17.09.2021Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete die Biotest AG (ISIN: DE0005227235) Gruppe Umsatzerlöse in Höhe von 484,2 Mio, nach 419,1 Mio im Vorjahr. Trotz einem Umsatzanstieg von 15,5 % blieb man in den roten Zahlen: Minus 31,4 Mio EUR nach Steuern. Hauptgrund das ambitionierte Investitionsprogramm „Biotest NEXT Level“ mit knapp 80 Mio in 2020. Und für 2021 sollen weitere rund 80 Mio „für die Zukunft“ investiert werden.
Frage ist nun: Wer hat was davon?
Seit Monaten bekannt war, dass der chinesische Hauptaktionär mit knapp 90% der Stammaktien bereits drei Jahre nach der Übernahme über Veränderungen/Beteiligungsverkauf Gedanken machte. Und heute war es dann so weit:
GRIFOLS, S.A. mit Sitz in Barcelona, Spanien, bietet 43,00 EUR je Stammaktie und 37,00 EUR je Vorzugsaktie
Und die Übernahme ist sicher: Da man bereits im Vorfeld von der TIANCHENG INTERNATIONAL INVESTMENT LIMITED mit Sitz in Hong Kong, einen Aktienkaufvertrag über den Erwerb sämtlicher Aktien an der Tiancheng (Germany) Pharmaceutical Holdings AG mit Sitz in München, Deutschland, geschlossen hat. Die Tiancheng (Germany) Pharmaceutical Holdings AG hält wiederum 17.783.776 Stammaktien der Bioterst AG (entsprechend einem Anteil von ca. 89,88 % des stimmberechtigten Grundkapitals und von ca. 44,94 % des gesamten Grundkapitals der Zielgesellschaft) und 214.581 Vorzugsaktien der Zielgesellschaft (entsprechend einem Anteil von ca. 0,54 % des gesamten Grundkapitals der Zielgesellschaft).
Und was sollen die freien Aktionäre tun?
Ein Bieterwettstreit ist auf jeden Fall ausgeschlossen, da die knapp 90 % der Stammaktien des alten Hauptaktionärs der Grisolis bereits die Kontrolle der Biotest garantieren. Nächste wichtige Schwelle wären dann noch die 95 %, die einen Squeeze Out ermöglichen würden. Der heutige Kurssprung leicht über den Angebotspreis wäre also eine Gelegenheit einen schönen Profit einzustecken. Ob es kurzfristig mehr werden könnte, lässt sich derzeit zwar nicht absehen, aber wäre unwahrscheinlich.
Und Dividenden werden auf absehbare Zeit wegen des teuren Zukunftsprogramms erstmal wohl auch nicht fällig werden. Wenn sich natürlich die hohen Investitionen der letzten Jahre und diesen Jahres so auszahlen sollten, wie es von Biotest erwartet worden ist, dann wäre es natürlich schade um die entgangene wesentliche Verbesserung der operativen Zahlen.
Also aussitzen? Auf einen Squeeze Out hoffen?
In der Vergangenheit wäre das bei einigen Situationen bestimmt die bessere Wahl gewesen. Also auch eine Frage der Geduld und Risikobereitschaft. Der letzte aufsehenerregende Squeeze Out mit anschliessender Abfindung war die VTG, wo es am 03.09.2021 im nwm hiess: „Was Tele Columbus Aktionäre von VTG lernen können. Aus 53,00 EUR wurden mindestens 88,11 EUR.“
UND DAS KÖNNTE AUCH FÜR DIE GEDULDIGEN UND MUTIGEN BIOTESTAKTIONÄRE GELTEN – wohlgemerkt könnte!
Bilanzen 2020 – viel in die Zukunft investiert, das Gewinnerzielen verschoben
Trotz der anhaltenden Corona-Krise entwickelte sich der Umsatz von Biotest im Therapiesegment mit einer zweistelligen Wachstumsrate sehr positiv. Dieses Wachstums wurde in wesentlichen Absatzmärkten aufgrund der positiven Umsatzentwicklung der Hauptprodukte Immunglobulin und Albumin erzielt.
Das EBIT belief sich im Geschäftsjahr 2020 auf -1,3 Mio. € nach -1,2 Mio. € im Vorjahr. Das Kerngeschäft der Biotest Gruppe (bereinigtes EBIT) ist mit 78,4 Mio. € deutlich positiv.
in Millionen € | 2020 | 2019 | ||||
EBIT | -1,3 | -1,2 | ||||
Aufwendungen für Biotest Next Level* | 79,6 | 68,4 | ||||
Aufwendungen für monoklonale Antikörper | 0,1 | 1,4 | ||||
EBIT bereinigt | 78,4 | 68,6 |
* Den Aufwendungen für Biotest Next Level wurden die Forschungs- und Entwicklungskosten für Produkte, die ausschließlich in der neuen Anlage hergestellt werden können, zugerechnet.
Für die Biotest Gruppe liegt das Ergebnis vor Steuern (EBT) bei -30,0 Mio. € nach -1,3 Mio. € im Vorjahreszeitraum.
Das Ergebnis nach Steuern der Biotest Gruppe lag für das Geschäftsjahr 2020 bei -31,4 Mio EUR nach -4,7 Mio. € im Jahr 2019. Dadurch ergibt sich ein Ergebnis je Stammaktie von -0,80 € nach -0,13 € im Vorjahr.
Ausblick 2021 – noch unter Ägide des alten Hauptaktionärs
Der Vorstand erwartete für das Geschäftsjahr 2021 einen Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das Ergebnis wird im Jahr 2021 von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Neben den erwarteten Belastungen aus dem Expansionsprojekt Biotest Next Level in Höhe von -75 bis -85 Mio. €, inklusive der zugehörigen Forschungs- und Entwicklungskosten, könnten sich die angespannte Lage in den Krisenregionen insbesondere im Nahen Osten und Asien sowie die weltweiten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie bemerkbar machen. Aufgrund der vorgenannten Einflussfaktoren geht der Vorstand von einem EBIT von -5 bis -10 Mio. € aus. Für das um Ergebnisbelastungen aus dem Projekt Biotest Next Level bereinigte EBIT geht der Vorstand von einem Betrag zwischen 65 und 80 Mio. € aus.
Die Prognose für das Geschäftsjahr 2021 wurde unter der Annahme aufgestellt, dass die Ausbreitung des Coronavirus keine weiteren wesentlichen negativen Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf der Biotest hat. Die derzeit vorherrschende hohe Unsicherheit bezüglich weiterer etwaiger wirtschaftlicher Folgen begrenzt jedoch die Sicherheit der Planannahmen.
Aktuell (17.09.2021 / 12:20 Uhr) notieren die Aktien der Biotest AG Vorzüge im Frankfurter-Handel im Plus mit 8,10 EUR (23,08%) bei 43,20 EUR.
Chart: Biotest AG | Powered by GOYAX.de