Prime Standard | Gigaset muss weiter investieren und tut es

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Dem heute veröffentlichten Halbjahresbericht der Gigaset AG (ISIN: DE0005156004) ist eines klar zu entnehmen: Der Hersteller von Schnurlostelefonen muss das Wachstum außerhalb des Kerngeschäfts künftig weiter kräftig forcieren.

Kerngeschäft weiter herausfordernd

Das Marktumfeld im Bereich Consumer Products, zu dem das Geschäft mit den Schnurlostelefonen gehört, bleibt nach wie vor schwierig. Obwohl Gigaset die Marktanteile in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Italien ausbauen konnte, erzielte man hier in den ersten sechs Monaten einen geringeren Umsatz als im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz sank von 110,7 Mio. EUR (1. HJ 2016) um -11,38% auf 98,1 Mio. EUR. Insgesamt wirkte sich der Umsatzrückgang im Kerngeschäft mit -3,6% belastend auf den Konzernumsatz aus (1. HJ 2017: 128,3 Mio. EUR).

Positive Entwicklung in den anderen Segmenten

Erfreulich hingegen entwickelten sich die drei anderen Segmente Business Customers, Mobile Devices und Home Networks. Der Umsatz im Bereich Business Customers konnte von 20,2 Mio. EUR (1. HJ 2016) um +25,7% auf 25,4 Mio. EUR gesteigert werden, während das neue Geschäft mit den Mobile Devices sogar um +236,4% auf 3,7 Mio. EUR verbessert werden konnte (1. HJ 2016: 1,1 Mio. EUR). Auch im Segment Home Networks verzeichnete man mit 1,1 Mio. EUR eine Umsatzsteigerung von +10% (1. HJ 2016: 1 Mio. EUR). 

Mit neuen Produkten ins Rampenlicht

CEO Klaus Weßing bringt die aktuelle Lage von Gigaset in seinem Statement auf den Punkt: „Dank der konsequenten Umsetzung unserer operativen Strategie sind wir wieder auf Kurs. Wir haben das Kerngeschäft durch eine Verbesserung der Margen sowie gezielte Vertriebsaktivitäten in den europäischen Kernländern stabilisiert, die laufenden Kosten durch erste Restrukturierungsschritte erfolgreich gesenkt und dadurch erhebliche neue Investitionsfreiräume geschaffen.

Immerhin soll mit Abschluss der Neuausrichtung Ende 2017 jährlich ein zweistelliger Millionen-Euro-Betrag eingespart werden. Der daraus geschaffene finanzielle Spielraum für notwendige Investitionen dürfte essentiell für die weitere Geschäftsentwicklung bei Gigaset sein. Denn um adäquat auf die schwierige Lage im Kerngeschäft reagieren zu können, muss das Unternehmen jetzt und in Zukunft allen voran in die Forschung und Entwicklung (F&E) investieren. Ferner gilt es im selben Zuge sowohl als Marke, als auch mit seinen Produkten am Markt deutlich sichtbarer aufzutreten.

Ausgaben für Marketing und F&E belasten Ergebnis

Das Münchener Unternehmen hat in der ersten Hälfte des Jahres mit Ausgaben in Höhe von 3,5 Mio. EUR sodann auch bedeutend mehr für das Marketing und die Repräsentation ausgegeben. Hinzu kamen noch 1,1 Mio. EUR für F&E.

Diese erhöhten Kosten belasteten natürlich im ersten Halbjahr das Ergebnis signifikant. So fiel das EBIT mit 0,5 Mio. EUR deutlich niedriger als im Vorjahr aus (1. HJ 2016: 1,2 Mio. EUR) und auch der Periodenverlust hat sich von -0,6 Mio. EUR (1. HJ 2016) auf nunmehr -1,3 Mio. EUR mehr als verdoppelt.

Gigaset rechnet wegen Investitionen mit weiterer Ergebnisbelastung

In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres verfolgt Gigaset weiterhin das Ziel, zusätzliche Marktanteile im Consumer Geschäft zwecks Minimierung des Umsatzrückganges im Kerngeschäft zu gewinnen. Darüber hinaus strebt das Unternehmen die Ausweitung des Umsatzes im Segment Business Customers, eine Verbesserung der Marktstellung im Segment Home Networks sowie den weiteren Aufbau des eigenen Smartphone-Geschäfts an.

Gigaset will seinen Fokus zudem explizit auf den Aufbau neuer Produkte und Geschäftsfelder legen. Dazu sollen insbesondere die Aufwendungen für das Marketing und die Investitionen für F&E weiter erhöht werden.

Für das Gesamtjahr 2017 rechnet das Unternehmen durch das neustrukturierte Smartphone Geschäft mit einer Umsatzsteigerung im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Im Kerngeschäft geht man von einem Ergebnis vor planmäßigen Abschreibungen zwischen 15 Mio. EUR und 25 Mio. EUR aus. Weiterhin wird ein negativer Free Cashflow im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich erwartet. Grund dafür sind die erhöhten Investitionen in die neuen Geschäftsfelder, die Ausgaben für den Sozialplan sowie die zurückgestellten Beträge für Risiken aus zurückliegenden Betriebsprüfungen der Vorjahre.

 

Gigaset AG
Chart: Gigaset AG | Powered by GOYAX.de
 

Unsere Einschätzung zur Aktie
Gigaset ist mit seiner laufenden Restrukturierung auf der Zielgeraden und will diese bis Ende des Jahres voraussichtlich abschließen. Eine gute Nachricht. Und auch die Strategie des Managements, die Umsätze im Kerngeschäft durch den Ausbau von Marktanteilen konstant zu halten, und gleichzeitig durch die Kostensenkungen frei gemachte finanzielle Ressourcen für Investitionen in neue Produkte und neue Geschäftsfelder zu investieren, ist sinnvoll. Ob der Plan jedoch aufgeht, ist wie immer nicht sicher. Allerdings geben die positiven Umsatzentwicklungen in den anderen Segmenten bezogen auf das abgelaufene erste Halbjahr Anlass zum Optimismus. Anleger zeigen sich heute jedoch weniger überzeugt von einem guten Ausgang: Die Aktie notiert am heutigen Vormittag (16.08.2017 / 11:59 Uhr) unter überschaubarem Handel bei 0,76 EUR. Der Kurs liegt damit -5,71% deutlich unter dem gestrigen Schlusskurs. Seit dem 6-Monatstief  (Schlusskurs: 19.07.2017) bei 0,707 EUR konnte das Papier zuletzt zwar um +7,50% zulegen, aber der Blick auf den Chart seit Jahresanfang offenbart in Form einer hohen Volatilität bei gleichzeitigem Seitwärtstrend in einer Range von etwa 0,70 EUR bis 0,86 EUR wie unsicher Anleger die Zukunft von Gigaset einschätzen. Unser Fazit: Die Aktie von Gigaset ist nur etwas für spekulative Anleger mit starken Nerven. 

 

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