Mit unserem heutigen Interview wagen wir einen Blick über den Tellerrand. Marcus Ratz, Partner bei Lupus alpha und Portfolio Manager des Lupus alpha Smaller Euro Champions gibt im Gespräch aufschlussreiche Antworten auf einige spannende Fragen rund um das Thema „Europäische Hidden Champions„.
Wieso sollten Anleger aktuell auch auf die kleineren Börsentitel aus Europa schauen?
Marcus Ratz: Fast jeder der vier großen Technologie-Giganten Apple, Amazon, Google und Facebook hat einmal ganz klein angefangen. Manche davon sogar in einer Garage. Die sogenannten Hidden Champions in Europa gehören zu den besonders innovativen Unternehmen, die häufig im Technologiesektor zu finden sind. Als Nischenanbieter sind sie dort mit ihren Produkten führend. Blickt man auf die großen Technologietrends wie etwa Robotik, Künstliche Intelligenz, Automation, E-Commerce oder 3-D-Druck ist klar, dass wir vor einem strukturellen Wandel stehen. Mit einem Investment in europäischen Small & Mid Caps können Anleger an dieser „industriellen Revolution 4.0“ teilnehmen und von den Innovationen profitieren, die aus den kleinen Firmen von heute die Giganten von morgen machen.
Gibt es noch weitere Bereiche, in denen die „industrielle Revolution 4.0“ eine Rolle spielt?
Marcus Ratz: Neben den Unternehmen aus dem Technologiesegment werden Themen wie Big Data oder Cloud-Anwendungen auch in anderen Industriebereichen wie im Pharmasektor oder bei Biotechnologiefirmen immer wichtiger. Mit Hilfe spezieller Software-Produkte ist inzwischen eine individuelle Diagnostik möglich, die zu neuen und verbesserten Behandlungsmethoden führt. Nimmt man die Automobilbranche unter die Lupe zeigt sich, dass die Wertschöpfung immer stärker von den Zulieferern ausgeht als von den Automobilherstellern selbst. Hinter den Zulieferern stecken viele Weltmarktführer aus dem Mittelstand. Wachstumstreiber sind beispielsweise die CO2-Reduktion, E-Mobilität, autonomes Fahren oder das Car-Sharing, wo wir in den nächsten Jahren noch einige Innovationen erwarten dürfen.
Wie gelingt es Ihnen wahre Ertragsperlen unter den europäischen Hidden Champions zu finden?
Marcus Ratz: Wichtig für uns ist es, Trends aufzuspüren und dann gezielt in die kleinen und mittleren Unternehmen zu investieren, die mit ihren Produkten eine Schlüsselstellung einnehmen. Europa bietet uns hiefür ein sehr breites Anlagespektrum, das sich über verschiedene Branchen und Industriezweige erstreckt. Dabei spielen zum Teil auch länderspezifische Besonderheiten eine Rolle. Dänemark hat etwa einen starken Life Science-Markt, den norwegischen Markt prägt natürlich die Ölindustrie während die deutschen Hidden Champions eine starke Stellung beim Maschinenbau und in der Automobilindustrie einnehmen.
Sie sind den kleinen Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe auf der Spur. Verfolgen Sie dabei eine besondere Investmentstrategie?
Marcus Ratz: Bei unseren Investmententscheidungen setzen wir seit über 15 Jahren ganz auf Stock-Picking und aktives Portfolio Management. Wir haben den Vorteil, dass wir jedes Unternehmen und die Branchen, in die wir investieren, ganz genau kennen. Das Team hat rund 1.000 Managementkontakte pro Jahr und erhält somit einen sehr guten Einblick in die Denkweise der Entscheider und die zukünftige Marschrichtung der Unternehmen.
Europäische Nebenwerte bieten vielfältige Chancen. Wie sieht es mit den Risiken aus?
Marcus Ratz: Für Anleger hat seit der Finanzkrise das Thema Risiko und Risikomanagement ganz besonders an Bedeutung gewonnen. Die kleineren Börsenwerte haben dabei den Vorteil, dass sie auf zwei Ebenen diversifizieren. Zum einen, durch die Streuung von zyklischen und defensiven Titeln. Daneben spielt die weltpolitische Großwetterlage eine deutlich geringere Rolle. Es dominieren unternehmensspezifische Faktoren. Gerade deswegen schauen wir uns die Unternehmen genau an. Grundsätzlich zeigt sich, dass eine Beimischung von Small & Mid Caps das Gesamtrisiko in einem diversifizierten Portfolio senkt. Insgesamt zeigen sich die Nebenwerte auf Basis des STOXX® Europe TMI Small seit Beginn des Jahrtausends deutlich weniger volatil als die großen Werte des STOXX® Europe 50.
Nebenwerte sind in den vergangenen Jahren besser gelaufen als viele Large Caps. Ist angesichts dieser Performanceentwicklung noch Luft nach oben?
Marcus Ratz: Ich bin überzeugt, dass sich kleine und mittelgroße Aktienwerte auch künftig auf lange Sicht besser entwickeln werden als die großen Standardaktien. Nebenwerte bieten den Zugang zur vollen Breite und Tiefe der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung. Überdies ist das Ertragswachstum bei kleineren Titeln oftmals höher als bei großen Unternehmen. Daneben profitieren die Small & Mid Caps von der derzeitig guten Stimmung in Europa.
Kurzvita Marcus Ratz
Marcus Ratz ist Partner bei Lupus alpha und verantwortlich für Small & Mid Caps Pan Europa. Marcus Ratz besitzt über 15 Jahre Kapitalmarkt-Expertise und begann 2001 als Portfolio Manager bei Lupus alpha. Zunächst spezialisierte er sich auf kleine und mittlere Aktien im deutschen Technologiebereich, später folgte dann die Erweiterung auf den Anlagefokus Euroland sowie Pan Europa. Darüber hinaus ist er mitverantwortlich für den Lupus alpha Dividend Champions. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre begann er seine berufliche Laufbahn bei der Commerzbank AG in Frankfurt als Trainee im Investment Banking.
Kurzinfo zum Unternehmen
Als eigentümergeführte, unabhängige Asset Management-Gesellschaft steht Lupus alpha seit mehr als 15 Jahren für spezialisierte Investmentlösungen. Lupus alpha ist ein Pionier für europäische Nebenwerte und heute gleichzeitig einer der führenden Anbieter von liquiden alternativen Investmentkonzepten. Mehr als 75 Mitarbeiter, davon 30 Spezialisten im Portfolio-Management, engagieren sich für eine überdurchschnittliche Performance und einen Service, der ganz auf die individuellen Anforderungen von Investoren abgestimmt ist. Das Ziel: Durch aktive, innovative Anlagestrategien einen nachhaltigen Mehrwert für eine intelligente Portfolio-Diversifikation institutioneller Anleger zu liefern. – Zur Website von Lupus alpha.
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