Nordex Aktie unter Druck – nicht mehr SDAX oder TecDAX-Wert. Die Deutsche Börse beendete die Indexzugehörigkeit der Nordex Group (ISIN: DE000A0D6554) rigoros wegen verspäteter Quartalszahlen. Dann gab es doch noch die verspäteteten Quartalszahlen – und die Aktie geriet noch stärker unter Druck.
Und am 27.06. ein kurzes Aufzucken des Kurses – 140 Mio EUR vom Hauptaktionär Acciona mit Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht „gesichert“. Am Sonntag die Nachricht über 212 Mio Kapital-„zufuhr“ im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht – mit Platzierunsggarantie durch die begleitenden Banken. Aktuell nun die Verlängerung eines Rahmenvertrags – mit UKA, was wohl den Zugriff auf deren 1,2 GW Entwicklungspipeline für onshore Windanlagen in Deutschland als „Hoflieferant“ sichert:
„Vielzahl von Projekten mit Nordex umzusetzen“ – so heisst es von UKA
Der Rahmenvertrag von Nordex mit der in der Öffentlichkeit relativ unbekannten UKA-Gruppe sollte einen relativ steten Auftragsfluss „aus dieser Richtung“ gewährleisten. Wie wichtig könnte dieser rahmenvertarg sein? Die UKA-Gruppe hat rund 750 Mitarbeiter und ist in Europa, Nord- und Südamerika aktiv. Als Vollentwickler deckt UKA die komplette Wertschöpfungskette ab und betreibt Wind- und Solarparks auch selbst. Das 1999 gegründete Unternehmen ist einer der führenden deutschen Projektentwickler und hat derzeit allein in Deutschland eine Projektpipeline Wind Onshore von rund 1,2 Gigawatt im Genehmigungsverfahren. Auch international ist UKA in den letzten Jahren stark gewachsen. Die aktuelle Projektpipeline der UKA-Gruppe für Wind- und Solarprojekte umfasst mittlerweile mehr als zwölf Gigawatt.
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„In dem aktuell schwierigen Umfeld schätzen wir das partnerschaftliche Verhalten von Nordex, was derzeit leider nicht mehr selbstverständlich ist, sehr. Aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit mit Nordex haben wir uns entschieden, diese Partnerschaft auszubauen. Wir freuen uns darauf, in den nächsten Jahren eine Vielzahl von Projekten mit Nordex umzusetzen“, so Gernot Gauglitz, Geschäftsführender Gesellschafter von UKA. Auch Karsten Brüggemann, Vice President Region Central der Nordex Group, freut sich auf die Fortsetzung der Partnerschaft: Er sagt: „UKA hat sich in den vergangenen Jahren in der Spitzengruppe der deutschen Windparkentwickler etabliert. Durch die Kooperation stärken auch wir unsere Position als einer der führenden Turbinenlieferanten in unserem deutschen Heimatmarkt.“ Die Maschinenhäuser der Turbinen fertigt die Nordex Group an ihrem Produktionsstandort in Rostock.
Bereits unter dem neuen Rahmenvertrag wurden erste Bestellungen über ein Volumen von 100 Megawatt ausgelöst und sollen in 2023 in Betrieb gehen. Und natürlich haben die beiden Kapitalerhöhungen in kurzer Zeit auch Einfluss auf diesen Rahmenvertrag, der für Firmen wie UKA nur Sinn macht, wenn mna an die langfristige Überlebensfähigkeit des Partners glaubt. Der also in der Lage ist operative verluste mit Eigenkapital „aufzufangen“
Wird das auf Dauer den Kurs absichern?
Solange die Märkte derartig volatil sind, mit immer wieder drohenden weiteren Rückgängen, hat es eine Aktie, die wiederholt „nicht abliefern“ konnte, schwer. Sehr schwer. Und die vorliegenden Quartalsergebnisse bestätigten die negativen Erwartungen aus Prognosereduktion, Cyberangriff, Kostenproblemen, Werksschliessungen, Lieferkettenproblemen und explodierenden Logistikkosten. Und jetzt bleibt die Frage, ob wenigstens die – vor einiger Zeit reduzierte – Prognose erfüllt werden kann. Da muss in den folgenden Quartalen noch einiges passieren.
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Aber die nach den beiden Kapitalerhöhungen deutlich gesteigerte Liquiditätssituation wird natürlich auf Dauer der Aktie eine gewisse Sicherheit geben. Nordex will sich in dem möglichen Überlebenskampf der Windanlagenhersteller postionieren als einer derjenigen, der mit vollen Kassen durch die Krise kommen kann. Neben einer vom Siemens Enenrgy Konzern „gesicherten“ Siemens Gamesa beispielsweise. Und dann die Früchte von REPowerEU oder Fitfor55 und all den anderen Klimaintiativen weltweit ernten kann.
Nach der gesicherten Liquidität geht es jetzt – wieder – um die Kosten, die Marge! Wie kann man diese Probleme in einer gemengelage aus Lieferengpässen, explofdierenden Rohstoffpreisen und extrem verteuerten Logistikkosten „in den Griff“ bekommen? Das erste Quartal war durch negative Sonderfaktoren – Cybernagriff, Produktionsumstellung – noch schlechter als sowieso schon erwartet. Bevor die Q2-Zahlen möglicherweise Entwarnung geben, oder zeigen „wie schlimm es aussieht“ nochmals die Q1-Zahlen:
Umsatz 933 Mio EUR, während man im Vorjahresquartal noch 1,251 Mrd EUR schaffte – klar das die Nordex Aktie abtaucht.
Die im Vergleich zum ersten Quartal 2021 schwächere Umsatzentwicklung sei auf eine geplante Produktionsumstellung auf andere Blätter und eine witterungsbedingte geringere Installationsleistung zurückzuführen. Und dazu kommt ein EBITDA, einschliesslich Kosten für die Neuausrichtung der Produktion in Höhe von 36,9 Mio EUR, von Minus 88,9 Mio EUR (Q1/2021: 10,4 Mio.). Bereinigt um diese Einmalkosten lagen das EBITDA bei minus EUR 52,0 Mio. und die bereinigte EBITDA-Marge bei minus 5,6 Prozent (Q1/2021: 0,8 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahresquartal wirkten sich gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten belastend auf die Profitabilität aus. FAST NOCH SCHLIMMER ALS ERWARTET.
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„Der Start in das Jahr 2022 war schwierig und ist sicherlich anders verlaufen als alle erwartet haben. Die Kostensituation bleibt volatil und es kommt zu deutlichen Unterbrechungen der Lieferketten. Dennoch werden die Risiken im operativen Geschäft weiterhin gut ausgesteuert; dabei zeigt sich eine gute Dynamik im Auftragseingang. Dieses geschieht mit einer verbesserten Preisgestaltung, die unsere Margenerholung in Richtung unseres mittelfristigen strategischen Ziels von einer EBITDA-Marge in Höhe von 8 Prozent unterstützen sollte. Der Auftragseingang unterstreicht auch die Wettbewerbsfähigkeit unseres Produktportfolios, welches nun auch die N163/6.X aus der 6-MW-Klasse enthält.“, sagt José Luis Blanco, Vorstandsvorsitzender (CEO) der Nordex Group.
Zukunft soll es richten – und dieses Jahr muss noch einiges passieren, wenn man zumindest die reduzierte Prognose erfüllen will.
Aber Nordex blickt nach vorne – in eine bessere Zukunft – und bestätigt so den Ehrgeiz mittelfristig eine Konzern-EBITDA-Marge von 8 Prozent zu erzielen. Die anderen Mittelfristziele wurden bereits erreicht: Umsatzziel von rund EUR 5 Mrd. und Produktionskapazität von über 6 GW. Fragt sich nun, ob man nicht wneigstens da auch noch „einen drauflegen will“. Steigende Nachfrage durch die REPowerEU, Fitfor55 und diverse andere Klimainitiativen weltweit sollte doch auch eine höhere Produktionskapazität erforderlich oder sinnvoll machen, oder?
Aktuell stimmt Auftragseingang und Auftragsbestand – beides im Steigen begriffen – Zukunft ok, aber zu welcher Marge?
Die Nordex Group hat in den ersten drei Monaten 2022 eine positive Nachfrage auf dem Niveau des Vorjahres verzeichnet. Der Auftragseingang (ohne das Servicesegment) entspricht einem Wert von EUR 903 Mio. (Q1/2021: EUR 911 Mio.) mit einer Nennleistung von insgesamt 1.165 MW (Q1/2021: 1.247 MW). Von diesem Auftragsvolumen (in MW) entfielen 89 Prozent auf zehn Länder in Europa und 11 Prozent auf die Berichtsregion Lateinamerika. Größte Einzelmärkte waren Finnland, Deutschland, Kroatien und Peru. Per Quartalsende wies das Segment Projekte einen Auftragsbestand von 6,3 Mrd EUR aus. Dies entspricht einem Anstieg von rund 24 Prozent (Q1/2021: 5,1 Mrd). Im Segment Service erhöhte sich der Auftragsbestand von 2,8 Mrd EUR um 7,2 Prozent auf 3,0 Mrd EUR, sodass sich ein Gesamtauftragsbestand für beide Segmente von 9,3 Mrd EUR ergab (Q1/2021: 7,9 Mrd EUR).
Nordex Aktie bleibt wohl unter Druck – schwieriges Jahr voraus – Breakeven verschiebt sich weiter in die Zukunft
Die am 25.05.2022 „aktualisierte“ Prognose berücksichtige direkte und indirekte Effekte, mit denen aus heutiger Sicht aufgrund des Kriegs in der Ukraine gerechnet wird, sowie Einmalaufwendungen für die Umstrukturierung der Produktion – Schliessung der Rotorproduktion in Mecklenburg-Vorpommern und die Schliessung einer spanischen Produktionsstätte für die Montage von Maschinenhäusern, abgeschlossen. Insgesamt soll das insgesamt rund 1,5 % Marge kosten.
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Beide Aspekte konnten mangels ausreichender Vorhersehbarkeit in der Ende März veröffentlichten Prognose noch nicht berücksichtigt werden, so zumindest Nordex. Zudem schließe die aktualisierte Prognose die erwarteten Effekte der Lieferkettenstörungen in China sowie die zusätzlichen Kosten und Auswirkungen auf das Geschäft im Zusammenhang mit dem Cyber-Vorfall vom 31. März 2022 ein. Ursprünglich hatte die Nordex Group einen Konzernumsatz von 5,4 bis 6,0 Milliarden Euro und eine EBITDA-Marge von plus 1,0 bis 3,5 Prozent prognostiziert, ohne Berücksichtigung etwaiger Kosten im Zusammenhang mit der geplanten Anpassung des Fertigungsnetzwerks und infolge geopolitischer Ereignisse. Die Erwartungen für Investitionen in Höhe von rund 180 Millionen Euro und die Working-Capital-Quote von unter minus 7 Prozent bleiben zumindest derzeit unverändert.
Schwieriges Jahr – und dann? Nordex Aktie braucht Perspektiven, aber woher…
„Aufgrund dieser zahlreichen und unerwarteten Turbulenzen wird das Geschäftsjahr 2022 schwieriger werden als wir ursprünglich angenommen haben. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und des Lockdowns in China auf die globale Wirtschaft und die Lieferketten beeinträchtigen die Windindustrie und lasten auf der Entwicklung unseres Konzernumsatzes und der Marge. Wir müssen davon ausgehen, dass uns einige dieser Effekte bis in das kommende Jahr begleiten werden“, sagt José Luis Blanco, CEO der Nordex Group. „Mittelfristig gehen wir weiterhin davon aus, dass sich das weltweite Momentum für die erneuerbaren Energien durch die immer ehrgeizigeren Ziele zur Bekämpfung des Klimawandels verstärken und damit auch zu einem signifikanten Ausbau der Windkraft an Land führen wird.”
Cyberangriff schlägt allein mit 1% Marge zu Buche. Nordex Aktie mehrfach getroffen…
Ausführlich begründet Nordex die Situation: „Allerdings ist der gesamte Sektor und speziell die Nordex Group zusätzlich zu den vorgenannten Faktoren von zwei weiteren Entwicklungen beeinflusst, die die ursprünglich erwarteten Margen in diesem Jahr weiter verschlechtern:
(i) Der Lockdown in Shanghai und anderen Provinzen in China wirkt sich erschwerend auf bereits bestehende Lieferkettenstörungen und die zunehmenden Probleme bei der Verfügbarkeit von Komponenten aus, die bereits die europäischen Produktionsstätten sowie Projekte weltweit beeinträchtigen.
(ii) Der Cyber-Vorfall Ende März 2022, der das Unternehmen zwang, verschiedene IT-Systeme in unterschiedlichen Geschäftsbereichen als Vorsichtsmaßnahme herunterzufahren, hat das operative Geschäft beeinträchtigt. Obgleich es keine Anzeichen dafür gibt, dass Windparks und Systeme Dritter betroffen sind, musste die Corporate IT-Infrastruktur des Unternehmens wieder hergestellt werden. Die daraus resultierenden Verzögerungen und Folgekosten kommen zu den direkten Kosten hinzu, die in Verbindung mit der Wiederherstellung und den Maßnahmen zur Stärkung der IT-Infrastruktur der Nordex Group anfallen. Der Vorstand erwartet aus heutiger Sicht, dass die Verzögerungen in der Lieferkette und der Cyber-Vorfall sich mit bis zu 1,0 Prozentpunkt auf die EBITDA-Marge im Jahr 2022 auswirken.“
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Fazit. Mit nochmals gestärkter Liquidität will man sich auf die Zukunft einstellen. Rationalisierungen in Spanien und Mecklenburg-Vorpommern sollten zukünftig die Kostenbasis verringern. Auch die Lieferkettenprobleme sollten im Laufe des Jahres reduziert werden können. Aber wie lange die Transport- und Logistikkosten in der derzeitigen Höhe sich bewegen, lässt sich kaum abschätzen. Wenigstens der Cyberangriff sollte – hoffentlich – ein singuläres Ereignis bleiben. Aber die Energie- und Rohstoffpreise sollten auch erstmal auf hohem Niveau verharren. Ausser man schaut sich die Kursentwicklung der Klöckner Aktie an. Denn deren Kurs antizipiert einen Einbruch der Stahlpreise spätestens in 2023. Aber es bleibt dabei: Nordex Aktie vor schwierigen Zeiten.
Chart: Nordex SE | Powered by GOYAX.de