Die Balda AG (ISIN: DE0005215107) hat heute mit einer überaschenden Meldung den Wirbel um den Totalverkauf des operativen Geschäfts wieder aufleben lassen.
Nachdem im ersten Bieterwettstreit zwischen der Münchener Paragon und Heitkamp & Thumann (H&T) letztere die Nase vorn hatten, taucht nun mit einem italienischen Unternehmen ein neuer möglicher Interessent auf den Plan.
Heitkamp & Thumann hat Paragon ausgestochen
Was war das für ein Tauschabschlag: Zunächst hieß es am 23. September, dass man sich mit der Münchener Beteiligungsgesellschaft Paragon einig ist, dass gesamte Geschäft zu einem Kaufpreis von 62,5 Mio. EUR zu verkaufen, d.h. wenn 75% der stimmberechtigten Aktionäre auf der damals noch für den 19. November anberaumten Hauptversammlung (HV) sowie die Kartellbehörden grünes Licht geben. Einschließlich eines auszuschüttenden Gewinns für das abgelaufene Geschäftsjahr sollte Balda im Falle des Vollzugs des Geschäfts insgesamt ein Bruttobetrag von 66,7 Mio. EUR zufließen.
Am 1. Oktober trat dann erstmals öffentlich H&J auf den Plan. Balda meldete, dass ein zweites Angebot von den Düsseldorfern eingereicht wurde. Dies beinhaltete einen Kaufpreis von 70 Mio. EUR, wobei Balda einen Bruttobetrag von rund 73,9 Mio. EUR kassieren würde.
Der Bieterwettstreit war nun eröffnet. Und am 20. Oktober zog Paragon entsprechend nach. Man besserte das erste Angebot aus September nach und war nun bereit, ebenfalls 70 Mio. EUR zu zahlen, wobei Balda aufgrund des auszuzahlenden Gewinns sowie im Rahmen eines vertraglich zugesicherten Verkäuferdarlehens insgesamt etwa 75,9 Mio. EUR zufließen würden. In dieser Meldung wurde zudem bekannt gegeben, dass die HV nicht wie vorgesehen am 19. November, sondern an zwei Tagen (30. November/1.Dezember) stattfinden wird. Weiterhin teilte man mit, dass Paragon vom Vertrag zurücktritt, sollte H&T das Angebot auf einen Kaufpreis von mindestens 74 Mio. EUR nachbessern.
Und exakt das geschah am 30. Oktober. H&T reichte ein Angebot über 74 Mio. EUR ein, so dass Paragon nun endgültig aus dem Rennen war. Allerdings hatte Balda sich zuvor verpflichtet, den Münchenern eine Abstandszahlung von 1,4 Mio. EUR zu zahlen, sollte H&T den Bieterwettstreit für sich entscheiden.
Vier Tage vor der HV wirft Stevanato seinen Hut in den Ring
Heute Morgen nun veröffentlichte Balda, dass es einen weiteren Interessenten für den Kauf des operativen Geschäfts gibt. Die italienische Unternehmensgruppe Stevanato habe sich mit einem noch nicht verbindlichen Kaufangebot in Höhe von 80 Mio. EUR gemeldet. In „Struktur und Garantien“ orientiert sich das Angebot an dem von H&T.
Bis zum 14. Dezember will Stevanato nun ein verbindliches, notarielles Angebot abgeben. Vorausgesetzt eine abschließende Unternehmensprüfung ergibt nichts, was gegen einen Kauf spricht.
Was nun? Die HV steht vor der Tür und das Angebot des möglichen neuen Bieters kommt vielleicht erst in 18 Tagen auf den Tisch und müsste schließlich ebenfalls von der HV abgesegnet werden. Eine Verschiebung der für den 30. November/1. Dezember angesetzten HV wäre eine Möglichkeit gewesen, doch Balda hat sich anders entschieden. So will man die HV in vier Tagen durchziehen und sich schon einmal die Zustimmung für das Angebot von H&T einholen. Damit könnte man im Falle, dass Stevanato kein verbindliches Angebot mehr vorlegt, den Verkauf an H&T schnellstens vollziehen. Ein anderer Aspekt ist der, dass eine Zustimmung der HV zum Verkauf des operativen Geschäfts an H&T für Stevanato die Gewissheit einbringen würde, dass die Aktionärsversammlung keine Hürde bei einem eventuellen Kauf sein sollte. Das könnte Signalcharakter haben und ein Angebot seitens Stevanato sicherlich wahrscheinlicher machen.
Sollte die HV also dem Verkauf an H&T zustimmen und Stevanto bis zum 14. Dezember um 24 Uhr ein verbindliches Angebot in Höhe von 80 Mio. EUR vorlegen, so wird der Vorstand und Aufsichtsrat der Balda nach positiver Prüfung des Angebots eine neue HV einberufen. Auf dieser müsste dann der Zustimmungsbeschluss zum Angebot von H&T aufgehoben werden und neuerlich über das Angebot von Stevanato abgestimmt werden.
Kommt die Aktie nun noch einmal in Fahrt?
Am 22. September, einen Tag vor der ersten Meldung des Kaufangebots seitens Paragon, notierte die Aktie von Balda bei 2,43 EUR. Bis zum 3. November legte das Papier im Zuge des Bieterwettstreits zwischen Paragon und H&T auf 3,50 EUR zu. Das sind 44% in sechs Wochen.
In der Folge gab der Kurs dann bis gestern wieder um 8,28% nach und schloss mit 3,21 EUR. Mit der heutigen Meldung über einen möglichen neuen Bieter kam nun wieder Bewegung in die Aktie von Balda. Aktuell notiert sie bei 3,31 EUR und ist auf Tagesbasis mit 3,11% im Plus.
Es ist davon auszugehen, dass der Kurs noch einmal anzieht, da der neue Bieter neuen Schwung in den avisierten Verkauf des operativen Geschäfts bringt. Vor allem, wenn die HV in der nächsten Woche für das Angebot von H&T stimmen sollte, könnte es noch einmal aufwärts gehen, da die Wahrscheinlichkeit der Einreichung eines verbesserten Angebots durch Stevanato danach sehr viel größer sein wird.