Die Aktie von aap Implantate AG (ISIN: DE0005066609) ist im vergangenen Jahr um -44% eingebrochen. Im neuen Jahr setzte sich der Abwärtstrend des Berliner Medizintechnik-Unternehmens in den ersten Wochen zunächst ebenfalls fort.
Nach Bekanntmachung der vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 am 18. Januar rutschte das Papier in den Tagen danach auf ein Mehrjahrestief von 1 EUR. Vom Hoch bei 2,84 EUR (März 2015) aus betrachtet, verlor die Aktie binnen zehn Monaten in der Spitze somit über -64%. Verantwortlich für diesen „Niedergang“ waren Umsatzeinbußen und eine deutlich negative Ergebnisentwicklung.
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Umsatzeinbußen im Kernsegment Trauma belasten
aap Implantate hatte im vergangenen Jahr im Zuge der Strategie, sich zu einem Unternehmen mit Fokus auf das Segment Trauma zu transformieren, mit diversen Widrigkeiten in verschiedenen Zielmärkten zu kämpfen.
Daraus resultierend ging der Umsatz des Unternehmens laut vorläufiger Zahlen um -6% von 30,6 Mio. EUR in 2014 auf 28,7 Mio. EUR zurück. Zwar blieb man damit innerhalb der zuletzt selbst gesteckten Prognose, allerdings stellte sich durch die negative Entwicklung im Kernsegment Trauma die Frage, ob der Umbau zu einem reinen Trauma-Unternehmen den angestrebten Erfolg bringt.
Das neue Kernsegment blieb nämlich mit 11 Mio. EUR auf Jahressicht -10% hinter dem Umsatz vom Vorjahr zurück. Dabei enttäuschte allen voran der erzielte Umsatz mit dem Plattensystem LOQTEQ, dem Kernprodukt von aap Implantate. Dieser schrumpfte von 8,2 Mio. EUR in 2014 um -17% auf 6,8 Mio. EUR.
Vor allem im Q4 kam es zu einem signifikanten Einbruch: Mit 2,7 Mio. EUR brach der Umsatz um -31% im Vergleich zum Vorjahresquartal ein (Q4 2014: 3,9 Mio. EUR). Beim Kernprodukt LOQTEQ sah es sogar noch schlechter aus: Hier ging der Umsatz von 2,9 Mio. EUR auf 1,6 Mio. EUR zurück und fiel damit um -45%. Bereits im dritten Quartal waren die Zahlen des Segments schwächer als noch im Vorjahreszeitraum.
Was waren die Gründe für diesen negativen Trend? aap Implantate hatte sich seinerzeit bewusst dazu entschieden, den Ausbau des Vertriebs zum einen auf die Wachstumsmärkte der BRICS- und SMIT-Staaten und zum anderen auf den US-Markt zu konzentrieren.
Während es im Q1 mit einem Gesamtumsatzwachstum von+16% und einem Zuwachs von +15% im Segment Trauma noch gut aussah, trübten sich in einigen wichtigen Zielmärkten wie Russland, China und der Türkei die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im weiteren Verlauf des Jahres zum Teil stark ein. Dies konterkarierte die eingeschlagene Vertriebsstrategie des Berliner Unternehmens. Darüber hinaus kam es aufgrund von langwierigen administrativen Prozessen in den Krankenhäusern im Zielmarkt USA zu Verzögerungen, so dass eingeplante Umsätze noch nicht generiert werden konnten.
Verkauf der Sparte Biomaterialien geplant
Der Bereich Biomaterialien war in 2015 mit 16,8 Mio. EUR noch immer umsatzstärkstes Segment und wies ein Wachstum von +2% auf. Dennoch will man sich von der Sparte weiterhin trennen.
Mit der Entscheidung, sich voll und ganz auf das Segment Trauma zu fokussieren, traf das Unternehmen die strategische Entscheidung, die Tochter aap Biomaterials GmbH zu veräußern. Im März letzten Jahres stand man auch bereits kurz vor Abschluss eines Verkaufs. Doch die Verhandlungen mit einem Private Equity Bieterkonsortium konnten am Ende doch nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Letztendlich konnte man sich nicht einigen.
Es gibt aber weiterhin Interesse seitens potentieller Käufer, heißt es noch im 9-Monatsbericht aus Oktober 2015. Und es ist wohl zu erwarten, dass im laufenden Geschäftsjahr diesbezüglich über Neuigkeiten berichtet wird.
Mit dem Verkauf würde aap Implantate jedenfalls die Liquidität erhöhen und könnte das Cash gemäß der Fokussierung auf das Segment Trauma in dessen Expansion reinvestieren. Klar ist durch den beabsichtigten Verkauf, dass man voll und ganz auf die Karte „Trauma“ und auf das Kernprodukt LOQTEQ setzt.
Vorstand für 2016 und die kommenden Jahre zuversichtlich
Trotz der zuletzt negativen Entwicklung des Kerngeschäfts im Segment Trauma hält das Management also an seiner Strategie fest. Im Zuge der Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 äußerte man sich außerdem weiterhin zuversichtlich.
Für 2016 und die nächsten Jahre rechnet aap Implantate wieder mit einem wachsenden Geschäft. Die Basis dieser Zuversicht liegt dabei in der verschobenen Intensivierung der Vertriebsaktivitäten hin zu den stabileren Märkten in Europa sowie in der Erwartung, dass das US-Geschäft künftig einen bedeutenden Anteil zum Umsatzwachstum beitragen wird, begründet.
Darüber hinaus setzt aap Implantate auf den Durchbruch der in Europa und in den USA patentierten Silberbeschichtungstechnologie. Es handelt sich bei der Technologie um eine innovative Infektionsprävention. Medizinische Implantate wie das LOQTEQ-Plattensystem beherbergen bisher bei chirurgischen Eingriffen das Risiko, durch Bakterien in der Umgebung besiedelt zu werden, die im Weiteren einen Biofilm bilden. Daraus können dann schwerwiegende Infektionen resultieren. Die Silberbeschichtungstechnologie schützt die Oberfläche der Implantate vor der Besiedlung durch Bakterien.
In dieser Woche hat aap Implantate wie angekündigt die Einreichung des CE-Zulassungsantrags für die antibakterielle Silberbeschichtungstechnologie bekannt gegeben. Zunächst erfolgt das Konformitätsbewertungsverfahren nur für eine silberbeschichtete LOQTEQ-Platte. Bei erfolgreichem Verlauf plant man jedoch die Zulassung für weitere Trauma-Produkte. Zudem ist der spätere Einsatz in weiteren medizinischen Anwendungsgebieten möglich und vorgesehen.
Aktie nach starkem Kursverfall mit deutlichem Erholungspotential
Das Papier von aap Implantate verlor in den letzten zehn Monaten zwischenzeitlich fast -65%. Am 21. Januar hatte die Aktie dabei mit 1 EUR ein neues Mehrjahrestief erreicht. In den Tagen danach setzte eine Erholung ein und führte den Kurs im Hoch wieder auf 1,27 EUR. Aktuell notiert der Titel bei 1,17 EUR.
Eine Fortsetzung der Die bisher gesehene Erholung kann aber durchaus in eine nachhaltige Trendwende übergehen. Nämlich dann, wenn die Maßnahme, sich beim Vertrieb auf die Märkte in Europa zu konzentrieren, aufgeht und das Engagement in den USA die erhofften Früchte in Form von Umsätzen einbringt.
Mit dem möglichen Verkauf der aap Biomaterials GmbH und dem CE-Zulassungsantrag der Silberbeschichtungstechnologie stehen darüber hinaus noch zwei weitere richtungsweisende Entscheidungen an, die sich positiv auf den Kurs auswirken könnten.
Ein wieder positiver Verlauf des Geschäftsjahres 2016 mit dem Signal, dass die Ausrichtung auf das Kernsegment Trauma eine richtige Entscheidung war, könnte den Titel in den nächsten zwölf Monaten wieder in die Kursregionen um die 2,50 EUR zurückführen. Sollte sich jedoch die negative Geschäftsentwicklung aus 2015 fortsetzen, so sind aber auch Kurse deutlich unter 1 EUR möglich.