zu einem Schlusskurs von 13,69 EUR. Im heutigen Handel gab sie bis zum Mittag allerdings wieder -11,40% ab und notiert derzeit bei 12,13 EUR.
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Absatzmenge und Umsatz steigen um 33 Prozent
Was sich im August letzten Jahres bereits abzeichnete (Artikel: Für Solarworld brechen wieder sonnigere Zeiten an), hat sich jetzt mit den vorläufigen Zahlen bestätigt. Nach dem Schuldenschnitt und der Restrukturierung der letzten Jahre ist es Solarworld gelungen, den operativen Turnaround erfolgreich einzuleiten.
Dabei fiel das Geschäftsjahr 2015 besser aus, als erwartet. So konnte der Bonner Solarhersteller die Absatzmenge und den Konzernumsatz um jeweils +33% steigern. Die Absatzmenge überstieg mit 1,16 GW für das Jahr angepeilte Zielmarke von 1 GW deutlich. Und auch beim Umsatz übertraf man die eigene Prognose: Erwartet hatte man rund 700 Mio. EUR, 763 Mio. EUR wurden es letztendlich. Damit hat man den Vorjahresumsatz in Höhe von 573 Mio. EUR ebenfalls klar in den Schatten gestellt.
Der US-Markt blieb für Solarworld weiterhin wichtigster Zielmarkt. Hier verbuchte man rund 50% seiner Absätze. Eine wichtige politische Entscheidung, die auch dem Geschäft von Solarworld in den USA weiter auf die Sprünge helfen wird, ist die Ende Dezember beschlossene Fortführung der steuerlichen Förderung von Investitionen in Solarstromanlagen. Das wird den Absatz in den USA weiter ansteigen lassen. Positiv entwickelte sich aber auch der Markt in Deutschland: Solarworld konnte die Absatzmenge im Heimatmarkt entgegen des hiesigen Markttrends (-30%) um 60% steigern.
Solarworld erzielt in Q4 positives EBIT
Das operative Wachstum zeigt, dass es für die Produkte von Solarworld eine Nachfrage gibt. Für Anleger ist es daher ein positiver Indikator dafür, dass sich das Unternehmen nach der großen Krise auf dem richtigen Weg befindet. Neben dem Wachstum ist es aber auch der Sprung in die operative Gewinnzone (EBIT) ein bedeutsames Zeichen an den Markt. Solarworld hate es geschafft, im vierten Quartal ein positives EBIT von 8 Mio. EUR zu erzielen.
Solarworld hat damit gezeigt, dass man in der Lage ist, mit dem neu ausgerichteten Geschäft nicht nur zu wachsen, sondern auch profitabel zu wirtschaften. Auf das Jahr gesehen, bleibt das EBIT mit -10 Mio. EUR vorerst negativ. Bedenkt man aber, dass es in 2014 noch mit -44 Mio. EUR ausfiel, zeigt sich auch hier schon sonnenklar die deutliche Verbesserung auf der Ergebnisseite.
Weiteres Wachstum und positives EBIT für 2016 erwartet
Solarworld will auch in 2016 den Pfad des Wachstums weiter beschreiten. Ziel ist es, die Absatzmenge um 20% auf dann rund 1,39 GW zu verbessern. Der Umsatz soll dabei ebenfalls um 20% auf bis zu 1 Mrd. EUR gesteigert werden. Beim EBIT rechnet man im laufenden Geschäftsjahr damit, dass es im positiven zweistelligen Millionen-Euro-Bereich ausfallen wird.
Dass es sich bei diesen ausgegebenen Zielen um keine Hirngespinste des einstigen „Sonnenkönigs“ und Konzernchefs Frank Asbeck handelt, beweist die Tatsache, dass Solarworld bereits im ersten Monat des neuen Jahres, Absätze und Aufträge im Gesamtvolumen von 580 MW generieren konnte.
Aktie steigt in den letzten zwei Wochen um über 176 Prozent
Das Papier von Solarworld war in den letzten Monaten von einer sehr hohen Volatilität gekennzeichnet. Zunächst erlitt der Titel Ende Oktober/Anfang November einen herben Schlag, als nämlich das Wall Street Journal und im Anschluss daran weitere Medien über die aktuellen Entwicklungen im Rechtstreit zwischen Solarworld und dem US-Silizium-Hersteller Hemlock berichteten.
Anleger bewerteten die Entscheidung des US-Gerichts, dass Solarworld sich nicht auf europäisches Kartellrecht berufen darf, offensichtlich als schwerwiegend für den Ausgang des Prozesses. Immerhin geht es um eine Schadenersatzforderung in Höhe von 800 Mio. USD. Eine Prozessniederlage würde Solarworld wieder an den Rand einer Pleite bringen. Daher fiel die Aktie in den Tagen danach aus Sorge genau davor auch zunächst von 15,50 EUR bis auf 5,48 EUR. Im Weiteren stellte sich aber heraus, dass diese Entscheidung des US-Gerichts wenig, wenn nicht keinen Einfluss auf das endgültige Urteil haben wird.
Auf dem Absturz der Aktie folgte recht dann schnell eine Gegenbewegung zurück auf ein Kursniveau zwischen 8 EUR und 9 EUR. Hier pendelte die Aktie ein paar Wochen hin und her. Erst Mitte dieses Monats rutschte das Papier noch einmal kräftig ab und erreichte am 22. Januar ein neues Allzeittief bei 4,95 EUR.
Bis zum gestrigen Schlusskurs, der mit 13,69 EUR ein Dreimonatshoch markierte, legte der Titel binnen zwei Wochen aber eine ordentliche Rally mit +176,57% an Kursplus hin. Allein gestern sprang die Aktie aufgrund der guten Zahlen und Aussichten um +37,75% aufwärts.
Es ist davon auszugehen, dass der Kurs durch die positiven Aussichten jetzt mehr Stabilität erhält. Allerdings sind größere Schwankungen in Folge von guten oder schlechten Nachrichten weiterhin möglich. Fundamental sieht die Entwicklung momentan aber grundsätzlich gut aus, so dass mit einem weiteren Kursanstieg der nächsten Monate gerechnet werden darf.