Die ehemalige Plambeck firmiert seit einigen Jahren als PNE Wind (ISIN: DE000A0JBPG2) und ist ein Windpark-Projektierer.
Ich hatte sie schon einmal auf meiner Empfehlungsliste, damals als klassische Turnaround-Spekulation. Im letzten Juni war meine Spekulation dann aufgegangen und ich stieg mit mehr als 50% Rendite wieder aus – für acht Monate war das sehr auskömmlich. Und nun könnte sich die Geschichte wiederholen, wenn auch unter etwas anderen Vorzeichen…
Es war einmal
PNE Wind hat sich auf das Entwickeln von Windparks fokussiert und nimmt diese dann in den eigenen Bestand. Das ist sehr kapitalintensiv und PNE Wind war eher finanziell schwach auf der Brust. Daher war von Anfang an klar, dass PNE Wind die Projekte zeitnah abverkaufen muss, um nicht in eine existenzielle Schieflage zu geraten. Der Vorstand nahm das aber billigend in Kauf und häufte die fertiggestellten Projekte an, um sie als Paket an einen großen Investor veräußern zu können. Mit entsprechend hohem Gewinn – bei Erfolg. Doch der blieb lange Zeit aus, während sich die finanzielle Lage immer weiter anspannte. Denn der Vorstand hat außer acht gelassen, dass zu einem erfolgreichen Business beides gehört: kaufen und verkaufen. Und man muss zu jeder Zeit flüssig sein, denn Illiquidität ist ein Insolvenztatbestand.
Heftige Querelen unter den Großaktionären haben dann weiteres Porzellan zerschlagen, später konnten diese Fronten bereinigt werden. Sozusagen Grundvoraussetzung für ein Investment. Der neue Vorstand machte dann Tempo und hatte einen erheblichen Teil des Windpark-Portfolios als „YieldCo-Portfolio“ separiert und Investoren zum Kauf angeboten. Dann zog sich das Ganze in die Länge und immer mehr Anleger zogen entnervt die Reißleine. Als der Aktienkurs deutlich unter die 2-Euro-Marke fiel, griff ich zu. Und der Kurs tat nichts.
Über den Jahreswechsel 2016/17 dümpelte die Aktie bei 2 Euro vor sich hin, obwohl es bereits einen Exit-Deal mit Allianz Global Partners gab. Nach (zu) vielen nicht eingelösten Versprechen trauten die Anleger PNE Wind nicht mehr über den Weg. Ein Fest für Value Anleger! Ich habe damals meine Position bei knapp über 2 Euro weiter ausgebaut, denn es war „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ von einem Riesengewinn und einer finanziellen Gesundung der PNE Wind auszugehen.
Es kam, wie es kommen musste: der Deal klappte und PNE Wind flossen die Kassen über von Geld. Und der Kurs sprang mächtig an, woraufhin ich dann meine Gewinne mitnahm. Meine Turnaround-Spekulation war voll aufgegangen und ich wurde zunehmend skeptischer bzgl. des Sektors Erneuerbare Energien, da mir das neue EEG mit dem Auktionsverfahren und dem begrenzten weiteren Zubau an EEG-Anlagen zunehmend Sorgen bereiteten – aus Sicht eines Anlegers. Tja, ich lag damals falsch mit meiner Vorsicht, der Kurs zog im Jahresverlauf um weitere 20% an und erreichte im Januar 2018 in der Spitze mehr als 3,10 Euro.
Der erneute Kursabsturz
Doch in den letzten Wochen erfolgte ein radikaler Kursabsturz, die Aktie notierte letzte Woche bei nur noch 2,40 Euro. Dabei hat PNE Wind in den letzten Monaten vieles richtig gemacht. Man hat den Rest des YieldCo.-Portfolios an AGI verkauft und weitere Projekte im europäischen Ausland an Land gezogen, bzw. Genehmigungen erhalten. Positive Nachrichten gab es zuletzt aus Frankreich und Schweden.
Und nun?
Der Kurs notiert deutlich unterhalb meines damaligen Verkaufskurses und nun habe ich mir PNE Wind mal wieder angesehen. Heute kommen in Deutschland mehr als 16% der Stromerzeugung aus Windkraftanlagen, während dieser Anteil vor zehn Jahren noch bei 6,3% lag. Gerade im Offshore-Bereich gibt es enorme Erweiterungskapazitäten, doch die einstige Euphorie ist verflogen. Internationale Konkurrenz und verschärfte Ausschreibungsbedingungen mit neuen Vergütungsregelungen machen vielen Firmen zu schaffen. Und Wirtschaftsminister Altmeier verkündete kürzlich, dass ein Ende der EEG-Förderungen in Sicht sei. Erschrecken im Saal! Allerdings schob er nach, dass dies vor allem daran läge, dass Windkraft in absehbarer Zeit ohne Subventionen konkurrenzfähig sei. Und das ist aus meiner Sicht ein hervorragendes Zeichen.
Geschäftsfelderweiterung
Bei den Windparkprojekten verfolgt PNE Wind seinen Weg konsequent. Das heißt, man plant und baut die Projekte für Fremde oder nimmt einige davon in den eigenen Bestand, um sie dann später zu verkaufen oder die stetigen Einnahmen selbst in die Tasche zu stecken. Das verspricht hohe gewinne, allerdings hat dieses Konzept auch eine Schwachstelle. Zwischen Beginn der Planung und Verkauf des fertigen Windparks vergehen mehrere Jahre. In diesen erzielt PNE Wind aus dem Projekt keine Einnahmen, während die Kosten fällig und bilanziell verarbeitet werden. Genau das, was beim YieldCo.-Portfolio PNE Wind fast das Genick gebrochen und viel/alles Anlegervertrauen gekostet hat. In den Bilanzen gibt es also regelmäßige große Ausgaben, während die Einnahmen erst am Ende auf einen Schlag erfolgen. Dann sieht man Schwarz auf Weiß, ob/dass sich das Geschäft ausgezahlt hat. Und diese Unsicherheit, diese jahrelange Diskrepanz zwischen Ausgaben und einmaligen Einnahmen, scheint nicht für alle Anleger das Richtige zu sein. Selbst die zwischenzeitlich eintrudelnden Meilensteinzahlungen seitens der Auftraggeber der Windparks, die das Problem verringern, scheinen keinen ausreichend beruhigenden Einfluss auf die Anlegerstimmung zu haben.
PNE Wind will sich davon aber nicht beirren lassen und der eingeschlagene Weg ist aus meiner Sicht auch der richtige und finanziell viel versprechend. Neben dem Aufbau eines neuen, europäischen Windparkportfolios bis 2020 mit 200 MW Leistung will man künftig in Schwellenländern investieren, vor allem im Nahen und Mittleren Osten sowie Lateinamerika.
Doch um die Einnahmen zu verstetigen, will PNE Wind zusätzlich zum Projektgeschäft in angrenzende Geschäftsfelder investieren, die zwar weniger Gewinn versprechen, dafür aber stetige Einnahmen. Daher will sich das Unternehmen zu einem „Clean Energy Solution Provider“ weiter entwickeln, also einem Anbieter von Lösungen für saubere Energie. Mit dieser neuen Ausrichtung positioniert sich PNE Wind künftig neben dem Wind auch bei Photovoltaik, Speichertechnologien und Power-to-Gas.
Lesen Sie den ganzen Artikel von Gastautor Michael C. Kissig zu „Bei PNE Wind ist die Luft raus. Und das könnte sich wieder lohnen…“ jetzt auf www.intelligent-investieren.net weiter.
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